25 Oktober 2022

Von vorhersehbaren "Zufällen"

Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu. Wegen meines turnusmäßigen Kontrolltermins für das Implantat um 08.30 (!!!!) misste ich heute mitten in der Nacht aufstehen. Wenn man ohne seine Ersatzteile keinen Wecker mehr hört, gar kein leichtes Unterfangen. Wie so oft stand mein kleiner Lieblingsbruder mir dabei hilfreich zur Seite. Die Untersuchungen verliefen sehr zufriedenstellend, alles zwar noch nicht wirklich gut, aber lt. den Messungen und Hörtests sind die Fortschritte schon überplanmäßig.
Das Hörtraining machte heute sogar richtig Spass. Heutiges Thema: Städtenamen erkennen. Ich lese laut vor, Therapeutin wiederholt und ich achte genau auf den Klang und präge mir den ein. Beim Vorlesen musste ich dann an einigen Städtenamen Korrekturen anbringen. "Kölle", "Monnem" und "Dooortmund" verstand dann auch die Therapeutin korrekt 😂.

Man hatte mir gesagt, ich soll zwei Stunden Zeit einplanen, dann  klappt das alles stressfrei. So sollte das denn auch heute passen. 08:30 - 10:30. Denn um 11 Uhr hatte ich den lang ersehnten Wohlfühltermin bei meiner Fußpflegerin Monika. Um kurz vor 10 Uhr war das Hörtraining beendet, es fehlte nur noch die 5-minütige medizinische Kontrolle. Ich setzte mich in den Flur und wartete auf Arzt oder Ärztin. Prompt piepste mein Implantat - Batterien sind leer. Alle 15 Sekunden ein doppelter Pieps. Ok, die Ärztin wird ja gleich kommen. Um 10:10 immer noch niemand in Sicht. Was tun? Die Batterien zu wechseln ist eine ziemliche Fummelei. Ich muss aber spätestens um halb elf hier raus sein. Also weiter warten. Um 10:15 piepste mein Implantat immer noch. Das Teil hat 2 Batterien, Ersatzbatterien hatte ich dabei.
Ich war mir sicher, ich könnte das Auftauchen der Ärztin beschleunigen. Wenn ich nämlich die piepsende Elektronik auf dem Stuhl im Gang sitzend auseinanderfummeln würde, hätte das unweigerlich zur Folge, dass genau dann, wenn ich alle sieben Teile einzeln auf meinem Schoß liegen hätte, die Ärztin auftaucht und mich ins Zimmer bittet. Und zwar pronto, weil sie wieder weiter muss. Mir würden beim hastigen Zusammenpacken 4 Teile runter fallen und ich würde mit einem meiner Indianerfüße versehentlich mein neues schweineteures Ersatzteil zu Klump treten. War also doch keine Alternative. Ich merkte, DIE wollen mit allen Mitteln verhindern, dass ich pünktlich zur Fußpflege erscheine.
Vorsichtshalber schrieb ich eine Handynachricht an Monika, dass es u.U. ein paar Minuten später werden könnte. Dann ließ ich meine Batterien piepsen und ging zum Sekretariat, erklärte dort, dass ich gleich weg muss und zack, drei Minuten später wurde ich in ein Arztzimmer gebeten. Ein paar Blicke in meine Ohren und der Drops war gelutscht.

HA! Ich hatte sie ausgetrickst. Aber DIE würden sich schon noch was einfallen lassen, da war ich mir sicher. Als ich 10 Minuten später wieder auf dem Parkplatz ins Auto stieg, sah ich, dass meine Nachricht an Monika trotz gutem Empfang "nicht versendet werden konnte". Oh Menno! Aber wenn ich jetzt losfuhr, würde ich rechtzeitig da sein, wenn nicht grad unterwegs irgendwas Unvorhergesehenes passiert. Es liegen ja nur 2 Dörfer dazwischen, Rübenach und Bassenheim. Was soll da passieren?
Hmmh, passiert ist, dass mitten in Bassenheim direkt vor mir ein Traktor aus einer Seitenstraße einbog. Ein Traktor mit einem Riesenanhänger, auf dem er ein Motorboot namens "Toni" beförderte. Durch die schwere Last konnte er sich nur mit max. 10 km/h den Berg hoch bewegen. Als er endlich oben aus der Ortschaft raus war, hoffte ich inständig, dass er geradeaus weiterfährt. Aber insgeheim ahnte ich es schon. Natürlich setzt er den Blinker rechts in Richtung Saffig, wo auch meine Monika beheimatet ist. Anfangs eine ganz unübersichtliche kurvige hügelige Strecke, Überholen völlig unmöglich. Dort habe ich vor vielen Jahren ein eingeklemmtes Unfallopfer live erlebt, der genau dort überholen wollte und am Ende nicht überlebt hat.

Immerhin beschleunigte der Traktor oben auf 15 km/h. Als ich ihn eine gefühlte halbe Stunde später endlich überholen konnte, schaffte ich es, pünktlich auf die Minute bei Monika in der Tür zu stehen. Und genau in diesem Moment konnte auch meine Nachricht gesendet werden. Tschacka!

Nach dieser Anspannung konnte ich meine Wellness-Stunde bei Monika richtig gut gebrauchen. Meine Fußnägel juchzten wieder befreit auf und ich erzählte Monika von den seltsamen Zufällen der letzten Zeit. Diese Geschichten wollten einfach aus mir raus.

Später, nach einem guten Mittagessen und einem schönen Besuch von alten Freunden, drehte ich am Spätnachmittag noch eine kleine Runde am Rhein und sah Erstaunliches.

Fliegerhimmel über dem Rhein am Bollwerk

Die neuen Bäume sind da!

Da war mal ein alter Baum drin

Und der hier ist frisch gesetzt

Zum Abschluss noch die Versammlung der Möwen, die sich wohl bald von dannen machen werden in Richtung Süden. Aber das schöne Wetter hier mit Temperaturen um die 20 Grad lässt sie wohl noch zögern.

Vollversammlung auf der Stange

Und wieder tauchte ein schönes altes Lied in meinem Kopf auf:
"Die weißen Möwen sind müde ...." 😉

Kleiner Nachtrag vom nächsten Morgen: Heute hab ich in der Zeitung gelesen, dass es gestern im WhatsApp-Netzwerk weltweit technische Störungen gab. Da kann man mal sehen, was DIE alles machen, um mich zu ärgern.

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