30 November 2022

Ich liebe meinen Schrittzähler

Heute nur in Kurzform die Meldung zum Gesamtergebnis seit der Inbetriebnahme am 30. März diesen Jahres.

1.500.000 Schritte
Die Krönung


Mit 1,5 Mio. Schritten habe ich die vorläufige Spitze erreicht und bin sozusagen in die Liga der Gekrönten aufgestiegen, die Top 1% dieser App. Und das trotz mehrerer Auszeiten und Klinikaufenthalten in diesem Seuchenjahr. Gefällt mir.

Zur Belohnung hab ich mir bei der heutigen Dunkelrunde um den Block noch die definitiv besten Nussknacker der Region gekauft, die gibt es nämlich nur bei der Bäckerei Fedl im Schillerring.

29 November 2022

Mein Kampf gegen das gräusliche Grau

Meine Mittagsrunde fand noch komplett im Hellen statt. Ich besuchte Carmen in der Galerie und spazierte von dort aus zum Rhein. Auch im Hellen sieht der Himmel um kurz vor drei schon so aus:

Und das um zehn vor drei!

Immerhin war noch keine Beleuchtung notwendig, aber der Sonnenuntergang verschiebt sich ja noch drei Wochen lang zu unseren Ungunsten.

Nachdem ich mich mich daheim mit Wallis Rumpsteak gestärkt hatte, zeigte mein Schrittzähler eine erschreckend kleine Zahl an, meine Rheinrunde war wohl doch ein wenig kurz gewesen. Also war eine zweite Runde fällig. Damit ich überhaupt noch im Hellen losgehe kann, fuhr ich zum Bollwerk und startete dort pünktlich zum Sonnenuntergang um kurz nach halb fünf meine zweite Rheinrunde. Gut zehn Minuten später gingen die Lichter an und es sah so aus:

Viertel vor fünf - aus grau wird dunkelgrau

Ein schöner Anblick war dann der Angler, der sich vorne mit einer Laterne und hinten mit einem Rückenlicht ausgestattet hatte. Auch der wehrt sich gegen die dunkle Seite.

Der Angler, ohne Arm aber mit Licht

Kurz darauf ging es dann nur noch mit Beleuchtung vorwärts. Stadteinwärts zwischen Villa am Rhein und Parkhotel ragt der Runde Turm heraus, eins der Wahrzeichen Andernachs, heute mit kleiner Schmuckbeleuchtung.

Schmucklichter am Runden Turm

Aber im Dunkelgrauen wollte ich nicht am Rhein weitergehen und wählte den Weg durch die Stadt. Dabei schaute ich auch kurz am Kleinen Antiquariat Jona vorbei und wurde dort freudig begrüßt. So ein Smalltalk mit netten Menschen macht sofort wieder alles heller. Nicht draußen, aber innendrin. Und so fiel mir der Rückweg zum Parkplatz wieder viel leichter, mein Schrittzähler hat für heute seine geforderten Einheiten bekommen und ich konnte mir das Abendbrot schmecken lassen.

28 November 2022

Grau - grauer - am grauesten

Es gibt tatsächlich noch eine Steigerung des gestrigen Wetters. Aber von Anfang an:
Mit der Zusage für einen Physio-Termin am Donnerstag fing der Tag schon richtig gut an. Und mit einem lieben FrühSpätstücksbesuch setzte sich das nahtlos fort. Bis dahin hatte ich meinen einzigen Kontakt mit der lebensfeindlichen Außenwelt, als ich die Zeitung reinholte. Das dauerte keine Minute - und das war schon zu lang. Aber nach gut zwei Stunden interessanter Unterhaltung mit Wunderbrød, Porridge und Kaffee hatte ich das garstige Außengehege komplett vergessen. Nachdem mein Besuch sich verabschiedet hatte, wurde es eigentlich Zeit für eine kleine Frischluftrunde. Eigentlich. Dann kam mir in den Sinn, dass ich den lebenswichtigen Besuch bei alnatura in Koblenz seit Wochen vor mir herschiebe. Kombiniert mit einem Kurzbesuch beim KLB, der mir netterweise ein Rezept vom hier ansässigen Hausarzt abgeholt hatte, wurde ein Schuh draus.

Erschreckende Bilder auf der B9. Durch die bei Mülheim-Kärlicht neu eingerichtete Baustelle in Fahrtrichtung Bonn sah ich im Gegenverkehr eine Schlange von der Großbaustelle Weißenthurmer Brücke bis zum Bubenheimer Kreisel. Wenigstens wusste ich nun, woher ich später nicht zurückfahre. Auf dem Rückweg begann es dann, stärker zu nieseln. Neblig, kalt und grau ist schlimm genug, aber nass dazu geht ja gar nicht. Als ich merkte, dass ich mir gerade meine Ausreden für die unterlassenen Frischluftrunde zusammen bastele, beschloss ich, dass ich mich diesem Wetter nicht beugen werde und steuerte in Andernach sofort die Rheinanlagen an. An der Ampel ein erster kleiner Schnappschuss in Richtung Himmel.

Dieser Himmel - furchtbar!

Schließlich hatte ich ja meinen Zauberschirm im Auto, den ich für so etwas immer einsetzen kann. Als ich das Auto auf dem Parkplatz am Bollwerk abstellte und mich mit Rucksack und Schirm auf den Weg machte, ließ der Nieselregen so weit nach, dass ich den Schirm nicht aufzuspannen brauchte. Geht doch!

Was sich allerdings unterwegs meinen Augen bot, war nicht alles schön. Die Reisenden auf dieser Flusskreuzfahrt mit der PRINS WILLEM ALEXANDER hatten sich keine gute Zeit für's Sightseeing ausgesucht.

Der Prins unter deutscher Fahne

Graublick statt Weitblick

Auch von hier aus kein schöner Anblick

Die beiden ganz in Gelb gekleideten Trauerweiden waren schon ein kleiner Lichtblick.

Ein kleiner Farbtupfer

Die Schmierfinken waren auch hier unterwegs. Kein YEE YEE wie gestern, aber SAFE. Ich würde eher sagen: KRANK. 

Auf diese Farbe kann ich gut verzichten

Tanker vor Anker - mit gelben Streifen

Auf dem Rückweg machte ich einen Schlenker durch die Stadt, der Anblick auf den Straßen war nicht ganz so frustrierend wie die Grauzone am Rhein. Zurück am Bollwerk sah ich, dass auch die Schweizer königlich unterwegs waren, dem niederländischen Prins hatten sie eine Rhein Prinzessin entgegenzusetzen. 

Die Schweizer sind wieder da

Aber auch hier war das große Sonnendeck nur äußerst spärlich besucht. Wie dem auch sei, mir hatte die Frischluftrunde gut getan, wie eigentlich immer. Für die nächsten Tage ist immerhin trockenes Wetter angesagt. Nach dem Ofengemüse zu Hause sah ich allerdings, das ich gleich noch eine Abendrunde um den Block drehen werde, denn mein Schrittzähler ist für heute noch nicht ganz zufrieden.


27 November 2022

Grau grau grau ... sind alle meine Himmel

Als ich mich heute Mittag endlich dazu durchringen konnte, aufzustehen, überraschten mich meine Küchenfenster mit einem blauen Wolkenhimmel. Das muntert einen ja direkt auf. Leider hatte sich dieser schöne Ausblick nach dem Frühstücksporridge in ein schlimmes Grau verwandelt und stieß mich damit sofort wieder in meine müde Lethargie zurück. Bei so einem Wetter bleibt man doch daheim, oder?

Nein, ich jedenfalls nicht. Spontan beschloss ich, lieber meinem Schrittzähler einen Gefallen zu tun als diesem blöden Harvey Tinnitoso. Da kann er mich noch so anbrüllen, ich gehe raus. Aber wohin? Nachdem ich mit dem Auto einmal fast um den Block gefahren war, weil mir alle Fahrziele im letzten Moment doch zu öde erschienen, fiel mir die Straße zum Stadtrand ins Blickfeld. Dort raus war ich länger nicht mehr gewesen, das war besser, als ständig die gleichen Strecken zu spazieren.

Mein Weg sollte heute in Richtung meiner letzten Wohnheimat führen, die mich immerhin 14 Jahre lang ertragen hatte. Schon der erste Blick übers freie Feld wollte mich ins Elend stürzen. So sah es aus:

Schlimm genug, diese Anblick

und so nahm ich es wahr:

Eine schlimme graue Suppe

Vielleicht würden mich ja ein paar schönere Anblicke unterwegs überraschen.  Irgendwann war es dann tatsächlich ein Baum am Wegrand, der den Kampf gegen den nahend Winter noch nicht aufgegeben hat teund demonstrativ seine braunen Blätter gen Himmel reckte.

Ein standhafter Baum

Der Weg führte dann neben einem Bach entlang unter einen grauen Brücke hindurch. Wieso sind eigentlich alles Brückenpfeiler grau, kann man die nicht schon in bunt aufstellen?! Hier hatten sich wenigstens ein paar Menschen bemüht, das Ganze etwas optisch aufzubunten.

Immerhin, ein Versuch!

Als mich dann wenig später ein Vogelhäuschen mit der Jakobsmuschel begrüßte, hellte sich meine Stimmung schon ein wenig auf.

Auch noch blaue Farbe mit dabei, wie schön

Der große Farbklecks kam dann einige hundert Meter weiter, das Wasserhäuschen. Hier hatte sich jemand wirklich bemüht, im Sinne der Formulierung in den Arbeitszeugnissen "Er war stets bemüht ...".

Das ist mal richtig schön bunt

Hätte er nicht wenigstens die richtige Zahl nehmen können ? Lieber Sprayer, wenn du das hier liest, dann merk dir ein für alle Mal:
Die Zahl heißt 42!
Was willst du denn mit 751 sagen? Hä! Schon mal drüber nachgedacht ?!?! Dein IQ kann es jedenfalls nicht sein, egal wie schön du die Ziffern malst.

Einfach nur blöd

Aber gegen das, was sich jemand an der linken Querseite erlaubt hat, ist das ja noch Gold. Außer "Yee" "Yee" nur unleserliches Gekrakel und Geschmiere! Wer hat das nur verbrochen? Da ist mir ja fast die weiße Wand lieber als das. Ok, unten links ist eine 5B zu erkennen, das kann nur seine Schulklasse sein. Naja, mit 11 Jahren haben wir auch viel Mist gemacht. Vielleicht gut, dass Sprayen damals noch nicht "in" war, sonst könnte man vielleicht heut noch die Zeugnisse unserer damaligen Beklopptheit irgendwo sehen.

Ich beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken und setze meinen Weg fort. Immerhin hatte ich ja ein paar bunte Tupfer zu Gesicht bekommen, die die große graue Wand etwas erträglicher machten.


Mein Denkmal



Als ich dann am Eingang  eines Hofguts vor den Toren meines letzten Wohnorts ankam, inspizierte ich Uhr und Schrittzähler. Oha, ich war ne Dreiviertelstunde unterwegs und hatte einige tausend Schritte gemacht. Ich erinnerte mich an Andreas Bemerkung vorgestern: "Denk dran, wir müssen auch noch zurück!" und machte kehrt. Was ich als erstes auf dem Rückweg erblickte, war mir vorhin nicht aufgefallen. Auf einem Pfeiler der Außenmauer des Guts hatte auch jemand gesprüht. Und jetzt haltet Euch fest: Der hat mich dort verewigt!
Auf der rechten Seite des Pfeilers ganz klar zu erkennen:

Hero
Manni


Wie dem auch sei, in meinem Kopf begann sofort Bonnie Tyler zu singen "I need a hero ...". Wow!

Auf der linken Seite hatte sich natürlich wieder der doofe "Yee Yee" verewigt, oder war das der gleiche Verfasser? Nein, das kann nicht sein.. Aber der Hero ... auch die unorthodoxe Buchstabenverteilung beweist klar, dass er nur mich gemeint haben kann, den personifizierten Antihelden.

Derart aufgemuntert, strahlte ich dann auch die beiden jungen Reiterinnen an, die mir kurz darauf entgegenkamen. Sie lächelten zurück. Leider gelang es mir nur noch, sie von hinten zu fotografieren.

schwarz - weiß - bunt ist das Leben

Meine Füße liefen auf dem Heimweg wie von selbst und zu guter Letzt erblickte ich noch die schönen blühenden Disteln am Wegesrand. Hach!

Als ich wieder am Auto ankam, war ich gut anderthalb Stunden unterwegs gewesen, die frische Luft hatte mir genauso gut getan wie die Bewegung. Und die vielen Farbtupfer unterwegs hatten das Grau am Himmel wieder weiter weg von meinem Gemüt gedrückt.

Auch das bunte Ofengemüse, dass ich mir anschließend daheim zauberte, hatte eine ähnliche Wirkung. Farben bereichern das Leben.

Auch der liebe Spätstücksbesuch, den ich morgen erwarte, fühlt sich gut an. Gute Menschen bereichern das Leben.

We can be heroes - just for one day


26 November 2022

Widdamôhl watt off Platt

Häude morje wô mäine kleine Broder zom fröhstöcke dôh, wie mir zwei dat jede Samsdaach mache. Onn ich hann morjens schunn gemerkt, datt mäine Freund Harvey häud vill ze sôhn hat. Ed ging ma trotzdämm goot, ich hannen einfach päife gelôhs. Nur bäim zoohüüre hann ich net vill verstanne, weil dä Kerl suh laut geplärzt hat.
Naja, mir säin dann bäid Walli off de Maat gange, hann uns e besje leckere Wuurschd onn e schön Rumpsteak gehollt. Datt haddet Walli mir extra zeröck gelääscht, es dat net schön?
Meddas es dä Klein widda gefahre, ich hann mäin Büjelwäsch bäim Fatma abgehollt onn wô noch offen Sprung em REWE, dann hatt ich alles fürd Wocheenn. Onn dann hannisch üwwerlääscht: Wo fiehrsde dann häut hin, für e paar Meda ze laufe? Onn ich säin net wäit gefahre, nur bis bäi die Läud mett dämm Äppelschmeer. Wer oder wo datt es, datt lossisch äuch môh rôôde, jedenfalls die Auswärdije. Die von dôh komme, die wessen dat jôh.

Offem Dorfplatz hannisch geparkt onn säin durch de Ott bis an die Bahnonnerführung geloff, ganz am Enn de Räin eronna, onn dann widda zeröck. Onn dä Harvey hatt onnerwees em rechde Uhr gebröllt, als hädde se nimmie all. Prompt gingen och die Batterie vom Implantat off der linke Säit leer. Datt hann dann lauda gepiepst, alle zehn Sekunde piep piep ----- piep piep. Dô hann iched einfach ausgedohn onn en de Jacketasch gesteckt. Hüür ich halt gar nix mieh, datt wôh jetz och egal.

An der ahle Schötzehall wôhred Ulli drauße Fäua am mache, bestemmt wierd häud gegrillt oder geräuchert. Omm Röckweesch säin ich an der Kersch vorbei geloff onn hannemôh geguckt, bie wäid die met de Bauarbeide säin. Also, abegeress es alles, awwer ed Geröst stieht noch. Villäicht wierd jôh noch verbotzt.

Onn dä Glocketurm stieht gänüwwa

Als ich dann glöcklich zeröck am Audu wôh, haddisch mäi Tarespensum an Schridde schunn geschafft. Tschacka! Onn vor allem konndisch jetz die Batterije vom Implantat wechsele, ohne acht Dail gleischzäidisch en zwei Hänn halle ze möhse, freihändisch. Wie datt dann links widda lief, es ôch dä Harvey rechts widda leiser gewuhre. Watt dä Kerl emmer hatt, ich weised net.

Ewe daheim hannisch ma üwwerlääscht, watt ma außer de Äppelschmeer noch für Name für die Ennwohna von denne Örtscha häi eromm hann. Üwwer die Ochse hannisch jôh schunn paarmôh geschriwwe.

Awwa boher komme dann
- die Rööwe?
- die Dudeköpp?
- die Siwweschlöwa?
- die Lappese?
- die Limmesja?
- die Muhre?

oder

 -die Debbekooche?
- die Wierschtjer?
- die Wasserköpp?
- die Huhsajer?
- die Schärjer?

Onn jetz säin ich gespannt, ob üwwerhaupt eina alles verstanne hat.

25 November 2022

Man trifft sich am Rhein

Ich hatte mich für heute mit einer Jugendfreundin in meinem Heimatort zum Spazieren verabredet. Andrea ist auch so ein Mensch von der Sorte, die man zwanzig Jahre nicht gesehen hat, sich dann eines Tages zufällig beim Doc über den Weg läuft und es fühlt sich ganz schnell so an, als wäre keine Zeit vergangen. Seit unserem letzten Spaziergang waren ein paar Monate vergangen, wir hatten uns einiges zu erzählen. Der Weg am Rhein entlang war die richtige Umgebung dafür. Hier ist es sehr ruhig, also konnte auch ich größtenteils verstehen, was sie sagte.

Irgendwann erinnerte Andrea mich daran "dass wir den Weg auch wieder zurück gehen müssen".
Genau das Gleiche hatte ich gestern zu meinem KLB gesagt, als sich der Weg immer weiter streckte und mich dann doch zum Weitergehen überreden lassen. So auch heute. Als wir dann das Elternhaus meines Onkels in Oxford City am Rhein gefunden hatten, waren wir tatsächlich schon eine knappe Stunde unterwegs. Das hatte ich aufgrund der schönen Umgebung, des Wetters und unserer interessanten Gespräche überhaupt nicht gemerkt. Unter anderem konnten wir uns gegenseitig von eigenartigen "Zufällen" erzählen, die so zufällig waren, dass es eigentlich keine Zufälle gewesen sein können.

Wir machten in Oxford kehrt und wurden auf dem Rückweg fast von zwei Bikern überfahren, die im letzten Moment noch bremsten 😉 und sich als Freunde aus dem Heimatdorf herausstellten. Da musste natürlich am Ende auch ein Erinnerungsfoto gemacht werden. Toll, wen man auf dem Leinpfad so alles trifft. Als wir nach 6,66 km und 9.311 Schritten wieder am Parkplatz ankamen, waren knapp 2 Stunden vergangen.

Das Kesselemmer Leinpfad-Trio

Der Spaziergang hat mir sehr gut getan und mein Schrittzähler spendet mir jetzt noch Beifall, ohne dass ich mich heute besonders angestrengt hätte. Ein schöner Tag.
 

23 November 2022

Rund um die Kirchtürme

So wie die Sonne und der Himmel mich heute Mittag nach dem Frühstück anlachten, musste ich diesen schönen Tag einfach ausnutzen, um mich an der frischen Luft zu bewegen. Glücklicherweise konnte ich meinen Kleinen LieblingsBruder auch sehr schnell überzeugen, dass wir heute mal wieder ne Runde zusammen drehen. Der KLB machte auch sofort den richtigen Vorschlag und wir parkten an einer nahegelegenen Brücke, um auf deren Fußgängerweg den alten Vater Rhein zu überqueren. Von unten sah das schon richtig gut aus.

Hier geht's hoch

Als wir oben das Brückentor passiert hatten, fiel mir auf, dass das rechte Geländer zum Rhein hin höchstens einen halben Meter hoch und der Weg selbst nicht breiter als ein Meter war. Linkerhand war ein halber Meter Platz bis zu den Schienen, denn es ist eine Eisenbahnbrücke (Alle Maßangaben sind mit dem Zusatz "gefühlt" zu verstehen). Als nach wenigen Metern auch noch ein riesiger vollbeladener Güterzug mit einem Höllenlärm an uns vorbei rauschte, begann der Boden unter meinen Füßen zu schwingen und es gelang mit unter Aufbietung all meiner Kräfte gerade noch so, den Weg zurück zu finden mit der sicheren Gewissheit, dass ich diese Brücke nicht passieren konnte, nicht hier und nicht heute. Da mein KLB ein sehr verständnisvoller Mensch ist, ging er auch sofort auf meinen Vorschlag ein, einen Rundweg landeinwärts zu nehmen.

Und so gingen wir bei herrlichstem Wetter ein paar Pfade, die wir trotz der Nähe zur Heimat unserer Kindheit noch nicht gegangen waren. Die Nachbarorte, von denen wir hier sprechen, luden uns früher nicht zwingend zu einer freiwilligen Wanderung ein. Da kamen einige Erinnerungen hoch.

Auch von den Wegen durch die Gemarkung hinter den Örtchen erblickten wir die Kirchtürme, die wir letztens vom Rheinweg aus gesehen hatten.

Genau hinsehen: Zwei Kirchtürme zwischen den Bäumen

Noch genauer hinsehen: Der dritte Turm am Horizont

Unterwegs eine weitere Erinnerung an früher, die gehäufte Futterrübenernte, die Rummele. Daraus schnitzten wir als Kinder unsere Laternen für den Martinsumzug. Na gut, die Eltern zeigten uns meistens, wie man das macht.

Die Rummele

In unserer Kindheit und in unserem Heimatort wurden die oft zum Überwintern vergraben, in der Rummelekaul. Heute und in den Nachbarorten macht man das wohl überirdisch.
Auch manch blühende Blume entdeckten wir noch unterwegs. Bei dem Wetter wirklich ein sehr schöner Weg.

Was blüht denn da?

Alles fühlte sich heute überhaupt nicht wie Ende November an. Nach etwa einer dreiviertel Stunde begann ich mich gedanklich mit dem Rückweg zu befassen und überlegte mir schon eine Route zur nächsten Rheingasse, auch wenn wir dafür dieses Dorf durchqueren müssten, dessen Einwohner aufgrund einiger hier verbreiteten Wesensarten einen tierischen Spitznamen haben.  Diesmal gab ich der Bitte des KLB nach, der gerne noch weiter gehen wollte, bis wir im nächsten ungefährlicheren "Örtchen" zum Rhein und dort entlang zurück gehen könnten. Unterwegs konnte ich ihn dann an einem vielfältigen Kapellchen ablichten.

frater trinitatis

Für den Weg zum Rhein wählten wir dann das Gässchen an der Kirche aus, damit auch die Kirche  dieses Örtchens endlich mal ins Bild gesetzt wird.

Pax Christi ist besser als Opus Dei

"Rein zufällig" lag nun am Rhein auch die alte Kaschemme auf unserem Weg, die "rein zufällig" auch geöffnet hatte. Dem Brüderlein war heut nicht danach, vielleicht ein paar alte Bekannte am Tresen wieder zu treffen und so machten wir uns ohne Einkehr auf den Rückweg. Rheinabwärts hatten wir einen schönen freien Blick auf die andere, die falsche Rheinseite, die jedoch zugegebenermaßen auch ihre Reize hat.

Links die Kirche - rechts die Tanks des Rheinhafens

Vorbei am legendären Fußballplatz, an den die alten Cracks unseres Heimatorts noch schwierige Erinnerungen hatten. Am Stammtisch hatten sie uns früher erzählt, dass es bei Derbys im Nachbarörtchen wichtig war, die Fahrräder immer in Reich- und Sichtweite des Spielfelds zu parken. Denn wenn man am Ende die Heimelf besiegt hatte, was nach ihren Angaben meistens der Fall war, musste sich alle schnell aufs Rad schwingen und mit Kafucki am Rhein entlang abhauen, um den nachgeworfenen Steinbrocken der wütenden Eingeborenen zu entgehen.
Wie wir sahen, hat man dem heute einen Riegel vorgeschoben. Es gibt keinen direkten Fluchtweg mehr vom Spielfeld zum Rhein. Da überlegt sich mancher Gegner wohl, ob er es im Fall eines Sieges riskieren will, mit dem Rad oder dem Auto durch die Hauptstraße des Dorfs nach Hause fahren will.

Im nächsten Ort, dem mit den Tiernamen, bewunderten wir wirklich das schöne, weitestgehend naturbelassene Rheinufer. An einer Stelle entdeckten wir auf einer Rheinwiese die verkohlten Reste des Martinsfeuers. Nach den Rummeln die nächste Erinnerung an St.Martin.

Hier fand wohl das diesjährige "Meerdesfeuer" statt.

Und spontan musste ich einfach die alte Weise singen, mit der wir als Kinder und Jugendliche durchs Dorf gegangen waren, einen großen Anhänger mit vielen Händen mitzogen und aus voller Brust sangen:

Mir sammele füüred Meerdesfeuer
alle Manne oder e Bierd Strieh!

Nach knapp zwei Stunden kamen wir wieder am Parkplatz neben der Brücke an, hatten mehr als acht gut gelaunte Kilometer in den Beinen und uns zu Hause einen Kaffee mit den besten Nussknackern von Andernach verdient.

21 November 2022

Frühstücksbesuch und blauer Wolkenhimmel

In den letzten Jahren war der Kontakt zu einer Freundin, die gleich um die Ecke wohnt, immer mehr versandet. Einfach so. Umso mehr freute ich mich, als sie mir gestern Abend eine Nachricht schrieb und wir uns spontan für heute Morgen um 10 zum Frühstück in der Pill verabredeten. Zum glutenfreien leckeren Frucht-Nuss-Porridge konnte ich sie nicht überreden, aber das Focaccia con Rosmarino und das dunkle Knäcke von Panifactum haben ihr sehr zugesagt. Es wurden zwei schöne Stunden mit vielen interessanten Gesprächen. Ich freute mich, als mir bewusst wurde, wie sehr sich meine Kommunikationsfähigkeit mit dem Implantat verbessert hat. Auf dem Weg kann es weitergehen.

Kurz nachdem sie sich auf den Heimweg machte, spürte ich auch, dass ich jetzt entweder meine Runde drehen muss oder in spätestens einer halben Stunde im gemütlichen Sessel eingeschlafen bin. Ich entscheid mich für meine Standardrunde zum Bollwerk und von dort in die Rheinanlagen. Es war heute Mittag spontan aufgeklart und so boten sich für einen späten Novembertag erstaunlich schöne Bilder.

Durchblick am Bollwerk

Vom Bollwerk zum Biergarten

Einfach nur schön

Einige Menschen führten ihre Hunde aus oder genossen einfach nur die schöne frische Luft und den blauen Himmel. Unter den großen Bäumen hatte sich jemand auf einer Bank niedergelassen und betrachtete mit fröhlichem Gesichtsausdruck die andere Rheinseite.

Vielleicht war er auch einfach froh, auf der richtigen Rheinseite zu leben, wer weiß das schon? Als mein Schrittzähler mich irgendwann darauf hinwies, dass ich die ersten drei Kilometer bereits hinter mir habe, machte ich kehrt und nahm den Rückweg durch die Innenstadt.

Ein kurzes Hallo in Carmens Kunstgalerie gehört immer dazu, wenn ich in der Nähe bin. 

Auf dem weiteren Rückweg nahm ich noch den REWE mit, um meinen Vorrat an Focaccia und Möhrensaft aufzustocken.
Daheim angekommen, war das Tagessoll an Schritten bereits mehr als erfüllt. Mein Gemüsesalat und der Räuchertofu lachten mich an, es war einfach ein guter Tag heute. Dass dann auch noch die Nachricht der Werkstatt kam, dass ich mein geTÜVtes Altertümchen morgen Nachmittag abholen kann, passte genau zu diesem Tag.

Als ich mich nach dem Essen "nur mal kurz" in den Sessel setzte, mit einem Buch in der Hand, geschah das Unvermeidliche: Ich entschlummerte sanft für ein Stündchen, erst das Piepsen der Hörgerätebatterie holte mich wieder zurück ins Leben. Das hatte gut getan.

Ebenso gut tat die kleine Abendrunde, auf der ich mit Paul den zweiten ehemaligen Kollegen traf und an deren Ende der Schrittzähler die 12 vorne hatte, das gefällt mir.

20 November 2022

Beim nächsten Halt ... wird alles anders

Die Wellnessfahrt zur Cranio-Sacral-Therapie nach Leutesdorf wollte gut geplant sein. Die beiden Bahnhöfe sind zwar nur 1,5 km Luftlinie voneinander entfernt, aber der große graue Vater Rhein setzt einen großen Trennstrich dazwischen.
Wie gut, dass es die Fähre gibt. Und wie schlecht, dass die ab dem 1.November Winterpause macht. Aber gut, die nächste Brücke in Weißenthurm ist nicht weit, da sollte wohl ein Bus rüberfahren. Ich versuchte gestern Abend, die reinen Bus-Verbindungen raus zu suchen und war erstmal erstaunt, dass es tatsächlich nur eine einzige Bus-Verbindung gibt, die mich vor 13 Uhr in Leutesdorf abliefern könnte. Dafür hätte ich allerdings um 10:30 in Andernach losfahren müssen und wäre mit einem Umstieg in Neuwied ne knappe Stunde unterwegs gewesen. Aber die verbliebenen anderthalb Stunden Wartezeit bis zu meinem Behandlungstermin um 13 Uhr waren mir dann doch zu viel.

Na gut, dann halt mit der Bahn, geht doch auch. In Urmitz führt eine Eisenbahnbrücke über den Rhein nach Engers. Das Suchergebnis für Bahnverbindungen listete auf, dass ich diese einmal pro Stunde nutzen kann, auch mit nur einem Umstieg, den aber in Koblenz. Dadurch fällt man in die teure Tarifstufe 7, weil man viele sogenannte Waben durchqueren muss. Von Koblenz fährt man dann wieder zurück über die Urmitzer Brücke bis nach Leutesdorf.  Dafür ist man aber in 35 Minuten am Leutesdorfer Bahnhof. Aber für anderthalb Kilometer Luftlinie 38 km Fahrstrecke zu haben und trotz Bahncard 6,60 € für eine Fahrt zu löhnen ... hmmmh ... das erschien mir schon ein wenig überzogen.

Aber vielleicht gibt es ja noch andere Lösungen. Ich suchte nach Verbindungen mit allen möglichen Verkehrsmitteln und bekam neben den bereits ermittelten Routen auch noch ein ganz besonderes Schmankerl angeboten:
Um 09:28 mit der Bahn nach Remagen, dort mit dem Bus zur Fähre, mit der Fähre rüber nach Linz und von dort mit dem Zug zurück nach Leutesdorf. Um 10:52, wenn denn alles klappt, sollte ich in Leutesdorf am Bahnhof sein, also gut zwei Stunden vor meinem Behandlungstermin. Fahrstrecke 45 km, Tarifstufe 7, also 6,60 € pro Fahrt.

Weitere Suchen ersparte ich mir, bevor man mir am Ende noch Verbindungen Hachenburg oder Trier anbietet, die ich bereits am Vorabend antreten muss und für deren Tarifpreis ich auch mit dem Taxi rüberfahren kann. Also die Bahnverbindung über Koblenz. Ne gute halbe Stunde Fahrzeit war ja auch ok. Heute morgen buchte ich mit der App das Ticket, jetzt mussten nur noch alle pünktlich sein. Den Fußweg zum Bahnhof kenne ich mittlerweile zur Genüge, etwas mehr als zehn Minuten waren genau die richtige Einstimmung auf den Tag. Am Bahngleis angekommen war ich schon gespannt, ob das alles klappt oder ob der Bahn-Murphy wieder seine blöden Spiele mit mir spielen will. Und siehe da:

Kamelle, de Zuch kütt!

Danke, Murphy, dass du mich stressfrei zu meiner Lieblingsbehandlung fahren lässt! Ein spärlich besetzter, sauberer RE-5 verkündete neun Minuten später "Der nächste Halt ist Koblenz-Stadtmitte. Der Ausstieg ist in Fahrtrichtung rechts." Und noch was hinterher: "Beim nächsten Halt öffnen sich die letzten Türen nicht. Bitte benutzen Sie in dem Fall beim Ausstieg die nächsten Türen." Bitte nicht!
Aber Murphy hatte nur mal wieder einen blöden Witz gemacht, meine Tür öffnete sich und ich ging rasch durch die Unterführung zu Gleis 1, wo mich wenige Minuten später die RB27 in Richtung Mönchengladbach fahren würde. Einen kurzen, schlimmen Moment musste ich noch überstehen, als vorher ein riesig langer Güterzug in einem Affentempo mit Getöse an uns vorbeidonnerte. Der Luftzug fegte mir fast das Cappy vom Kopf und mir wurde auf dem schmalen Bahnsteig regelrecht angst und bange.
Die RB27 kam halbwegs pünktlich, was sollte jetzt noch schiefgehen. Im Zug verspürte ich das dringende Verlangen, meinem Harndrang Tribut zu zollen, der mich schon seit Andernach begleitete. An der nächsten Zugtoilette hing ein großes Schild: Diese Toilette ist unbenutzbar. Verschlossen war sie zudem auch. Auf der Suche nach dem nächsten Örtchen sah ich beim Blick nach hinten, dass der Waggon dort zu Ende war und es keinen Übergang zum nächsten Wagen gab. Mein Marsch nach vorne brachte mich bis zur Kabine des Lokführers, ohne das eine weitere Toilette zu sehen war. Ok, alles zusammenkneifen und in Leutesdorf nach einer Möglichkeit suchen. Der Zug spuckte mich um kurz nach zwölf am Leutesdorfer Bahnhof aus.

Die Zeit bis zur Behandlung nutzte ich für einen Spaziergang am Rhein, die Marienburg, zu der ich musste, liegt eh am anderen Ende von Leutesdorf. Allerdings benutzte ich nicht die Uferstraße, da hier einige Autos und Fußgänger unterwegs waren. Ich wusste, ein Stück zurück gibt es einen Pfad zum Leinpfad hinunter, der wiederum einige versteckte Ecken hinter Bäumen und Sträuchern zu bieten hat, so dass ich mir schnell die dringende Erleichterung verschaffen konnte. Tief durchatmen.

Das Wetter war hier genau so grau und diesig wie auf der richtigen Rheinseite, dennoch gab es ein paar Ausblicke unterwegs, die ich im Bild festgehalten habe.

Blick auf die Andernacher Rheinanlagen

Ein wenig idyllisch am Leutesdorfer Uferweg

Namedy versteckt sich auf der richtigen Rheinseite

Ich kam ein wenig früher an der Marienburg an, drehte dort mit Anja noch ne kleine Runde am Rhein, bevor ich mich unter Markus magische Hände begab. Es ist für mich immer wieder unglaublich, wie schnell ich dort auf der Liege total in mir selbst versinke und einfach nur da bin, alle Gedanken abschalte. Mit einem entspannten Wohlgefühl begab ich mich anschließend wieder auf den Rückweg zum Bahnhof, wo der Zug leider mehr als zehn Minuten Verspätung hatte und ich dadurch erst den nächsten Anschluss in Koblenz nehmen konnte. Aber am Andernacher Bahnhof warteten bereits Freunde auf mich, mit denen ich daheim in meiner warmen Küche gemeinsam bei Ofengemüse, Büchern, Espresso und Klön einen schönen Nachmittag verbrachte. Ich kann mich wieder einigermaßen unterhalten, das ist einfach wunderbar nach der langen Durststrecke.

Resümee des Ausflugs: Ich habe um 11:15 das Haus verlassen und bin um 15:45 wieder am Heimatbahnhof angekommen. 4,5 Stunden für eine Behandlung, 1,5 km Luftlinie entfernt. Sie haben sich gelohnt. Und jetzt überkommt mich langsam eine wohlige Müdigkeit. 

19 November 2022

Und aus den Nebeln steiget ...

Wir haben unser samstägliches Brüder-Frühstücksritual seit ein paar Wochen um eine halbe Stunde vorverlegt. Auf halb zehn. Nicht einfach, aber geht. So kommen wir tatsächlich noch zu christlichen Zeiten auf dem Wochenmarkt bei der guten Walli an. Der Markt ist aktuell wegen der Belegung des Marktplatzes durch das Weihnachtsdorf mit der lebenden Krippe bis zum Jahresende in die Bahnhofstraße verlegt. Bei Walli muss man immer einige Minuten fürs Anstellen mit einplanen. Die Qualität der Ware hat sich längst rumgesprochen, ebenso wie Wallis nette Art, mit Kunden umzugehen.

Hier wird man gut bedient

Nachdem wir unsere geringen Bedarf an Wurst und Fleisch für die nächste Woche gedeckt hatten, kutschierte mich mein KLB noch zum Getränkemarkt und zu Fatma, um die Bügelwäsche zu tauschen. Getränkekisten und einen Schwung Hemden auf Bügeln wollte ich dann doch nicht zu Fuß durch die Stadt tragen. Wieder daheim, widmete ich mich meiner heutigen Ofengemüsezubereitung. Heute waren Kartoffeln, Möhren, Pastinaken, grüne Paprika, gelbe Beete, Lauch, Brokkoli, Fenchel zu verarbeiten, alles vorher in gutem ungefilterten Olivenöl getränkt, gewürzt mit Pfeffer, Salz und frischem Knobi, garniert mit einem zerkrümelten Ziegenfeta und dünnen Rote-Beete-Scheiben obendrauf. Anderthalb Stunden konnte ich Euch sagen: Das war lecker!

Der Schrittzähler hatte außer der Marktrunde heute nix aufzuweisen, es wurde Zeit für eine Frischluftrunde. Ich hatte mir vorgenommen, das Rätsel um den weißen Turm, das Christel vorgestern schon so treffend zu erklären versuchte, endgültig zu lösen. Vom höchsten Punkt der Eisenbahnbrücke aus fotografierte ich wie vorgestern in die gleiche Richtung - kein Turm war zu sehen.

Wo ist er geblieben, der White Tower?

Ich tat so, als sein es ganz normal, dass weiße Türme immer wieder irgendwo auftauchen und ein paar Meter später wieder verschwinden und ging einfach weiter. Vielleicht hat Murphy ja auch damit zu tun. Wenn es so ist, dann habe ihn heute reingelegt.

Der Stitz

Ich ging bis ich die Stelle, an welcher der Turm vorgestern stand, passiert hatte und drehte mich dann blitzartig um und machte ein Foto.

Da war er also wieder, der ominöse Turm, diesmal von hinten betrachtet. Die Aufschrift ist verblasst, aber noch zu erkennen. Johann Stitz heißt der Turm. Ich beschloss, ihn von nun an einfach Stitz zu nennen, egal wo er beim nächsten Mal auftaucht.

Die Technik, mit der er immer wieder seinen Standort verändert und ganz woanders wieder auftaucht, werde ich wohl nie verstehen, aber immerhin hat er jetzt einen Namen.


Am Bollwerk angekommen, konnte ich kaum glauben, dass wir erst halb vier hatten, Dunst und Nebel in allen Richtungen. 

Der Blick in den diesigen Dunst

Aber auch diese Herbststimmung hat etwas für sich. Ich versuche, die schöne Melancholie zu erfassen. Die Wege und Wiesen liegen voll mit braunen, gelben und roten Blättern, die Bäume werden kahler und die Skulpturen haben in solchen Zeiten eine ganz besondere Ausstrahlung .

Der trostlose Angler und Bänke im roten Blättermeer

Der betende Engel von Simone Levy veränderte seine Ausstrahlung auch mit wechselndem Betrachtungswinkel.

mit Blick zum Rhein
mit Blick zur Trauerweide






Am Ende wählte ich den Rückweg über den Kirchhofsweg. Diesmal hatte ich das Glück, einen älteren Herrn mit einem anhänglichen Hund dort anzutreffen, der ebenfalls auf dem Heimweg zu sein schien.

Was könnte dort gewesen sein?

Als ich an dieser Freifläche vorbeikam, die mir schon öfter aufgefallen war, wartete ich auf ihn und fragte ihn danach, ob dies der alte Friedhof gewesen sei, nachdem schließlich dieser Weg benannt ist. Und siehe da, er wusste davon und bejahte es. Noch ein Rätsel gelöst!

Da mein Vorrat an Haferdrink vonhanni zur Neige ging, machte ich noch kurz im REWE Station und freute mich gegen fünf zu Hause darüber, dass mein Schrittzähler wieder die Zahl 11 vorne anzeigte,

Erfreuliche Nachrichten in der eMail. Der liebe Markus hat das Layout für unsere neue Kurzgeschichtensammlung fertig und es ist, wie bisher immer bei ihm, richtig gut geworden. Unser Thema diesmal:

Wege ins Ungewisse
Beiträge zum Thema Flucht und Vertreibung

Nun werden alle Autoren nochmal ihre Texte nach verbliebenen Fehlern durchsuchen, denn auch nach dem zehnten Lektorieren findet man immer noch irgendwelche Kleinigkeiten, die nicht mit in Druck gehen sollen. Und dann kann bald gedruckt werden, ich freu mich drauf.