05 Dezember 2022

Engel und bunte Tupfer gegen das Grau

Als ich heute Morgen den ersten Blick aus dem Schlafzimmerfenster warf, erwarteten mich unter dem gewohnt grauen Himmel und der blassgrünen Hecke überraschenderweise ein paar weiße Flecken auf der Wiese.
"Brrrrh - KALT! Sofort wieder ins Bett!" war meine einzig richtige Reaktion. Als ich dann gegen Mittag aufstand, waren die weißen Flecken fast verschwunden, die Kälte war geblieben.

Dabei war heute kein Tag wie jeder andere. Ich hatte zugesagt, den Adventskaffee meiner Schreibgruppe wenigstens kurz zu besuchen, vorher wollte ich die COVID-Teststation besuchen und außerdem war heute Tag 25, an dem ich meine anvisierte Rekordmarke auf dem Schrittzähler erreichen wollte. 25 Tage am Stück das Tageslimit an Schritten erreicht, das wär doch was, das wollte ich nicht am letzten Tag vermasseln. Also hieß es nach dem Spätstück ab zum Bollwerk und dort eine erste graue Runde am Rhein und durch die Stadt drehen.

Ja, es war auch hier trostlos grau. Selbst Simones Engel fleht deutlich sichtbar die Mächte des Himmels an.

Ihr Himmel, schickt uns Farbe!

Immerhin zeigten sich die Weinberge über Leutesdorf weiß gepudert. Weiß ist keine Farbe, aber immer noch viel besser als grau!

Dort wird der Wein gepudert

Den ersten richtig bunten Fleck hatte ein lustiger Zeitgenosse an der letzten Bank vor dem Alten Krahnen hinterlassen. Der Abfalleimer war super regengeschützt.

Das lädt doch direkt zum Verweilen ein

Auf dem Rückweg durch die Hochstraße fusselte es leicht vom Himmel, aber ich konnte ja beruhigt sein, der Müll bleibt trocken. Der nächste Weg war der zur Teststation, denn für den morgigen Kontrollbesuch im Krankenhaus fühlte ich mich negativ getestet etwas wohler. Und auch für den anschlie0enden Weg zum Adventskaffee mit einigen Menschen auf engem Raum fühlte es sich besser an, im Infektionsfall nicht der Auslöser gewesen zu sein.

Ich parkte am Güterbahnhof, um noch ein paar Schritte für den Rekord zu sammeln und traf bei Gabi auf eine gut gelaunte Truppe. Einige der Schreibkursteilnehmer hatte ich schon länger nicht mehr gesehen. eine neue Teilnehmerin noch gar nicht. Die Gastgeberin, die Autorin Gabriele Keiser ist unsere Dozentin im Schreibkurs, auch ihr Autorenkollege Dieter Aurass, der seit dem Frühjahr den zweiten Schreibkurs an unserer VHS leitet, war dabei.

Ebenso der Musiker Manfred Pohlmann, der uns bei unseren Lesungen der vergangenen Jahre einige Male musikalisch begleitet hat. Er gab mit seiner Gitarre einiges zum Besten. Ich konnte der Musik zwar textlich nicht folgen, erkannte aber teilweise die Melodie und einige Wörter, was bis vor kurzem noch nicht möglich war. Auch die Unterhaltung war im persönlichen Dialog einigermaßen möglich. Wenn allerdings mehrere Stimmen gleichzeitig zu hören waren, verstand ich nichts. Meine Fortschritte mit dem Gehör sind weiterhin klein, aber spürbar.

Nach etwa einer Stunde wurde es doch anstrengend und ich verabschiedete mich. Ich bin froh, mal wieder dabei gewesen zu sein und alte wie neue Gesichter zu gesehen zu haben. Auch war es eine bunte Runde, die gegen das allmächtige Grau hilft. Auf dem Rückweg zum Güterbahnhof legte ich eine kleine Schleife durch die Bahnhofstraße ein, um bei meiner Ankunft am Auto sie sensationelle Nachricht auf dem Handy lesen zu können. Tschacka!

Ich glaube, ab morgen werde ich mir den ein oder anderen Ruhetag gönnen und nicht sofort in die nächste Rekordhatz verfallen. Die nächste Marke liegt bei 50 Tagen am Stück und das brauch ich jetzt nicht. Noch nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen