09 Mai 2022

Die verschwundene Tafel

Tafel #2

In den letzten Jahren habe ich bei vielen Frischluftrunden in den Andernacher Rheinanlagen auch das Bollwerk am Rhein aufgesucht. Dort ist an den Innenwänden zwischen allen Fenster- und Toröffnungen je eine Tafel mit den Namen der Andernacher Soldaten angebracht, die im ersten Weltkrieg ums Leben kamen. Die erste Tafel beginnt 1914 und weist alphabetisch sortiert die Namen der Gefallenen des Jahres auf. So fand sich auch auf der zweiten Tafel ein Hubert Nachtsheim, den wir in unserer Familienforschung bisher noch nicht zuordnen konnten. Als ich mir dann alle Tafeln reihum betrachtete, fiel mir auf, dass die letzte Tafel 1918 mit dem Buchstaben L endet. Was nun? Alle Wandplätze im Innenrund waren belegt, wo hatte man die restlichen Gefallenen untergebracht, deren Familiennamen mit M bis Z begannen?

Diese Frage stellte ich dem Leiter des Andernacher Stadtmuseums, Dr. Kai Seebert, der mir wenig später die Erklärung dazu lieferte.

Kurzer geschichtlicher Exkurs: Das Bollwerk hat eine sehr lange Geschichte. Ursprünglich als Eisbrecher und zur Kontrolle des Rheins erbaut, wurde darauf später auch ein Zollhaus errichtet. Um 1660 ließ der Kölner Kurfürst Maximilian Heinrich das Bauwerk, damals "Alter Zoll" genannt, zu der heutigen Anlage umbauen. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es als Mahnmal für die gefallenen und vermissten deutschen Soldaten umgestaltet. *1

Wie Dr. Seebert mir erklärte, hatte das Bollwerk bis Ende der 60er Jahre einen "Opferstein" in der Mitte. Auf diesem befand sich die  "Fortsetzung" der Gefallenen aus 1918.

So sah das lange aus

1969/70 wurde das Bollwerk wiederum umgestaltet, zu einem Mahnmal für die Toten beider Weltkriege. Im Zuge dieses Umbaus wurde der "Opferstein" mitsamt der Staue des "Feldgrauen" entfernt. Daher fehlen heute die letzten Namen. Und heute sieht es so aus:

So sieht es heute aus *2

Die Staue des "Feldgrauen" ist heute mitsamt ihres Sockels im Hof des Andernacher Stadtmuseums ausgestellt.

*1 Quelle; „Bollwerk Andernach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital.
URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-101668-20140829-4

*2 (C) Creative Common License 

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