So erfreulich, wie das KLB-Frühstück und der Marktgang heute waren, so unerquicklich wurde es nachmittags. Nicht nur, dass meine blau-weißen Jungs aus dem tiefen Westen die drei Punkte heute verdientermaßen bei den Meenzer lassen mussten, der nachfolgende Spaziergang in den Rheinanlagen brachte noch viel Bedenklicheres als eine Niederlage beim Fußball zu Tage.
Auf dem Weg vom Bollwerk rheinabwärts wunderte ich mich schon, das die tolle Weide nicht nur trauerte, sondern auch ihren Kopf gegen den Wind in Richtung Alter Krahnen lehnte.
Erst auf dem Rückweg fiel mir dann ins Auge, wovor sie sich so gruselte. Auf einem der Stahlträger, die den gelifteten Kiosk tragen, haben sich tatsächlich Menschen aus der rechtsextremistischen Szene verewigt und ihre böse Einstellung bekundet.
Kurz zur Erklärung der dort gezeigten Symbole: Nach dem Krieg wurden alle Nazisymbole in Deutschland verboten und ihre Verbreitung unter Strafe gestellt. Mit den Jahren wurde die weiterhin existierende Nazi-Szene erfinderisch und dachte sich eine "Ersatz-Symbolik" aus, wegen der sie nicht belangt werden konnte. Nachzulesen hier.
Auf dem Träger in Andernach sind beide Typen zu sehen.
Das verbotene Hakenkreuz ist dabei, ebenso wie das Keltenkreuz darunter, das von der rechtsextremen Szene als ein Symbol der Überlegenheit der nordischen weißen Rasse benutzt wird.
Darüber liest man Zahlen, die die Position der Buchstaben im Alphabet darstellen. Eigentlich steht 18 für AH, die Initialen eines Schwerbrechers und Massenmörders, den die Szene gerne wieder als Führer hätte. Dass hier die 14 steht, deutet eher auf die grammatischen Probleme hin, die bei den Anhängern des großteutschen Reichs gehäuft auftreten. Die 88, also HH, stellt den "heilsamen" Gruß an diesen Despoten dar, den ausgestreckten Arm muss man sich dabei denken.
Das hätte ich in Andernach nicht erwartet.
Klar, Neonazis und Unterstützer gibt es mittlerweile überall, aber dass man sich hier in der Provinz schon wieder so offen darstellt, hat mich überrascht.
Zum Glück gibt es hier mehr Menschen, die sich offen für ein humanes Miteinander und gegen die rechte Verbreitung von Hass und Hetze einsetzen, wie die Kundgebungen der letzten Wochen gezeigt haben. Als Mahnung will ich trotzdem den Song der Gebrüder Engel einbringen, die sich bereits 1979 sehr treffend dazu geäußert haben:
Text:
Sie fangen wieder an
Die Rune bleckt schon wieder
Zwischen unseren Plakaten
Da stehn sie wieder
Samstags in den Einkaufsstrassen
Sie wagen es tatsächlich mit dem Megaphon
So weit ist es schon?!
Die finden jetzt schon wieder
Dass die Zeit gekommen ist
Selbst im Fernsehen
Präsentierte sich ein stolzer Jungfaschist
Die machen doch tatsächlich eine Demonstration
So weit ist es schon?!
Sag nicht, wir haben nichts geahnt
Sag nicht, das sind nur ein paar Mann
Der böse Geist hat wieder hier und da ein Maul
Sie fangen wieder an!
Die laden doch tatsächlich zu Gesprächen ein
Der eine oder andere fällt schon wieder darauf rein
Die wagen glatt zu sagen
Dass die Dinge anders waren
Nach den paar Jahren?!
Die träumen jetzt schon wieder davon auszurotten
Sie schmieren wieder
Hakenkreuze an die Synagogen
Sie gröhlen hier und da schon ihre üblichen Lieder
So schnell schon wieder?!
Sag nicht, wir haben nichts geahnt
Sag nicht, das sind nur ein paar Mann
Der böse Geist hat wieder hier und da ein Maul
Sie fangen wieder an!
Die drücken sich am Mittag an den Schulen rum
Die spinnen schon in Wäldern mit Gewehren rum
Die mieten auch schon Rock n Roll Hallen
Dreist vor uns allen?!
Bestimmte Söhne schon
Und noch bestimmte Väter
Von Polizei umstellte Menschlichkeitsverräter
Wagen es tatsächlich und mit Megaphon
So weit ist es schon!!!
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