Was wäre eine Heimreise ohne meinen geliebten Murphy? Immerhin ließ er mich im Hotel noch gemütlich frühstücken, packen und Tschüss sagen.
Strahlend und mit dem Versprechen, auf jeden Fall wiederzukommen, verließ ich vollbepackt die Stätte meiner Entspannung und rollte Koffer, Rucksack und Notebook zur Schwebebahn. Als ich dort zum Aufzug ging, erwartete mich die erste Überraschung.
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Einer schraubt, der andere überwacht im Hintergrund |
Aufzug wird repariert. Nur der eine für den Steig in Richtung Bahnhof, ist ja klar. Ob der in diesem Leben noch fertig wird, könnte mir der freundliche junge Monteur nicht sagen. Wie gut, dass ich gaaaanz viel Zeit eingeplant hatte. Während ich wartete, erreichte mich die Meldung auf dem Handy.
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6 Minuten - das ist ja gar nix |
Kleine Verspätung, nichts Außergewöhnliches bei der Bahn. Ich wuchtete irgendwann mein ganzes Geraffel die langen Treppen hoch, bekam in der nächsten Schwebebahn noch einen Stehplatz und stieg drei Stationen später am Hauptbahnhof aus. Die Verspätung hatte sich mittlerweile noch ein wenig hochgeschaukelt, kein Grund zur Panik.
Nicht nur der Bahnhof lag heute unter einen dicken Dunstglocke. Ich hatte ja nun massig Zeit, so verweilte ich noch ein wenig draußen und beobachtete das geschäftige Treiben. Bettler bettelten, Musiker musizierten und Jehovas Zeugen harrten standhaft mit ihren Verkündungsthesen aus.
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Abschiedswetter am Bahnhof |
Mittlerweile hatte mich die nächste Nachricht der BahnApp erreicht.
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Was sind schon 9 Minuten? |
Allmählich wurde es mir draußen zu nass und ich nahm im Foyer des Bahnhofs direkt vor der großen Anzeigetafel Platz.
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Naja, 10 Minuten, das geht ja noch. |
Kurz nach zwölf nahm ich den Aufzug (funktionierte!) zum Gleis 1. Glücklicherweise gibt es auf den Bahnsteigen Wagenstandanzeiger, denn mein Zug würde ein langer sein, Abschnitt A bis E, da schaut man schon lieber mal vorher, wo genau denn Wagen 9 halten wird. Und man sieht das:
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Sehr informativ |
Zum Glück rechts unten auch ein gut versteckter Hinweis, dass man die genaue Wagenreihung auch in der Bahn-App nachschauen kann. Wie gut, dass es diese Technik gibt. Ein Blick in die App und:
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Jetzt weißte Bescheid, wa! |
Ich platzierte mich strategisch günstig ziemlich in der Mitte und plauderte dort noch sehr nett mit einer Dame über Erlebnisse mit der Deutschen Bahn, das war lustig. Unser Zug war komplett ausgebucht und die Dame hatte nicht reserviert, von Wuppertal bis Mannheim, das war nicht so lustig.
Der Zug fuhr mit 11 Minuten Verspätung ein und Wagen 9 rollte an mir vorbei, immer weiter. Nach einem langgezogenen Sprint unter Volllastbedingungen erreichte ich schließlich Wagen 9, dessen erste Tür sich heute leider wegen eines technischen Defekts nicht öffnen ließ. Ich erreicht die Tür am anderen Ende des Wagens kurz bevor sie sich wieder schloss und der Zug anfuhr. Ich war drin! Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen.
Mein reservierter Platz 45 war frei, nachdem Opa und Sohn auf die andere Seite des Gangs gewechselt waren. Ich saß alleine auf einem Fensterplatz am 4er-Tisch. Da das gesamte Bergische Land unter einer Dunstglocke versunken war, gab es allerdings nicht viel zu sehen. War mir heute schnuppe, ich saß und würde erst in Koblenz wieder aussteigen.
Und tatsächlich lief bis kurz hinter Solingen alles glatt, also immerhin 20 Minuten lang. Dann erlitt ein junger Mann einige Meter hinter mir eine heftige Krampfattacke, wurde von einem beherzt zupackenden Mitreisenden vor der Selbstverletzung geschützt und wir hielten außerplanmäßig in Opladen, wo der Bursche nach etwa einer Viertelstunde von alarmierten DRK-Sanitätern medizinisch versorgt wurde. Also alles nochmal gut gegangen. Mit einer knappen halben Stunde Verspätung erreichten wir Köln Hbf. Hier wurde der Zug dann tatsächlich brechend voll und ich bekam Gesellschaft von drei freundlich dreinblickenden Frauen. Ich dachte, Murphy hat sich nun genügend ausgetobt, der Nebel ist auf der Rheinstrecke blauem Himmel und Sonnenschein gewichen. In Bonn haben wir die halbe Stunde voll gemacht. Und am Ende ward alles gut.
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Koblenz! Konstantin lacht vor blauem Himmel |
Ich stellte meine Kofferburg vor einem wunderschönen Pfeiler ab und genoss die Sonne.
Um 14:30 saß ich in der RB26, die heute pünktlich von Koblenz nach Andernach fuhr und gemütlich durch die sonnendurchflutete Heimat tuckerte. Überall, wo ein Schild und ein Klo war, wurde kurz angehalten. Entspannend. Schön.
Dass Urmitz/Bhf. als Mülheim-Kärlich angesagt wurde, irritierte mich auch diesmal wieder. Gleich darauf würde er den Thur wieder falsch ankündigen, Weißenthurm mit der Betonung auf der ersten Silbe. Sagt sonst kein Mensch hier.
Andernach wurde ohne weitere Vorkommnisse erreicht, mein Auto stand immer noch dort, wo ich es abgestellt hatte, sprangt sofort an und ich freute mich übers Heimkommen.
Ich überlege aber auch schon, wann ich die nächste Fahrt machen soll.