Für heute war kein Regen angesagt, jedoch die Nachmittagswolken deuteten darauf hin, dass doch etwas vom Himmel fallen könnte. Das konnte mich aber nicht davon abhalten, wenigstens eine kleine Runde in den Rheinanlagen zu drehen. In der Konrad-Adenauer-Allee, kurz vor dem Parkplatz am Bollwerk, stoppte der Wagen vor mir und ließ den Autos von der Scheidsgasse zum Ufer die Vorfahrt. Das erlebte ich heute zum ersten Mal, seit dort unten rechts vor links gilt. Bisher waren alle, wenn ich den Parkplatz über die Scheidsgasse verlassen wollte, gnadenlos vorbei gerauscht. Anscheinend spricht sich die geänderte Vorfahrtsregelung langsam herum, unabhängig davon, dass sie ein paar Meter vorher auf einem Schild extra angekündigt ist. Bravo!
Als ich aus dem Auto stieg, sah ich am Himmel nur freundliche schöne Wolken. Von Regenwolken keine Spur! Also spazierte ich frohen Mutes los und genoss die leichte Brise, die man am Rhein fast immer hat.
Wolken vor strahlendblauem Himmel |
Es war ein munteres Treiben in den Rheinanlagen bei Temperaturen knapp über 20°C. Am kleinen Deutschen Eck dann eine schöne Überraschung. Auf einer Bank saßen zwei Männer, der jüngere betrachtete mich im Vorbeigehen und sprach mich an. Aufgrund meiner aktuellen Schwerhörigkeit verstand ich kein Wort, blieb aber stehen und musterte das unbekannte Gesicht unter dem Cappy. Als er mich mit einem Erkennen im Blick ansah, sagte ich: "Jetzt musst du mir mal helfen. Ich weiß nicht, wo ich dich hinstecken soll." Aus seiner Antwort verstand ich nur sowas wie "Nachbarn" und dann machte es klick. Hermann! Mein früherer Nachbar in Miesenheim saß vor mir. Ich freute mich sehr, denn mit ihm hab ich nun gar nicht gerechnet. Wie lange ist es her, dass er weggezogen ist? 12 Jahre? 15 Jahre? Und seitdem nie mehr gesehen. Er wohnt seit Langem ganz woanders und war hier, um seinen Vater zu besuchen, der neben ihm saß. Aufgrund der Verständigungsprobleme reichte es leider nur zu einem kleinen Smalltalk. Sein Vater mahnte mit Blick auf die Wolken zum Aufbruch. Tatsächlich, innerhalb weniger Minuten hatten sich viele dunkle Regenwolken breitgemacht. Ich drückte Hermann noch unsere letzte Kurzgeschichtensammlung und meine Visitenkarte in die Hand, damit er sich mal melden kann. Wir reichten uns zum Abschied die Faust und ich machte mich flugs auf den Weg, um wenigstens noch eine kleine Runde vollzukriegen, bevor der Regen kommt. Na klar, den Schirm hatte ich ja auch im Auto vergessen.
Ich schaffte es trockenen Fußes zurück zum Auto. Als ich eingestiegen war, bemerkte ich, dass ich auch vergessen hatte, einen Parkschein zu ziehen. Glück gehabt! Bei der Ausfahrt über die Scheidsgasse gewährte mir tatsächlich ein von links kommender Motorradfahrer die rechtmäßige Vorfahrt. Er grüßte dabei noch freundlich, aber ich merkte erst an der später folgenden Nachricht, dass es mein lieber (Ex-)Kollege Torsten war, mit dem ich mich heute Morgen noch per Messenger über genau diese Vorfahrtsregelung ausgetauscht hatte. Zufälle gibt's .....
So geht Rheinblick |
So machte ich mir heute schon um kurz nach sechs ein leckeres Abendbrot mit Tomaten/Basilikum/Mozzarisella (ist kein Schreibfehler!) auf getoastetem Focaccia und stellte danach fest, dass der Regen wohl komplett vorbeigezogen war. Mein Schrittzähler im Handy sagte mir gleichzeitig, dass ich mein Pensum für heute noch nicht erfüllt hatte. Tja, dachte ich, eine zweite kleine Runde am Rhein wäre noch machbar, sogar mit Lesepause. Gesagt - getan, eine halbe Stunde später genoss ich sowohl die Ansage des Schrittzählers, dass ich das heute gut gemacht habe, als auch der Rheinblick von der Bank aus, sogar mit dem passenden Buch.
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