Eine Buchbesprechung muss ich loswerden, so sehr hat mich dieser Roman beschäftigt, den ich gestern Abend zu Ende gelesen hab.
Bisher kannte ich vom Autor die "Gott-Trilogie", die ich kürzlich zum zweiten Mal gelesen habe. Dabei stieß ich auch auf diese neuere Buch mit vielversprechendem Klassentext.
Es beginnt im Februar 2020. Arnold Kahl, 53, Buchhändler ist mit einem sehr negativen Blick auf die Welt und das Leben ausgestattet, was seine Ehefrau regelmäßig anödet. Nach einem typischen abendlichen Streit um eigentlich unwichtige Dinge verzieht sich Arnold genervt in's Bett - und wacht am nächsten Morgen in einem fremden Bett in einem fremden Haus auf. Er braucht eine Weile, um sich damit abzufinden, dass der Kalender den 16.Februar 2024 anzeigt und er an einer Amnesie leidet, die ihn die letzten 25 Jahre seines Lebens komplett hat vergessen lassen. Mühsam rekonstruiert er mit Hilfe seines Dieners Gustav, was er alles in dieser Zeit getan hat, wie sein Leben verlaufen ist.
Hier beende ich mein Spoilern, denn das passiert alles ziemlich am Anfang vom Buch.
Alleine die Vorstellung, morgen früh zu erwachen und 25 Jahre meines Lebens verpasst zu haben, verursachte bei mir großes Unbehagen. Der Roman hat im weiteren Fortgang noch viele Geschehnisse anzubieten, die zum Nachdenken, vielleicht sogar zum Umdenken anregen. Unsere Welt in 25 Jahren ist sehr vorstellbar beschrieben. Die Serviceroboter, die bereits in heute japanischen Altersheimen eingesetzt werden, sind in 25 Jahren funktional wie auch äußerlich so vollkommen, dass sie praktisch nicht mehr von Menschen zu unterscheiden sind. Arnolds synthetischer "Diener" Gustav ist ein gelungenes Beispiel dafür.
Die schöne neue Welt, die vor uns liegt
So schön, dass man davon kalte Füße kriegt
Wird morgen Wirklichkeit, wenn wir nichts dagegen tun
Die Pillen gibt es längst, die man nur schlucken muss
Fürs Glücksgefühl und gegen Überdruss
Wir werden schon verplant und schauen auch noch ruhig zu
Aber ohne was vorwegzunehmen, der Roman ist keine Dystopie, hat keinen erhobenen Zeigefinger und bietet Unterhaltsames und auch Lustiges. Hans Rath schreibt im Übrigen sehr flüssig, so dass man das Taschenbuch fast in einem Rutsch weglesen könnte, wenn man nicht zwischendurch über einiges Nachdenken müsste. Also: Meine Leseempfehlung hat er.
Allerdings würde ich als Einstieg in Hans Raths lockere Schreibweise seinen Roman "Und Gott sprach: Wir müssen reden!" empfehlen, eine etwas leichtere Lektüre, die trotzdem nicht oberflächlich ist.
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