28 Februar 2023

Ein Tag mit sechs Richtigen

Ja, Ihr habt richtig gelesen, sechs Richtige an einem Tag! Gibt's nicht oft, das weiß ich, kommt aber schon mal vor. Heute mal in Kurzform. Geht schon sehr früh los mit:

  1. Ausschlafen

    und setzt sich fort mit:

  2. Lecker frühstücken

    dann kommt die erste Überraschung:

  3. Nachricht einer erkrankten Freundin:
    "Hast du Lust auf ne kleine Wohnzimmerlesung bei mir?"
    "Jetzt gleich oder morgen?"
    "Jetzt gleich!"
    Kapitel "Mike Neuhaus bei der Bundeswehr" vorgetragen und wir beide hatten Spass.

    Nach der Rückkehr: 

  4. COVID-Test: Negativ!

    So kann es weitergehen. Und es geht weiter:

  5. Manuelle Physiotherapie unter Natalies heilenden Händen. Wunderbar!

    Der krönende Abschluss:

  6. Spontaner Besuch des badisch-westfälischen Neffen.
    Kleiner Tausch: Familienbuch gegen Echtes Leder. Schön!

Shiny happy people: Onkel Manni und Neffe Stevie

An einem solchen Tag ignoriere ich sowohl Harvey als auch den Schrittzähler einfach. Pffft!
Frei nach meinen alten Helden Creedence Clearwater Revival:

Bother me tomorrow
Today I'll buy no sorrow
Do Do Do Lookin' out my backdoor


27 Februar 2023

Blue Sky over Homeville

Es gibt Tage, an denen man gar nicht aus dem Bett aufstehen will. Und es gibt Tage wie heute, an denen es einen schon in der Frühe nicht mehr in der Horizontalen hält. Bereits um kurz nach elf erwartete mich vor der Balkonverglasung dieser Ausblick:

Urlaubshimmel über Balkonia

Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, auf dem Balkon zu frühstücken, aber die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt würden wahrscheinlich den Kaffee in der Tasse schockgefrieren. Daher genoss ich meine vorzügliche Porridgekreation lieber in der sonnendurchfluteten Küche. An solchen Tagen schmeckt der Kaffee nochmal so gut und die Lektüre der Tageszeitung dauert nochmal so lange wie sonst. Das ist im Übrigen auch für freilaufende Rentner gesetzlich vorgeschrieben, falls das jemand noch nicht wusste. An solchen Tagen darf man gar nicht hudeln!

Meinem KLB ging es wohl genauso, denn kurz nach dem Frühstück erreichte mich sein Vorschlag, um zwei Uhr ein paar Schritte zusammen zu gehen. Passender geht es einfach nicht! Wir trafen uns an einem Ort, den wir beide gut kennen und nahmen als Erstes den Leinpfad in Angriff. Von dort hatte man eine wunderbare Sicht über den Rhein auf die andere Seite. Sogar diese falsche Seite sah unter diesem Himmel richtig schnuckelig aus.

Der Zug der Wolken über den fernen Kirchturm

Nach einer Weile zog uns dort der eisige Wind derart durch die Knochen, dass wir neben der Kirche hoch in den Ort spazierten. Natürlich nicht, ohne einige besondere Orte in Augenschein zu nehmen.

Der Sandkasten nebenan

Ein Fenster der Erinnerungen











Mit diesen beiden Orten verbindet mich viel, und obwohl sich vieles verändert hat, fühlen sie sich immer noch irgendwie gleich an. Ebenfalls auf unserem Spazierweg lag ein altes besonderes Haus, mit dem ich ebenfalls einige Erinnerungen verbinde.

Der KLB in Betrachtungen versunken

Eine ehemalige Kaschemme sieht heute total verändert aus. Man kann sich kaum vorstellen, hier manchen Abend am Tresen verbracht zu haben. Doch, ich kann's mir noch vorstellen.

Rechts um die Ecke konnte man "PommFritz" kaufen

Auf dem Rückweg über die rheinabgelegene Seite des Orts hatten wir schöne Begegnungen mit Samira, Helga und Anneliese, der KLB machte noch einen gelungenen Schnappschuss mit zwei Türmen.

Die beiden gegenüberliegenden Türme

Zum Schluss musste ich noch den Wolkenhimmel über dem Nachbarörtchen festhalten.

Clouds over Pot(ato)cakeville

Der KLB nennt ihn GLB

Dass mich währenddessen der KLB aufs Zelluloid bannte, hatte ich gar nicht bemerkt. Aber da man auf dem Bild auch den zufriedenen Gesichtsausdruck erkennen kann, nehme ich es heute mit in den blog auf. Ein Tag wie ein Sonntag, zu Hause bemerkte ich erst wieder, dass die Geschäfte heute geöffnet hatten, daher wird der heutige Tag kurzerhand zum Rentnersonntag umdeklariert.

Das Hörverständnis mit dem Implantat wird immer besser, wenn auch langsam und mit Höhen und Tiefen, aber es geht aufwärts, das ist das Wichtigste.

26 Februar 2023

Kreuze und Kreuzungen auf der Höhe

Da der heutige Morgen sehr wolkenverhangen war, sah ich mich gezwungen, ihn effektiv mit einem langen Schlaf zu überbrücken. Wie sich herausstellte, ein sehr effektives Unterfangen. Denn nach einem wunderbaren 10-Komponenten-Porridge und einer Tasse vom besten Kaffee überhaupt konnte ich in Ruhe ein paar wichtige eMails schreiben und mit Utes Hilfe versuchen, eine verletzte Katze zu retten, bevor der Himmel sich zu lichten begann. Wie sich herausstellte, benötigte die Katze akut keine Hilfe mehr und so war der Weg frei für einen wunderbaren Spaziergang unter der Sonne und einem blauem Wolkenhimmel. Dieser Anblick alleine wärmt das Herz genug, um das auch bei frostigen Temperaturen genißen zu können.

Auf welchem Höhenplateau ich mich rumgetrieben habe, werden die erfahrenen Leser sicher sofort erkennen, daher wird es heute ein leichtes Bilderrätsel werden. Los ging es direkt neben der Pferdekoppel.

Ein Galoppel in seiner Koppel

Auf dem nächsten Hügel musste ich einfach in alle vier Himmelsrichtungen fotografieren.

Blick nach Norden

Blick nach Westen

Nach Süden geht's noch höher

Nach Osten zieht sich das Plateau weit

Auf dem weiteren Weg flitzten vor mir ein paar junge Rehe über den Weg. Zu schnell für einen alten Bärenknochen, um sie aufs Foto zu bannen. Ich hatte jedoch Glück. Als ich an der Obstplantage vorbeigegangen war, in die sie hineingelaufen waren, liefen sie hinter meinem Rücken wieder übers freie Feld zurück und so bekam ich doch noch mein Bild.

Rehe in freier Wildbahn, flotte Flitzer.

Einige hundert Meter weiter eröffnete sich ein schöner Blick nach Westen.

Was für ein Panorama im Westen!

An der folgenden Wegekreuzungen hatte sich vor langer Zeit gar Schreckliches zugetragen. Das Kreuz, dass hier im Gedenken an diese Bluttat aufgestellt war, wurde beim Bimsabbau entfernt und verloren. 

Blickrichtung Ost sieht man die Hecke um das Kreuz

Fünfzig Jahre später tauchte es durch einen Zufall wieder auf und wurde hundert Meter weiter östlich wieder neu errichtet.

Altes Kreuz mit neuer Bank und tollem Weitblick nach Nordwest

Zur Erinnerung an das Jahr 1646, als während des 30jährigen Krieges Abscheuliches geschah.
Ein Stück weiter des Weges bekommt man such einen schönen Weitblick nach Osten.

Welcher Fernsehturm steht da in der Mitte?

Aber auch das Panorama unterwegs von Nordwest bis Südost ist beeindruckend.

Nordwest (links) bis Südost (rechts)

Der Wolkenhimmel hat mich am meisten berührt, daher auch einige Wolkenbilder.

Der Himmel über einer "Pforte"

Der Himmel über einem grünen "Berg"

Wolkenpanorama

Auf meinem Rückweg zum Auto trug mir der leichte Gegenwind einen Geruch meiner Kindheit in die Nase. Solche großen Haufen hatten wir als Kinder viele in der näheren Umgebung.

Lecker Dünger fürs Feld. Könnt ihr es riechen?

Auch am Wegrand zeigte sich, dass der Frühling bereits im Anmarsch ist.

Und im Mai dann der Goldregen ...

Nach einer guten Stunde in guter Bewegung mit guter frischer Luft und guten Ausblicken kam ich wieder gut gelaunt am Auto an, warf einen letzten Blick auf den guten Hof gegenüber, der mir jede Woche gutes Gemüse und Obst ins Haus liefert und freue mich nun über einen guten Abend.

Guten Abend Allerseits!

25 Februar 2023

Mini-Chilis am Morgen ...

Endlich Wochenende! Das ist gerade für Rentner enorm wichtig, damit wirsie ihre Einkäufe dann erledigen können, wenn auch die arbeitende Bevölkerung an den Kassen Schlange steht. Für den KLB und mich ist das gemeinsame Frühstück ein liebgewonnenes Ritual, ebenso wie der anschließende Gang zur Walli auf den Wochenmarkt. Dort wurden wir heute mal wieder mit den leckeren Mini-Chilis auf die Hand verwöhnt, ein richtiger After-Breakfast-Burner, köstlich! Ok, dafür musste ich ihr eine Vereinbarung unterschreiben, ab dem heutigen Tag NIE MEHR mit ihr über den Preis zu verhandeln. Für Walli tu ich (fast) alles.

Da heute kein Fußball gespielt wurde, konnte ich mir Zeit lassen mit meinen Erledigungen und bereitet mir nachmittags endlich mal wieder ein buntes rheinisches Gemüseblech á la Asia zu. Hach! Danach war die Versuchung groß, sich für ein halbes Stündchen im bequemen Sessel nach hinten zu lehnen. Da ich ob dieser Gefahren weiß, machte ich mich kurz vor der Dämmerung lieber nochmal auf zu einer kleinen Runde am Rhein. Viertel nach sechs und noch immer nicht richtig dunkel, das ist wunderbar.

Raumschiff Geysirprise mit Blue Room

Auch ein Schiff mit einem schönen Mädchennamen rauschte vorbei. Kein außergewöhnlicher Name, aber ein sehr sehr schöner.

Marie Marie la voodoo veau - she put a spell on you ..

Auf dem Rückweg vom Alten Krahnen zum Bollwerk fiel mir auf, dass sich heute viele Objekte mit Lichtern bewaffnet hatten.

Simones Engel mit Licht

Licht in den Fingern





Je nachdem, von wo man draufblickte, hatte das eine fast magische Wirkung. Selbst der unterarm- und angellose Angler  trug wieder seine Laterne.

Laterne, Laterne ...

Das Mikadolicht













Ein Zauberlicht

Und auch aus den gezwirbelten Mikadostäbchen entsprang eine Leuchte. Verrückt. Noch verrückter wurde es dann an der ersten Platane.

Diese barg mitten in ihren Armen ein Leuchten, dass den ganzen Himmel in ein Blau tauchte. Während der Engel und der Angler mit ihren Lichtern eine rötliche Beleuchtung am Himmel schufen, wurde es nun aber richtig blau.

Ich vermute, diese Magie hing mit der Marie zusammen, die ich auf dem Hinweg entdeckt hatte. Denn das Lied, das ich spontan vor mich hinsummte, Marie Marie la voodoo veau - she put a spell on you ..., trägt den Titel The Witch Queen of New Orleans. Die Älteren unter Euch werden es noch kennen.

Ein paar Meter weiter stellte ich fest, dass es nicht nur diese eine Platane war, sondern ihre halbe Familie mir das letzte Stück Weg zurück zum Bollwerk erhellte.

Einige Zauberlichter

Mit diesem schönen Zauber vor den Augen und im Sinn machte ich mich gut gelaunt auf den Heimweg und erblickte dort Lichter ganz anderer Art in der letzten Dämmerung. Während Venus und Jupiter vor einem klaren Himmel schon in Richtung Westen dem Horizont zustreben, folgen ihnen die Mondsichel und der Mars in sicherer Entfernung. Eine schöne Perlenkette am Himmel, die meine Handykamera leider nicht festhalten kann. Aber vielleicht gelingt es Ute mit ihrer guten Ausrüstung, in den nächsten Tagen ein Foto von dieser Konstellation zu machen.

Ich genieße nun diesen schönen Abend mit einem Bild aus dem Stellarium.


22 Februar 2023

Von narzistischen Kroküssern bis zu DORIS

Nach einer Woche konnte ich endlich mal wieder ausschlafen, das war himmlisch. Aufgrund der nächtlichen Frühstückszeiten im Hotel hatte ich von meiner schönen Ausflugswoche doch ein erhebliches Schlafdefizit mitgebracht. Dass es für freilaufende Rentner sogar gesetzlich vorgeschrieben ist, die Bettstatt erst nach zwölf Uhr mittags zu verlassen, wisst Ihr sicher alle selbst.

Und dass ein Spätstücksporridge erst nach ein Uhr seine volle Geschmacksreife entwickelt hat, dürfte auch hinlänglich bekannt sein. nachdem ich diese Regeln heute beachtet hatte, ginge es mir richtig gut.
Ein kleiner Nachmittags-Einkaufstrip zum örtlichen Supermarkt war allerdings ein wenig ernüchternd. Ich war ddoch nur eine Woche weg, und schon sind die lebenswichtigen "Focaccia con Rosmarino" und "BIO-Ziegenfrischkäse mit rotem Pfeffer" aus dem Sortiment verschwunden! Wohingegen das "HARTKORN BIO-Porridge-Gewürz" immer noch nicht im Sortiment aufgenommen ist, ebenso wenig wie die "glutenfreie BIO-Schwarzbrot-Backmischung" der Eigenmarke. Wohin soll das noch führen?

Mit ein paar kleineren Einkäufen beladen machte ich mich auf den Weg zum Bollwerk. Wenigstens dort am Rhein würde alles noch so sein wie vor meinem Kurzurlaub. Von wegen!

Anstatt grüner Wiese: Lila Unkraut!

Auf der schönen grünen Wiese hatten sich narzisstische Kroküsser (oder so ähnlich) breit gemacht. Das geht doch nicht! Bestimmt war der Rasenmäher der städtischen Gärtner kaputt, anders kann ich mir das nicht erklären. 

Am Kleinen Deutschen Eck hatten sie alle Sitzbänke abgebaut und dieses schöne Kleinod wirkte nun richtiggehend trist.

Sieht irgendwie kahl aus, oder?

So verzichtete ich notgedrungen auf meine kleine Bankpause mit Rheinsicht und spazierte weiter entlang des Platanenwegs. An der Villa Michels musste ich dann feststellen, dass nach jahrelangen Restaurierungsarbeiten nun das Gerüst entfernt worden war und ein Schild verkündete, dass dieses schmucke alte Fabrikantenhaus nun als DIE Event-Location feilgeboten wird.

Demnächst Giga-Rave-Party mit Rheinblick?

Das war eindeutig zu viel Veränderung für meine kurze Zeit an der Wupper. Ich wandte meinen Blick zum Rhein hin, wenigstens floss der noch in die gleiche Richtung wie vorher. Und da, ein Schiff! Mti einem tollen Frauennamen, wie ich schon einige auf diese Weise entdeckt hatte?

DORIS - heute ein seltener Name für Kinder

Die DORIS rauschte so schnell an Andernach vorbei, dass ihr Name auf dem Bug kaum zu erkennen war. DORIS ist sicher auch eine Dame meines Alters, die all diese neumodischen Veränderungen in Andernach am Rhein gar nicht sehen will und deshalb schnell vorbei fliegt. Aber mit DORIS kann ich etwas anfangen, das ist etwas Beständiges aus meiner Zeit. Und hier kippte dann auch das Bild der Veränderung. Leutesdorf am anderen Ufer lag genau so da wie seit vielen Jahren.

Leutesdorf - eine historische Konstante!

Welcome back home, oldbearbone!

Und als dann die kürzlich radikal gestutzte Platane die ersten wieder-kehrenden Triebe zeigte und ihre Arme zu meiner Begrüßung weit ausbreitete, wurde mir wieder wärmer ums Herz. 

Beschwingt machte ich mich auf den Heimweg, legte noch einen (negativen!) COVID-Test ab und genoss eine wunderbare Physio-Einheit unter den heilenden Händen von Nathalie.

Die Krönung des Tages war dann wieder eine Veränderung. Abends das erste Telefonat mit einer lieben Großcousine und ich konnte sehr vieles verstehen. Cochlea Implantata Magnifica!

What a day.

21 Februar 2023

Rückreise mit kleinen Hindernissen

Was wäre eine Heimreise ohne meinen geliebten Murphy? Immerhin ließ er mich im Hotel noch gemütlich frühstücken, packen und Tschüss sagen.

Strahlend und mit dem Versprechen, auf jeden Fall wiederzukommen, verließ ich vollbepackt die Stätte meiner Entspannung und rollte Koffer, Rucksack und Notebook zur Schwebebahn. Als ich dort zum Aufzug ging, erwartete mich die erste Überraschung.

Einer schraubt, der andere überwacht im Hintergrund

Aufzug wird repariert. Nur der eine für den Steig in Richtung Bahnhof, ist ja klar. Ob der in diesem Leben noch fertig wird, könnte mir der freundliche junge Monteur nicht sagen. Wie gut, dass ich gaaaanz viel Zeit eingeplant hatte. Während ich wartete, erreichte mich die Meldung auf dem Handy.

6 Minuten - das ist ja gar nix

Kleine Verspätung, nichts Außergewöhnliches bei der Bahn. Ich wuchtete irgendwann mein ganzes Geraffel die langen Treppen hoch, bekam in der nächsten Schwebebahn noch einen Stehplatz und stieg drei Stationen später am Hauptbahnhof aus. Die Verspätung hatte sich mittlerweile noch ein wenig hochgeschaukelt, kein Grund zur Panik. 

Nicht nur der Bahnhof lag heute unter einen dicken Dunstglocke. Ich hatte ja nun massig Zeit, so verweilte ich noch ein wenig draußen und beobachtete das geschäftige Treiben. Bettler bettelten, Musiker musizierten und Jehovas Zeugen harrten standhaft mit ihren Verkündungsthesen aus.

Abschiedswetter am Bahnhof

Mittlerweile hatte mich die nächste Nachricht der BahnApp erreicht.

Was sind schon 9 Minuten?

Allmählich wurde es mir draußen zu nass und ich nahm im Foyer des Bahnhofs direkt vor der großen Anzeigetafel Platz.

Naja, 10 Minuten, das geht ja noch.

Kurz nach zwölf nahm ich den Aufzug (funktionierte!) zum Gleis 1. Glücklicherweise gibt es auf den Bahnsteigen Wagenstandanzeiger, denn mein Zug würde ein langer sein, Abschnitt A bis E, da schaut man schon lieber mal vorher, wo genau denn Wagen 9 halten wird. Und man sieht das:

Sehr informativ

Zum Glück rechts unten auch ein gut versteckter Hinweis, dass man die genaue Wagenreihung auch in der Bahn-App nachschauen kann. Wie gut, dass es diese Technik gibt. Ein Blick in die App und:

Jetzt weißte Bescheid, wa!

Ich platzierte mich strategisch günstig ziemlich in der Mitte und plauderte dort noch sehr nett mit einer Dame über Erlebnisse mit der Deutschen Bahn, das war lustig. Unser Zug war komplett ausgebucht und die Dame hatte nicht reserviert, von Wuppertal bis Mannheim, das war nicht so lustig.

Der Zug fuhr mit 11 Minuten Verspätung ein und Wagen 9 rollte an mir vorbei, immer weiter. Nach einem langgezogenen Sprint unter Volllastbedingungen erreichte ich schließlich Wagen 9, dessen erste Tür sich heute leider wegen eines technischen Defekts nicht öffnen ließ. Ich erreicht die Tür am anderen Ende des Wagens kurz bevor sie sich wieder schloss und der Zug anfuhr. Ich war drin! Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen.

Mein reservierter Platz 45 war frei, nachdem Opa und Sohn auf die andere Seite des Gangs gewechselt waren. Ich saß alleine auf einem Fensterplatz am 4er-Tisch. Da das gesamte Bergische Land unter einer Dunstglocke versunken war, gab es allerdings nicht viel zu sehen. War mir heute schnuppe, ich saß und würde erst in Koblenz wieder aussteigen.

Und tatsächlich lief bis kurz hinter Solingen alles glatt, also immerhin 20 Minuten lang. Dann erlitt ein junger Mann einige Meter hinter mir eine heftige Krampfattacke, wurde von einem beherzt zupackenden Mitreisenden vor der Selbstverletzung geschützt und wir hielten außerplanmäßig in Opladen, wo der Bursche nach etwa einer Viertelstunde von alarmierten DRK-Sanitätern medizinisch versorgt wurde. Also alles nochmal gut gegangen. Mit einer knappen halben Stunde Verspätung erreichten wir Köln Hbf. Hier wurde der Zug dann tatsächlich brechend voll und ich bekam Gesellschaft von drei freundlich dreinblickenden Frauen. Ich dachte, Murphy hat sich nun genügend ausgetobt, der Nebel ist auf der Rheinstrecke blauem Himmel und Sonnenschein gewichen. In Bonn haben wir die halbe Stunde voll gemacht. Und am Ende ward alles gut.

Koblenz! Konstantin lacht vor blauem Himmel

Ich stellte meine Kofferburg vor einem wunderschönen Pfeiler ab und genoss die Sonne.

Um 14:30 saß ich in der RB26, die heute pünktlich von Koblenz nach Andernach fuhr und gemütlich durch die sonnendurchflutete Heimat tuckerte. Überall, wo ein Schild und ein Klo war, wurde kurz angehalten. Entspannend. Schön. 

Dass Urmitz/Bhf. als Mülheim-Kärlich angesagt wurde, irritierte mich auch diesmal wieder. Gleich darauf würde er den Thur wieder falsch ankündigen, Weißenthurm mit der Betonung auf der ersten Silbe. Sagt sonst kein Mensch hier.

Andernach wurde ohne weitere Vorkommnisse erreicht, mein Auto stand immer noch dort, wo ich es abgestellt hatte, sprangt sofort an und ich freute mich übers Heimkommen.
Ich überlege aber auch schon, wann ich die nächste Fahrt machen soll.

20 Februar 2023

Von fröhlichen Bärten und gemütlichen Tagen

Es schmeckte schon ein wenig nach Abschied, das vorletzte Frühstück im also-Hotel. Nachdem ich als Letzter die Platte geputzt hatte, betrachtete ich zufrieden die Reste meines Kaiserfrühstücks. Heute sogar mit roter Feigensenfsauce und mit Olivenöl statt Butter. Und einer Obst-Cornflakes-Joghurtschale zum Abschluss. Hach! 

Brav alles aufgegessen

Vom Buffet war nicht mehr viel übrig, hier wird richtigerweise nur nach Bedarf aufgetischt und nachgelegt, so dass wenig Reste übrig bleiben.

Der Rest vom Schützenfest

Als ich wenig später an der Rezeption einen gut gelaunten Chef-Bart sitzen sah, konnte ich der Versuchung eines Selfies nicht wiederstehen.

German Television proudly presents: The Smiling Beards

Bis mittags arbeitete ich auf dem Zimmer weitere Puzzlesteinchen in den Wuppertaler Stammbaum ein, die mir Inge nach und nach schickte. Man kennt das ja. Wenn man angestrengt drüber nachdenkt, fällt einem der gesuchte Name nie ein. Stunden oder Tage später, man denkt gerade an etwas völlig anderes, macht es Klick und der Onkel Walter erscheint vor dem geistigen Auge.

Für das Mittagessen hatte sich Murphy wieder etwas Besonderes einfallen lassen. Wir wollten zur Auer Schule, direkt um die Ecke, wo wir am Freitag gut gespeist hatten. Heute geschlossen. Dann gehen wir ein paar Meter zum fancy foods, da wollten wir am Freitag schon hin, ach nee, die haben heute auch zu. Und das Bella Ciao, in dem ich gestern Abend war? Montags Ruhetag. Glücklicherweise kannte Fabienne ein weiteres Restaurant in der Nähe, schaute aber vorher lieber auf dem Handy nach: Heute geschlossen. Ja, Murphy ist manchmal so. Also beschlossen wir, uns seinem Einzugsbereich zu entziehen und schwebten zwei Stationen weiter zum URFAM OCAKBASI, wo wir bei früheren Wuppertaltrips schon gute Erfahrungen gemacht hatten. Draußen hingen Schilder "Heute wegen technischer Probleme geschlossen!" Jetzt war klar: Wir würden verhungern!

Dann kam Fabienne die rettende Idee: Wir gingen noch etwas weiter zum Fuchswinkel, wo wir sogar alleine im überdachten Innenhof Platz nehmen konnten. Bei den Temperaturen zog es alle eher nach drinnen und wir hatten in ruhiger Umgebung bei Fisch und Paella viel angenehme Unterhaltung. Als wir uns danach sehr herzlich verabschiedeten, wollte ich mir im Hotel eine kleine Pause gönnen. Um den hiesigen Permakulturhof zu besichtigen, war heute eh nicht der richtige Tag. Das falsche Wetter und wahrscheinlich haben sie heute eh geschlossen, so wie ich Murphy kenne.

Ok, ne halbe Stunde nur mal kurz aufs Bett legen. Jeder weiß, wie sowas endet. Um halb sieben machte ich wieder die Augen auf. Immerhin reichte es noch für eine letzte Frischluftrunde im Dunkeln, im örtlichen Lebensmittelmarkt gönnte ich mir einen schönen Cesar's Salad zum Mitnehmen und auf dem Rückweg drehte ich noch eine kleine Runde über den Nicaragua-Hügel an der Wupper. Hier konnte ich die in Überschallgeschwindigkeit vorbeirauschende Bahn im Bild festhalten.

Der rasende Nachtschweber

Auch das Hotel meines Vertrauens war mir einen letzten Schnappschuss im Dunkeln wert. Und so kann ich nun gut gesättigt meinen blog schreiben und mich auf den nahenden Abschied vorbereiten.

also bei Nacht

Wieso geht das immer viel zu schnell vorbei?