Auf das Treffen mit meiner Alten Liebe hatte ich mich gefreut, wenn auch halb zwölf für ein Mittagessen nicht zwingend meine Zeit ist. Aber mein Gott, die Zeiten ändern sich und das ist doch kein Problem. Bereits am ganz frühen Morgen gegen neun Uhr erfreute ich mich an meinem Porridge und dem besten Kaffee aller Zeiten. Und als ich pünktlich um 11 Uhr den Andernacher Bahnhof betrat, leuchtete mir bereits diese Anzeige entgegen:
11:12 ist meiner! |
Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen war meine Regionalbahn nach Koblenz als eine der wenigen Züge pünktlich angekündigt. Murphy, bist du krank heute?
Und er war nicht nur so angekündigt, er kam auch auf die Minute pünktlich. Die Türen ließen sich öffnen und es gab keinen ungeplanten Halt unterwegs, nicht wegen technische Störung, nicht wegen der Verspätung eines voranfahrenden Zuges und es hatte sich auch keiner aufs Gleis geworfen. So kam es, dass ich planmäßig um 11:27 in Koblenz aussteigen konnte und von Hanni im Bahnhof herzlich empfangen wurde. Wir entscheiden uns für den Italiener gegenüber, der Insalata Manzo war ein Gedicht, ebenso wie der anschließende Espresso Macchiato und wir hatten schöne anderthalb Stunden voll angeregter Unterhaltung. Als wir uns verabschiedeten, dachte ich schon darüber nach, womit mir Murphy denn diesen perfekten Morgen wieder heimzahlen würde, wenn er denn aufwacht.
Zurück am Bahnhof, um 13:13, las ich dann, dass um 13:16 ein RE auf Gleis 2 nach Andernach fahren soll. Ich ging hoch zum Bahnsteig, mein Zug wartete bereits und wollte gerade die Türen schließen, ließ mich aber noch zusteigen und brauste pünktlich los. 11 Minuten später verließ ich ohne Zwischenfälle den Zug am Andernacher Bahnhof mit dem Gefühl "Irgendwas stimmt doch hier nicht!".
Beim Gang durchs Bahnhofsgebäude stand dort plötzlich meine Freundin Andrea vor dem Kiosk. Wie sich herausstellte, war sie mit dem gleichen Zug aus Koblenz gekommen, hatte nur einige Wagen vor mir gesessen. Toll! So begleiteten wir uns ein Stück des Weges bei angeregter Unterhaltung gegenseitig in den Kiosk und zum Reformhaus. Als ich das Reformhaus betrat, dachte ich schon "Und was kommt jetzt?", als ich drinnen überraschend auf Nico traf, der mit der Reformhausfrau irgendetwas Geschäftliches zu besprechen schien. Den wähnte ich eigentlich noch im Urlaub in Italien, seltsam. Ich wollte ihm schon kurzentschlossen auf die Schulter hauen, als ich gerade noch bemerkte, dass es nicht Nico war, sondern wohl sein Zwillingsbruder sein musste, so ähnlich sah er ihm. Als ich ihn höflich darauf ansprach, bestätigte auch die Frau vom Reformhaus, dass ihr diese verblüffende Ähnlichkeit ebenfalls aufgefallen war. Der Mann kannte Nico jedoch gar nicht und wusste auch nichts von einem potentiellen Doppelgänger in Andernach. Irgendwie ein seltsamer Tag heute. Aber schön.
Nun war ich eigentlich viel zu früh zu hause, denn das gute Ännchen hatte sich erst zum Kaffeeklön angemeldet. Ein Blick aufs Handy zeigte mir eine Nachricht von ihr mit der Frage, ob sie schon früher kommen könne, da ihre vorherige Verabredung ausgefallen war. Ja klar. Und so wurde es ein schöner Klön-Nachmittag mit einer lieben Freundin. Als sie sich später verabschiedete, musste ich mich wegen des angekündigten Unwetters entscheiden. Zuerst meine Frischluftbewegungsrunde am Rhein drehen und danach das Ofengemüse aufsetzen oder erst das Gemüse machen, in den Ofen schieben und dann an die Luft, um es nach meiner Runde als leckeres Abendbrot genießen zu können. Aber ob das Wetter so lange hält? An einem Tag wie heute spürte ich, wird alles klappen. Also erstmal ne Stunde schnippeln und dann ab in die Rheinanlagen.
Als ich am Rhein ankam, zog sich schon alles zu am Himmel.
Sieht nicht nach Abendsonne aus |
Bitte bitte noch nicht jetzt! |
Nichtsdestotrotz machte ich mich auf den Weg vom Bollwerk bis zum Alten Krahnen. Dort sah ich schon von weitem Uli und Merlin auf einer Bank sitzen und den Himmel beobachten. Zu den beiden gesellte ich mich, bis sie mit dem Hinweis "Das geht gleich los" den Weg zum Auto antraten. Aber ich wusste ja, an einem Tag wie heute werde ich auch nicht nass.
Auf dem Rückweg gönnte ich mir also noch ein schönes Lesepäuschen direkt unter Simones Engel, der den Himmel anflehte, doch bitte noch ein wenig zu warten mit dem Gewitter.
Ein Kapitel lang begleitete ich den Kalmücken in meinem Buch noch auf seinem Weg in Italien, dann trat ich den Rückweg zum Parkplatz an
Nach ein paar Metern piepste es im linken Ohr. Auha, der Akku des Implantats leerte sich! Er hielt noch ziemlich genau, bis ich vor dem Auto stand. Aber im Rucksack hatte ich nur die Ersatzbatterien, an denen ich mich vor ein paar Tagen bei Conny und Jens eine halbe Stunde lang vergeblich abgemurkst hatte, ohne sie zum Laufen zu bringen. Irgendwas stimmte mit denen nicht und leider hatte ich es seither versäumt, diese gegen einen funktionierenden Ersatzakku auszutauschen. Mist!
Einer plötzlichen Eingebung folgend setzte ich im Auto die defekten Batterien zum gefühlt achten Mal im Implantat ein und - sie funktionierten auf Anhieb! Eigentlich klar an einem Tag mit dem Positiv-Murphy, oder?
Nun schnell ab nach Hause. Der Himmel hatte sich sehr zugezogen.
Das sieht nicht gut aus ... |
Genau als ich das Auto zu Hause unter dem Carport einparkte, erschien der erste Blitz am Himmel. Als ich die Haustür hinter mir zuzog, begann es draußen aus Eimern zu regnen. Aber das überraschte mich schon gar nicht mehr. An Tagen wie diesem geht irgendwie alles.
Im Kühlschrank hatte ich ein leergeräumtes Gemüsefach - morgen kommt die nächste Wochenlieferung vom Gertrudenhof. Aus dem Ofen durfte ich dafür Kartoffeln-Pastinaken-Kohlrabi-Möhren-Radieschen-Lauch-Brokkoli-Knobi-Pfeffer-Salz-Masala mit aufgelegten Rote-Beete-Scheiben nehmen und mit Thai-Curry-Soße verfeinert schnabulieren. Ein passender Abschluss für einen perfekt getimeten Tag. Danke, Murphy!
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