07 Juni 2023

Murphy fährt nach Berlin

Gestern noch hatte mich Kumpel Mike T-Bone danach gefragt, was denn mein Freund Murphy so mache. Stolz hatte ich ihm geantwortet, dass ich Murphy in Zwangsurlaub geschickt hatte. Denn um das Rentner-Urlaubs-Schutz-Gesetz (RUSG) zu befolgen, war diese Zwangsmaßnahme notwendig gewesen.

Um trotzdem allen Eventualitäten vorzubeugen (man weiß ja nie!), hatte ich meinen heutigen Reisetag so gestaltet, dass ich den bekannten Murphy-Fallen aus dem Weg gehen konnte. So z.B. der Bahnparkplatz in der Breite Straße.
Altes Gesetz: Wenn man 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges dort auftaucht, sind noch mindestens 3 Parkplätze frei und der Zug hat 20 Minuten Verspätung. Kommt man fünf Minuten vor der Zugabfahrt dort an, ist NIEMALS ein Platz frei und der gebuchte Zug ist der Einzige an diesem Tag, der pünktlich abfährt. Daher näherte ich mich mit reichlich Zeit im Gepäck besagtem Parkplatz, von dem aus man über eine kleine Treppe direkt zu den Gleisen kommt. Aber heute war alles anders. Der Parkplatz war voll und zudem von einem Polizeiwagen abgesperrt. An der Treppe zu den Gleisen standen ein Notarztwagen, ein Krankentransporter und reichlich medizinisches Personal  Oha, Murphy ist sauer!

Ich stellte den Wagen auf einem nahen Kaufhaus-Parkplatz ab und rollte mit Koffer, Rucksack und Notebooktasche zum Bahnhof. Kein Problem, ich hatte den Zeitpuffer ja einkalkuliert. Als mir vor dem Eingang zum Bahnhof eine Frau erklärte, dass wegen eines schweren Unfalls derzeit überhaupt kein Zug mehr fahre, erkannte ich: Murphy ist sinksauer!

In der Eingangshalle dann viele Menschen vor der großen Anzeigetafel, die zu meiner Freude wieder funktionierte. Und dort war dann das hier zu lesen:

Hatte Murphy nur ein Signal setzen wollen? Ausgerechnet mein 09:56-IC ohne lästige Randbemerkung? Kaum zu glauben. Auf dem Weg zum Aufzug kam mir in der Unterführung ein flüchtiger Bekannter entgegen, der mir signalisierte, dass alles hoffnungslos sei und kein Zug mehr fahre. Ich verstand nicht alles, was er sagte, fuhr aber trotzdem hoch auf Gleis 2, um mich selbst davon zu überzeugen. Und hier war ich nicht alleine. Ein weiterer Blick in Richtung Koblenz genügte, um die Personen zu erkennen, die unter der Brücke Werftstraße auf den Gleisen im Einsatz waren, vor einem haltenden Zug. Pooh!
Gegenüber auf Gleis 1 beobachtete ich, dass mein Bekannter mittlerweile den Bahnbediensteten erklärte, was nun zu tun sei. Die Anzeige an meinem Gleis signalisierte, dass es länger werden könnte. Schon der IC eine Stunde vorher wurde sehnsüchtig erwartet. 

Das war der IC eine Stunde vorher, 08:56
aber wer fährt schon nach Düsseldorf ...

Das verhieß nichts Gutes. Von einem netten jungen Mann erfuhr ich, dass er schon seit einer Stunde hier auf diesen Zug wartete und dass dieser Unfall drei Minuten vor der geplanten Abfahrt seines Zuges geschehen sei. Seitdem seien alle drei Gleise gesperrt. Und da er bereits eine gewisse Erfahrung mit Murphy hatte, war er trotz angekündigter 120 Minuten Verspätung nicht nach Hause gegangen. Denn er wusste genau: In dem Moment, wenn er aus dem Bahnhof rausspaziert, wird hier oben der Zugverkehr wieder frei gegeben. Also warteten wir gemeinsam eine weitere Stunde, bis wir es einsahen.
In der Zwischenzeit tat sich Bemerkenswertes: Nach etwa einer halben Stunde verschwand mein Zug gänzlich aus der Bahn-App. Zwei Minuten später forderte mich die gleiche App auf, den Komfort-Check-In mit dem Smartphone zu benutzen, wenn ich den Zug betrete. Welchen Zug?
Irgendwann merkten wir: Wir werden noch morgen früh hier stehen, ohne dass etwas passiert. Daher entschlossen wir uns beide, doch nach Hause zu gehen und von dort aus das Geschehen mittels der Bahn-App weiter zu verfolgen. Mit "Vielleicht bis später!" verabschiedeten wir uns freundlich.

Gesagt, getan. Eine weitere knappe Stunde später sagte mir die Bahn-App, dass die Rettungskräfte nun die Strecke geräumt hätten und alle weiteren Züge nun wieder planmäßig fahren würden. Ha!
Ich wartete lieber noch ein paar Minuten ab und suchte mir in dieser Zeit eine passende Ersatzverbindung raus. Mein Traum vom durchgehenden IC war geplatzt. Aber immerhin sollte um 12:24 eine Regionalbahn nach Köln fahren, um mich dort mit einem Bahnsteigwechsel auf den ICE Richtung Ostberlin zu bringen.

Ich machte mich wieder auf den Weg, Koffer, Rucksack und Notebooktasche im Kofferraum.  Es wurde nun doch etwas knapper, denn der RE wurde ohne Verspätung angekündigt. Natürlich war auf dem Bahnparkplatz nun nichts mehr frei. Also wieder zum Supermarkt und von dort zum mit Gepäck Bahnhof. Ich kam auf die Minute pünktlich am Bahnsteig an, der RE rollte ein, es waren noch Sitzplätze frei, ein Wunder war geschehen. Und auch der Umstieg in Kölle klappte perfekt. Nur 20 Minuten Aufenthalt, dann ging es schon weiter mit dem ICE951 nach Ostberlin. Da war ich auch schon lange nicht mehr.

Beim nächsten Halt in Wuppertal entschied ich mich dann doch zum Ausstieg, man soll ja sein Glück nicht herausfordern.

Ankunft 14:20

Wie war das nochmal geplant?

Nur 3 Stunden später als vorgesehen, ganz schön zackig, die Bahn. Dann begann das große Schweben. Toll, dass man mit dem Deutschlandticket auch die Schwebebahn benutzen kann. 

Im Hotel eine freudige Begrüßung und ein Smalltalk auf der Terrasse mit Espresso, herrlich. Ankommen.

Eine Stunde später, als alles eingeräumt ist, machte ich mich auf zu ein paar kurzen Einkaufsschwebern nach Elberfeld und auch nach Barmen. Morgen ist auch hier Feiertag und alle Geschäfte sind geschlossen, daher deckte ich mich ein wenig mit Glutenfreiem ein, unter Anderem auch mit diesem Gebäck, dass ich bisher nur hier und in unvergleichbar besserer Qualität, bei Fedl in Andernach gesehen hab.
Ich werde nochmal einen Vergleichstest machen müssen.


Den Hinweg zu diesem Bäcker war ich zu Fuß gegangen - und hab ihn aus der Erinnerung heraus noch wieder gefunden. Zurück dann wieder geschwebt, herrlich.

Da schwebt sie heran ...

Zum Ausklang des Abends wurde es dann ungesund. Ich ließ ich mir im Lokal um die Ecke eine Krakauer Curry mit Pommes servieren, dazu eine Rhabarberschorle und hinterher noch einen sehr, sehr leckeren Espresso.
Alles gemäß dem guten Ratschlag meiner Heilpraktikerin: "Gönnen sie sich ruhig mal etwas." Eine weise Frau.

Dass mir die nette Bedienung auch noch ein Kerzchen dazu anmachte, rundete den abwechslungsreichen Tag auf ruhige Art und Weise ab.

Was das alles mit Aua in der Schule Schule zu tun hat? Das wissen nur die wirklichen Insider.

Ich mit bin meinem heutigen Arrangement mit Murphy zufrieden und freue mich auf die nächsten Tage.


2 Kommentare:

  1. Bei deiner guten Einstellung kann Murphy dir nicht wirklich etwas anhaben. Dein Aufenthalt fängt ja gut an, wie man sieht. Ich wünsche dir tolle Tage Mister Manfredo!

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    1. Danke Mr. T-Bone. Hab gelernt, mit Murphy umzugehen.

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