18 Februar 2024

Ein Sonntag zum Zurücklehnen und Genießen

Was macht man an solchen grauverhangenen Sonntagen? Ganz klar: Lange schlafen, gemütlich spätstücken, den St.Pauli-Sieg im Fernsehen feiern und sich dann auf den Höhepunkt der Woche vorbereiten. 

Wie schrieb Frank Goosen einst: "Eine nicht ganz unbekannte Thekenmannschaft aus Süddeutschland" hatte sich auf den Weg gemacht, um anne Castroper ihren Prass über die letzten verdaddelten Spiel am kleinen Verein Tief im Westen auszulassen. Schon in der Hinrunde im letzten September hatte man den Underdog in der Arroganz-Arena mit 7:0 demontiert, ähnliches hatte man wohl auch heut vor, das macht der große FC Bayern doch mit links. Hätte mir jemand vorher eine Punkteteilung angeboten, so hätte ich diese sofort unterschrieben. Getippt hatte ich natürlich trotzdem auf einen 2:1-Sieg meines VfL.

Mein lieber Freund, Ex-Kollege und Bayern-Fan Luca Thomi hatte mich eingeladen, die Live-Übertragung ab 17:30 zusammen bei ihm zu Hause zu genießen. Und so machte ich mich gut ausgerüstet auf den Weg, um diesem "Hochamt" beizuwohnen. Heute hatte ich drei glücksbringende Fan-Utensilien dabei, den Schal, die Jacke und das blaue Cappy. Luca beließ es bei einem dezenten Aufnäher auf der Jogginghose.

In freudiger Erwartung

Mit einem leckeren Espresso stießen wir vor dem Spiel an und ich freute mich, als es nach anderthalb Minuten noch 0:0 stand.

Der VfL hat den Bayern den Ball abgejagt

Noch erfreulicher war es, dass meine blau-weißen Jungs von der ersten Sekunde an vorbildlich um jeden Ball kämpften. Nicht umsonst ist einer unserer Schlachtrufe "Kämpfen Bochum Kämpfen!". Als jedoch Musiala nach einer Viertelstunde das 0:1 erzielte, kamen mir erste Zweifel an meinem 2:1-Tipp. Aber die Jungs ließen nicht locker, gingen den großen Bayern mit Kampfgeist und Biss gehörig auf den Senkel, und streuten auch selbst einige gelungene Kombinationen ein. Als nach 38 Minuten der schnelle Takuma Asano allen davon lief und das 1:1 markierte, tobte das Stadion vor Begeisterung. Sechs Minuten später köpfte Schlotti zur verdienten Halbzeitführung ein. 2:1, genau, wie ich es getippt hatte. Wow!

Nach der Pause ging es so weiter, der VfL ließ die Bayern nie richtig ins Spiel kommen und wenn dann doch mal einer vor dem Bochumer Gehäuse auftauchte, warf sich stets jemand in letzter Sekunde in den Schuss oder unser Torwartgott Manuel Riemann entschärfte gekonnt. Als uns dann auch noch ein Foulelfmeter zugesprochen wurde, weil der ungehobelte Upamecano unserem Schlotti den Ellbogen ins Gesicht rammte, konnte ich es kaum fassen, dass Stöger den Strafstoß zum 3:1 versenkte. Nun machten die Bayern richtig Druck, bei meinen Helden schwanden langsam die Kräfte, weil sie gefühlt doppelt so viel gelaufen waren wie ihre übermächtigen Gegner. Die letzten Minuten entwickelten sich, wie so oft, zu einem richtigen Herztod-Spiel. Aber zu mehr als einem 3:2 Anschlusstreffer durch Kane reichte es für die Bayern nicht mehr. 

Wir hatten vor Jahren schon einmal den stolzen Knappen aus Herne-West die Meisterschaft vermiest. Am 31. Spieltag 2006/07 schlugen wir die Zahnlosen (in meinem Beisein) nicht nur mit 2:1, sondern konterten auch die T-Shirts der zahlreichen Gäste-Fans mit dem Aufdruck "Nordkurve in deiner Stadt" mit einem anschließenden Eigendruck "2:1 - nicht in unserer Stadt!" Ähnliches hatte sich wohl heute wiederholt, denn der Meisterschaftszug scheint für die Bayern nun endgültig abgefahren zu sein.

Freund Luca Thomi schien schon ein wenig geknickt zu sein, gratulierte mir aber anständig zum verdienten Sieg. So isser halt, der Gute.

Auf dem Heimweg erreichte mich ein Foto von VfL-Fan Frank aus Andernach, der sich im Stadion seinem Glückstaumel hingab.

Jubel, Trubel Ausgelassenheit

Zahlreiche weitere Gratulationen kamen auf allen möglichen Wegen bei mir an, sogar von Christel aus Oklahoma City und Michel aus dem Senegal. Danke Euch allen!

In meiner Tipprunde hatte ich als Einziger auf einen Bochumer Sieg getippt, aber mehr als 2 Punkte bekam ich dafür trotzdem nicht. Egal, wir sind mit einer tollen Leistung der Abstiegszone ein wenig weiter entronnen und sehen mit Zuversicht auf die nächsten Spiele.

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