An meinem ersten autofreien Tag war ich mit meiner lieben Großcousine in Saffig verabredet und nutzte die Gelegenheit, um sie per Bus zu besuchen. Ein ÖPNV-Testlauf sozusagen. Die Verbindungen hatte ich mir in den letzten Tagen schon mit einer App des Verkehrsverbundes rausgesucht, die ist gut und einfach gemacht. Nach einmaligem Registrieren konnte ich so auch meine Tickets mit dem Handy buchen. Eigentlich unglaublich, dass das alles so einfach funktionierte.
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Eine Bushaltestelle ist bei mir um die Ecke, nur 5 Minuten Fußweg entfernt. Nun war noch die große Frage, ob der Bus rechtzeitig kommt bzw. ob er überhaupt kommt. Ich hatte seit der Neuregelung des ÖPNV für unsere Region so viele Katastrophenberichte gelesen über alles, was nicht funktionierte, dass eine gesunde Skepsis schon angebracht schien. Und so stand ich 5 Minuten vor der geplanten Abfahrt an der Haltestelle, versicherte mich mit einem Blick auf mein Handy mehrmals, dass ich die Linie 302 nehmen musste und schon kam pünktlich der Bus - Linie 306 nach Kruft. Wie gut, dass ich nochmal nachgesehen hatte und in den Bus der Linie 302 einstieg, der kurz danach kam.
Ich hielt der Fahrerin das Handy mit dem QR-Code hin, den sie offensichtlich ohne Hilfsmittel lesen konnte, denn sie nickte mich freundlich lächelnd durch. Der Bus war geräumig, komfortabel und mit nur 3 Personen besetzt. Wir fuhren durch Miesenheim und über Plaidt einen kleinen Umweg, aber der Miesenheimer Ortsausgang nach Saffig ist momentan sowieso wegen einer Baustelle gesperrt. Nach etwas 20 Minuten stieg ich am Saffiger Dorfplatz aus, ohne dass etwas dazwischen gekommen war. Wer meine langjährigen Erfahrungen mit dem Bahn-Murphy kennt, wird genauso überrascht sein wie ich es war.
Wenig später begrüßte mich meine Großcousine vor ihrem Häuschen. Wir freuen uns beide sehr darüber, dass dieser seit Jahrzehnten verschüttete Kontakt nun seit gut einem Jahr wieder belebt ist. Nach einer Stunde angeregter Unterhaltung bei Yogi-Tee und einigen kleinen internationalen Leckereien, natürlich gluten- und laktosefrei *räusper*, kam von ihr die überraschende Frage, ob ich nicht Lust hätte, ihr aus meinem Roman weiter vorzulesen.
Rein zufällig 😉 hatte ich auch das Romanskript eingepackt und las ihr mit viel Vergnügen das nächste Kapitel vor. Für mich auch immer eine gute Sprech- und Hörübung, gerade seit ich das Implantat habe. Dass mir während des Vorlesens des mehrfach redigierten Textes wieder einige Fehler auffielen, ist wohl normal. So habe ich gleich Gelegenheit, diese nochmal zu verbessern.
Schnell verflog die Zeit, und ich musste mich wieder auf den Weg machen, um den Bus nach Hause zu erwischen. Denn der 17:14 ist die letzte Direktverbindung für den Tag, alle weiteren sind mit einem oder mehreren Umstiegen verbunden. Meine Großcousine hatte mir mehrfach angeboten, mich zu fahren, aber ich will den Kampf gegen meine Auto-Bequemlichkeit ja gewinnen, wenigstens eine Zeitlang. Auch die Rückfahrt verlief pünktlich und problemlos, so dass ich den heutigen Testlauf als gelungen betrachte.
Der Schrittzähler blieb heute auf der Strecke - und ich habe es genossen.
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