Kurz vor der Abfahrt hatte es gestern noch so ausgesehen, als ob ich alleine nach Kölle fahren müsste, weil der gute Goddy noch im Stau stand. Zum Glück klappte es dann doch noch auf den letzten Drücker und wir setzten uns um halb sechs in den pünktlichen (!) Rhein-Ruhr-Express Richtung Kölle. In Andernach war der Zug noch schön leer, ab Bonn wurde es brechend voll.
Ein Freund und Kollege stieg zwar am UN-Campus zu, schaffte es jedoch nicht mehr, sich zu uns durchzukämpfen. Da ich den Sitzplatz neben mir ohnehin nicht mehr freihalten konnte, weil eine forsche (ich vermeide das Wort unverschämte) ältere Dame den Platz entgegen all meiner Anordnungen einfach annektierte, hätte es sich auch nicht gelohnt. Ausstieg Kölle-Süd, zu Fuß zum Barbarossaplatz, Straßenbahn nach Nippes, Lohsestraße, fünf Minuten Fußweg zur Kulturkirche. Hier erwartete uns Karin bereits und da wir zum Glück alle die Gesichtskontrolle am Eingang passieren durften, bekamen wir auch noch Plätze auf einer der vorderen harten und unbequemen Kirchenbänke.
Lutz und ich stellten fest, dass wir auf den Tag genau vor sechs Jahren zusammen am gleichen Ort die gleiche Band gehört haben. Das kann doch kein Zufall sein. Als Ben Cooper pünktlich die Vorband von Jon Bryant ankündigte, war die Kirche bereits so voll, dass viele auf dem Fußboden der Gänge Platz nahmen. Irgendwie war alles wie vor sechs Jahren. Den Anderen gefiel die Vorband wegen der Falsettstimme von Jon Bryant nicht so gut, ich konnte dem jedoch etwas abgewinnen, erinnerte es mich an eine Mischung aus We are Rome und Frogcodile, die ich beide gerne höre.
Ben Cooper mit seiner bunten Truppe - ein Genuss |
Aber dann - nach einer kurzen Umbaupause - begann Ben Cooper mit seinen Jungs. Und ich muss sagen: Auch das war wie vor sechs Jahren, Radical Face machen einfach schöne Musik. Neben neuen Sachen hauten sie auch Klassiker zum Mitsummen raus, die ganze Platte der Trilogie "The Family Portrait" kam zum tragen. Von Always Gold über die Ghost Towns bis zur Zugabe mit dem unvermeidlichen Welcome home aus dem Ghost-Album. Ich konnte an vielen Stellen einfach nur die Augen schließen, mitsummen und träumen. Dann spürte ich auch die unbequeme Bank nicht mehr. Obwohl ich wegen der Hörprobleme nur noch mittels Hörgeräte einen verzerrten Eindruck der Musik wahrnehme und von den vornehmlich witzigen Mono- und Dialogen von Ben Cooper (jedenfalls lachte dauernd die halbe Kirche) rein gar nicht verstand, konnte ich die superpositive Stimmung gänzlich aufnehmen.
Als wir später nach einem Sprint durch Nippes auch noch die passende Straßenbahn erwischten, die uns nach Kölle-Süd zurückbrachte und wir den Abendzug nach Hause vor 11 erreichten, saß ich beseelt im Zug und schaute meinen beiden Freunden zu, die gegenüber ihre Müdigkeit auslebten und dabei strahlten. Hach, schön!
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