09 September 2023

Eine hospitale Lesung

Der gestrige Tag begann mit dem erfreulichen Besuch meines Freundes und Ex-Kollegen Luca Thomi. Nein, eigentlich begann es schon zwei Stunden vorher mit meinem prima Spezial-Porridge und einer Tasse des geschmackvollen beanarella Honduras. Auch Luca Thomi war später von der Kaffeesorte so angetan, dass er gerne noch eine zweite Tasse nahm. Es geht doch nichts über einen richtig guten Kaffee zum Frühstück.

Bei der Fahrt zu meinem 12-Uhr-Friseurtermin wirkte dann wieder das Murphy-Prinzip. Es reicht ja völlig, eine Viertelstunde vorher loszufahren, denn vom Parkplatz in der Tiefgarage brauche ich nur noch die Treppe hoch zu spazieren und stehe vor den unglaublichen Damen von Pretty Hair. Jaaa, wenn ein Parkplatz in der Tiefgarage unterm Rathaus frei ist. Aber da die meisten Menschen freitags bis mittags arbeiten müssen, ist vor zwölf immer etwas frei.

Es sei denn, man erwischt den einen Freitag im Jahr, an dem der monte-mare-Firmenlauf in den Andernacher Rheinanalagen startete und endet. Das rote besetzt-Schild leuchtete mir schon auf der Straße entgegen. Ok, kein Problem, fünfzig Meter weiter ist ja das mehrstöckige Parkhaus, da ist immer was frei.

Ja, es war etwas frei, aber bis ganz nach oben auf Parkdeck 5 musste ich im Schritttempo hochruckeln, um dort auf dem Dach in der prallen Sonne das Auto abstellen zu können. An solchen Tagen benutze ich dann auch besser keinen Aufzug, weil der garantiert entweder schon vorher defekt ist oder, noch schlimmer, mittendrin stecken bleibt. Also im Eilschritt die Treppen hinunter und mit fünf  Minuten Verspätung keuchend bei meiner Friseurin aufgeschlagen. So etwas passiert immer nur, wenn man knapp dran ist. Ich bin überzeugt, dass eine Viertelstunde vorher überall reichlich Parkplätze zur Verfügung gestanden hätten. Zum Glück  war die gute Sabrina gerade noch mit etwas Anderem beschäftigt, so dass ich mich über meine kleine Warte- und Ausruhzeit regelrecht freuen konnte. So brauchte ich kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich zu meinem kurzfristigen Ausnahmsweise-Spezialtermin auch noch zu spät komme.

Dann folgte Wellness pur, eine halbe Stunde zurücklehnen und sich unter Sabrinas Fuchtel wohlfühlen ist immer eine tolle Sache. Sie machte aus dem zerrupften Gestrüppvogel auf meinem Kopf auch wieder eine vorzeigbare Frisur und ich musste ihr versprechen, draußen nicht sofort wieder das Cappy aufzusetzen und ihr Meisterwerk zu zerstören.

Anschließend wartete Luca Thomi bereits gegenüber vor dem Ristorante Tempio auf'm Hügelchen und wir ließen es uns bei Rigatoni della Valle und Insalata Mediterranea gut gehen, auch der anschließende Espresso Macchiato war sein Geld wert. Ein kleiner Verdauungsspaziergang durch die Stadt rundete den Mittag ab, so dass ich zu Hause eine schöne Runde Augenpflege einlegte, nachdem ich Luca an seinem Domizil abgesetzt hatte.

Und dann wurde es ruckzuck Zeit, sich für den großen Auftritt parat zu machen. Mit frischem Hemd und frischer Frisur (ok, auch mit Cappy) machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof, wo die gute Dagmar uns Andernacher einsammelte und mit zum Auftritt chauffierte. Damit sich das Last-Minute-Murphy-Debakel von heute Mittag nicht wiederholte, hatten wir beschlossen, eine Viertelstunde früher loszufahren als eigentlich geplant. Und so kam es, wie es kommen musste. Alle Ampeln bis zum Hospiz Bad Neuenahr waren auf Grün, es gab keine Staus, keinen Unfall und keine sonstigen Unwägbarkeiten. So waren wir dann ein halbe Stunde zu früh am Tatort, aber besser so als andersrum.

Ort der heutigen Veranstaltung war ein Raum im Hospiz Rhein-Ahr in Bad Neuenahr. Frau Dobrowolny als Vorsitzende des dortigen Hospizvereins und die Buchhandlung Geber in Remagen waren die Veranstalter. Wir, d.h. fünf Schreibende aus unserem Schreibkurs und unsere Dozentin Gabriele Keiser, stellten unsere Kurzgeschichten vor. In einer Wohlfühlatmosphäre bereitete es uns Vortragenden genau so viel Vergnügen wie den Zuhörern. Es waren nicht sehr viele gekommen, aber alle, die gekommen waren, lauschten sehr interessiert und aufmerksam unseren sechs Geschichten.

Ein kleiner Rundumblick (Foto:privat)

Sogar ein früherer Arbeitskollege war im Publikum, der mich zuerst wieder erkannte und auf mich zukam. Hat mich echt gefreut, Thomas!

Die folgenden Fotos stellte uns netterweise Herr Wallauer von infopress4u.de zur Verfügung.

 

© wallauer/infopress4u
Frau Dobrowolny begrüßte zu Beginn die Anwesenden

© wallauer/infopress4u
Hier trug ich meine "unangenehmen Wahrheiten" vor

© wallauer/infopress4u
Petra Weber liest aus "Eins - Zwei - Drei!"

Zum abschließenden "Gruppenbild mit Herrn" nochmal alle Vortragenden des Abends auf einen Blick.

© wallauer/infopress4u
v.l.n.r. Ellen Graf - Eva-Maria Gerstkamp - Gabriele Keiser -
Petra Weber - Manfred Nachtsheim - Dagmar Pascher

Danach ergaben sich noch einige interessante Gespräche zwischen Publikum, Organisatoren und Autoren. Das Interesse an unseren Veröffentlichungen glauben wir geweckt zu haben. Wir konnten zeigen, dass auch unser diesjähriges Thema "Flucht und Vertreibung" viele Facetten haben kann, an die man zunächst vielleicht gar nicht denkt.

Anhand der schönen Rückmeldungen, die uns im Anschluss gegeben wurden, verspürten wir alle eine große Zufriedenheit, als wir später eine lustige Heimfahrt unter Dagmars sicheren Steuerkünsten genossen.

So schön kann Schreiben und Vorlesen sein.


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