28 März 2022

Die alte Heimat ruft

Der Prof verkündete mir bzw. meinem Bruder heute Morgen, dass dies die letzte Spritze ins Öhrchen sei, es ist ausgereizt. Nächsten Dienstag Beratungstermin wg. Cochlear-Implantat. So schnell geht das heute. Das muss ich erstmal verdauen. Aber wenn's denn sein muss, dann mache ich das.
Als "Verdauungsspaziergang" hatten wir uns heute Nachmittag unsere alte Heimat ausgesucht. Auf dem Friedhof stellte mein Brüderlein den Oldies ein neues Lichtlein auf und wässerte ein wenig die Bepflanzung nach, bevor wir in den inneren Dialog mit unseren alten Herrschaften traten. 

Nachdem wir alles besprochen hatten, drehten wir eine schöne kleine Frischluftrunde über die alten Wege der Kindheit und Jugend. Es fühlt sich immer noch wie ein Stück Heimat an, egal wie lange man schon von dort fortgezogen ist.

und blickten in unsere alte Straße
Wir kamen über den "Krummen Weg"

Hier oben machten wir eine schöne Sonnenpause auf der dort aufgestellten Bank und genossen das Ambiente. Als wir dann durch unsere alte Wohnstraße zu unserem Elternhaus schritten, fiel zuerst der Blick auf die tolle Magnolie der Nachbarn, die heute noch dort wohnen.

Immer wieder ein Hingucker!

Am Ende stießen wir dann auf die "Huh Gass" und direkt gegenüber ging es das "Oosegäßje" hinunter.
Himmel, wie oft bin ich diese hohle Gasse nachts im Dunkeln heimgewackelt! Aus der Kneipe oder vom Skat beim "Uup", sternhagelvoll und dann ab durch die Mitte! Dieses Gäßchen hatte den Vorteil, dass es so schmal ist und von Mauern beiderseits gesäumt, dass man beim besten Willen nicht nach der Seite fallen kann.
Geradezu unvorstellbar im Rückblick, dass wir dort auch manchmal zu dritt nebeneinander durchmarschiert sind, den Besoffensten in der Mitte und von beiden Seiten unter die Arme gegriffen.
Manchmal denke ich, ich bilde mir das alles nur ein. Aber es war so und ich bin froh, dass es heute anders ist.
Am Ende der Gasse links treffen wir Werner vor seinem Haus. Leider ist mit meinen Ohren nur ein beschränkter Smalltalk möglich, aber mein Lieblingsbruder führt dann die Kommunikation fort, wenn ich nix verstehe. Ein schönes Treffen.


Beim folgenden Rückweg durch die alte Hauptstraße kommen wir auch am neuen Dorfplatz vorbei. Toll finden wir die aufgestellte Hochwassserlatte mit den Markierungen der höchsten Pegelstände. Man sieht deutlich, dass beim Jahrhunderthochwasser 1993 wirklich Land unter war.



Weiter geht es "Beckersch Berjelsche" hoch, um dann die "Scheffengass" hinunter zum Rhein zu gehen. Hier steht das Elternhaus von unserer Mutter, Oma und Urgroßvater, in dem ich noch geboren wurde. Das ehemalige Lusthäuschen auf der ecke zum Leinpfad ist heute ein schön hergerichteter Außensitzplatz der heutigen Eigentümer geworden.


Ein paar Meter am Rhein langs, dann muss ich unbedingt einen Schnappschuss auf die andere Rheinseite machen. Denn dort sieht man dieses Bergdorf mit dem alles überragenden Kirchturm. Damals sagte man dem "ahl Nikkela" nach, er könne die Kirchturmuhr von hier aus mit bloßem Auge ablesen, als Einziger im Dorf.

Und wieder winkt Dagmar von dort oben

Dann geht es wieder die nächste Gasse hoch, die früher mal "Untere Kirchstraße" hieß. Oben angekommen, mit Blick auf den Aachener Hof, spazieren wir über die ehemalige Rheinstraße wieder zum Parkplatz am Friedhof zurück. Zufrieden ist wohl der passende Ausdruck für mein Gefühl auf dem Heimweg zu gedecktem Apfelkuchen und leckerem Kaffee.


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