14 April 2023

Auf und ab am netten Bach

Um es vorweg zu nehmen: Der Tag wurde so schön, wie er es zu Beginn versprach. Zu Beginn? Ja, ich gebe es zu, ich musste wieder einmal die dringliche Ausnahmeregelung vom Rentner-Ausschlaf-Gesetz beanspruchen. Anders wäre es heute Morgen nicht möglich gewesen, die Wäsche zu falten und in den Schrank zu räumen, zwei Brote zu backen, meine gestern Abend aufgesetzte Super-Porridge-Mischung warm zu machen, diese gemütlich mit der Zeitung zu frühstücken, den besten aller Kaffees dazu zu genießen und um 10:45 einen ebensolchen Kaffee des Typs "Dark Roast" meinem Freund Luca Thomi zu servieren, mitsamt eines cremigen Milchdrinks ohne Milch. Der heißt übrigens "Ohne Muhhh" und bisher hat noch niemand gemerkt, dass es keine Kuhmilch war, bis ich es hinterher gesagt habe.

Zwischendrin erreichte mich ein Anruf meines Versicherungsmaklers, auf den ich gewartet hatte, AUF DEM HANDY! Die Sprachqualität einer Handyverbindung ließ auch mit Freisprecher bisher keine vernünftige Kommunikation zu. Weil aber der Anruf wichtig war, ging ich trotzdem dran, erklärte meinem Gesprächspartner zu Beginn, dass ich derzeit am Handy so gut wie nichts verstehe. Daraufhin sprach er einigermaßen langsam und deutlich mit mir und ich verstand zumindest das Wichtigste. Ich hatte mein erstes Handytelefonat nach mehr als einem Jahr geführt und strahlte über alle Backen.

Nach einem langen Kaffeeklön bei mir und einem kurzen Computerklön bei ihm zu Hause hatte mich eine gute Freundin für 14 Uhr zu einer Spazierrunde eingeladen. Diesmal vertraute sie meinem Zauberschirm im Auto und das Wetter spielte toll mit. Entlang eines Baches ging es ständig mit zunehmender Höhendifferenz auf und ab durch eine urwüchsig scheinende Landschaft.

Am Rand zwischendurch ein Feld vor einer interessanten kleinen Hütte.

Und immer wieder diese wieselflinken kleinen blauen Falter, denen man mit dem Auge kaum folgen kann geschweige denn mit der Handykamera. Sobald sie sich irgendwo niederlassen, klappen die Flügel sofort zusammen und man sieht nur die unscheinbare weiße Außenseite. Umso höher ist die Kunst des Fotografen zu bewundern *hüstel*, der es trotzdem schaffte, ein Exemplar im Flug mit ausgebreiteten blauen Flügeln zu erwischen.

Dass die Bachlandschaft hier möglichst viel der Natur überlassen wird, sieht man auch an den immer wieder sichtbaren Stauungen, wenn umgekippte Baumstämme zur natürlichen Staustufe werden. Toll!


Auch die Wege werden dadurch schon mal zum Abenteuerpfad, und gerade das macht es so schön.

Nach einigen Auf- und Abstiegen ein Blick zur Seite, wo eine historische Anlage auf dem nächsten Berg zu erahnen ist, deren Zugang momentan leider wegen Renovierungsarbeiten gesperrt ist.

Nach etwa einer Stunde machten wir daher kehrt, um auf dem Rückweg beobachten zu können, wie sich die Wolken genau über eine Brücke legten. Ob zum Schutz oder zum Ausregnen konnten wir leider nicht ausmachen.

Dafür begleitet uns auf dem letzten Stück des Rückwegs eine Vogelart, die wohl in meinen Gedanken gelesen hat. Ich habe gerade "zufälligerweise" einen tollen historischen Roman gelesen, in dem die mir bekannte Autorin einige Sachen eingebaut hatte, die sie nur mit Gedankenlesen aus meiner Erinnerung gefischt haben konnte. So spielte unter anderem meine älteste Cousine Margit eine Rolle in der Handlung als kleines Mädchen kurz nach dem Ende des 2.Weltkriegs. Und was schrien mir diese Vögel (lt. meiner fachkundigen Freundin Kohlmeisen) permanent ins Ohr? "Marrgittt! Marrgittt! ....". Unglaublich, das müssen keine Kohlmeisen, sondern Margitmeisen gewesen sein.

Nach mehr als zwei Stunden und einem kleinen Einkauf auf dem Rückweg verließ mich die Freundin wieder und ich spürte zunehmend, wie mein knurrender Magen nach Nahrung gierte. Mein spontaner Entschluss, im Andernacher REWE eine der leckeren veganen Sushi-Boxen zu ergattern, führte mich direkt in die Arme der guten Anke, die dort gerade ihren Einkauf erledigt hatte und die ich laaange nicht mehr gesehen hatte. Wenn wir uns alles erzählt hätten, was wir uns sagen wollten, stünden wir wahrscheinlich jetzt noch auf dem REWE-Parkplatz. Daher beschlossen wir irgendwann, das Ganze abzukürzen, damit Ankes Mann keine Vermisstenmeldung bei der Polizei aufgibt und demnächst einen längeren Besuch hier oder da auszumachen.

Ich bin sowas von froh, dass ich solche Gespräche dank des Cochlea-Implantats wieder führen kann und übe fleißig weiter, damit auch andere Dinge irgendwann wieder möglich sein werden.

Am Ende dieses schönen Tages überschüttete mich auch noch mein Schrittzähler mit Komplimenten, was will man mehr?! Ich freu mich auf das Samstagsfrühstücksritual und den anschlie0enden Marktgang mit meinem KLB und auf die Walli, die mir bestimmt wieder ein leckeres Rindersteak zurückgelegt hat.


Die heutigen Schritte
Die heutige Wanderroute

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