23 September 2018

Sauberes Essen in Andernach

Seit einigen Wochen ist mir der samstägliche Gang zum Andernacher Wochenmarkt zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden. Ich hab gerade nachgeschaut, am 14.Juli habe ich den Wochenmarkt nach langen Jahren erstmals wieder besucht. Eigentlich hab ich mich mit Natalie getroffen, um einen möglichen freien Stellplatz für unsere Nachhaltigkeits-Aktion zu checken. Vom Markt selbst hatte ich nach den Erfahrungen früherer Jahre nicht viel erwartet. Damals, vor einigen Jahren, hielt ich vergeblich nach ungespritztem Obst oder Gemüse Ausschau, nach Eiern von glücklichen Hühnern, von Wurst und Käse aus artgerechter Haltung ganz zu schweigen. Diesmal war ich überrascht, auf der Ecke Kramgasse meine Kollegin Brigitte mit Ihren Mineralien und Steinen zu finden, daneben handgemachte Naturseifen aus Plaidt. So etwas hatte ich hier gar nicht erwartet.
Der Stellplatz, den wir eigentlich gesucht hatten, war schnell abgehakt, der war nicht da, weil viele Stände den Marktplatz bevölkerten. Stattdessen nahmen wir uns spontan vor, die Stände nach sauberen Lebensmitteln abzusuchen.

Ok, es gibt sie immer noch, die gespritzen Äpfel, die chemisch gedüngten Zucchini und auch die todunglücklichen Eier aus Käfighaltung, sogar sehr preiswert. ABER - es gibt auch die anderen, die ich seitdem jede Woche aufsuche. Es gibt die unbehandelten Tomaten aus der Grafschaft, Wurst und Fleisch vom BIOLAND-Hof an der Mosel, BIO-zertifizierte Ziegen- und Kuhkäse aller Arten vom Rech-Hof aus der Grafschaft und seinen Partnern.

Die Stände vom Rech-Hof und vom BIO-Hof an der Mosel

Und so lustwandelte ich auch gestern morgen wieder mit Vergnügen auf lukullischen Pfaden. Meist stehen meine Favoriten an der Ecke zur Schafbach hin. Bei der netten Walli vom BIO-Hof Althaus-Zell hat es mir die grobe Salami angetan, da könnt ich mich reinsetzen. Auch der mildgeräucherte Schinken ist ne Wucht, alles vom Bentheimer Landschwein, einer alten Rasse, die auch auf unserer Permakultur gehalten wird. Und bei der Verarbeitung der Blutwurst räumt sie mir mittlerweile sogar ein gewisses Vorschlagsrecht ein, die doppelt geräucherte dunkle Blutwurst könnte eines Tages Realität werden.

Auch bei Herrn Kupka vom Rechhof fühle ich mich ausgesprochen gut aufgehoben. Den Ziegenfrischkäse in verschiedenen Zubereitungen sollten sie probieren, ebenso den halbfesten mit Bockshornklee oder Kräutern. Beim Schnittkäse hat es mir die sizilianische Zubereitung angetan, nachdem ich mich mal durch fast alle Sorten durchprobiert hatte in den letzten Wochen.

unbehandelte Tomaten

Die unbehandelten
Tomaten liegen noch bei mir zu Hause und warten auf den Geschmackstest.
Hier gibt es kein BIO-Zertifikat, aber ehrliche Verkäufer, die mir Wochen vorher auf meine Frage hin auch erklärten, dass sie diesmal nur gespritzte Tomaten dabei hatten.


Saadet zeigt: BIO macht lustig!

Und - nicht zu vergessen - ein paar Meter weiter in der Kramgasse 19 bietet Saadet Duran mit ihrem Mann Ali seit mehr als 2,5 Jahren neben Konventioneller Ware aus der Region auch ein reich gefülltes Regal mit BIO-zertifizierten Produkten an. Hier bekomme ich auch die glücklichen Eier von freilaufenden Hühnern, ebenfalls BIO-zertifiziert.
Ich finde, das ist ein guter Anfang für alle, die sich bewusst ernähren und denen artgerechte Tierhaltung wichtig ist. Und ich habe die Hoffnung, dass die Nachfrage diesbezüglich auch in Andernach weiter steigt, damit noch weitere nachhaltige Anbieter dazu kommen, auf dem Markt und in der Stadt. Leerstehende Geschäfte, in denen sich das realisieren ließe, haben wir genug.

22 September 2018

Andernacher R(h)einheit

Jetzt geht's gleich los

Gestern veranstaltete Natalie Karij bereits zum fünften Mal die Aktion "Andernacher R(h)einheit", bei der freiwillige Helfer das Andernacher Rheinufer von Müll und Unrat befreiten. Trotz des schlechten Wetters kamen mehr als 30 Helfer zum Ufer, und die schlimme Ausbeute konnte sich hinterher sehen lassen.

Mit der Unterstützung vom Bauhof der Stadt Andernach und von einigen Andernacher Firmen war die Aktion ein Erfolg. Was die fleißigen Helferlein in drei Stunden alles am Ufer fanden, wurde in bereitgestellte Container und Tonnen gefüllt.


Was so alles in den Rhein geworfen wird

Vom Fahrrad über Glas, Metall, sehr viel Plastikmüll bis  zum Verkehrsschild war alles vertreten, und zwar in großen Mengen. Kaum zu glauben, dass nach der letzten Aktion vor ein paar Monaten das Ufer blitzsauber war.
Nach der Aktion kamen alle Teilnehmer hoch zur Stadthausgalerie, wo man sich mit gespendeten Speisen wie Kuchen, Pizza und Obst stärken konnte und im Anschluss einige Preise unter den Teilnehmern verlost wurden.


Ich war persönlich zum ersten Mal unterstützend mit dabei und kümmerte mich überwiegend um unsere gemeinsame Idee, einen Info-Markt zum Thema Nachhaltigkeit. Der fand zum ersten Mal im Rahmen von Natalies Aktion statt und wir hatten ihn wegen des angekündigten Regens vom Rheinufer in die Stadthausgalerie verlegt. Hier war die Frequentierung nicht so hoch, wie wir erhofft hatten, was wohl auch dem Wetter und dem Freitagnachmittag geschuldet war. Nichtsdestotrotz haben wir viele Gespräche mit interessierten Menschen geführt, auch der Kontakt der Aussteller untereinander war gesucht. Denn es waren viele Aussteller versammelt, die sich allesamt der Nachhaltigkeit verschrieben haben, jedoch unterschiedliche Bereiche vertreten.

NaBu, Tierarten und Klimaschutz

Der NaBu Mayen informierte über seine Tätigkeit, Matthias Küchler zeigte, welche Tierarten in und um Andernach vom Aussterben bedroht sind. Der Klimaschutzmanager der Stadt Andernach, Andreas Faßbender, präsentierte Wissenswertes aus seiner Tätigkeit, ich selbst hatte eine erste "nachhaltige Einkaufsliste" erstellt.

C2C. KeepGreen u.a.

Burkhard Mosen von TANA erläuterte das Cradle2Cradle-Konzept, nach dem überhaupt kein Müll mehr entsteht, Marco Hackenbruch zeigte mit KeepGreen Photovoltaikmodule fürs Balkongeländer. Er repräsentierte auch die Neue Energie Bendorf eG, die lokale Bürgerenergie-Genossenschaft, welche ausschließlich Strom aus regenerativen Quellen produziert. Auch die FSG mit Willi Stroganoff bot regenerative Energie an. Der REWE-Markt Andernach wurde vom Inhaber Nico Grunert mit einigen nachhaltigen Produkten präsentiert. Carmen Rakemann und Doris Büma zeigten Kunstwerke, die zum Teil aus Müll hergestellt waren. Natalie Karij selbst präsentierte an einem Stand Alternativen zu Plastik und zeigte u.a., wie man Zahnpasta selbst herstellen kann. Auf den kunstvollen Fotos von Johannes Palm konnte man sehr gut sehen, wie unterschiedlich Landschaften mit und ohne Müll aussehen. Für den Weltladen Andernach zeigte Hildegard Bender, dass es dort fast nur ökologisch saubere und fair hergestellte Produkte im Sortiment gibt.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mitgemacht haben. Es wird sicher nicht die letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sein.



02 September 2018

Kulturnacht einmal anders

Ja, es IST etwas völlig anderes, ob man sich im bunten Gewusel der Andernacher Kulturnacht von Lesung zu Band, von Kunstausstellung zu Straßengauklern treiben lässt oder ob man selbst aktiv daran beteiligt ist. Diese Erfahrung durfte ich zusammen mit einigen MitstreiterInnen des VHS-Kurses "Schreiben!" machen, da man uns in diesem Jahr die Chance gegeben hatte, unsere Werke selbst zu präsentieren.

Schon lange geplant, wurde dann doch die Zeit immer knapper, die Aufregung immer größer. Lesen? Ich !?! Vor Publikum ?!?!? Oh mein Gott !!!!!!!

Gleich geht's los

Und als vor drei Wochen unsere Dozentin Gabriele Keiser am Kursabend die vorläufige Festlegung der Vortragsreihenfolge einforderte und in die Runde fragte: "So, wer macht den Anfang?", suchte plötzlich die eine Hälfte der Teilnehmer irgendetwas unter dem Tisch, während die andere Hälfte intensiv die Muster an der Zimmerdecke analysierte. Ein langes Schweigen später stellte sie eine Frage an mich, die ich aufgrund eines gleichzeitigen Aussetzers meiner beiden Hörgeräte akustisch nicht verstand und mit "Ja??" anwortete. ZACK! war ich verhaftet und durfte als Erster in der Kulturnacht ran. Eine Szene wie im richtigen Leben.

Volles Haus

Jedoch muss ich gestehen, dass mich seither eine schöne erwartungsfrohe Aufregung begleitete, keine angstmachende Panik. Und der gestrige Abend erfüllte all meine schönen Erwartungen. Es kamen mehr Menschen als erwartet, um uns zu hören. Der kleine Saal war zu Beginn mit fast vierzig Menschen so gut wie "ausverkauft". Ein Stuhl war noch frei, und einige Zuhörer verfolgten das Geschehen im Stehen.
Die Mikrofonanlage stand parat, benötigt wurde sie nicht. Jeder von uns trug seinen Text laut und deutlich vor, alles war gut zu hören. Da wir alle keine Profis sind, ging es natürlich auch mal hier etwas zu schnell, da etwas zu undeutlich, aber das gehört auch dazu und ich hatte das Gefühl, das uns dass auch niemand krumm genommen hat. Ich hatte das Glück, dass die gute Hilde, in der zweiten Reihe des Publikums sitzend, mir in der Hälfte meines Textes dezente Signale "Etwas langsamer bitte!" gab und ich dann meine Drehzahl etwas zurückdrehen konnte.

Carmen an der Kugel

Parallel dazu wickelte Carmen Rakemann ihre große Nagelkugel, ihre Bilder schmückten die Wände während der Lesung, und zu einem Bild erzählte sie uns auch eine schöne Traumgeschichte. Der "vielsaitige" Michael Lohr begleitete uns während der Lesepausen musikalisch, und so wurde es für mich ein richtig rundes Bild.

Engel in der Nacht

Als wir um 22 Uhr das Rheintor verließen, blieb auch noch genügend Zeit für die wunderschöne Obertonmusik von Georg Holtbernd und Ruth Stöcker in der Hospitalkapelle. Diesen Beitrag gönne ich mir stets bei der Kulturnacht. Wenn ich bei dieser Musik die Augen schließe, bin ich mir absolut sicher, dass da vorne Engel singen. Andere Wesen können solche Töne überhaupt nicht erzeugen.

Auf dem Weg durch die Stadt waren auch Engel auf Stelzen unterwegs. Nach einem Pulled-Pork-irgendwas mit irgendwas anderem dabei und einer Appelschorle traten wir zu viert glücklich und müde den Weg zum Bahnhof und zum Auto an. Es war, wie eigentlich immer, ein schöner Abend, diesmal etwas anders als sonst.