14 September 2024

Ein Tag unter einem guten Mond

Wenn ein Tag mit lecker Porridge und dem Marktbesuch bei Walli beginnt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Eigentlich, aber dazu später. In der Schlange vor Wallis Gemüsebus sah ich eine hübsche, blonde, mittelalte Frau, die mir zulächelte. Nein, keine Halluzination und ich war auch noch nüchtern. Was für ein Glück, dass ich Kerstin im letzten Moment doch noch erkannte. Pooh! Sie hatte die Erklärung auch sofort auf den Lippen: "Es liegt bestimmt an der Brille!" Ja natürlich woran sonst. Optisch hat sie sich seit 30 Jahren nicht verändert. Grad nochmal Glück gehabt.

Apropos Glück. Nachdem sich Kerstin verabschiedet hatte, beglückte mich die gute Walli mit zwei fertig eingepackten Rindersteaks von gewohnt guter Qualität. Auch der gute Räucherschinken war noch zu kriegen und die vier Mini-Chilis sprangen ebenfalls in meine Tüte. Wie gut, dass wir nach kurzem Feilschen wieder mal eine schnelle Einigung über den Preis aushandeln konnten.

Nach verschiedenen Erledigungen  wurde es ganz schnell drei Uhr und ich komme zu dem Teil mit dem "Eigentlich": Wie sich beim Abpfiff des Spiels herausstellte, möchte ich an EIGENTLICH an diesem Wochenende nicht über Fußball sprechen. Aus.

Der leckere Rucola-Petersilie-Endivie-Oliven-Paprika-Ziegenfeta-Salat, gewürzt mit Estragon, Salz, Pfeffer und Kräutern der Provence, getoppt vom Nachtkerzenöl-Limettensaft-Sahne-Senf-Ahornsirup-Dressing und verfeinert mit dem Salatkernemix und dem geriebenen Parmesan, begleitet von getoastetem Focaccia con Rosmarinoi, dieser Leckerbissen tröstete mich nach dem Spiel über die schmerzli... - HALT STOP - Ich werde nicht über Fußball sprechen!

Ich machte mich auf zum Rhein, um noch ein paar Schritte auf den Tourenzähler zu bringen und klingelte unterwegs kurz bei Marlies, um ihr ein Buch vorbeizubringen, dass sie interessierte.  Aus dem "Wie schön, komm doch kurz rein!" wurde eine wirklich schöne und interessante Klönstunde, zu deren Abschluss ich ihr die Kurzgeschichte über meinen Uronkel als kleine Wohnzimmerlesung vortrug. Auf dem Weg zur Tür schellte es unerwartet und es stand ein Spontanbesucher in der Tür, den ich ebenfalls seit etwa 50 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Mein Schulkamerad Werner. Da ich von Marlies wusste, dass die beiden noch Kontakt haben, ergab sich die einzigartige Situation, dass ich mal jemand als Erster erkenne und der/die Gegenüber überlegen muss und nur mit Tipps darauf kommt, wer ich bin. Das kenn ich eigentlich nur umgekehrt. Wir freuten uns beide sehr über das unverhoffte Wiedersehen und verabschiedeten uns schnell wieder mit dem beidseitigen Wunsch, den aufgenommenen Kontakt wieder fortzusetzen.

Aber ich musste nun schnell zum Rhein, bevor ich im völlig Dunkeln da rumtappe. Gesagt, getan, vom Bollwerk aus spazierte ich meine gewohnte Auf-die-Schnelle-Runde in Richtung Alter Krahnen. Vor dem Kleinen Deutschen Eck empfing mich der unterarm- und angellose Angler heute mit einemr Art Heiligenschein, während die untergehende Sonne den Himmel über dem Rhein in ein rotes Licht tauchte.

Der Mond ging bereits über den Dächern der Stadt auf und verfing sich in den Tauen des Segekmasts, während die Skylounge des Einsteins gut besucht und beleuchtet war.












Auf dem Rückweg vom Alten Krahnen war es dann ganz schnell dunkel geworden. Unser Trabant erhob sich mit Riesenschritten dem Zenit entgegen.

Simones Engel gelang es jedoch, den Dreiviertelmond mit seinen Flügeln festzuhalten und wieder ein wenig nach unten zu ziehen. So hatte es der Engel bereits oft gemacht, sogar mit der Sonne, wenn sie hinter den nächsten Wolken untertauchen wollte. Ein guter Engel.
Im Schein der Laternen erreichte ich mein Auto auf dem Parkplatz am Bollwerk und mein Tourenzähler klatschte Beifall, als ich das Tageslimit überschritten hatte.

Da ich bei einer ebenfalls sehr erfreulichen Begegnung während des heutigen Einkaufs eine Verabredung für den sonntäglichen Spaziergang treffen durfte und dabei aus sicherer Quelle erfuhr, dass das Wetter nächste Woche wieder sommerlich werden soll, freue ich mich auf die nächsten Tage und beschließe den Tag der Begegnungen mit einem wohlig müden Lächeln im Gesicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen