01 Januar 2025

Ein grauer Empfang im Jahr 2025

Die Silvesternacht war diesmal relativ ruhig in unserer Wohngegend. Wohltuend wenig Böller und nach halb eins waren nur noch vereinzelte Spätzünder zu hören. Das passte gut zu dem Tag, den ich durch eine anderthalbstündige Moselrunde mit Kumpel Mike T-Bone nachmittags verfeinerte und abends mit selbstgemachten Salatwraps krönte.

Die Nacht war von einer sehr interessanten Familienforschungsgeschichte mit permanenter Nachrichtenleitung zum Brüderlein geprägt, so dass ich erst am frühen Morgen in die Horizontale kam. Das heißt, ich durfte heute ausgiebig dem RAG frönen, so lange, dass ich gesetzlich jetzt bestimmt etwas gut hab. Ausschlafen, am frühen Nachmittag spätstücken, das hat schon was, das Leben als freilaufender Rentner. Die Frischluftrunde ließ ich natürlich nicht ausfallen und schaffte es sogar noch, vor Einbruch der Dunkelheit zu Kaffee und Nussecke wieder daheim zu sein.

Unterwegs waren interessante Bilder zu sehen, so z.B. das Gemälde von "Jimi Elzer" im Fenster in der Eisengasse. Beeindruckend.

Ein paar Meter weiter wurde es dann nicht mehr so ansehlich. Hier scheint in der Nacht der Spacko-Mob getobt zu haben. Meinen Müll wegräumen? "Hää! Ich doch nicht"

Nicht nur den Müll, sondern auch eine Krücke wurde offensichtlich am Tatort vergessen.

Die Beschriftung der Stromkästen könnte dazu passen, offenbart sie doch einige grammatikalische Unwuchten, die gut zu diesem Klientel passen könnte.

"Sie kame, böllerten und vergaßen" könnte es heißen.

Wie der Besitzer dieser Krücke dann nach Hause gekommen ist, will ich vielleicht gar nicht wissen. Dieses Szenario erinnert mich sehr an die übelsten Silvesternächte meiner eigenen Glanzzeit.

Im Ausgleich für diesen unschönen Anblick wurde ich auf dem weiteren Weg über die Hochstraße und durch den Kirchhofsweg mit einer Ehrung belohnt. Immer noch prangt die Erinnerung in großen Buchstaben an der Wand: Wer ist ein Held?

HERO MANNI steht da. Tja ...

Als ich kurz darauf von Vater Rhein mit sonnendichtem GrauGrauGrau begrüßt wurde, sank meine Stimmung wieder ein wenig. NassKaltGrau - da nützt einem das ganze Heldengedöhns auch nix.

Grau, wohin das Auge reicht

Ehe ich in düsteres Grübeln verfiel, zog zu meiner Freude ein tolles Schiff an mir vorbei. Eins ohne stinkenden Schiffsdiesel, mit e-Power betrieben.


Nur beim Namen sollten sie etwas kreativer sein. CAS94, das kann sich doch kein Mensch merken. Unterwegs sammelte ich, wie immer, ein paar Dosen und Tüten ein, die achtlos weggeworfen auf dem Rasen lagen, und warf sie in den nächste Mülleimer. Wenn man sowieso dort lang geht, ist es kein nennenswerter Mehraufwand, dabei auch ein wenig für Sauberkeit zu sorgen. Und dann kam das Schönste. Vom Biergarten Richtung Bollwerk sah ich eine Frau, die mit einem Greifer den Müll in einen großen Beutel Umhängebeutel sammelte, der rund um eine Bank verteilt im Gras lag. Eine Gleichgesinnte! Zum ersten Mal erlebte ich das hier am Rhein, das jemand das "einfach so" macht. Schnell kamen wir ins Gespräch und es entwickelte sich eine sehr schöne Unterhaltung.

Wir spazierten noch zusammen bis zum Bollwerk und mussten dort zum Abschied ein Erinnerungs-Selfie machen.

Müllsammler unter sich

Gleich schickt Rebecca mir noch den Link zu einer guten Müllmelde-App, von der sie mir erzählt hatte.
Dass sie Anhänger einer völlig falschen Fußballmannschaft ist, verzeih ich ihr gerne,

Und jetzt werde ich den grauen, aber schönen Tag mit einem Räuchertofu und dem Rest vom gestrigen Rucola-Basilikum-Radieschenkresse-Schwarzrettich-Radieschen-Oliven-Paprika-Ziegenfeta-Salat mit guten Gewürzen und der einmaligen Estragon-Senf-Sauce ausklingen lassen, dann wartet im Familienstammbaum noch eine schöne Arbeit auf mich.