19 Mai 2023

Ein alter Knochen auf alten Pfaden

Blick zurück

Eigentlich sollte es nur eine kurze Frischluftrunde in meiner alten Heimat werden. Zum dritten Mal in dieser Woche besuchte ich den Ort, in dem ich geboren wurde. Mit dem Vorsatz, das mit einer Briefkastenrunde zu verbinden, hatte ich mich am frühen Nachmittag auf den Weg dort hin gemacht. Einige der alten Freunde und Bekannten hatten mich nach dem Lesen unserer letzten Kurzgeschichtensammlung gebeten, an sie zu denken, wenn wir noch mal so etwas machen würden. Welche Freunde das nun genau gewesen waren, wusste ich auch nicht mehr, also steckte ich mir auf Verdacht einige Exemplare in den Rucksack und machte mich auf den Weg. Die Briefkästen von Elke und Bert wurden unterwegs bedacht, bevor ich vom Bach aus in die Runde durch die Schrebergärten am Ortsrand einbog.

Blick nach vorn

An unserem alten verwunschenen Zaubergarten aus der Kindheit musste ich dann in die Straße mit meinem Elternhaus abbiegen, das ging nicht anders. Der einst zugewachsene mysteriöse Garten an der Ecke, der in unserer Kindheit komplett eingezäunt und zugewachsen war, sah heute ziemlich entzaubert aus. Der sah als Kind so gefährlich verhext aus, das sich niemand von uns getraut hatte, über den Zaun hinein zu klettern.

Kein Zaun, kein Warnschild, freigelegt - ein entzaubertes Mysterium.

Und dann sah ich den einstigen Nachbarn Gerd vor seinem Haus, machte "kurz" halt und daraus entspann sich ein langes schönes Gespräch, dass schließlich im Garten hinter dem Haus endete, wo sich die Familie ein wunderschönes Refugium angelegt hatte. Ich muss gestehen, ich fühlte mich zu Hause. Teile des Gartens hatten einst uns gehört und es ist richtig schön geworden hier.
Als ich mich dann endlich losriss, wollte ich nur noch zurück zum Auto auf den Kirmesplatz gehen und nach Hause fahren, wo mein Ofengemüse Teil II darauf wartete, sich für mich nochmal warm machen zu lassen.

Kaum auf der Straße, winkte mir schräg gegenüber die chillende Birgit aus ihrer Residenzschaukel zu. Ich winkte zurück - und machte mich auf den Weg zu ihr ans Haus. Wie lange hatten wir nicht mehr zusammen gesessen und gequatscht? Viele Jahre. Horst kam bald hinzu und mein Ofengemüse musste sich noch sehr lange gedulden, denn wir hatten uns viel zu erzählen. Es wurde nach dem Gespräch mit Gerd das Gefühl "Heimat Teil II", wunderbar. Am frühen Abend verließ ich die beiden und stellte fest, dass nach einem solchen Nachmittag das Ofengemüse noch viel besser schmeckt als sonst. Hach!

Ich ertappe mich gerade dabei, wie mir Fetzen eines alten schlimmstspießigen Schlagers durch den Kopf wabern.

.... in der Heimat, ja, da ist es doch ...
... wo meine Wiege stand, wo ich gespielt als Kind ...

AUS! Furchtbar! Kopfkino kann ja schlimm sein, manchmal.

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