25 Oktober 2020

Wege und Sichten - und magische Objekte

Es gibt wahrlich schöne und interessante Wege in unserer Gegend, für die man nicht weit fahren muss. In der vergangenen Woche konnte ich das tägliche "Tausend Schritte tun" zusammen mit meinem Bruderherz und auch einmal mit Kumpel Mike T-Bone gut umsetzen.

Der Rauscherpark in Plaidt machte den Auftakt, ne kleine Runde zum Einstieg sozusagen. Wie in Plaidt hatten wir auch sonst immer ein gutes Timing, genau die Regenpausen zu erwischen.

Die schöne Aussicht bis hinter die Burg Olbrück

Auch der Rundweg am Sportplatz in Kell, den wir am nächsten Tag in Angriff nahmen, ist immer wieder einen Ausflug wert. Die schöne Aussicht und von anderer Stelle aus der Blick übers Brohltal nach Lützing, sind schon was Besonderes. Den weißen Turm, den man von dort aus gegenüber zu sehen glaubt, wollten wir am nächsten Tag vor Ort finden, irgendwo auf der anderen Seite des Brohltals.

In der rechten Bildhälfte der vermeintliche weisse Turm

Auch um die immer wiederkehrende Unklarheit über die korrekte Lage, Benamung und Zuordnung von Nieder- und Oberlützingen endgültig zu klären, schauten wir uns tags darauf vor Ort um um und spazierten über die Chaussee von Ober- nach Niederlützingen. Dort angekommen, dachte sich mein Bruder etwas Seltsames aus, solche Anwandlungen hat er immer mal wieder.
Er behauptete, der historische weiße Turm, den er tags zuvor von Kell aus gesehen habe, stehe genau in Brohl-Lützing, wie Niederlützingen heute heißt. Diesen Turm, der alles überragt, hätten wir aber auf unserem Spazierweg von Oberlützingen aus bereits sehen müssen, aber: Fehlanzeige! Also musste er wohl woanders stehen. Aber der Kleine beharrte hartnäckig darauf, der Turm sei hier und ging eine Straße nach der anderen ab, ohne dass wir den Turm jemals sehen konnten. Am Ende unserer mehrstündigen Erkundungstour fand er dann einen kleinen Wasserturm, der mit Funkantennen aller Art bestückt war, und behauptete, dies sei das prächtige Objekt, dass wir tags zuvor von der anderen Seite des Tals aus gesehen hätten. Ja gut, was soll man da sagen? Ich weiß ja schließlich, was ich gesehen bzw. nicht gesehen habe, lassen wir ihm seine blühende Fantasie.

Blick zurück von der anderen Seite des Brohltals

Am nächsten Tag sollte sich für mich herausstellen, dass auch meine Wirklichkeit manchmal anders ist, als ich es eben noch sicher zu wissen glaubte. Wir beschlossen, unsere Frischlufttour nach Wachtberg zu verlegen und die Anfahrt hinter Remagen über Unkelbach und Oedingen zu nehmen. Zwei Orte, von denen man maximal einmal den Namen gehört hat, weil man jemanden kennt, der behauptet, dort zu wohnen. Schon bei der Durchfahrt stellten wir erstaunt fest, dass die beiden nie vorher gesehenen Örtchen aus mehr als zehn Häusern und drei Straßen bestehen, aus weit mehr.

Auf der Straße von Oedingen nach Wachtberg sahen wir sie dann, die große weiße Kugel, die den ganzen Ort überstrahlt. Wow, was sagt Dr. Google dazu?! Ja klar, das RADOM, die Radarkuppel der Fraunhofergesellschaft, welche hier von der Höhe aus die unendlichen Weiten des Universums beobachtet. Die wollten wir uns auf jeden Fall näher ansehen. Da das Teil aufgrund seiner Größe überhaupt nicht aus den Augen zu verlieren ist, konnten wir aufs Navi verzichten und rein auf Sicht navigieren. Jedenfalls bis wir im Ort waren - und plötzlich war das Ding nicht mehr zu sehen!
"Immer weiter geradeaus, wir sind doch genau drauf zu gefahren! Das muss noch kommen!"
Denkste, am Ortsausgangsschild ist noch immer nix zu sehen. So langsam verstehe ich, wie es meinem Bruder gestern beim Suchen des weißen Turms gegangen ist. Wir drehen, fahren zurück und biegen an der großen Ampel links ab. Da geht's runter ins Rheintal, abwärts. Nach ein paar hundert Metern halten wir an. Das kann nicht sein. das Ding liegt so hoch, dass man es von der anderen Seite des Orts aus bei der Anfahrt sehen konnte! Und wieder befrage ich Dr. Google, und der sagt, wir seien eben daran vorbei gefahren. Drehen, zurück durch den Ort, und plötzlich taucht das Ding über den Dächern wieder auf!

Im Hintergrund die KUGEL, wie sie hier genannt wird

An der Ampel schaue ich meinen Bruder am Steuer an und rufe "Da! Das gibt's doch gar nicht!"

Der schüttelt nur verständnislos den Kopf. Als er anfährt, schaue ich wieder nach vorne und - das Ding ist wieder weg! Spätestens jetzt wird uns beiden klar, dass das Universum irgendwelche magischen Spiele mit uns treibt. Wir akzeptieren es mit Demut, was bleibt uns auch anderes übrig? Wir geben die Straßenadresse ein, die Google uns liefert und stehen letztendlich vor dem eingezäunten Gelände des Instituts. Unser Spaziergang führt uns seitlich am Gelände vorbei, wo es mir sogar gelingt, die große Kuppel zu fotografieren. Während wir weitergehen, zeige ich meinem Bruder das Bild auf dem Handy. Als ich den Kopf wieder drehe, ist das Ding wieder weg. Mich überrascht nix mehr. Mein Bruder zeigt mir dann, dass es ungefähr fünfzig Meter schräg hinter uns wieder aufgetaucht ist.

Was zeigt uns das alles: Wahrheiten sind relativ! Wenn das Universum grad mal Lust hat, sie umzudrehen, kann man auch nix dagegen tun. Wir nehmen es hin und lassen uns anschließend Kaffee und Kuchen noch besser schmecken als wir das ohnehin schon immer tun.

12 Oktober 2020

Autorenstammtisch in der Destille

Nach unserer heutigen Kursstunde in der Andernacher VHS hatten wir die Ehre, unseren Autorenstammtisch in der Andernacher Destille zu eröffnen. Piet, der Gastwirt, verwöhnt uns von nun an regelmäßig mit Leckerem aus der Küche und einem vorzüglichen naturtrüben Apfelsaft in BIO-Qualität.

Der Club der jungen aufstrebenden Literaten 😉

In einem solche Wohlfühlklima präsentierte Carmen ihre gerade neu erstellte Stammtischaschenbecher-Ersatzskulptur, die besonders auf unser gemeinsames Hobby zugeschnitten ist. Auch wenn wir heute Abend nicht vollzählig waren, konnte man es bereits ahnen, dass in dieser Atmosphäre zukünftig die Ideen für unsere kreativsten Geschichten geboren werden. Und Miles Davis lächelt uns dabei zu. Hach!

11 Oktober 2020

Tolle Naturfotos aus der großen Nachtsheim-Familie


Heut Abend habe ich über unsere Facebook-Gruppe "Wir heißen alle Nachtsheim" Corinne Nachtsheim-Duval kennengelernt, eine Französin, deren Familie vor ca. 200 Jahren von Lahnstein aus den Weg ins Elsass angetreten hat. Sie ist ausgebildete Musiklehrerin und widmet sich seit ein paar Jahren ihrer Leidenschaft, dem Fotografieren.


Ihr Spezialgebiet: Die Biodiversität, also die biologische Vielfalt.


Zum Einen kann sich jeder Interessierte auf ihrer Homepage davon überzeugen, dass sie tolle Bilder macht, zum Anderen find ich es spannend, jemand mit diesem Fokus kennen zu lernen. Denn die Biodiversität ist in meiner Wohnstadt Andernach seit Jahren ein großes Thema, und wird eingebettet in essbare Stadt, Permakultur, Geysir etc. weiter entwickelt.


Tja, die Nachtsheims sind eine sehr vielfältige Spezies, und ich bin froh, immer wieder neue Familienmitglieder kennen zu lernen.

08 Oktober 2020

Unverpackter Abschied - auch von Murphy?

Der Abschiedstag - gleichzeitig mit etwas Wehmut, aber auch mit Vorfreude auf daheim verbunden. Glücklicherweise hatte Fabienne heute Morgen Zeit, mit mir im Hotel zu frühstücken. Das Buffet im also-Hotel ist auch sehr nach ihrem Geschmack. Nicht übertrieben oder pompös, aber gut sortiert, frisch und alles in BIO-Qualität. Heute morgen gönnten wir uns Rührei mit und ohne Speck, und auch mein Cornflakes-Müsli-Mix mit vielen frischen Früchten reingeschnippelt war wieder klasse. Das ist einfach in der Preisklasse konkurrenzlos.

Abschiedsstimmung in den Gesichtern

Anschließend chauffierte mich Fabi netterweise zum Geldautomat, denn die Volksbank und auch die Sparad-Bank sind diesbezüglich gegenüber Sparkasse und anderen hoffnungslos im Hintertreffen. Ich finde in der ganzen Stadt gefühlte 3 Geldautomaten, an denen ich mit meiner Volksbankkarte ohne Gebühren abheben kann. Die verbliebene Zeit nutzten wir zum Besuch des unverpackt-Ladens, der auch drinnen einen kleinen Café-Bereich hat. Bei Tee, Kaffee, Espresso und Rhabarberschorle spielte Fabi dann freiwillig den Testhörer für eine ältere Mike-Neuhaus-Geschichte, mit dieser kleinen Privatlesung konnte ich ein wenig in Übung bleiben.

Dann ging es schnell, Verabschiedung von Fabi, Kofferpacken im Hotel, Verabschiedung vom Hotelier, der entgegen meiner ausdrücklichen Anordnung doch noch im Hotel arbeitete, Taxi zum Bahnhof - und gespannte Erwartung, wie es dort weitergeht.

Sollte Ricarda weiterhin recht behalten mit ihrer gewagten These, dass der Bahn-Murphy sich bei seiner letzten Aktion derart verausgabt hatte, dass er mich weiter jetzt in Ruhe lässt? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Am Bahnhof erwartete mich auf Gleis 1 eine wohlbekannte Botschaft:

IC nach Passau: +5

Da die beiden vorherigen Züge bereits beide mit +10 angekündigt waren, konnte die +5 für meinen IC nur ausgewürfelt sein. Das bereitete mir aufgrund langjähriger Bahnerfahrung keinerlei Kopfschmerzen. Allerdings geschahen in den nächsten Minuten weitere seltsame Dinge:
Den ebenfalls verspätet gemeldeten RE7 verlegte man per Ansage kurz vor seiner Ankunft von hier auf Gleis 3. Es folgte ein Massensprint die Treppen runter und am gegenüberliegenden Bahnsteig wieder hoch. Es stellte sich allerdings dann heraus, dass die Formulierung der Ansage "Auf Gleis 3 fährt nun ein:" nicht zwingend wörtlich zu nehmen ist.
Dafür wurde jetzt hier für 15:20 die RB nach Bonn angekündigt, die nirgends zu sehen war. Und sie blieb auch unsichtbar, wenig später zeigte ein +5 auf der Anzeige, wie das zu verstehen ist.
Nun sprang unser IC Passau ganz nach vorne in der Ankunftsliste. Mittlerweile hatte auch er auf +10 aufgeholt. Das wir zu diesem Zeitpunkt bereits 12 Minuten über die Zeit waren, sei nur am Rande erwähnt. Wahrscheinlich als Ausgleich für diese kleine Diskrepanz verkündete die Ansage nun, dass die Wagen in umgekehrter Reihenfolge einfahren werden. Da mein reservierter Sitzplatz ziemlich in der Mitte des Zugs war, hatte ich nur wenige Meter zu gehen. Um mich herum wuselten dafür die 1.Klasse-Passagiere von einem Ende des Bahnsteigs zum anderen, die Reservierungen vom anderen Zug-Ende genau entgegengesetzt. Was auch immer die Lokführer dazu treibt, 5 Minuten vor Ankunft im Bahnhof auf freier Strecke den Zug zu wenden und verkehrt herum in den Bahnhof zu einzufahren, wird wahrscheinlich eins der letzten ungelösten Rätsel der Menschheit bleiben.

Aber die Hauptsache ist: Der Zug kommt! Und er kam. Mit einer Viertelstunde Verspätung. Mein reservierter Platz war inmitten einer 3-köpfigen Familie, welche den 4er mit Tisch komplett in Beschlag genommen hatte. Aber gegenüber war alles frei, nichts reserviert, und so segelte ich glückselig in Richtung Heimat, in Koblenz erwartete mich bereits der RE5 bis nach Andernach. Home, sweet home!

Als dann noch mein kleinster Bruder auftauchte und sich opferte, mit mir zusammen ein leckeres buntes Gemüse-Backblech aus dem zu schnippeln, was der Gertrudenhof heute frisch geliefert hatte, war der Tag perfekt. Müd und satt, auch ohne Arbeit matt. Ich habe mir vorgenommen, morgen schon einmal meinen Kalender daraufhin zu überprüfen, ob sich nicht demnächst eine Woche förmlich anbietet, die nächste Reise zu machen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

07 Oktober 2020

Tavuk Şiş, Tuffi und die Reise der Ringelblumensalbe

Gestern und heute war das Wetter so grau, nass und kühl, dass es sich wie eine Decke aus Müdigkeit über ganz Wuppertal legte. Gestern mittag drehte ich nur eine kleine Runde und wurde dabei nass bis auf die Knochen. Umso angenehmer die anschließende heißem Dusche und das schöne Lunzjen gut eingemummelt im Hotelbett. Zum Glück meldete sich Fabi noch und wir wir machten uns abends auf, um im Café Moritz zwei nette Stunden zu verbringen.

Heute hatte ich mir einen längeren Spaziergang zum Werth vorgenommen. Ich wartete schlauerweise ab, bis der Dauerregen nachmittags aufhörte und machte mich dann auf den Weg, um unterwegs im Urfam eine kleine Rast mit einem Mittagessen zu verbinden. Nach etwa zweihundert Metern Fußweg fing es leicht an zu nieseln, fünf Minuten später regnete es Katzen und Hunde. Kein Wunder, ich war ja ohne Schirm unterwegs ---> Murphy. Daher dehnte ich meine Rast im netten türkischen Lokal etwas länger aus. Ein leckeres Tavuk Şiş und ein Ayran machten mich so pappsatt, dass ich einen Espresso danach brauchte. Der war geschmacklich so ... tja ... äähmm .. ok, den nimmt man wirklich besser beim Italiener.

Der Regen, dessen Ende ich im trockenen Lokal abwarten wollte, hatte offensichtlich beschlossen, nie mehr aufzuhören und prasselte munter weiter auf die Straße vor dem Fenster. Auf dem Gang von hier zum Werth würde ich den Freischwimmer absolvieren können, das konnte ich knicken. In diesem Moment kam die Rettung. Fabi schrieb mir, dass ihr Video abgedreht sei und sie meine Hilfe beim Lesen der unleserlichen SD-Card gebrauchen könnte. Wir verabredeten, dass sie die SD-Card einsteckt und mich in zwanzig Minuten hier abholt. Meine trockene Heimfahrt zum Hotel war gesichert, dort würden wir am Notebook sehen, was sich mit dem Video machen lässt.

Ich wollte mich jedoch vom Regen nicht davon abbringen lassen, heute einen anderen verrückten Plan heute zu starten: Die liebe Irmgard hatte mir vor Wochen mit einer selbstgemachten Ringelblumensalbe eine große Freude bereitet, und diese Salbe wirkt echt klasse. Da Irmgard mit ihren fast 90 Lenzen nicht mehr so viel verreist wie früher, kam mir die Idee, ihre Salbe stellvertretend für sie mitzunehmen, wenn ich mal wieder unterwegs bin. Und heute an der Wupper machte ich den Anfang.

Tuffi und Irmgards Salbe

Vor einigen Wochen wurde eine neue Tuffi-Steinskulptur in die Wupper gesetzt, zur Erinnerung an die Jungelefantin vom Zirkus Althoff, die vor 70 Jahren einen Sturz aus der Schwebebahn in die Wupper gut überstanden hatte. Das passierte ziemlich genau an dieser Stelle, ein paar Meter hinter dem türkischen Lokal an der Wupper. Und so kam dieses Erinnerungsfoto zustande, dass ich im Regen vom Parkplatz aus machte.

Eine halbe Stunde später saßen wir im trockenen Hotelzimmer und mussten feststellen, dass diese Card wohl auf keinem Rechner der Welt mehr lesbar ist. Mist! Wir wollten uns davon den Tag nicht vermiesen lassen und zur Elisenhöhe zu fahren, wo wir die Zeit bis zu ihrem Tanztraining im schönen Café verbringen konnten. Als wir beschlossen, mit dem Auto dorthin zu fahren, hörte der Regen augenblicklich auf, er hatte wohl eingesehen, dass er uns nichts mehr anhaben konnte. Und wieder sind wir bei diesem Herrn Murphy und seinen Gesetzen angelangt. Hätten wir uns dafür entschieden, den Weg hinauf zu Fuß zu gehen, hätte man uns anschließend auswringen können, jede Wette!

So wurde es schön, wir hatten einen interessanten Kaffeeklön und Fabi gönnte sich eine Kleinigkeit zur Stärkung vor dem Training. Ich stelle immer wieder fest, wie gut mir das Zusammensein mit dieser selbstbewussten, jungen Frau tut.

Espresso auf der Elise

Als sie mich wieder im Hotel abgesetzt hatte, entnahm ich den im Foyer ausgelegten Flyern, dass es heute Abend ruhig bleiben würde im Speiseraum. Vom Foyer aus hatte ich in den letzten Tagen mehrfach die Gelegenheit, dem ebenfalls hier einquartierten Song Lua Trio beim Proben zu lauschen. Eine wirklich schöne Mischung aus vietnamesischen und westlichen Klängen, die mich in Teilen auch an die Obertonmusik erinnerte. Die Sängerin Khanh Nguyen ist übrigens gebürtige Koblenzerin. Heute Abend haben die drei den ersten Gig ihrer Oktober-Tour in der Düsseldorfer Jazz-Schmiede, weitere Auftritte folgen in den nächsten Tagen in der Region, u.a. am 15.10. in der Färberei in Wuppertal. Ich wünsche den Dreien viel Erfolg und den Zuhörern viel Freude.

05 Oktober 2020

Spirituelle Zufälle und Cigköftem

Ein verspätetes Frühstück - ich hatte richtig verpennt - verschaffte mir im Frühstücksraum die zufällige Begegnung mit einer netten rothaarigen Gästin, deren unverkennbarer "rhoi-hessischer" Akzent mir als Dialekt-Experten natürlich sofort ins Auge Ohr fiel.hatte.
"Irgendwas in der Nähe von Monnem mit einem Schuss Kalllsrue!" diagnostizierte ich messerscharf.
Sie stellte sich dann als gebürtige Leipzigerin vor, die in Speyer ein Café betreibt. Na gut.

Es ergab sich eine angeregte Unterhaltung über vermeintliche Zufälle, diverse Formen von Heilung, Hörstürze und Tinnitüsse, und am Ende kannte jeder von uns auch die halbe Krankengeschichte des Anderen, wie das bei zwei mittteilungsfreudigen Menschen nun mal so ist. Beim Verlassen des Speisesaals, aus dem die gute Dany uns dankenswerterweise nicht hinauskomplimentierte, hatte ich dann noch Gelegenheit, Diana unsere beiden Broschüren vom Schreibkurs aufzunötigen. Als ich später von meiner kleinen Runde zurück kehrte, waren D+D, Dany und Diana, noch im Foyer in einem angeregten Gespräch. Ich gesellte mich dazu - und schwupp-die-wupper wurde es wieder eine sehr interessante Unterhaltung über spirituelle Themen. Ich bin eigentlich gar nicht sooo spirituell, aber wenn ich andauernd solche Menschen treffe, werde ich es noch.

Allagut, wir verabschiedeten Diana so herzlich, wie es unter coronaren Bedingungen möglich ist. Nach solch langen und anstrengenden Gesprächen war eine kleine Erholungsphase im Hotelzimmer mit Lesen und Augenpflege genau das Richtige für mich.

Der Abendspaziergang führte mich dann zum veganen Cigköftem in der Karlsstraße. Cigköftem bedeutet wörtlich "Alles Fleisch" und ist eine komplett vegane Besonderheit, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Da mein Magen seit dem Frühstück nix Vernünftiges mehr bekommen hatte, war ich mir nicht ganz sicher, ob so eine vegane Kleinigkeit ausreicht, um satt zu werden. Hauptsache, was Warmes. Im Cigköftem gibt es diese gleichnamige Spezialität in vielen Variationen. Ich orderte die Variante "Wrap". Als die türkische Bedienung mich fragte "groß oder klein?", hätte ich als großer schwerer Kerl mich geschämt, die Babyportion zu wählen und antwortete "Großer Kerl - großer Wrap", was der Frau ein wissendes Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich schnappte mir einen Becher  Ayran aus dem Selbstbedienungskühlschrank und erwartete am Tisch gespannt, was sie mir bringen würde, denn ich hatte von diesem Gericht nur gelesen, es aber noch nie gesehen geschweige denn gegessen.

Alles Fleisch?  Von wegen! Alles lecker!

Auf einem Tablett brachte sie mir kurz darauf eine mit Papier umwickelte vegane Teigrolle von der Größe eines Baumstamms, kalt. Da ich befürchtete, mich mit der Frage, ob sie mir das warmmachen könne, mich als kompletten Nullchecker lächerlich zu machen, nickte ich ihr freundlich zu, bedankte mich und begab mich ans Werk. Ist ja nur vegan, kann ja sooo sättigend nicht sein. Von wegen! Das Zeug war köstlich, schweinescharf und hätte für zwei Mahlzeiten gereicht. Ich hatte das Gefühl, die türkische Familie an einem anderen Tisch schaut sich sehr genau an, ob dieser Kerl sich nicht maßlos überschätzt hat mit der großen Portion. Aber da musste ich sie enttäuschen. Bis auf den letzten Krümel verputzte ich den Baumstamm.

Ich kann ihn nur weiterempfehlen, aber in klein!

Und Leute, noch was: Wenn ihr mal in Speyer seid, dann besucht unbedingt Diana in ihrem kleinen Café: Cupcake-Fee und richtet ihr einen schönen Gruß von mir aus!

04 Oktober 2020

Dürüm im Dörnen: Urfam Ocakbasi

Zu meiner völligen Überraschung teilte mir heute morgen eine Regierungsdepesche über twitter mit, dass es freilaufenden Rentnern seit dem 01.04.2020 untersagt ist, nach zwei Ruhetagen sofort wieder voll anzugreifen. Diese Regelung wird strengstens überwacht und Verstöße werden mit hoher Geldstrafe und einwöchiger Zwangsernährung mit Gemüse und Obst bestraft. Und das kann ja wirklich keiner wollen!

Also gönnte ich mir heute ein spätes ausgiebiges Frühstück und begann anschließend im Hotelzimmer, die letzten Episoden meines Roman-Protagonisten Mike Neuhaus zu überarbeiten und zu ergänzen. Und ja - die Muse treibt mich wieder, es geht weiter! Nachdem ich die Korrekturvorschläge der beiden letzten Schreibkurs-Abende eingepflegt hatte, nahm ich mir die Inspektion der ausgearbeiteten Geschichte von Dagmar vor, deren Anfang mich vor Wochen so fasziniert hatte. Und wow, sie hat eine schöne und berührende Geschichte daraus gesponnen!

Da kleinere Bewegungseinheiten auch während des dritten Ruhetags explizit erlaubt sind (natürlich nur zur Erlangung von fester Nahrung), machte ich nachmittags meine "Urfam-Ocakbasi-Unterdörnen"-Runde, um mir in dem netten türkischen Speiselokal an der Wupper einen Tavuk Sis Dürüm Wrap und dazu einen Ayram zu gönnen. Auf den anschließenden Mokka, den man mir anstatt Espresso anbot, verzichtete ich allerdings. Denn erstens wollte ich nicht heut Nacht quer im Bett stehen, und zweitens hatte ich so eine Ahnung, dass der nette Hotelier heute Spätschicht schieben könnte und mich vielleicht mit einem leckeren Espresso glücklich machen würde.

Bunt mag der Junior seine Uni
Aufgegessen - die Sonne kommt raus!

Satt und zufrieden machte ich mich auf den Heimweg langs der Wupper mit mehrfachem Seitenwechsel, vorbei an der Junior-Uni und dem dahinter befindlichen Unverpackt-Laden, um mich gut gestärkt wieder Mike Neuhaus widmen zu können. Als ich am späteren Nachmittag den Getränkekühlschrank im Foyer aufsuchte, strahlte der Hotelier mir von hinter der Rezeption entgegen und fragte mich, ob ich Lust auf einen Espresso hätte. 

"Joah, wenn Du mich so fragst..."
"Einen doppelten?"
"JAAAA!"

Lieber Frank, wenn Du das liest, dann fühl Dich als der Beste!

So habe ich nun wieder den Pep, unseren Mike noch etwas erleben zu lassen und den wunderbaren Tag entspannt ausklingen zu lassen.

03 Oktober 2020

Feiertag auf der Elise - mit Regen und Rübli

Da für freilaufende Rentner seit dem 1.April 2020 die gesetzliche Regelung gilt, Ruhetage stets im Doppelpack nehmen zu müssen, musste ich heute meinen enormen Bewegungsdrang sehr zügeln und mich nach dem ausgiebigen Frühstück nochmal zur Augenpflege auf das Hotelzimmer zurück ziehen.
Zum Glück hatte sich für heute Nachmittag lieber Besuch angekündigt. In diesem besonderen Fall und wegen des heutigen Feiertags ist eine kleine Bewegungseinheit ausnahmsweise erlaubt.

Elisenpark im Regen

Doch da es mittlerweile ziemlich unangenehm regnete, gönnten wir uns zuerst eine größere Stärkung im gemütlichen Café Elise. Bei Rübli-Kuchen, Mohnstreusel, Kaffee und Tee hatten wir uns viel zu erzählen.

Ein glückliches Paar

Rübli und Mohn - uns zur Frohn

Als sich das Café später zunehmend mit Gästen füllte, hatte der Regen glücklicherweise so weit nachgelassen, dass wir noch die Besichtigung des nebenan gelegenen botanischen Gartens in Angriff nahmen. Wir bewunderten Mammutbäume und Bananenstauden und inspizierten am Ende ausgiebig die Heilkräuterabteilung. Dieser Kräutergarten ist medizinisch strukturiert aufgebaut, man findet hier einen Knurzwurz gegen Verdauungsstörungen, an einer anderen Ecke kann man(n) seine Prostata-Beschwerden lindern, wenn man(n) an Birkenrinde riecht oder Kürbiskerne knabbert.

Viele mir bis dato völlig unbekannte Pflanzen mit seltsamen Name sind an jeder Ecke zu finden, auch bei Herbstwetter eine schöne Tour, die sich lohnt.

... wie gesagt, seltsame Namen ...                             

Meine Freunde setzten mich am Ende unseres Ausflugs wieder am Hotel ab, wo ich nach dem Schreiben dieser Zeilen endlich meinem Mike-Neuhaus-Roman ein paar Seiten mehr Beachtung schenken werde.

02 Oktober 2020

Ruhetag mit Sonne und Liebe

Ein entspannter Wuppertag, größtenteils im Hotel, hat mir sehr gut getan. Zwei Spaziergänge durch Barmen und Elberfeld ließen sich prima mit Erledigungen kombinieren, zwischendurch gab's im Hotel einen leckeren doppelten Espresso beim Smalltalk, hach!

Pina Bausch lässt grüßen

Unterwegs bin ich auf interessante Haus- und Mauerbeschriftungen gestoßen, die einen Teil dessen ausmachen, was mich an dieser Stadt so reizt.

Wenn Elke Lasker-Schüler das sagt .....
Meine blau-weißen Jungs konnte ich heute Abend nur im Live-Ticker unterstützen. Zu einem Sieg hat es leider nicht gereicht, aber immerhin bleiben sie weiter ungeschlagen im tiefen Westen.

01 Oktober 2020

Vorweg in den Vorwerkpark

Der heutige Tag war geprägt von Regen und Müdigkeit. Umso schöner, dass mich Fabi nach dem Frühstück dazu animierte, den Vorwerkpark zu besichtigen. Noch hinter dem Toelle-Turm im Berghang gelegen, fanden wir ein wunderbares Kleinod, wenn auch bei suboptimalem Wetter. Zunächst wurde die Müdigkeit durch viel frische Luft etwas reduziert. Im Lauf unseres Spaziergangs wurde klar, dass die Anlage gar nicht so groß ist, wie sie auf dem Plan erscheint. Aber: Man macht nicht viele Längenmeter, dafür umso mehr Höhenmeter. Von oben hat man schöne Ausblicke über das grüne zerklüftete Tal.

Erster Blick von oben

Wir schafften es, bis hinunter in Murmelbachtal mehrere der angelegten Fischteiche zu besichtigen, die auch als Badeteiche genutzt wurden. Wir besichtigten den Wasserfall, aus dem aus ungeklärten Gründen grad kein Wasser aus dem oberen Rohr fiel.

Der Wasserfall

Auf dem Weg zurück (hoch!) musste der alte Herr schon ein wenig langsam machen. Dafür hatte er auch Zeit, die tollen vermoosten Stämmchen und die herbstliche Vegetation zu bewundern, die im Sommer mit vielen blühenden Rhododendron sicherlich noch viel attraktiver ist.

Jung und alt - es war kalt!

Die Familie Vorwerk hat diesen Privatpark vor einigen Jahren den Wuppertaler Bürgern geöffnet, und nach dem Tod von Max-Jörg Vorwerk kümmern sich die Adolf-Vorwerk-Stiftung und eine Förderverein darum diesen Park und andere Grünanlagen als Refugium für die Wuppertaler zu erhalten.
Fabi hatte viel Spass an den Farnen, die überall zu finden waren. Dieser Park ist sicher einen Besuch wert, den ich mir auch nochmal bei besserem Wetter vornehme.

Kurz nach Mittag zurück im Hotelzimmer gönnte ich mir eine kleine mehrstündige Pause mit geschlossenen Augen, dazu ist man als freilaufender Rentner seit Neuestem gesetzlich verpflichtet!




Blick von unten

Gleich wird mich Fabi einsammeln und wir werden den Abend beim Araber in der Karawane ausklingen lassen. Dort hatte ich vor zwei Jahren schon einmal bei unserer ver.di-tour mit den Kolleg*Innen gespeist und habe es in sehr schmackhafter Erinnerung. Und auch heute Abend hat es sich gelohnt.

und drinnen
Draußen










Das Kokos-Curry mit Pilzen und Gemüse war ein Gedicht - Fabis Gesellschaft ist sowieso klasse - Herz was willst Du mehr?

Und so geht auch der zweite Tag an der Wupper schön zu Ende. Ich weiß schon, wieso ich immer wieder hierhin zurück komme.