27 Dezember 2019

Besuch bei Herrn BimBam

Die wunderbaren Gammeltage rund um den Jahreswechsel feiern Halbzeit. Die letzten unbeschwerten Tage voller Nixtun waren lediglich unterbrochen von zwei Einladungen zum Döbbekooche essen und zur Geburtstagsfeier, lecker, locker interessant.


DennDenn, PippelPappel, BimBam, DingDong, PowWow

Und heute morgen hatten sich Frau DingDong und Frau PippelPappel nebst Partner zum Brunch bei Herrn BimBam angemeldet. Wir hatten uns zwar bereits am Samstag beim jährlichen Patchwork-Family-Day gesehen, doch blieb da angesichts der großen Besetzung im Saal nicht so viel Zeit für den individuellen Austausch. Im kleineren Rahmen gab es denn heute vieles zu erzählen, einiges zu fragen, manche Erinnerungen auszutauschen.


Die Drei aus der Küche

Wie man auf den Bildern sieht, gab es durchaus heitere Erinnerungen (und einen Fotograf, der dauernd Witze erzählte). Frau DingDong zeigte uns im Anschluss eine beeindruckend schöne Fotoschau vom diesjährigen Kanada-Urlaub. Vancouver, Sechelt, Sunshine Coast, Powell River, Roadtrips in die Berge - das wirkte wie Bilder aus einer anderen schönen Welt. Nach einigen genealogischen Fachgesprächen beschlossen wir den Nachmittag mit der Abmachung, im nächsten Jahr mal wieder einen Spieleabend zusammen zu machen. Lt. Sveny sind die people in Sechelt etwas hippiedippy, ich bin jetzt happydappy.

22 Dezember 2019

Wintergrillen am Family Tree

Das vorweihnachtliche Treffen der Patchwork-de-Luxe-Familie meiner alten Liebe könnte sich zu einer schönen Tradition entwickeln. Gestern Abend in der Grillhütte am Dalfter in Kärlich genoss ich es sehr, einige liebe Menschen zu treffen, die ich das ganze Jahr über nicht oder selten sehe.

Große Auswahl am Buffet

Jeder hatte irgendwas mitgebracht, irgendwas angepackt, irgendwas organisiert, so kam es zu einem vielfältigen leckeren Salatbuffet, zu den unvergleichlichen Bratwürsten vom Grill und einem breiten Getränkesortiment. Das fehlende Mineralwasser wurde von den Farmers in einer Blitzaktion  noch rechtzeitig angeliefert. Alles war perfekt!

Die Bart-Mannis unter sich

Nach vielen schönen Unterhaltungen begann dann traditionell der musikalische Teil. Johannes packte die Gitarre aus - Wunschkonzert zum selbst singen war angesagt. Zu meiner großen Freude stimmten wir mein neues Lieblingslied an. Seit der letzten Kulturnacht gehört "Mad world" zu meinen absoluten Favoriten. Irgendwann nahmen dann mit fortschreitender Uhrzeit die gesanglichen Qualitäten besorgniserregende Formen an, Edith und ich verabschiedeten uns und machten uns auf den Heimweg.


Gruppenbild mit guter Laune

Ich hatte anfangs noch betont, dass ich mich freue, dazu zu gehören, obwohl ich genetisch mit keinem der Anwesenden irgendetwas zu tun hab. Weder Halb- noch Stief- noch sonst eine amtliche Verbindung. Und dann sagte mir Lea (oben am Buffet links), eine Nichte meiner alten Liebe, dass ihre Oma als Mädchen den gleichen Familiennamen wie ich hatte.

Stutzen, fragen, telefonieren, alles aufschreiben - und am Ende stand der Plan, das später daheim unbedingt zu checken. Es ist gecheckt - und es ist wahr. Lea und ihre Geschwister sind meine Halbgroßnichten bzw. -neffen vierten Grades. Unsere gemeinsamen Vorfahren waren die Müller auf der Pöntermühle. So klein ist die Welt!

Ich freue mich auf das nächste Jahr.

08 Dezember 2019

Part of a Family Tree


Der heutige Nachmittag stand ganz im Zeichen der Familie. Ich war zu Kaffee und Kuchen eingeladen und habe mich schon im Vorfeld sehr auf diesen Besuch gefreut. Doch nun mal ganz vor vorne.
Vor einigen Wochen stand ich samstags auf dem Andernacher Wochenmarkt am Stand des BIO-Hofs Althaus-Zell, dem Schweinehof meines Vertrauens, als mir jemand von hinten auf die Schulter klopfte. Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht eines baumlangen jungen Rotbarts, der mich freundlich begrüßte. Da der Bart einige markante Teile des Gesichts verdeckte, musste ich zweimal hinsehen, bis ich den ältesten Sohn meines Cousins erkannte.
Während ich seinen Bart einem manuellen Reißtest unterzog, stammelte ich: "Dominik, bist du das?". Und was soll ich sagen, ja, er war's. Wir hatten uns in den letzten 20 Jahren nur sehr sporadisch gesehen und sein Bart brachte mich erstmal aus der Fassung. Nach kurzem Smalltalk kam seine kleine Familie vom Gemüsestand gegenüber und wir begrüßten uns ebenso herzlich.
Zwei Wochen später, der Wochenmarkt war gerade vom Marktplatz in die Bahnhofsstraße verlegt worden und ich war ne Stunde später unterwegs als sonst, passierte das Gleiche noch einmal. Ich steh bei Walli am Stand, wer tippt mich an? Dominik! Anderer Ort, andere Zeit, gleiche Begegnung. Spätestens da wussten wir: Das kann kein Zufall sein! Ok, die beiden sind öfter in Andernach, weil Elenas Oma dort wohnt, aber seltsam war's doch.

Da wir alle im letzten Jahr ins eigene Heim umgezogen waren, nutzten wir die Gelegenheit, endlich mal Besuche daheim auszumachen. und so machte ich heute den Anfang und folgte der Einladung zu Kaffee und Kuchen. Selbstgebackenem Nusskuchen. Von Dominik gebacken! Das Leben ist voller schöner Überraschungen.


Die Fantastischen Familiären Vier

Bereits als ich nach dem Einparken im Hof aus dem Auto stieg, begrüßte mich der kleine Jannik freudig und aufgeregt. Nach der Begrüßung mit Elena und Dominik zeigte mir Jannik persönlich jedes Zimmer im Haus. Die drei haben's echt schön, ich nahm eine sehr wohnliche Stimmung in den Räumen wahr, und das lag nicht nur an den Räumen, sondern mindestens genauso viel an den Bewohnern. Bei leckerem (wirklich!) Nusskuchen und Kaffee verbrachten wir den Nachmittag mit gegenseitigem Erzählen, was so abgeht, während Jannik damit beschäftigt war, das Wohnzimmer umzuräumen. Naja, gegenseitig erzählen, ich merkte erst spät, dass ich die Beiden in meinem Redefluss wohl etwas zugetextet habe. Als wir dann beim Thema Familienforschung angekommen waren, war ich gar nicht mehr zu bremsen. Und so gelobe ich Besserung für den Gegenbesuch in meinem trauten Heim, auf den ich mich schon freue. Dann will ich mehr davon hören, was die Beiden alles erlebt haben.
Zum Abschluss hielten wir diesen schönen Nachmittag auf obigem Selfie fest und ich werde den beiden gleich noch Zugriff auf unseren gemeinsamen Online-Stammbaum geben. Mal schauen, ob wir bis zum Gegenbesuch noch was Neues über die Geschichte der Familie rausfinden.


29 November 2019

Andernach lebt!

Für heute Mittag hatte erstmalig eine Andernacher fff-Gruppe zur Beteiligung am Klimaprotest aufgerufen. Und ich war positiv überrascht, wie viele kamen. Ich schätze mal, dass sich ca. 150 Menschen um 11:40 am Schulzentrum eingefunden hatten. Für eine Erstaufführung finde ich das schon beachtlich. Zwei SchülersprecherInnen erklärten kurz, wie und woher sich der Demonstrationszug bewegt und forderten alle Teilnehmer auf, ihre Forderungen lautstark und friedlich vorzutragen. Die Erwachsenen, die die Aktion der SchülerInnen unterstützten, hielten sich angenehm im Hintergrund und die Jugendlichen zeigten, dass sie dies alles selbst regeln können und wollen.

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.
Begleitet wurde der Zug von Ordnungsamt und Polizei, die uns freundlich durch die Innenstadt bis vor die Christuskirche eskortierten, ohne dass es zu irgendwelchen unangenehmen Zwischenfällen kam. Hier überraschte mich vor allem der Sprecher der Schüler mit sehr selbstkritischen Aussagen der Art, dass wir alle bei uns selbst anfangen müssen, wenn wir etwas ändern wollen. Dies untermauerte er auch mit nachvollziehbaren Beispielen aus dem täglichen Leben. Respekt!

Vor der Christuskirche
Im Anschluss wurde dann der Müll in den Rheinanlagen eingesammelt. Und es war wieder mal erstaunlich, wieviel da zusammen kam, obwohl Waterlove in der letzten Woche bereits dort gesäubert hatte.
Gute und konkrete Ideen
Die Aktion hat mir Mut gemacht. In letzter Zeit sind mir so viele polemische Sprüche untergekommen, mit denen Erwachsene versuchen, diese Bewegung zu diskreditieren. Ich habe oft den Eindruck, sie versuchen nur die eigene Unfähigkeit zu überspielen, selbst etwas Konstruktives zur Rettung des Planeten beizutragen.
Mein Dank an Kostas für die Bilder.

22 November 2019

Liuduuinesthorp - eine geschichtsträchtige Begehung


Liuduuinesthorp - was ist das denn? Es ist das Örtchen Leutesdorf, das tatsächlich vor ungefähr 1.150 Jahren von Ludwig dem Deutschen so genannt wurde, als er den dortigen Fronhof an die Nonnen der Fürstabtei Herford verschenkte.

Unser Erstlingswerk
Im Rahmen unseres VHS-Schreibkurses besuchten wir heute den Ort, mit dessen Künstlern und Literaten zusammen wir unser neuestes Projekt angehen. Als Nachfolge unserer Heimat-Broschüre erweitern wir das Blickfeld über den Rhein nach Leutesdorf. Ein Büchlein zum Thema "Brücken schlagen - Grenzen überwinden" soll es diesmal sein. Dafür bietet sich die Connection Andernach - Leutesdorf förmlich an. Die historische "Brücke" zwischen den Orten war das Pöndschen, und zwischen Leutesdorf und Kell wurde auch schon mal hin- und hergeheiratet, eine menschliche Brücke, die sich in meinem Familienstammbaum findet..
Es gibt viel zu sehen

Herr Schröder empfing uns heute nachmittag an der Leutesdorfer Rheinpromenade vor dem Ley'schen Hof und gab uns eine kleine, aber feine Führung durch die Ortschronik am Beispiel einiger Bauten, deren Geschichte er uns lebendig näherbrachte. Ob es die Johannesburg war, in welcher der Johannesbund gegründet wurde oder die Löwenburg, ob es alte Fachwerkhäuser waren oder die Geschichte der Bahnlinie, die Wallfahrtskapelle oder das Zolltor, die Römer oder das Hochwasser und manches mehr, wir erfuhren an diesem grauen kalten Nachmittag sehr viele interessante Dinge.

Nein, wir sind nicht in Rüdesheim.
Am Ende unserer kleinen Führung bestaunten wir noch das Dorfmuseum mit einer Sonderausstellung zum Johannesbund, aber auch vielen anderen Relikten aus vergangenen Zeiten.

Im Dorfmuseum
Trotz vieler Informationen reichte die Zeit nicht mal annähernd aus, um einen Gesamtüberblick zu bekommen. Auch für meine detaillierteren Recherchen zur Bäckertradition meiner eigenen Familie (ja, auch in Leutesdorf hat meine Familie gebacken!) blieb natürlich in diesem Rahmen nicht genügend Zeit. Ich bin mir daher sicher, dass dies nicht mein letzter Besuch gewesen sein wird.

Heiß und lecker im Fronhof
Zum Abschluss waren wir im Fronhof bei Ursula und Christian eingeladen, uns bei Kaffee, Tee und Selbstgebackenem zu stärken. Die Geschichte der Restauration dieses Objekts war ebenfalls interessant. Gerade im Hinblick auf die weiteren Pläne war ich positiv überrascht, denn ich war bis heute davon ausgegangen, dass nach dem stilgerechten Ersetzen der großen Stützsäule (natürlich mit Hilfe eines Andernachers 😉) die Geschichte abgeschlossen sei.

Bei Einbruch der Dunkelheit verabschiedeten wir uns gestärkt und mit viel neuem Wissen beladen von unseren Gastgebern. Und ich nehme mir vor, an meiner Grenzen-Brücken-Leutesdorf-Geschichte am Wochenende weiter zu schreiben.

21 November 2019

Kulturkirche zum zweiten

Kurz vor der Abfahrt hatte es gestern noch so ausgesehen, als ob ich alleine nach Kölle fahren müsste, weil der gute Goddy noch im Stau stand. Zum Glück klappte es dann doch noch auf den letzten Drücker und wir setzten uns um halb sechs in den pünktlichen (!) Rhein-Ruhr-Express Richtung Kölle. In Andernach war der Zug noch schön leer, ab Bonn wurde es brechend voll.

Ein Freund und Kollege stieg zwar  am UN-Campus zu, schaffte es jedoch nicht mehr, sich zu uns durchzukämpfen. Da ich den Sitzplatz neben mir ohnehin nicht mehr freihalten konnte, weil eine forsche (ich vermeide das Wort unverschämte) ältere Dame den Platz entgegen all meiner  Anordnungen einfach annektierte, hätte es sich auch nicht gelohnt. Ausstieg Kölle-Süd, zu Fuß zum Barbarossaplatz, Straßenbahn nach Nippes, Lohsestraße, fünf Minuten Fußweg zur Kulturkirche. Hier erwartete uns Karin bereits und da wir zum Glück alle die Gesichtskontrolle am Eingang passieren durften, bekamen wir auch noch Plätze auf einer der vorderen harten und unbequemen Kirchenbänke.

Lutz und ich stellten fest, dass wir auf den Tag genau vor sechs Jahren zusammen am gleichen Ort die gleiche Band gehört haben. Das kann doch kein Zufall sein. Als Ben Cooper pünktlich die Vorband von Jon Bryant ankündigte, war die Kirche bereits so voll, dass viele auf dem Fußboden der Gänge Platz nahmen. Irgendwie war alles wie vor sechs Jahren. Den Anderen gefiel die Vorband wegen der Falsettstimme von Jon Bryant nicht so gut, ich konnte dem  jedoch etwas abgewinnen, erinnerte es mich an eine Mischung aus We are Rome und Frogcodile, die ich beide gerne höre.


Ben Cooper mit seiner bunten Truppe - ein Genuss

Aber dann - nach einer kurzen Umbaupause - begann Ben Cooper mit seinen Jungs. Und ich muss sagen: Auch das war wie vor sechs Jahren, Radical Face machen einfach schöne Musik. Neben neuen Sachen hauten sie auch Klassiker zum Mitsummen raus, die ganze Platte der Trilogie "The Family Portrait" kam zum tragen. Von Always Gold über die Ghost Towns bis zur Zugabe mit dem unvermeidlichen Welcome home aus dem Ghost-Album. Ich konnte an vielen Stellen einfach  nur die Augen schließen, mitsummen und träumen. Dann spürte ich auch die unbequeme Bank nicht mehr. Obwohl ich wegen der Hörprobleme nur noch mittels Hörgeräte einen verzerrten Eindruck der Musik wahrnehme und von den vornehmlich witzigen Mono- und Dialogen von Ben Cooper (jedenfalls lachte dauernd die halbe Kirche) rein gar nicht verstand, konnte ich die superpositive Stimmung gänzlich aufnehmen.

Als wir später nach einem Sprint durch Nippes auch noch die passende Straßenbahn erwischten, die uns nach Kölle-Süd zurückbrachte und wir den Abendzug nach Hause vor 11 erreichten, saß ich beseelt im Zug und schaute meinen beiden Freunden zu, die gegenüber ihre Müdigkeit auslebten und dabei strahlten. Hach, schön!

17 November 2019

Stairway to the Stars?

"Sind wir alleine im Universum?"
Diese Frage war das Thema der 2.Saffiger Sternennacht, mit der die Barmherzigen Brüder in Saffig heute Abend eine astronomische Ausstellung im Schlösschen eröffneten. Dass ich als alter Sternengucker und begeisterter Science-Fiction-Fan dabei nicht fehlen durfte, versteht sich von selbst. In netter Begleitung von Carmina Magnifica und dem galaktischen Mike T-Bone traf ich um 16:30, eine halbe Stunde vor dem offiziellen Start, im Park ein. So hatten wir Gelegenheit, uns vorab einiges anzusehen, wie z.B. das selbstgebastelte Modell unseres Sonnensystems mit seinen Planeten, selbst der Todesstern aus Star Wars war mit berücksichtigt und hatte am Mars angedockt. Und auch Pluto durfte sich wieder als Planet fühlen.

Unsere Sonne und ihre 9(!) Planeten
 Mein lieber Großneffe vierten Grades, Pascal Nachtsheim, hatte die Ausstellung mit seinem Team geschickt in Szene gesetzt und begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste auf gewohnt charmante Art. Mit diesem großen Andrang hatte heute Abend wirklich niemand gerechnet. Prof. Dr. Uli Klein reagierte kreativ und bot an, seinen Vortrag zu verkürzen und dafür zweimal zu halten, denn alle Besucher passten nicht in den kleinen Vortragssaal.

Begrüßung durch P&P: Prof und Pascal
So nutzten wir die erste Stunde u.a. zum näheren Betrachten der ausgestellten fantastischen Weltraumfotos und zum Smalltalk mit anderen Besuchern. Wir diskutierten die Funktionsweise eines galaktischen Spiegels, den man in hundert Lichtjahren Entfernung installieren könnte und andere fundamental wichtige Zukunftsideen. Die Kids bastelten tolle Aliens und fremde Welten, die Mitarbeiter im Schlösschen versorgten uns gut mit Snacks und Drinks und sorgten für ein Wohlfühlklima.

Nach 18 Uhr war es draußen dunkel genug, um die ersten Sterne am Himmel sehen zu können. Die aufgestellten Teleskope taten sich noch ein wenig schwer, die Sterne am Himmel zu finden, aber auch mit dem bloßen Auge konnte man mit zunehmender Dunkelheit den Schwan immer besser am Westhimmel erkennen, wie er mit ausgebreiteten Schwingen zwischen Leier und Adler hindurch die Milchstraße hinunter segelte. Dann war es soweit, die erste Gruppe verließ den Vortragsraum und genauso schnell füllte dieser sich mit der zweiten Welle von Besuchern.

"Sind wir alleine im Universum?"
Diese Frage konnte auch Prof. Dr. Uli Klein letztendlich nicht beantworten. Aber was er dazu an aktuellen wissenschaftlichen Daten präsentierte, war sehr interessant und die vielen Fragen, die er zu diesem Thema aufwarf, regten noch mehr zum Nachdenken an. Es ist schon erstaunlich, wie viele Exoplaneten mittlerweile gefunden wurden, darunter auch einige mit erdähnlichen Atmosphären. Noch unfassbarere ist die ermittelbare Anzahl von erdähnlichen Planeten im gesamten Universum.

Prof. Dr. Uli Klein - kompetent und menschlich
Der Astronom diskutierte dann mit dem Publikum die ernüchternden Fakten, mit denen ein Besuch beim nächstgelegenen bewohnbaren Planeten Proxima B verbunden wäre. Da diese Reise mit aktuellster Technik etwa 40.000 Jahre dauern würde, wäre ein Mehrgenerationen-Raumschiff erforderlich, um dorthin zu kommen. Nach einer Erörterung, welche Menschen und wie viele davon man mitnehmen müsse, welche Vorräte an Nahrungsmitteln und Treibstoff man braucht, mit welchen anderen Problemen das noch verbunden wäre, wurde jedem klar, dass es wesentlich sinnvoller ist, unseren aktuellen Planeten zu erhalten.
Ähnlich groß wären die Chancen für fremde Wesen, zu uns vorzudringen, das sie im gleichen Universum die gleichen Voraussetzungen haben. Und jede Kommunikation mit weiter entfernten Existenzen wird durch die Laufzeit der Funksignale erschwert, die für galaktisch mickrige 10.000 Lichtjahre genau 10.000 Jahre brauchen, um den Anderen zu erreichen. Und nochmal 10.000, bis die Antwort ankommt. Bis dahin hab ich längst vergessen, was ich gefragt habe.

Ein wunderbarer Abend ging zu Ende. Toll gemacht, Pascal! Hoffentlich werden wir noch viele Saffiger Sternennächte erleben.

15 November 2019

Träume - Wesen und Lesen

Carmina Somnia hatte eingeladen - und fast alle kamen. Träume waren das Thema des Leseabends in der Kunstgalerie von Carmen Rakemann in der Andernacher Stadthausgalerie.

Carmen speaking
The crowd listening

Vor geladenen Gästen (ja, ich zählte auch dazu) im überschaubaren Rahmen begrüßte Carmen ihre Gäste. Sie gab einen Einblick in das Thema des Abends, die Träume. Was sie mit uns machen und was wir aus ihnen machen. Nachdem sie die Akteure das Abends kurz vorgestellt hatte, übergab sie an die Malerin Gabriele Specht-Birlem, die uns fortan durch den Abend führte.


Galeria Dreamin' mit Lara und Raffael 

Eröffnet wurde der künstlerische Teil von Lara und Raffael, zwei Geigenschülern der Kreismusikschule, die uns mit California Dreamin' auf schöne Weise zum Thema führten und auch im weiteren Verlauf der Veranstaltung ihr Können unter Beweis stellten.

Gabriele Keiser und die Träume

Anschließend trug die Autorin Gabriele Keiser interessante Passagen aus ihren Regionalkrimis vor, die ebenfalls um Träume kreisten. Vom Apollofalter bis zur Kaltnacht spielen immer wieder Träume eine Rolle in ihren Romanen. Die gekonnt vorgetragenen Passagen fanden den Beifall des Publikums.

Sie stellte auch "ihren" Schreibkurs vor, dem sie seit drei Jahren bei der VHS Andernach als Dozentin vorsteht, und wies auf die Broschüre "Heimat findet man nicht im Duden" hin, welche die Teilnehmer ihres Kurses im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz erstellt hatten

Auch Carmen Rakemann erzählte uns anschließend, was sie dazu gebracht hat, ihre Träume aufzuschreiben und trug zwei berührende Traumtexte vor.

Alles in allem ein schöner, berührender Abend, der für mich persönlich noch ein weiteres Highlight vorrätig hatte. Bereits bei meine Erscheinen kurz vor der Veranstaltung wurde ich an der Tür von einem netten Gesicht mit "Hallo Manfred!" begrüßt. Von einem Gesicht, dass mir bekannt war, aber wer (aus meiner Generation) kennt nicht dieses peinliche Gefühl, wenn man weiß, dass man jemand kennt, aber nicht mehr drauf kommt, woher, geschweige denn, dass einem der Namen einfällt.

Renate, ich, Lara

Also machte ich es, wie die Meisten es wohl in einer solchen Situation machen, überspielte das mit einem ebenfalls freundlichen "Hallo!" und einem schnellen Themenwechsel.  Natürlich merkt die andere Person das sowieso, also ist es eigentlich völlig sinnlos, das überspielen zu wollen. Warum ich es trotzdem versucht habe? Keine Ahnung, in dem Moment ist mein Verstand anscheinend ausgeschaltet und ich laufe auf Autopilot.

Meine heimliche Rückfrage bei Carmen ergab, dass sie auch nur die Tochter kennt und dass die Lara heißt, der Nachname sei irgendwie so ähnlich wie "Weick-Poleski", jedenfalls klang es so, nachdem es sich durch meine Hörgeräte bis zu meinem Verstand durchgekämpft hatte.
Schnell merkte ich während der Lesung, dass mich das ständige "Wer ist das? Ich komm gleich drauf!" in meinem Hinterkopf zu sehr von dem Vortrag ablenkte. In der Pause konnte ich mich dann nicht mehr beherrschen und bat das freundliche Gesicht, mir doch bitte zu sagen, woher wir uns kennen. Und sie stellte sich zu meiner Freude als die frühere Nachbarin meiner Oma vor, wir kommen beide aus Kesselheim, sie ist nur unwesentlich jünger als ich ich bin nur unwesentlich älter als sie. Renate!
Live haben wir uns seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen und so konnte ich mir meinen Fauxpas dann auch gut nachsehen. Am Ende der Veranstaltung musste ich dann noch ein schönes Foto unseres Wiedersehens haben (Danke, Andrea!).


08 November 2019

Nacht der Wächter

Am heutigen first friday, der eigentlich ein second friday war, musste ich mit mir ringen, abends überhaupt noch einmal raus zu gehen. Eine ausgefüllte Woche neigt sich dem Ende zu, mit vielen schönen Sachen, aber auch anstrengend. Heute morgen die letzte Führung durch die Klimaladen-Ausstellung, danach zur geliebten Fußpflege, und dann wieder zurück, um beim Abbau der Ausstellung mit zu helfen. Ich spüre so langsam auch, dass ich keine 61 mehr bin.

Am Ende siegt glücklicherweise die Neugier auf das, was ich in den Vorankündigungen gelesen hatte, und ich beschloss, erst um kurz vor sieben loszufahren und etwas früher wieder daheim zu sein.
Das Motto hieß diesmal "Nacht der Wächter" und so begegnete ich auf den Straßen auch einigen Nachtwächtern und anderen mittelalterlich wirkenden Gestalten.
Frida Alfredson in der Galerie
In der Kunstgalerie von Carmen Rakemann war heute Abend das Duo Frida Alfredson zu Gast,  ein Akustik-Duo vom Feinsten. Schon als ich die Stadthausgalerie betrat, hört ich die Stimme von Annette Bersch, die mich bereits bei einem vorherigen Auftritt so fasziniert hatte. Sie hat etwas raubtierhaftes, von sanft schmeichelnd bis zu rauh attackierend, aber immer etwas Geschmeidiges mit drin. Mit der tollen Gitarre von Uli Herschbach zusammen eine echt gute Mischung. Die beiden präsentierten Bekanntes wie "Cry me a river" mit einer ganz eigenen Note, aber auch ein eigenes deutsches Stück "Schön mit Dir" und fanden den Beifall des Publikums.
Onkel Guidos Erzählstunde
Zwischendurch war ich bei der Lesung meines geschätzten Kollegen Guido Krämer, der eine alte Andernacher Sagengeschichte präsentierte, von der ich noch nie etwas gehört hatte. So lauschte ich auf der Hochstraße vor dem Geschäft "Antonia Reiff" der Andernacher Sage vom Schmerzensmann, einer uralten Geschichte, die Guido für das Ferienprogramm High-Five des Jugendamts niedergeschrieben und bereits dort den Jugendlichen präsentiert hatte. Eine Sage, die nachdenklich macht, soviel will ich verraten. Seine Lesung auf offener Straße fesselte zahlreiche Zuhörer und wurde mit Applaus bedacht.

Gegen neun Uhr machte ich mich auf den Heimweg, um mich dem aufgezeichneten Spiel meiner blau-weißen Jungs aus dem tiefen Westen zu widmen, die mit viel Einsatz am Millerntor einen Punkt erkämpften.
Jetzt freue ich mich auf Morgen, wenn die jährliche "Nacht der Technik" im Technologiezentrum der Hwk Koblenz wieder mit vielen tollen Vorträgen aufwartet.

20 Oktober 2019

Bilder einer Ausstellung

Heute führte uns die Klimaschutzmanagerin der Stadt Andernach, Constanze Höllfritsch, durch die  Wanderausstellung "Der Klimaladen" in den Räumen der Stadthausgalerie Andernach. Die Rollups der Ausstellung waren bereits am letzten first friday im Rahmen des Nachhaltigkeitsmarkts zu sehen gewesen, nun ist die Ausstellung komplett aufgebaut.

"Muss ich alle 10 nehmen?"
Nach einer kurzen Einweisung zogen wir durch den Laden und kauften Lebensmittel ein, wählten zwischen verschiedenen leckeren Mahlzeiten, deckten uns mit Textilien ein und kauften in der Papierabteilung Klopapier und Schreibblöcke. Überall unterwegs fanden wir interessante Informationen, z.B. über die Ursprünge der verschiedenen Klimagase und die Wirkungsweise dieser Gase in der Atmosphäre. Auch andere Zusammenhänge zwischen Abfall, Plastik, Energieerzeugung und unserem Klima wurden auf zahlreichen Schaubildern erklärt.

Der Frühstückstisch ist gedeckt
Spannend war dann die Analyse des Einkaufs, als wir alles, war im Korb hatten, selbst auf dessen Klima-Auswirkungen untersuchen konnten und uns dafür mit roten (BÖSE!) oder grünen (GUT!) Punkten belohnten oder bestraften. Für mich war es schon ei wenig verwunderlich, dass ich auch einige rote Punkte kassierte, obwohl ich glaubte, beim Einkauf ohnehin schon auf klimafreundliche Produkte zu setzen. Ok, die Discounter-Tiefkühlpizza hab ich eingekauft, obwohl mir klar war, dass die bestimmt nicht klimafreundlich ist. Aber: Nobody is perfect! Gut war, dass man bei jedem Produkt auch genau nachlesen konnte, was daran gut oder schlecht für's Klima ist.
2 spezielle Abschnitte zu den Fragen, was Müll und Handys mit dem Klima zu tun haben, sind ebenfalls zu sehen. Überhaupt wird hier gut verdeutlicht, dass die meisten Bereiche des täglichen Lebens Auswirkungen auf das Klima haben und dass es viele Möglichkeiten gibt, selbst aktiv an einem besseren Klima mitzuarbeiten, solange es noch nicht zu spät ist.

Es gibt viel zu sehen
Für uns erwachsene Besucher gab es am Ende noch ein Quiz. Dieses brachte mich bei einigen Fragen dazu, nochmal zurück zu gehen und genau auf den Infotafeln nachzulesen. Und ich muss gestehen, dass mir einige Zusammenhänge bis heute nicht in dieser eindeutigen Form klar waren. Daher fällt mein Fazit sehr positiv aus. Gut und interessant gemacht, gleichermaßen für Kinder ab 10 Jahren und für Erwachsene geeignet.

Die Ausstellung kann noch bis zum 10.11. nach Anmeldung besichtigt werden. Interessierte Schulklassen oder Gruppen können Termine direkt vereinbaren.
Constanze Höllfritsch, Tel. 02632/922-241, klimaschutz@andernach.de.

Weiter offene Führungen finden statt:
24. Oktober 18 bis 19 Uhr
3. November, 14 bis 15 Uhr
7. November, 18 bis 19 Uhr.

06 Oktober 2019

Der Tag danach

Einige Impressionen vom Freitag hat mir Corinna Mühlbauer von Waterlove zur Verfügung gestellt.


Betrieb bei der Suppe
Blick in den Markt










Ausstellung Klimaladen
Betrieb im Jakobstal










Die kulinarische Ecke
Reparatur-Café










Waterlove lacht
Rewe










Der Weltladen
Doris macht Kunst










Frieda Jungmann von Amway
Darum geht's















Der gestrige Samstag hatte neben der geplanten Abbau- und Aufräumarbeit noch eine kleine Überraschung parat. Ich hatte alle Biertischgarnituren irgendwie im Auto verstaut und stand damit bei trinkgut in der Koblenzer Straße vor dem Lager. Frau Röcher hatte uns diese wieder einmal zur Verfügung gestellt, wie bereits bei den letzten beiden Märkten. Nachdem ich unter tatkräftiger Mithilfe eines Mitarbeiters alles ausgeladen hatte, das Rolltor wieder geschlossen war, wollte ich mich auf den Rückweg zur Galerie machen, wo ich mit Natalie und Tatjana verabredet war, die den Waterlove-Stand abbauen wollten. Meine Autobatterie hatte etwas dagegen. Das Drehen des Zündschlüssels entlockte dem Wagen noch ein kurzes würgendes Geräusch - das war's!

Zum Glück verspäteten sich die Mädels auch ein wenig. bis mir der hilfsbereite trinkgut-Mitarbeiter Starthilfe geben konnte, so dass ich rechtzeitig mit den Schlüsseln zurück an der Galerie war. Es war schon etwas befremdlich, dort erstmal mit laufendem Motor zu warten, aber nach 2 Minuten Fahrt würde meine Batterie noch nicht wieder aufgeladen sein. Sieht halt nur doof aus, wenn man Werbung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit macht - und dann mit einem laufenden Dieselmotor vor der Tür wartet. Ich nutzte die Gelegenheit, zusammen mit Cara die letzten beiden Biertische, die ich glatt vergessen hatte, zu trinkgut zurück zu fahren. Anschließend parkte ich den Wagen zu Hause unter meinem Carport, um von dort den nächsten Startversuch zu wagen. Die Batterie zeigte sich prächtig erholt und so konnten die Nacharbeiten weiter gehen.
Natalie,Tatjana und ich räumten die letzten Tische zurück ins HdF und ins Lager, ebenso alle Stühle. Als ich dann auch all meine Sachen im Auto hatte, war ich froh, den Weg nach Hause antreten zu können.
Der Rest des Samstags bestand aus wunderbarem Extreme-Couching vor der Glotze, mit Fußball und Leichtathletik bis zum Abwinken, unterbrochen nur von einem heißen Bad mit Teufelskralle-Rückenwohl. Geschafft und zufrieden.

Was mir neben dem gelungenen Markt die meiste Freude bereitet, ist die schöne konstruktive Zusammenarbeit mit vielen Menschen, die sich im letzten Jahr hier entwickelt hat. Nein, sie HAT sich nicht entwickelt, WIR HABEN sie entwickelt. Angefangen hat das im letzten Jahr mit Natalie und später dem gesamten ehrenamtlichen Team Waterlove, fortgesetzt wurde es mit den neuen Kolleginnen Iris (EdiCitNet) und Conny (Klimaschutz), mit Cara (Werbegemeinschaft), mit Ricarda und Hannes im Solarmobil-Projekt, um nur einige zu nennen.

Lecker Wurst und Brot - alles BIO aus der Region

Dass meine Freundin Anja spontan für die erkrankte Ute eingesprungen ist, war einfach klasse. Es macht mich auch stolz, ein Teil dieses Netzes und dieser Entwicklung zu sein. Aus diesem positiven Gefühl ziehe ich die Kraft und die Motivation, nachhaltige Entwicklungen weiter voran zu treiben. Schööön.



04 Oktober 2019

Nachhaltigkeit am first friday

Der heutige first friday stand unter dem Motto "Nachhaltige Stadt". Das war für uns Grund genug, den 4.Andernacher Nachhaltigkeitsmarkt auf diesen Tag zu legen.

Die letzten Tage vorher sind für mich immer anstrengend und spannend zugleich.  Die Planung der Standplätze war diesmal ein wenig kniffliger als sonst, hatten wir neben 9 selbst aktiven Ausstellern und 3 Produktpräsentationen, die von ehrenamtlichen Helfern vorgenommen wurden, auch erstmalig die Ankündigung unserer großen Klimaschutzausstellung, auf die wir durch viele RollUps hinwiesen.


Neben den "Stammgästen" Rewe, KeepGreen, Herzfrauen, Waterlove als Veranstalter hatten wir diesmal auch viele Debütanten:
Erstmals hatten wir Doris Büma zu Gast, die auf unserem Markt live Kunst aus Müll machte, hier wurden u.a. die Luftballons  vom ersten first friday zu Kunstobjekten verarbeitet.

Auch für die Präsentation der essbaren Stadt bereiteten wir erstmals ein Plätzchen vor. Die Perspektive gGmbH hatte eine leckere Kürbissuppe aus den Erzeugnissen der Permakultur in Eich vorbereitet, mit der wir den Gästen ein kleines Klimadinner anboten, das sehr gut angenommen wurde. Übrigens mit kompostierbarem Einweggeschirr von Papier-Rausch aus Bad Breisig.

Das Andernacher Reparatur-Café feierte auf unserem Markt Premiere und demonstrierte anhand eines alten Röhrenradios, was man alles noch reparieren kann und nicht wegwerfen muss.

Frieda Jungmann präsentierte mit Amway-Produkten aus vielen Bereichen ein nachhaltiges Portfolio.

Das Jakobstaler Lädche' bot Eier von glücklichen Hühnern an, welche die Zustimmung der Tester genauso fanden wir die Walnüsse und der Honig aus eigener Imkerei.

Überhaupt war die Veranstaltung sehr ordentlich besucht, das regnerische Mistwetter trieb die Besucher des first friday wohl zu uns in die trockene Stadthausgalerie. Am Ende waren fast alle Vorräte verkostete, die Kürbissuppe genauso wie die Wurst vom Biohof Zell mit den Bioland-Brote und -brötchen der Eifeler Backstube.

Ich selbst traf viele Bekannte unter den Besuchern und hatte viele gute, konstruktive Gespräche mit zahlreichen Besuchern. Es ist zu spüren, dass sich mehr Menschen für nachhaltige Themen interessieren und auch bereit sind, etwas zu ändern. Die Dauerpräsenz des Themas dank Greta Thunberg zeigt wohl auch ihre Auswirkungen. Genau dafür mach ich das und bin mit einem guten Gefühl  nach Hause gefahren.

22 September 2019

Klimawandel - und was daraus gemacht wird

Dass unser Klima sich mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit in eine Richtung ändert, die uns Menschen nicht gerade zuträglich ist, sagen alle mir bekannten wissenschaftlichen Analysen, die als seriös und unabhängig gelten. Ich bin kein Experte, verlasse mich auf das, was die Wissenschaft ermittelt, auf das, was ich selbst erlebe und auf meinen sogenannten gesunden Menschenverstand.
Wenn man jährlich 8 Milliarden Tonnen Kohle verbrennt und mit diesen Abgasen, die neben Kohlendioxid (CO2) auch Schwefeldioxid, Feinstaub, Quecksilber, Stickoxide, Arsen enthalten, die Atmosphäre betankt, wäre es schon irgendwie komisch, wenn das nach Jahrzehnten keine Auswirkungen haben sollte, oder? Und Kohle ist nur ein Teil unserer Probleme.
Wir erleben jetzt schon die Auswirkungen, die Meeresspiegel steigen immer schneller, die nachfolgenden Generationen werden uns die Knochen verfluchen, sofern sie noch fluchen können. Und wir erleben eine Politik, die unfähig ist, wirklich was zu ändern. Dabei macht es keinen Unterscheide, ob sie nicht kann oder nicht will. Sie tun es nicht

Dann stellt sich ein junges Mädchen mit einem Pappschild vor das schwedische Parlament und sagt, dass wir sofort etwas ändern müssen, wenn wir nicht die Lebensgrundlagen aller kommenden Generationen komplett zerstören wollen. Viele erkennen, dass sie die Wahrheit spricht, dass es jetzt ans Eingemachte geht, dass es fast zu spät ist. Ein gutes Jahr später ist daraus eine weltweite Bewegung mit vielen Millionen aktiven Teilnehmern geworden. Das ist der Wahnsinn.Wir sind selbst am Freitag in Koblenz dabei gewesen zusammen mit 4.500 Menschen.
"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut!" war immer wieder von den jüngeren Teilnehmern zu hören. Denkt mal alle drüber nach.


Ich bewundere Greta Thunberg für ihren Mut und ihre Entschlossenheit, mit der sie das bis heute durchzieht und sich auch von den allerblödesten und allergemeinsten Anfeindungen nicht von ihrem Ziel abbringen lässt. Und damit bin ich bei meinem heutigen Thema, dass ich einfach loswerden muss. Wie geht meine Generation damit um? Oder besser: Wie geht ein Teil von uns damit um?
Die überwiegende Mehrheit lässt sich den Spiegel vorhalten, denkt für 5 Minuten nach und sagt: Sie hat ja recht. Wir schließen uns an, schauen, was wir selbst an unserem Lebensstil ändern können, unterstützen die aktive Jugend dabei, die Notbremse zu ziehen. Denn unsere Generationen haben es verkackt, haben es soweit kommen lassen, dass wir wahrscheinlich bereits 5 nach 12 haben.

Weil wir zu bequem waren, billig Auto fahren und fliegen wollten, das Fleisch für 3,99/kilo beim Discounter kaufen wollten, auch wenn dafür Kreaturen gequält wurden. Ja, wir waren zu bequem, wollten gut leben und haben alle gelben Ampeln überfahren, die uns besorgte Wissenschaftler schon vor 50 Jahren gezeigt haben. Wollten wir nicht wissen. Ein wenig erinnert mich das an die NS-Zeit, in der auch gewarnt wurde, aber nur die wenigsten wollten hinschauen, die meisten sind den bequemen Weg gegangen und mitgelaufen im Gleichschritt der sich anbahnenden Diktatur, das hat weniger Ärger gemacht. Und hinterher war's wieder keiner gewesen. IIICH? Konnte doch gar nix dafür. Hab dich gar nix gemacht. Ja genau, das NIXMACHEN war das Problem.
Und heute schwingen sich immer mehr aus dieser Generation auf und packen die unglaublichsten Geschichten aus, nur um selbst nicht schuld zu sein.

Ich lese Sprüche wie
"Wir haben früher kein Auto gehabt!"
"Wir haben unsere Kleider mehrfach aufgetragen!"
"Wir haben was weiß ich nicht alles früher ganz anders gemacht!"


Ja, warum denn? Weil ihr tolle Klimaschützer wart? Nein, weil es nichts gab! Warum tut ihr heute so, als hättet ihr damals aus freien Stücken auf den Urlaubsflug verzichtet, weil ihr so umweltbewusst wart? Ihr seid nicht geflogen, weil ihr kein Geld dafür hattet! Aus, basta!

Dann lese ich solche Sachen wie
"Lassen sich mit dem SUV zur Schule fahren, die Faulenzer!"
"Nach der Demo lag Plastikmüll auf der Straße!"


Ja sag mal, habt ihr alle Lack gesoffen oder watt?!
Fahren Eure Kids den SUV? IHR erzieht Eure Kinder doch so, dass Ihr sie mit dem Auto zur Schule fahrt! Und ihr hinterher zum Job oder zum Bäcker an der Ecke! Und der Müll, den ihr nach Euren tollen Karnevalsumzügen in jeder Stadt hinterlasst, reicht für 10 Jahre Umweltdemos weltweit.

Und wenn dann noch diese Vollspacken von der AFD daherkommen und schwafeln, der Klimawandel sei eine Erfindung von Ökoterroristen und sie selbst fühlen sich als verfolgte Opfer von diktatorischen Linksfaschisten, dann könnte ich kotzen. So, das musste raus, jetzt geht's mir besser.

20 September 2019

Ein verrückter Tag

Selten waren Vergangenheit und Zukunftsvision so eng miteinander verknüpft wie heute. Das (vorerst) letzte gemeinsame Frühstück mit meiner lieben Mitbewohnerin war schön und wehmütig zugleich. Wir hatten uns für heute zum Abschied vorgenommen, Flagge für die Zukunft dieses Planeten und vor allem unserer nachfolgenden Generationen zu zeigen und ließen uns von der Regionalbahn nach Koblenz bringen. Fridays for Future als bundesweite Aktion ist eine Sache, die wir beide unterstützen. Freunde mit Kindern begleiteten uns, die beiden Jungs hatten ein großes Stoffplakat ideenreich bemalt.
Eine knappe Stunde vorher

Die Aktion sollte um fünf vor zwölf losgehen. Kurz nach elf sah es noch verdammt leer aus auf dem Bahnhofsvorplatz, ich befürchtete bereits eine ziemlich menschenleere Veranstaltung. Kurz darauf kam unser Ex-Kollege Sebbl mit seinem Sohn an und zog Heerscharen von Menschen hinter sich mit.
So sieht 2040 aus, wenn jetzt nix passiert

Nach einigen Ansprachen, die ich in den hinteren Reihen kaum verstand, bewegte sich dann ein imposanter, langer Zug durch die Stadt bis zum Clemensplatz. Viele bunte Schilder waren zu sehen, Sprechchöre wurden skandiert, wir waren nicht zu übersehen und zu überhören. Unterwegs vorbei an einigen Kneipen und Adressen meines bisherigen Lebens, überfiel mich ein regelrechter Flashback, alles wirkte sehr surreal. An manchen Orten hatte ich in meiner Glanzzeit Tresenschlaf gehalten, später "Hopp hopp hopp - Atomraketen stopp!" gebrüllt und heute lief ich mit vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hier durch, die sich existentielle Ängste um ihre Zukunft machen müssen, wenn der Klimawandel nicht umgehend ausgebremst wird. Und danach sieht es nach den kläglichen Kompromissen der heutigen Klimaschutztagung ja gar nicht aus.
Es wurde richtig voll

Nach einem Abschiedstrunk mit Sebbl & Son machten wir uns auf den Heimweg. Nun wurde es ernst mit Abschied. Dass wir daheim beim Espresso erstmal die nächsten Besuchstermine festmachten, erleichterte die Sache und gab uns beiden das Gefühl "Ist ja nur für kurz". Wir packten noch die letzten Sachen in ihr Auto. Da einige Sachen nicht mehr reinpassten, muss sie ja eh bald wiederkommen. Zusammen mit Natalie entwarfen wir noch kurzerhand unsere Vision des inkludierenden Bio-Fair-Regional-Kunst-Literatur-Bistros, dass wir demnächst in Andernach eröffnen wollen, denn das fehlt absolut hier. Dass ich beim Abschiedsdrücken dann trotzdem ein Tränchen verdrückt habe, ist auch genau richtig so.

Als uns dann später abends auffiel, dass nach einem langen Tag unsere Mägen knurrten, versüßten Natalie und ich uns den Abend noch bei Pizza und Pasta im Napoli. Ein langer Tag geht zu Ende, mit vielen Eindrücken und Gefühlen, die sich alle noch setzen müssen.