07 August 2022

Der Große muss mal raus

Der nächste Tag der Eingewöhnung. So langsam komme ich wieder an im richtigen Leben. Da sich mein KLB erst für Spätnachmittag angekündigt hatte, wollte ich nicht bis dahin in der Wohnung hocken und machte mich auf in Richtung Rauscherpark. Im Gepäck mein Buch und Mineralwasser, sollte es ein gemütlicher Lesenachmittag am Teich werden. Tatsächlich fand ich ein schattiges Plätzchen am kleinen See. Ungefähr zehn Minuten hatte ich Zeit, den Enten, Gänse und Nutrias zuzuschauen und mein Buch aufzuklappen.

Hier lässt es sich aushalten

Dann ließ sich eine junge Mutter mit  mehreren kleinen Kindern auf der Bank daneben nieder. In der nächsten halben Stunde schaffte ich es, das übermütige Geschrei der Kleinen zu ignorieren, die von ihrer Mutter mit Massen von Trockenbrot versorgt wurden, um damit alles, was kreucht und fleucht, zu bewerfen. Das Schild "Füttern verboten" war groß überall am Teich angebracht, aber wen kümmert's?

Aufgrund meiner derzeitigen hörakustischen Einschränkungen sah ich mich auch nicht in der Lage, die junge Mutter freundlich auf den Sinn des Fütterverbots hinzuweisen. Allerdings ahnte ich auch, dass dies vergebliche Liebesmüh gewesen wäre. Also verzog ich mich auf eine andere Bank auf der gegenüberliegenden Seite des Gewässers und konnte dort zusehen, wie einige ältere Damen und Herren versuchten, die zahlreich vorhandenen Nutrias artgerecht mit Möhren und Tomaten zu füttern, was ja bekanntlich die natürliche Nahrungsquelle dieser possierlichen Tierchen ist. Selbst das brachte mich heute nicht aus der Ruhe und ich las einige lustige Seiten meiner aktuellen Lektüre "Himbeertoni" weg. Nein, ich würde heute nicht versuchen, die Welt zu retten und die Ignoranten zu bekehren. Man muss Prioritäten setzen im Leben. Punkt. Mir fiel einer meiner Lieblings-Graffitis aus den 80ern ein:

Was ist schon Marion gegen
die unendlichen Weiten des Universums?

Und so trat ich nach etwa anderthalb Stunden entspannt die Heimfahrt an. Als sich dann mein Brüderlein im Anmarsch meldete, freute ich mich sehr, ihn zum Geburtstag gratulieren zu können. Er war heute ausnahmsweise müder als ich und so nahmen wir nur eine kleine Runde am Krahnenberg in Angriff. Die Aussichten von hier oben sind gerade bei schönem Wetter immer wieder grandios.

Abgeerntete Felder auf dem Hochplateau

Der Weitblick Richtung Leutesdorf
Blick von der Kanzel nach Osten

Selbstverständlich ließen wir uns Zeit und gönnten uns danach zu Hause die besten Nussecken der Region zum Kaffee. Und ich merke: So kann das weitergehen, Schritt für Schritt in Richtung richtiges Leben.

Dass ich danach die Bilder und Berichte der heutigen Lesung meiner Autorengruppe im Saffiger Park geschickt bekam, war dann das i-Tüpfelchen obendrauf. Es muss eine schöne, gelungene Veranstaltung gewesen sein und das freut mich sehr.

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