08 Juni 2023

Zu Türmen, Freunden und Gräbern

Jenseits aller Rentner-Schutz-Gesetze bereiteten die netten Menschen vom also-Hotel mir heute bereits um kurz vor neun Uhr ein herzhaftes glutenfreies Frühstück zu, selbst der Speck im Rührei wurde kurzerhand zu Rinderspeck umdeklariert und passte somit wunderbar zu meiner derzeitigen Ernährung.

So verblieb mir anschließend genügend Zeit für einen Aufstieg zum Hardtwald, diesmal mit einem kleinen Schlenker, um beide Türme zu sehen.

Der Bismarckturm


Der Weg nach oben

Oben dann den großzügig angelegten Hardtpark, der bei sommerlichen Temperaturen ausreichend Platz zum schattigen Entspannen bietet.

 

Der Elisenturm

 

Rund um den Elisenturm waren trotz des Feiertages überaschend viele Gastronomien geöffnet, die mit  Außenbestuhlung zum Verweilen einluden.

 

Aber nicht nur das, auch der angrenzend Botanische Garten zeigte seine Vielfalt beispielsweise mit Mandala-artig angelegten Beeten für Heilkräuter und Gewürzpflanzen.

Hier beginnt der Heilkräuter- und Gewürzgarten

Und mittendrin viele schattige Bänke, was bei den heutigen Temperaturen sehr angenehm war. Diese hier wählte ich mir für meine halbstündige Lesepause aus.

Durch den kleinen Umweg über den Bismarckturm hatte ich mehr Zeit benötigt, wie ich beim Blick auf die Uhr bemerkte und machte mich wieder auf den Abstieg, weil ich die Ankunft der Freunde im Hotel nicht verpassen wollte. Mathilde und Udo hatten "zufällig" ähnliche Reisepläne wie ich und so planen wir für morgen eine gemeinsame kleine Stadterkundung.

Für heute wurde es nach einer schönen Pause auf der Hotel-Terrasse schon wieder Zeit, um zum Hauptbahnhof zu schweben, wo mich pünktlich(!) der RE4 in die verbotene Stadt mit diesem schwatzgelben Fußballverein brachte. Hier erwartete mich Matthias am Bahnsteig, um mir bei einer kleinen Exkursion diese Stadt etwas näher zu bringen. Nach einer Rast an einem Lokal mit westfälischen Spezialitäten in der Innenstadt brachen wir zum verabredeten Besuch zu Elkes Bestattungsort auf. Matthias als Nahverkehrsexperte lotste uns mit U-Bahn und Bus sicher bis zum Bezirksfriedhof Huckarde.
Bereits am Eingang empfing uns eine außergewöhnliche Graffiti, die mir sehr gefiel.

Friedhof einmal anders - mir gefällt's

An Elkes anonymer Erinnerungsstätte rief ein kleiner Stein viele Bilder in meinem Kopf auf, Bilder von Elke, auch wenn dieser Stein jemand anders gewidmet war.

Kann ich gut nachempfinden

Nachdem ich mich hier auf wunderbare Weise von Elke verabschiedet hatte ("Ich komme wieder!"), lotste mich Matthias auf dem Rückweg in das Industriemuseum der Zeche Zollern. Hier, mitten im Zechengelände neben einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung, gibt es viel zu sehen.

War mal Motiv einer Briefmarke

Vor dem ehemaligen Pferdestall hatten wir beide noch viel Gesprächsstoff bei kühlen Erfrischungen.

Ich bin mir sicher, Elke hat uns dabei von wo auch immer zugehen und sich darüber gefreut, dass wir beide uns endlich einmal persönlich kennen gelernt und sie gemeinsam besucht haben.

Wir sprachen auch darüber, dass wir beide ihr die Geschichte aus unserer neuen Kurzgeschichtensammlung vorlesen werden, in der sie für die Rolle der Erna Koslowski Pate stand.

Sie wird ihren Spaß daran haben, das weiß ich. Und Matthias und ich verstanden uns auf Anhieb so gut, wie Elke es mir immer vorhergesagt hatte.

Matthias lotste mich auf anderen ÖPNV-Verbindungen noch sicher bis zum Hauptbahnhof, wo ich den RE4 zurück an die Wupper aufgrund seiner Verspätung auch noch erreicht hätte. Wenn, ja wenn er nicht wegen zu großer Verspätung seine Fahrt zur Endhaltestelle Dortmund bereits in Witten abgebrochen hätte und von dort aus zurück in Richtung Aachen gefahren wäre.
Aber auch dafür war schnell eine Lösung gefunden: Wir fahren durch bis Hagen, von dort geht immer was in Richtung Wuppertal. Als wir uns kurz vor Hagen bereits darüber freuten, dass ich den dortigen Anschlusszug erreichen würde, blieb unser Zug plötzlich solange stehen, bis er dann irgendwann gaaanz langsam nach Hagen einrollte.
Aber tatsächlich stand die S-Bahn am anderen Ende des Hagener Bahnhofs immer noch startbereit auf dem Gleis und Matthias verabschiedete mich erst, als er mich sicher in diesen Zug gebracht hatte. Dass diese S-Bahn dann noch lange auf dem Gleis stehen blieb und erst losfuhr, nachdem einige entnervte Jugendliche wieder ausgestiegen waren und nach anderen Verbindungen suchten, ist dem berühmten Bahn-Murphy zuzuschreiben. Ich war sitzen geblieben und erlebte so zwar noch einge unplanmäßige Stopps in freier Weildbahn mit, meist begleitet von unverständlichen Durchsagen. Aber ich wusste: Ich schaffe es noch bis ins Hotel. Das erreichte ich dann nach einer weiteren Schwebebahnfahrt unversehrt und glücklich.

Nun sitze ich im Hotelzimmer und werde Elke gleich eine Geschichte vorlesen.

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