20 August 2023

Worauf das Wetter alles drückt

An Tagen wie diesem lernt man einige Bedeutungen des Wortes drückend kennen.  Bei mir begann es mit dem morgendlichen Gefühl, ins Bett zurück gedrückt zu werden, sobald ich mich erheben wollte. Immerhin gelang es mir, vor zehn Uhr den trägen Körper aus dem Bett zu drücken. Nachdem ich mir mein leckeres Porridge einverleibt hatte, drückte es mir den Schweiß aus allen Poren. Und das blieb den ganzen Tag so.

Gegen Mittag ließ ich mich in den bequemen Sessel fallen und schaute mir das WM-Finale Spanien-England im Fernsehen an. Wenigstens war es dort nicht so heiß wie hier. Tageshöchstwert für Sidney: 20°C. Wie gerne hätte ich die hier. Spanien ging verdient mit 1:0 in Führung und obwohl die Engländerinnen am Ende sehr drückten, konnten sie die Niederlage nicht mehr abwenden.

Nach dem Spiel brauchte ich dringen frische Luft. Als ich die Balkontür aufschob, kam mir ein Schwall schwülheißer Luft entgegen, so dass ich dieses Experiment schnell beendete. Zunehmend drückte mir dieses Wetter auch aufs Gemüt, ich drückte mich nach einem Kaffeesnack noch eine Weile in der Wohnung rum. Schwül, warm, drückend war es, ich schwitzte, ohne dass ich mich dazu bewegen musste. Das hieß, ich musste wenigstens für eine Weile raus aus der Hütte. Frische Luft gab es heute rau0en auch keine, das war klar, aber wenigstens ein kleines Lüftchen fand ich im nahe gelegenen Park.

Auf den Wegen im Park war es tatsächlich gefühlte 2° kühler, weil die Bäume etwas Schatten und wohl auch Sauerstoff spendeten. Auch der Bach machte mir mit seinem Geplätscher Mut und verdrängte ein wenig das Rauschen meines Freundes Harvey Tinnitoso, welches von diesem Wetter als Einziges nicht weggedrückt wurde. 

Schön gemächlich und mit einer halbstündigen Lesepause an einer leicht zugigen Bank drehte ich mein Ründchen. Mein Freund, der Schäfer, hatte ebenfalls einige Federn gelassen, oder sollte man besser sagen, Rinde gelassen und schien bedrückt unter der Hitze zu ächzen. Das Naturkunstwerk hingegen zeigte sich völlig unbeeindruckt und drückte aus: "Mich kriegt ihr nicht so schnell klein!"


Dabei sah der Himmel richtig freundlich aus, keine Spur von diesem ätzenden Wetter.

blau und weiß - und trotzdem heiß

Die kurze Heimfahrt mit heruntergelassenen Scheiben war schön. Es tat richtig gut, sich den (warmen) Fahrtwind um die Ohren wehen zu lassen. Heute hatte ich noch etwas Anderes zu erledigen, was ich seit Tagen vor mir herschiebe. Ich parkte am Bollwerk und verband eine luftige Rheinrunde mit einem Gang zur Hospitalskapelle. Nachdem letzte Woche auch mein alter Schulfreund Wolle überraschend verstorben war, wollte ich in diesem ruhigen dunklen kühlen Raum einige Lichtlein aufstellen für die, die zuletzt gegangen sind und die, denen es grad nicht so gut geht. Das alles bedrückte mich in letzter Zeit ziemlich. Pro Lichtlein 50 ct, ich hatte nur fünf Euro klein. Nach kurzem gedanklichen Durchzählen waren es tatsächlich zehn Lichtlein, für die auch heute im Gegensatz zu sonst genug Platz zum Aufstellen vorhanden war. Nachdem ich jedem einige Gedanken gewidmet hatte, machte ich mich etwas gelöster auf den Weg durch die Stadt, den historischen Garten, zum Bollwerk und am Rhein entlang zurück. Alles immer schön galama, ich setz mich nicht selbst unter Druck.

Zu Hause wartete ein Rindersteak auf mich und ich konnte auch von den gestern erhaltenen eingelegten Zucchini nicht die Finger lassen und hab die Hälfte davon schon verdrückt. Mathilde, einsame Spitze, ich drück dich!

So bleibt mir nur, den geneigten Lesern meinen Dank für ihre Aufmerksamkeit auszudrücken.

2 Kommentare:

  1. Gerhard09:52

    Das drückende erlebte ich gestern auch so. An der Goldrute fürs Fotografieren konnte man nicht lange stehn, es brannte dir den pelz weg.
    Ich habe auch schulkameraden verloren, dieser tage gleich drei davon. Das nagt auch stark an einem.

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    1. Ja, wir sind in einem Alter, in dem die Einschläge häufiger werden.

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