17 April 2022

Schöne Ausblicke auf alten Pfaden

Nachdem ich ihm gestern Abend lange genug Zeit zum Müdewerden gegeben hatte, ließ mich Harvey Tinnitoso heute mit dreimal Nachdrücken bis mittags schlafen. Sonne und blauer Himmel erwarteten mich also zum Spätstück auf Balkonia, zum ersten Mal für dieses Jahr. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.

Lecker Balkonspätstück

Als ich danach endlich in die Pötte kam, schaute ich auf soccerwatch.tv den Bäckermädchen bei ihrem Gastspiel an der Wedau eine Weile zu. Leider war die Bildqualität, bedingt durch den großen Unterschied zwischen sonniger und schattiger Spielfeldfläche, so schlecht, dass ich nicht viel erkennen konnte. Zudem lagen die Andernacherinnen irgendwann 0:2 zurück. Gad in diesem Moment, als hätte er es geahnt, schrieb mir mein KLB, wie es denn mit einer Runde Spazieren wäre. Der Kerl hat einen Instinkt - Wahnsinn!

Unsere heutige Runde führte uns wieder durch altbekannte Wege. Wir fuhren zu einer Ortschaft, mit der wir beide sehr verbunden sind. Nachdem wir am Ortsrand geparkt und dort zwei alten Verwandten kurz Hallo gesagt hatten, ging es hinter den Häusern und Gärten lang bis zu unserer Lieblingsrastbank mit dem tollen Weitblick. Hier sind gute Augen gefragt.
Wer kann die Kirchturmuhr ablesen? 
Wer kann Dagmar vom Balkon winken sehen?

Das Dorf auf dem Kuppen
Und im Zoom: Der Kirchturm

Der Ort hatte wegen seiner einzigartigen Lage "auf dem Kuppe" zeitweise eine gewisse Bekanntheit erlangt, nachdem ihm die Gibson Brothers 1978 einen Song gewidmet hatten. Sicher erinnert sich jeder an den Refrain, der in jeder Latino-Disco rauf und runter lief:

KUUPPE - mir komme vom KUUPPE

Nachdem wir beim Betrachten des Orts eine Weile in Erinnerungen geschwelgt hatten, verließen wir unser Sonnenbänkchen wieder und der KLB schritt gut gelaunt vorneweg,

Der KLB

Unser Bänkchen








Weiter ging es in Richtung des Nachbarörtchens, wohlfein durch eine Autobahnbrücke abgegrenzt, durch deren Unterführung wir dann spazierten. Auf der anderen Seite kam mir die famose Idee, auch dieses Örtchen einmal von oben abzulichten. Denn es gab dort eine Zuführung zum Fußgänger- und Radfahrerweg der Brücke. Gesagt getan, schwuppdiwupp marschierte ich die lange Rampe hoch, um oben entsetzt festzustellen, dass knapp zwei Meter hohe Lärmschutzwände den Blick auf den Ort fast unmöglich machten.

Sicht versperrt
Hoch geht's

Also mussten es drei Blindversuche tun, mit der Handykamera oben über die Wand gehalten. Das beste der drei Bilder seht ihr hier - aber viel Schöneres gibt es von diesem Ort sowieso nicht zu sehen.

Das "Örtchen"

Die Legende sagt, dass die Einwohner irgendetwas mit der rheinischen Spezialität "Döbbekooche" zu tun hätten, sich teilweise sogar so nennen. Tja, fremde Länder - fremde Sitten!
Sicher weiß jetzt jeder, welche drei Orte wir heute gesehen haben.

3 Kommentare:

  1. Lieber GLB,
    hier muss ich aber mal für die Leute aus dem Örtchen eine Lanze brechen. Es gibt dort einiges zu sehen(z.B. die Kirche mit dem Friedhof und eine schöne Rheinpromenade) und die meisten Leute von dort sind sehr nett.
    Warum man allerdings die Sicht von der Brücke auf den Ort mit dunklem Plexiglas zugenagelt hat... Da kann ich nur sagen: ein Schuft, wer Böses dabei denkt.
    In meiner Schulzeit bin ich diesen Weg auf die Brücke hunderte Male gefahren, mit dem Fahrrad und später dann mit diversen uralten Mopeds, die ich so zum Laufen gebracht hatte damals. Das Gymnasium war nun mal auf der "schäl Sick" und der Weg über die Brücke war der kürzeste. Auf der anderen Seite musste man dann das Moped über eine Rille neben dem Geländer balancieren. Das war nicht für jeden was und so manches Moped hat beim Abstieg auf der anderen Seite auf dieser mörderischen Treppe einen zerstörerischen Salto geschlagen. Das Hochfahren (besser: neben dem Moped die Treppe hochlaufen ohne dabei hinzufallen) hat auch so manchen Tribut gefordert.

    Apropos "Örtchen":
    Mir ist auch noch eine Liedzeile erinnerlich, die sich um diesen Ort rankte. Sie ging in etwa so
    "Oh ,
    Du herrlich ver... Ort am Rhein,
    wenn ich Dich sehe,
    möcht' ich gern woanders sein"
    So in der Art muss das aus fremden Kehlen damals geklungen haben.
    Für den historisch interessierten Menschen sei festgehalten, dass dieser Ort sehr lange das zuständige Standesamt für diverse Rheingemeinden von Urmitz bis nach Neuendorf war. Wer also Geburt, Heirat oder Todesfall ab 1798 zu vermelden hatte, musste auf die Mairie Sankt Sebastian. Vielleicht ist die ein oder andere "Befindlichkeit" in den Nachbargemeinden auf diesen Umstand zurückzuführen.
    An führte eben sehr lange kein Weg vorbei.

    In unserem Heimatort hatte die "Kirmeshymne" schon vor unendlicher langer Zeit damit geendet, dass es hieß
    "Aber eins, aber eins, das ist gewiss:
    Vor dänne hann mier kei Schess!"

    Andere Zeiten, andere Sitten...

    LG
    KLB

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja solche Erinnerungen kenne ich auch noch, zumindest zu Fuß über die Brücke heimzuspazieren, wenn man den Nachmittagsbus von der Schule verpasst hatte. Und auch ich kenne liebe Menschen in diesem Örtchen, aber die sind doch nicht freiwillig da, die hat das Schicksal dahin verschlagen! Keiner lebt da freiwillig.
      Oder was sonst bedeuten die 3 Punkte in dem alten Lied?
      Und auch in unserer altehrwürdigen Kirmeshymne hast du ein Wort ausgelassen. Mehr braucht man doch nicht zu erklären, oder?

      Löschen
  2. Die Auslassungen im Text sind technisch bedingt, die Blog-Software dachte wohl, es wäre HTML wegen der spitzen Klammern an Anfang und Ende der Bezeichnungen, die jedoch allesamt harmlos waren. So harmlos wie die Einwohner des besagten Örtchens, denn wie heißt es so schön in der Karnevalshymne?
    "Vor dänne ...janeser han mir kei Schiss!"

    LG
    KLB

    AntwortenLöschen