07 November 2022

Aller guten Dinge sind drei

Parallel zur Wetterentwicklung draußen schlichen sich in den letzten Tagen stekum immer mehr graue Wolken auch in meine inneren Windungen. Wie ich von einigen Freund*Innen gehört habe, scheint das ein allgemeines Phänomen zu sein. Der graue Herbstblues raubt einem Energie und Lebensfreude.
Natürlich versuche ich mich davon nicht unterkriegen zu lassen und drehe weiterhin meine Runden, wenn auch reduziert. Denn mit der Sollerfüllung um jeden Preis tue ich mir keinen gefallen

Andere notwendige Aktivitäten sind da besser geeignet als Gewaltmärsche. So bereite ich mich auf zwei autofreie Wochen ab Donnerstag vor, denn meine alte Rappelkiste bekommt zum 18. Geburtstag nochmal zwei Jahre TÜV geschenkt. Das ist bei einem solchen Gefährt eine Herausforderung, die nur der Kfz-Meister meines Vertrauens so hinbekommt, dass die Reparaturkosten keine Überlegungen über ein neues Auto aufkommen lassen. Und da er die Hütte mit dringenden Aufträgen voll stehen hat, wird er an meiner Kiste etappenweise schweißen und feilen, wenn er zwischendurch grad mal die Bühne frei hat.
Mein erster Gedanke war natürlich ein Leihwagen. Als ich mir im Netz ein paar Preise für halbwegs vernünftige Autos angesehen habe, in die ich auch reinpasse, entscheid ich mich für das autofreie Zwei-Wochen-Experiment. Andere Menschen kommen ein Leben lang ohne Auto klar, dann werde ich es auch für zwei Wochen schaffen. Alles in Andernach kann ich eh zu Fuß erledigen. Für den Rest werde ich den ÖPNV testen.

An Tagen wie diesem geht dann schon viel Zeit drauf für langes Schlafen, Frühstücken, Tablettenplan für die Woche ausdrucken, eMails beantworten, Buslinien und -zeiten recherchieren, um die nächsten Termine in Saffig, Koblenz und Kettig per Bus und Zug wahrzunehmen. So war es plötzlich schon wieder Nachmittag und Zeit, meine Runde zu drehen, mit der ich dem Alltagsgrau momentan täglich Paroli biete.
Vom Bollwerk aus nahm ich die gewohnte Rheinrunde in Angriff und machte dabei zwei Fotos von unten. Zum Einen den arm- und angellosen Angler, aus dessen Bauch ein Moniereisen heraus ragt. Welche Knallköppe ihm immer wieder die Angel demontieren, will ich lieber gar nicht wissen.

Angler ohne Unterarme und Angel
Im Kreis die Kanzel












Zum Anderen versuchte ich mal, die Kanzel von hier unten abzulichten, auf der ich gestern die Rheinanlagen von oben fotografiert habe. Ein schwieriges Unterfangen bei limitierter Handykamera und schlechten Lichtverhältnissen. Aber man kann doch erkennen, dass es ganz schön hoch ist.

Auf dem Rückweg vom Pegelhaus aus machte ich einen spontanen Umweg durch das Rheintor hin zum Rathaus, meiner ehemaligen Wirkungsstätte. Denn da aller guten Dinge drei sind, würde ich heut natürlich die beiden Kolleginnen antreffen, die ich in den letzten beiden Wochen vergeblich besuchen wollte. Als mir im zweiten Stock der freundlicher Kollege Westwood sagte, dass Lady Colonia heute ausnahmsweise früher Feierabend gemacht hat und vor etwas zehn Minuten gegangen ist, dachte ich spontan an die versteckte Kamera. Urlaub - dienstlich unterwegs - Feierabend. Das glaubt einem ja keiner.

Die nette Motorradbiene

Aber dafür war die Motorradbiene tatsächlich anwesend und empfing mich mit einem sympathischen Lächeln. So lernte ich meine Mit-Spielerin in der Fußball-Tipprunde auch mal persönlich kennen. Nach einem kurzen Smalltalk wollte ich sie nicht weiter von ihrem Job abhalten und machte mich wieder auf den Rückweg, natürlich nicht ohne unterwegs eine kurze Tätigkeitskontrolle bei anderen Kolleginnen und Kollegen vorzunehmen. Alleine mein  strenger Blick reichte aus, um Skippy, Glückspilz und Spider-Arni sofort wieder zum Arbeiten zu bringen. 😂
Klar, bei dem Jungvolk muss man immer mal nach dem Rechten schauen.

Die heutige Rheinrunde und solche Begegnungen brachten wieder etwas mehr Licht ins Grau und die angekündigten sonnigeren nächsten Tage tun ihr Übriges dazu. Nicht zu vergessen, das Implantat im Kopf lässt mich sehr langsam, aber kontinuierlich wieder mehr Worte verstehen, so dass ich weiter die Hoffnung habe, eines Tages wieder halbwegs normal hören zu können.

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