25 November 2024

Kowelenzer Geschichten im BIO-Weingut

Einen schönen Start in die Woche bereitete mir heute meine liebe Großcousine Gisela. Sie lud mich spontan zu einer Buchvorstellung in schöner Umgebung ein, kutschierte mich sogar hin und zurück.
Es war schon dunkel um viertel vor sechs, als uns Marie verabschiedete und wir uns auf den Weg an die Mosel machten. Unser Ziel lag in Ediger-Eller, genauer gesagt in Eller. Erstmals durfte ich eine Stunde später die Treppen zum BIO-Weingut in dunkler, aber malerischer Umgebung betreten. So sieht das Ganze im Hellen aus:

Das Weingut Freiherr von Landenberg

Wir waren früh dran, als uns die Hausherrin, Giselas Freundin Karén Steinhauer, begrüßte Schnell wurde ich mit einigen bereits anwesenden Akteuren bekannt gemacht. Der Rotary-Club und der Rhein-Mosel-Verlag hatten diese schöne Veranstaltung möglich gemacht, bei der uns die Gastgeberin nach einführenden Reden mit leckeren Sachen verwöhnte. Ein überwiegend veganes Buffet, für jeden war etwas dabei. Wirklich lecker, kann ich Euch sagen.

Der Raum war mehr als gut gefüllt, die Atmosphäre locker-wohlig. Ich war von viel netter Gesellschaft umgeben und fühlte mich wohl, während Gisela der Gastgeberin ein wenig unter die Arme griff.

Michael Eisenkopf hatte ein Buch mit schönen Erzählungen zusammengestellt, die  allesamt in und um Koblenz spielten. Dabei ist der Autor gar kein gebürtiger Koblenzer, sondern vor einiger Zeit aus Lahnstein dorthin gezogen, wie er bei seiner Vorstellung dem Publikum verriet.

Das wäre alles nicht schlimm, jedoch hatte er mir schon vorher im Gespräch mitgeteilt, dass er gebürtig aus dem Ruhrpott stammt. Leider nicht, wie es sich gehört, aus meiner Lieblingsstadt, sondern aus Herne-West, ein paar Kilometer weiter.

Allerdings machte er einen so sympathischen Eindruck, dass ich ihm das überhaupt nicht krumm nehmen konnte.

Ich hatte mir schon zu Beginn ein Exemplar seines Buches am Büchertisch erworben und war so bereits mit einigen gelesenen Geschichten beladen, als er nach dem Essen mit der eigentlichen Lesung von Auszügen aus dem Buch begann.

Dies erwies sich als außerordentlich hilfreich, da ich nun trotz meiner künstlichen Ersatzohren das Meiste verstehen konnte, weil ich es entweder vorher gelesen hatte oder während des Vortrags mitlas. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.

Nach dem Vortrag gesellte sich der Verleger Arne Houben zu ihm und erzählte, wie es zu der Zusammenarbeit zwischen dem Autor und ihm gekommen war.

Zum Ende des offiziellen Teils der Veranstaltung ernteten alle vier Initiatoren viel Applaus vom Publikum.

Der Verleger, der Rotary-Clubpräsident, die Gastgeberin und der Autor (v.l.n.r.) beschließen die schöne Veranstaltung.

Gisela setzte mich nach einer Heimfahrt durch die stockdunkle Nacht wieder sicher in der Heimat ab und ich hab endlich mal wieder die Muße, etwas im blog zu schreiben.

17 November 2024

Farben und Töne im Herbst

Am Ende einer Woche mit vielen schönen Begegnungen mussten wir das letzte geplante Treffen heut leider noch einmal verschieben.

Wie so oft, spülte das Universum eine gute Alternative an und wir trotzten dem Volkstrauertag seine schönen Seiten ab.

Eine liebe Freundin sagte sich spontan an und wir machten einen schönen Wochenabschluss-Spaziergang, bei dem es vor Farben und Tönen nur so wimmelte.

Schon allein die Farben am Wegesrand und am Himmel waren Futter für unsere Seelen, die Bewegung an der frischen Luft war das perfekte Topping.

Dabei entpuppte sich die gute Nicole Maria als exzellente Kennerin der heimischen Flora, so dass ich meine Flora Incognita gar nicht zu befragen brauchte. Die markant roten Pfaffenhütchen bildeten schöne Tupfer unter den Bäumen und in den Sträuchern am Wegrand.


Nici war hier noch nie gewesen und genoss die Schönheit und die Ruhe genau wie ich. Natürlich erörterten wir unterwegs auch die vermeintlichen Gesetze des Universums, so z.B. die vielen Zufälle, die keine sind.

Am Wendepunkt unserer Spazierstrecke bescherte mir dann der Echo-Effekt im kleinen Tunnel eine unverhoffte musikalische Einlage, denn meine Freundin ist nicht nur Naturexpertin, sondern auch eine talentierte Sängerin.

So genoss ich denn vor rotem Herz und einigen biblischen Ernährungsempfehlungen ein schönes kleines Privatkonzert.

Dass wir just in dem Moment, als die Regenwolken heranzogen, wieder zurück am Auto waren, passte zu dem schönen Tag ebenso wie der anschließende lange Kaffeeklön zu Hause bei glutenfreien Nussecken und bunten Schals.

An Tagen wie diesem ...

10 November 2024

Vom Glühen und Blühen

Nach einer schönen Woche mit lieben Besuchen, leckerem Essen und heilenden Händen  passte sich auch das Wochenende gut in diese Phase ein. Mein Brüderlein beehrte mich zum Samstagsfrühstück, die gute Walli erlaubte mir mangels Rindersteak ausnahmsweise auf die lecker gewürzten Schweinesteaks auszuweichen, da die Schweine lange genug auf der Rinderweide gewesen sind. Passt! Und "weil ja Samstach iss", machten mir nachmittags meine blau-weißen Jungs mit ihrem couragierten Auftritt gegen die Pillen eine besondere Freude. Sie glühen wieder.

Der Abend wurde nachdenklicher. Ich besuchte die Gedenkveranstaltung zur Reichsprogromnacht vom 9.November 1938, in welcher landesweit die Synagogen brannten, so auch hier in Andernach. Christiane hatte mich auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht und ich sah viele vertraute Gesichter unter den Zuhörern. So wie sich die politische Lage hier entwickelt hat, ist es umso notwendiger, dafür zu sorgen, dass diese schlimmen Zeiten nicht in Vergessenheit geraten und sich vor allem nicht wiederholen.

Im Foyer des historischen Rathauses mussten aufgrund der vielen Besucher noch Stühle hinzugestellt werden, damit letztendlich alle einen Platz fanden. Der Kölner Schauspieler Georg B. Lenzen war eingeladen, um aus Michel Friedmans Buch "Fremd" ausgewählte Passagen zu lesen.

Auch wen ich aufgrund meiner Gehöreinschränkungen nicht alles verstand, war es sehr beeindruckend und auch ein wenig bedrückend, an diese Ereignisse erinnert zu werden.

Ein Erinnerungsglühen. Nie wieder ist jetzt!

Im Anschluss ging es im Schweigemarsch durch die Stadt zu der Stelle, wo einst die Synagoge gestanden hatte. Nach einer kurzen Rede wurden zum Abschluss viele Gedenklichter dort aufgestellt .

Nach diesem Tag voller gegensätzlicher Eindrücke kam ich erst sehr spät zur Ruhe, so dass ich heute dem RAG mal wieder in Gänze Folge leisten konnte. Durch die ständigen morgendlichen Termine gab es dringenden Nachholbedarf. Beim nachmittäglichen Spätstücks-Porridge zeigte mir der graue Himmel draußen, dass ich nichts verpasst hatte. Nichtsdestotrotz machte ich mich kurz darauf auf den Weg, um wenigstens noch eine kleine Frischluftrunde bei Tageslicht drehen zu können, wobei der Ausdruck Tageslicht eine maßlose Übertreibung ist. Tagesgrau trifft es eher. 

Aber das Schöne daran ist, dass es trotz Novemberfeuchtkaltgrau immer noch viele Wesen gibt, die sich diesem Dauergrau widersetzen. Vor meiner Haustür sorgt ohnehin meine liebe Buddhine dafür, dass aus dem einjährigen Berufkraut ein Immerblüher geworden ist.

Auch unsere Novemberrosen blühen wie eh und je, auch die blaue Berg-Flockenblume strahlt noch. Das kann eigentlich nur auf Buddhine zurückzuführen sein, deren positive Aura einfach alles Graue überlagert.

Dank dieser Anregung hatte ich mir schon länger vorgenommen, mich nicht komplett dem Herbstblues auszuliefern, sondern weiter zu blühen und dem Blues damit eine schöne Melancholie zu verleihen.

In den Rheinanlagen fand ich dafür reichlich Unterstützung.

Schon der dortige Blühstreifen erfreute mich mit den Farben von Schmuckkörbchen, gelben Kosmeen, rauen Sonnenhüten, Garten-Zinnien und blauen Korbblumen, die sich allesamt ebenfalls weigerten, nach Grau zu konvertieren.

Selbst die vielen Dixi-Klos, die neuerdings dort stehen, erfreuten mich in strahlendem blau-weiß, so dass ich fast in Versuchung kam, sie mit einem meiner Fanschals zu dekorieren.


Der aufgestellte Holzhaufen, wie ich ihn vor dem Kleinen Deutschen Eck sah, ist wohl der Grund für die Dixi-Klos. Aus dem soll wohl mal ein Martinsfeuer werden, was aber ganz anders aussieht als zu meinen Zeiten.

Wir sind als Kinder noch selbst durchs Dorf gezogen, einen vom Bauer geliehenen Hänger im Schlepptau und haben im Dorf eingesammelt, was verbrannt werden sollte.
🎵Mir sammele füred Meerdesfeuer - ahle Manne oder e Bierd Strieh!🎶

Der Blick auf die falsche Rheinseite deutete an, dass das dortige Grau eindeutig eine viel trostloseres Schattierung hat als das hiesige.

Wie wichtig Satz- und Leerzeichen sind, wurde mir bei diesem Anblick bewusst:

Ob dort auf der Wiese viele Gänsen essen oder ein leckeres Gänseessen ansteht, ist ein himmelweiter Unterschied.

Auch entdeckte ich eine völlig neue Direktverbindung zum Runden Turm.

Dieser hatte sich zwar hinter zwei Bäumen versteckt, aber dass diese Treppe geradewegs zu ihm hinaufführt, ist nicht zu leugnen.

Da haben die Denkmalspfleger wieder mal Großartiges geleistet.

Nebenan war der Bausparkassenhund Leo nach langer Zeit endlich mal wieder zu hören. Er ist zwar weiterhin nicht mehr zu sehen, aber sobald sich irgendein Lebewesen der Grundstücksmauer nähert, hört er nicht mehr auf zu bellen.


Kurz vor dem Bollwerk begrüßte mich dann eine letzte Pusteblume, die sich dem Herbst nicht gebeugt hatte. Irgendein sehr junger Rennfahrer hatte sein Gefährt vor dem Tunnel abgestellt, war aber selbst nicht mehr zu sehen. Ich hoffe, er hat sich seinen Parkplatz gut gemerkt.


Mit diesem guten, bunten schön-melancholischen Gefühl lässt sich gut schlafen. Und lang.

04 November 2024

Kaiserwetter auf dem Berg

Zwei Tage mit blauem Himmel liegen hinter uns. Dank des lieben Ännchens kann ich ein paar schöne Bilder unseres gestrigen Spaziergangs zum Hochkreuz zeigen.

Den ersten schönen Anblick hatten wir schon vor der Haustür, als uns diese Berg-Flockenblume mit ihren blauen Blüten begrüßte.
Wie eine Berg-Flockenblume vor unser Haus gelangt? Ich kann es nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich sie nicht gepflanzt habe.





Oben auf der Höhe bot sich dann ein grandioser Blick in alle Richtungen.

Blauer wolkenloser Himmel, wohin man blickte - und die Herbstsonne wärmte sogar ein wenig, so dass der diesige Bodensatz sich nicht allzu weit ausbreiten konnte.

Ännchen trabte schon ein wenig voraus, als ich mir diesen Weitblick einfangen musste.


Dann ging es ein paar Meter bergauf durch den Wald, bis uns ein bepilzter Holzstapel freundlich begrüßte.

Die Fachleute unter den Lesern werden sicher erkennen, welche Fläumlinge oder Sücklinge oder was auch immer dort eine Heimat gefunden hat.

Am Hochkreuz angelangt, gönnten wir uns eine kleine Rast und genossen einfach nur, dass wir da sind.

Auf dem Rückweg wurde es dann schon spürbar frischer, da sich der Nachmittag um kurz nach vier bereits auf dem Rückzug befindet.

Ein schöner Nussbaum hatte es mir dann wieder angetan, der Kontrast zum blauen Himmel und die mittlerweile spürbare Kälte machten wohl auch diesem welkenden Kameraden zu schaffen.

Aber er trotzt dem nahenden Winter und flüstert ihm unhörbar zu: "Im Frühjahr komm ich wieder!" Ein schöner Gedanke. Nach etwa 9.000 Schritten standen wir wieder am Auto und hatten unterwegs viel Schönes in uns aufgesogen.

Auch heute hielt die melancholisch-schöne Stimmungslage an. Ein interessanter Kursabend mit meinen Mitschreiber*Innen beschloss den nächsten schönen Tag. So kann es bleiben. So wird es bleiben. Hab ich gerade beschlossen.