28 Juli 2024

Besuch bei Jessy

Ein rascher Blick ins RAG wies mir heute früh morgen vormittag den Weg in den Tag. Kapitel Tagesaufgaben, Absatz 1: 
Sonntage dürfen von Rentnern ausschließlich zu folgenden Zwecken genutzt werden:

1. Ausschlafen
2. Gemütlich spätstücken
3. Freunde besuchen
4. Langsam machen

Nachdem ich die Aufgaben 1 und 2 bereits erfüllt hatte, machte ich mich auf zum vereinbarten Besuch bei meiner Freundin Jessy, einer lieben Karthäuserin. Ich hatte für die alte Dame eine Flasche Schwarzkümmelöl besorgt. Eins ihrer liebsten Stärkungsmittel, nur weiß sie das noch nicht.

Als ich ihren Garten betrat, schaute sie sofort aus ihrer Schattendeckung heraus und freute sich über meinen Besuch.

Oh, wer kommt denn da?!

Nun, wo ich schon mal bei der Hundedame zu Besuch war, registrierte ich plötzlich eine weitere gute Freundin, die es sich auf der Terrasse gemütlich gemacht hatte.  Unverhofft kommt oft!

Ich versorgte erstmal Jessy mit Leckerlis, bis sie sich dann wieder in den kühlen Schatten zurück zog. Als die andere Freundin endlich mit ihrem Handygedaddel fertig war, hatte sie auch ein wenig Zeit für mich. 😉

Wir verbrachten einen wunderbaren Nachmittag bei Keksen und Wasser auf der schattigen Terrasse und hatten uns viel zu erzählen.
Zufälligerweise hatte ich auch ein paar Kartons für sie im Auto, ebenso wie etwas Lesestoff für die Enkelin.

So wurde es ein perfekter Nachmittag, in dessen Verlauf ich ihr noch eine Kurzgeschichte vortrug, von der sie sich bewegt zeigte.

Wieso vergeht eigentlich an solchen Tagen die Zeit dreimal so schnell wie sonst?

Gut gelaunt machte ich mich irgendwann auf den Rückweg und beschloss aus einer Laune heraus, unterwegs einen kleinen Umweg über Oxford City zu nehmen, um mir dort am Rhein ein wenig die Beine zu vertreten. Die kleine Frischluftrunde tat mir gut und auf dem Weg zum Auto schaute ich an den Häusern vorbei, in denen irgendwo ein Jugendfreund wohnen sollte, wie man mir gesagt hatte.
Ich hatte erst durch kürzliche Recherchen herausgefunden, dass seine Uroma und mein Uropa Geschwister waren, somit sind wir als Cousins 3.Grades direkt blutsverwandt.

Wie der "Zufall" es will, sehe ich eine Frau auf dem Balkon einer Erdgeschoßwohnung stehen, deren Gesicht ich nur von Facebook her kenne. Auch wieder eins dieser unerklärlichen Phänomene:
Wieso fällt mir auch nach dreistündigem Nachdenken der Name meines langjährigen Arbeitskollegen nicht ein, aber auf Anhieb der Name eines Menschen, dessen Foto ich nur ein paar Mal bei Facebook gesehen habe?

Damit sollte sich die ernste Wissenschaft mal beschäftigen! SO!

Der Zufall geht natürlich weiter. Die Angesprochene erkennt auch mein Konterfei und sagt mir, dass mein gesuchter Jugendfreund in der Wohnung nebenan wohne und dass er zu Hause sei. Natürlich MUSSTE ich nun bei ihm klingeln und wurde von seiner Frau an der Wohnungstür nett begrüßt.

Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten groß, wobei sie bei Helmut eher als Wiederhörensfreude zu bezeichnen ist, denn er ist seit einigen Jahren komplett erblindet. Umso mehr staunte ich dann, mit welcher Sicherheit er sich alleine durch die Wohnung bewegte, mir beispielsweise einen Kaffee zubereitete und auf den Balkon brachte. RESPEKT!

Wir stellten fest, dass unsere letzte Zufallsbegegnung wohl im vorigen Jahrhundert gewesen sein muss und verbrachten mehr Zeit auf dem Balkon, als ich geplant hatte, einfach weil es so schön war. Beim Gespräch über unsere Verwandtschaft stellte sich dann heraus, dass seine Frau Regina "zufällig" begonnen hatte, einen Stammbaum für die beiden zu erstellen und wir uns zukünftig gut darüber austauschen können. Schon heute hatten die beiden einige hilfreiche Ergänzungen und Korrekturen anzumerken. Auch hier verflog die Zeit wie im Flug.

Nachdem ich auch den beiden mit der kurzen Lesung über das Schicksal unseres gemeinsamen Urgroßonkels etwas Unterhaltung geboten hatte, schaffte ich es gerade noch pünktlich zum Olympia Fußball unserer Mädels im TV zurück daheim zu sein. Leider nur, um eine enttäuschende Niederlage zu erleben. Und so schreibe ich nun lieber diese Zeilen über einen schönen Tag, als dass ich mir über die Niederlage in einem Fußballspiel Gedanken mache.

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