17 Mai 2022

Sommerreifen, T-Bone, und der VFL

Nachdem ich in den letzten Tagen nur auf Wegen gewandelt war, die ich schon mehrfach hier beschrieben hatte, gab es heute mal wieder Abwechslung pur. Ok, auszuschlafen habe ich mir mittlerweile zur Gewohnheit gemacht und die will ich auch beibehalten. Nach dem gemütlichen Spätstück und ausgiebiger Zeitungslektüre hatte ich nur eine Stunde Zeit für ein paar Erledigungen im Haushalt und die Beantwortung einiger Nachrichten auf dem Handy. Denn um 14 Uhr war der vereinbarte Temrin in der Autowerkstat meines Vertrauens. So langsam wird es doch Zeit für die Sommerreifen.

Mein Freund und Kupferstecher Mike T-Bone holte mich dort ab und wir drehten ganz in der Nähe der Werkstatt ein schönes Ründchen in Feld und Wiesen. Es grünt und blüht in vielen Farben, riecht in vielen Düften und wir fanden ein wirklich beschauliches Pfädchen.

The incredible Mike T-Bone

Der Weg durchs Grün


Es gab viel zu bestaunen, Pflanzen zu erraten und viel zu beriechen. An einem kleinen Hügel mit Kreuz und Bank machten wir kehrt, nicht ohne vorher ein Erinnerungsfoto geschossen zu haben.

Ich, Harvey und das Kreuz

Auf dem Rückweg zum Parkplatz diskutierten wir fachmännisch aus, welcher Baum dies und welche Getreidesorte das ist, Auswahl gab es reichlich, jedenfalls viel mehr als Ahnung auf unserer Seite vorhanden war. Zurück am Auto beschlossen wir, die Runde nach der anderen Seite des Parkplatzes zu verlängern und und noch für ne Weile an den Rhein zu gehen. Und für das Folgende Erlebnis der  dritten Art muss ich etwas vorausschicken:

Wie jeder von Euch weiß, bin ich Anhänger und Mitglied des geilsten deutschen Fußballvereins überhaupt, des VFL Bochum. Und obwohl das komplett unverständlich ist, hat dieser Verein in unserer gesamten Region nur ein paar handverlesene Anhänger. Und nun kommt wieder das Ding mit den Zufällen:

Vor etwa drei Jahren spielte mir das Universum meine frühere Lieblingskollegin samt ihres Mannes in die Fänge, der, wie könnte es anders sein, ebenfalls Anhänger dieses Vereins ist.

Voriges Jahr im April steht wegen meines gemeldeten Wasserschadens ein Mann von den Stadtwerken vor meiner Tür. Nach der Überprüfung macht er im Rausgehen eine Bemerkung über meine VFL-Fußmatte. Beim Nachfragen stellt sich heraus, dass seine Frau, Marina, glühender VFL-Fan ist. In Andernach! Seitdem bin ich mit ihr in Kontakt.

Voriges Jahr im August bei unserer Lesung in der Permakultur outete sich einer der Gäste, den ich noch nie gesehen habe, als Anhänger MEINES Vereins. Juuhuubiilee!

Vor ein paar Tagen, als ich nach dem Einkaufen gerade ins Auto gestiegen war und die Scheibe runtergekurbelt hatte, kam jemand auf mich zu und begrüßte mich freudig, Ich erkannte ihn nicht, erklärte ihm aber sofort, dass ich aufgrund meiner aktuelle Gehörschädigung kein Wort verstehe von dem, was er sagte. Oje, er bedauerte das gestenreich, wünschte mir freundlichst sowas wie gute Besserung und ging mit seiner Frau weiter.
Eine Stunde später drehte ich meine Abendrunde in den Rheinanlagen. Wer kam mir entgegen? Der gleiche freundliche Mensch mit seiner Frau, die ebenfalls noch frische Luft und Bewegung suchten. Er sprach mich langsam und deutlich an und meinte: "Ich glaube, du hast mich vorhin nicht erkannt, oder?" Ich musste zugeben, dass mir zwar das Gesicht irgendwie bekannt vorkam, aber dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wer er ist. Als er mir seine Familiennamen sagte, erinnerte ich mich sofort, wer er ist. Der VFL-Fan Frank, mit dem wir 2010 zusammen nach Bochum gefahren sind, um unseren Verein gemeinsam anzufeuern. Die Wiedersehensfreude war auch meinerseits groß. Er wohnt um die Ecke und kommt mich demnächst besuchen.

Zurück zu heute: Wir gingen vom Parkplatz als noch das Stück zum Rhein hinunter, als uns ein Mann begegnete, der einen Kinderwagen schob. Als wir aneinander vorbeigingen, schaute er mich mit erkennendem und gleichzeitig fragendem Blick an, schaute auf mein Fan-Cappy mit dem VFL-Logo und sagte etwas, das ich nicht verstand, aber eindeutig mit "Hör mal, wir kennen uns doch?!" interpretierte. Und diesmal erkannte ich ihn zuerst: Jens, VFL-Fan, mit dem wir ebenfalls vor vielen Jahren zusammen im Bochumer Ruhrstadion waren. Er erkannte mich, hatte aber meinen Namen vergessen. Und ich freute mich, dass ich endlich mal nicht der einzige Vergesser war. Vor allen Dingen freute ich mich über das Wiedersehen. Wir verabschiedeten uns, um uns zehn Minuten später am Rhein wiederzusehen, als Jens mit seinem Sohnemann an unserer Bank anhielt, auf der wir unsere verdiente Rast am Rhein machten. So ergab sich doch noch die Gelegenheit zum Smalltalk, wenn auch getrübt durch Harvey Tinnitoso und meine verkackten Ohren. Auch wir vereinbarten, in Kontakt zu bleiben und werden uns schreiben und hoffentlich irgendwann mal wieder zusammen zum VFL fahren. Und ich werde in den nächsten Tagen raussuchen, wann wir mit Jens im Stadion waren. Oder, Jens, weißt du es noch?

Was steckt hinter all diesen Begegnungen? Mir scheint fast, dass das Universum mir die Menschen schickt. Und wenn ich sie nicht sofort erkenne, schickt es sie mir solange immer wieder, bis es klick gemacht hat. Wenn es so sein sollte: Ich fänd es gut! Und ich bin gespannt, wer als Nächstes kommt.

Nach dieser erfreulichen Begegnung überbrückten wir die Zeit mit einer Kaffeepause auf Balkonia in Pillonia und mit leckerem Gebäck aus Miesenheim. Freund Mike half mir anschließend noch mit seiner Bewertung meiner ersten Titelvorschläge für meinen geplanten Mike-Neuhaus-Roman, als die Nachricht von der Autowerkstatt kam: "In 20 Minuten fertig!". Mike setzte mich dort ab und ich fuhr mit schönen Sommerreifen wieder nach Hause. Nach einem leckeren Gemüseblech sitze ich nun hier und schreibe diesen blog-Bericht. Denn solche Tage muss man festhalten!

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