14 Dezember 2020

Wie die Verwandtschaft sich findet

Vieles hat sich getan in den letzten Wochen, einiges habe ich getan, einiges ist passiert. Oft hängt das miteinander zusammen. Ich tu was und dann passiert was. Oftmals etwas ganz anderes als erwartet.
Offenbar gibt es irgendwelche Zusammenhänge, die mein kleines Spatzenhirn nicht versteht, aber immerhin wahrnimmt.

Am meisten tut sich in unserer Familienforschung. Immer wieder tauchen Nachtsheims irgendwo in Deutschland oder auch weltweit auf und fragen interessiert nach Familienzugehörigkeit.
Die meisten heißen oder hießen Nachtsheim, andere wiederum Noxtine, Nachstein oder Nagtzaam, je nachdem, welcher Einwanderungsbeamte in welchem Land zu welcher Zeit diesen Namen gehört und dann den Griffel geschwungen hat. Für manche Nationalitäten ist "Nachtsheim" ein unaussprechlicher Zungen- oder besser Kehlenbrecher, ähnlich wie das Wort Streichholzschachtel für 2 schottische Jungs, die wir vor Jahrzehnten zufällig im Zug trafen und die sich totgelacht haben über eine Sprache, die ein solches Wort erlaubt.

Hier ruhen Einwanderer Anton
aus Andernach und seine Frau Susan

Aus den Noxtines in Florida, die nach der Einwanderung auch den Zweitnamen Curry für Jungs inflationär benutzten, sind übri-gens drei Generationen später wieder echte Nachtsheims gewor-den, obwohl, einer von ihnen hat sich nochmal umbenannt. Als Kevin Nachtsheim sich in California um eine Schauspielerkarriere bemühte, sagte man ihm als erstes, dass er mit diesem für die Amerikaner schwer zugänglichen Namen keine Chance hat, im Movie- und Pop-Business Fuß zu fassen. Seitdem heißt er Kevin Nash und macht ein paar schöne Songs. Sein eingewanderter Vorfahr Anton stammt übrigens aus Andernach.

Die Nachsteins in New York wiederum heißen heute noch Nachstein. Da aber Karl August Nachtsheim, aus dem bei der Einwanderung Charles Anthony Nachstein wurde, aus einer Familie des Schrumpftals stammte, weiß man auch nicht, mit welcher dialektischen Einfärbung der sich jenseits des großen Teichs dem Einwanderungsbeamten vorgestellt hat.

Neben den Kontakten zu diesen amerikanischen Familienmitgliedern schließen sich nun auch in Deutschland nach und nach ein paar Wissenslücken. Erfreulich, dass sich kürzlich erst Kölle und Oklahoma City/Duisburg als nahe Verwandte mit gemeinsamer Vergangenheit herausstellten und auch die Einbindung der Nachtsheims aus Wuppertal, Berlin und Österreich mit großen Schritten vorangeht. Das Erfreulichste aus meiner Sicht ist, dass ich verfolgen kann, wie sich darüber immer mehr persönliche Freundschaften untereinander bilden, sogar persönliche Treffen in der Nach-Corona-Zeit verabredet werden. Friede und Freundschaft, diese Grundhaltungen scheinen unter den Nachtsheims sehr verbreitet zu sein, trotz teilweise völlig unterschiedlicher Meinungen und politischer Einstellungen. Und das gefällt mir.

Aber nicht nur die Nachtsheims, auch die Familie Einig bekommt immer mehr Zuwachs, das ist die Familie unserer Großmutter väterlicherseits. So durften wir kürzlich Großcousin Berthold kennen lernen, als wir in Glees (vergeblich) das Geburtshaus der Oma suchten. Zur Großcousine Vroni in Holland und zum Neffen 3.Grades Bernd haben wir schon seit langem Kontakt, zufällig.

Großcousine Marianne in Leutesdorf entdeckte ich ebenso "zufällig", aber das Thema "Zufall" führe ich an dieser Stelle nicht weiter aus, sonst wird es ein Buch statt einem kurzen Bericht.

Ich bin total gespannt, wie sich das weiter entwickelt und auf welche Nachtsheims ich noch "zufällig" stoßen werde.


22 November 2020

Revierbesichtigung in Lützel

Auf dem Weg zur heutigen Verabredung konnte ich den alten Westernhagen-Song nicht mehr aus dem Kopf verbannen, wollte ich ja auch nicht wirklich. Und so gab ich mich im Auto dem schönen Klassiker hin und grölte lauthals mit:

Ich bin wieder hier
In meinem Revier
War nie wirklich weg
Hab mich nur versteckt
Ich rieche den Dreck
Ich atme tief ein
Und dann bin ich mir sicher
Wieder zu Hause zu sein

Wie lange hatte ich mir diese meine alten Wirkungsstätten nicht mehr mit nostalgischen Augen angesehen? Lang lang ist's her. Auch deshalb freute ich mich, dass meine alte Schreibkursfreundin Veronika mich gefragt hatte, ob ich ihr nicht mal eine Führung durch das Quartier bieten möchte, dass seit etwas einem Jahr auch ihre Wohnheimat ist. Wie mochte es dort heute aussehen, wo ich vor vierzig Jahren mit meinem Kumpel Franz zusammen die erste eigene Wohnung bezogen hatte? Und was war aus dem Haus der Gestrandeten geworden, in dem ein gewisser Mike Neuhaus sein Unwesen trieb? Gab es das Haus noch, in dessen 2.Stock eine legendäre verstrahlte WG ihren Platz gefunden hatte? Fragen über Fragen, die mir ein seliges Lächeln aufs Gesicht zauberten. Ebenso wie die liebe Veronika, mit der ich mich an der Sparkasse verabredet hatte.

Und los ging die Tour. Erstmal um die Ecke zur - halt! In dem Eckhaus war doch die alte Stammkneipe, Siggis Kaschemme, in der sich abends die einheimischen Jungs zum Tischfussball um Bierrunden einfanden, und wo spät abends die Mädels aus dem Rotlichtmilieu nach der Schicht noch ein Eierlikörchen schlabberten. Oder auch drei.
Heute eine modernisierte Eventgastronomie, jedenfalls sieht sie von außen schon so aus, dass ich gar nicht versuche zu verstehen, was daran so schön sein soll. Wie aus dem Ei gepellt sieht es aus, der ganze schöne schmuddelige Charme ist weg, den der Mau sich in Jahren hart erarbeitet hatte. Schnell weiter, direkt um die ecke dann der Schock: Die Burschenschaft gibt es immer noch, dieser verpönte Haufen, den ich schon damals nicht abkonnte, hat ein tolles Schild an der frisch renovierten Fassade. Scheiss drauf, weiter um die Ecke ist es endlich da, das Haus der Gestrandeten. Von außen noch keine großen Unterschiede zu erkennen, aber Veronika bemerkt als erste, dass das ehemalige Zimmer des Altstadtkellners neben meinem "Apartment" - dieses Wort kannten wir damals noch gar nicht - nun eine Art Balkon nach innen hat. Ein kleiner Außenbereich hinter der offenen Fassade, Und dann entdeckt sie auch die Tür von dort nach meinem Apartment zu - man hat aus diesen 2 Zimmern eine Wohnung gemacht, mit Innenbalkon. Ok, ist auch besser als diese klitzekleinen Verließe, in denen wir damals hausten.
Am Ende der kurzen Sackgasse - ist es nun gar keine Sackgasse mehr. Das Kasernentor, dass die Straße damals beendete, ist weg, mitsamt der Kaserne. Dafür stehen dort moderne Neubauten mit Moselblick. Ich bin hin- und hergerissen. Schöner ist das heute, viel schöner - aber nicht mehr das, was ich mal kannte! Wenigstens scheint die kleine Kneipe des Getränkevertriebs vor dem Kasernentor noch unverändert. Sogar der gleiche Namen auf dem Briefkasten wie damals. Chapeau! Allerdings sieht das ganze Ensemble ziemlich unbelebt aus. Ein alter Herr sitzt hinter der gläsernen Kneipentür, schaut kurz nach draußen, und dann wieder rein. Ende.

Wir spazieren um die Ecke zur nächsten Memorial-Stätte. Das Haus mit der WG. Aus dem 2.Stock mit Fenster zur Straße konnte man aus einem WG-Zimmer Bierflaschen auf den  Bürgersteig donnern. Wenn wieder einmal die Bullizei im Anmarsch war wg. nächtlicher Ruhestörung, konnte sich man von dort oben ganz gut verteidigen.
Auf den Klingeln kein Name mehr, der mir igendetwas sagt, aber den Hinterhof erkenne ich wieder. Hier landeten die Restmöbel eines Mitbewohners nach dem Auszug, als er sich geweigert hatte, pünktlich seine Bude KOMPLETT geräumt zu haben. Da mussten wir ihm in der Nacht vom 31. auf den 1. zeigen, was KOMPLETT geräumt heißt. HA!

Durch den Lützelhof ging es dann rüber zum Standort meiner alten Firma, direkt neben der Metzgerei. Beides gibt es noch, die Metzgerei mit der gleichen Besitzerfamilie, und die IT-Firma, die mein Kompagnon dann alleine weiter geführt hat. Hilfe, das ist auch schon zwanzig Jahre her!

Weiter ging es in eine Ecke, die Veronika noch gar nicht gesehen hatte. Hin zur allerersten Wohnung, damals, vor vierzig Jahren. Vierter Stock ohne Aufzug. Im Fenster des unteren Halbgeschosses taucht vor meinem geistigen Auge wieder der einarmige Bandit auf, wie wir ihn damals liebevoll nannten, den einarmigen netten Rentner, der immer rauchend an diesem Fenster stand und freundlich grüßte. Erinerungen an den Umzug werden wach. Vierter Stock. Letzter Akt. Die Waschmaschine. Klein, kompakt, aber anscheinend mit Blei ausgegossen. Im dritten Stock geht bei meinem Kumpel dann nix mehr. "Aus. Ende, Lass sie stehen. Mir egal. Ich sterbe." Natürlich wollte ich dann beweisen, was noch geht. Komm Junge, wir laden mir das Teil auf den Buckel. Zack. Ich dann mit dem Teil alleine die letzte Etage hoch. Gut, dass mien Kumpel direkt mitkam, ich hätte die Maschine allein nicht mehr abladen können. Danach fiel ich zwei Tage ins Koma, glaube ich. Brotlose Künste, wenn man ein starker Kerl sein wollte.

Am Ende der Straße stimmt nix mehr. Die Bäckerei auf der einen Ecke ist weg. Der Kiosk auf der anderen Ecke ist ein Haus weiter um die Ecke gewandert. Mein altes Revier hat sich verändert. Ich auch. Und dann noch der schöne Moment, als Veronika die Katze im Fenster entdeckt. Sehr schön.

Cat's in the cradle

Sie binzelt uns an, müde und zufrieden sieht sie aus in ihrem Logenplatz. Und ich fange in Gedanken an zu singen: 

And the cat's in the cradle and the silver spoon,
Little boy blue and the man on the moon.
"When you comin' home ?"
"Son, I don't know when.
We'll get together then.
You know we'll have a good time then."

Ein sehr schöner Song von Harry Chapin und auch später in der Version von Ugly Kid Joe.

Auf dem Rückweg von dieser letzten Station stehen wir dann einem Haus, das komplett aus dem Rahmen fällt, gestaltungstechnisch. Oh mein Gott, klar, der Bruder meines alten Kumpels wohnt ja hier, seiner Frau gehört die Bude. Ich blinzele mal in den Hof, wo seine Mutter ihr kleines Domizil hat, aber nirgends ein Lebenszeichen zu entdecken, wir gehen weiter. Richtung Veronikas Wohnung, Richtung Kaffee und Kuchen. Nachdem ich sie während unseres ganzen Spaziergangs wahrscheinlich halb ins Koma geredet hab, setze ich das in der Wohnung fort. Zum Schluss muss sie sich noch eine kleine Lesung eines kleinen Textes über einen gewissen Mike Neuhaus anhören, Privatlesung sozusagen, dann ist sie erlöst. Ich muss mich verabschieden, mein Bruder und ich haben einen Termin mit unserem Steuer-Frankie.

Schöne Tage wie diesen habe ich letzter Zeit oft erlebt, und ich hoffe, dass noch viele folgen werden.


18 November 2020

Die Klieburjer onn die Jeläser - onn die Zufäll

Einen kurzen Abriss der letzten "zufälligen" Tage musss ich jetzt niederschreiben, bevor ich eine Woche später die Hälfte wieder vergessen hab und die andere Hälfte einfach nicht mehr glauben kann. Ich muss jetzt schon anhand von Kalendereinträgen und Nachrichten mühsam rekonstruieren, was in welcher Reihenfolge passiert ist.
Begonnen hatten die Magical Mystery Tours ja schon vor drei Wochen mit den Irrungen und Wirrungen um die weißen Türme und Kugeln rund ums Brohltal, der geneigte Leser wird sich erinnern, an das hier und das hier.

Letzte Woche Freitag erwähnt mein Bruder, dass die Nachtsheims in Kölle ja für uns immer noch ein totales Rätsel sind. Viele Namen, viele Infos und keine Ahnung, wie das alles zusammen gehört und woher die alle kommen. Ich stimme ihm zu und beschließe, bei Martina aus Kölle nochmal nachzuhaken, denn die wollte uns die Infos aus ihrer Familie geben, kam aber wegen verschiedener Umstände noch nicht dazu. Letzter Kontakt im April diesen Jahres. Ich beschließe, in den nächsten Tagen bei Martina nochmal nachzufragen.
Kurz darauf schickte mir Isabel einen total interessanten Link zum Thema "Zufall". Das hat tatsächlich jemand wissenschaftlich untersucht und der hat festgestellt, dass es zweierlei Zufälle gibt, die zufälligen und die "dasWorthabichvergessen". Der kurze Videoclip zur Einführung ist schon so faszinierend, dass ich beschließe, mich unbedingt weiter damit zu beschäftigen.
Bevor ich überhaupt daran denken kann, Martina aus Kölle zu schreiben, sehe ich eine Nachricht von  Martina:
"Hallo Manfred, ich weiß nicht wie und warum, aber ich sehe Deine Nachricht genau heute!"
Es ist aber nicht die Martina aus Kölle, sondern Martina aus Österreich. Und meine Nachricht, von der sie schreibt, ist vom 10.Februar diesen Jahres. Und sie gibt mir die Informationen über ihre österreichischen Nachtsheims, auf die ich seit Februar warte.

Am nächsten Tag waren wir uns ja dann einig in Einig, dass die Begegnung mit dem älteren Herrn, der uns dann zum Ortsbürgermeister brachte, dessen Frau uns so toll weiterhalf und uns zum Abschied mit selbstgemachten Nussecken bedachte, schon ein komischer Zufall war. Aber ein schöner.

Als wir danach bei Kaffee und Nussecken zusammensitzen, erzähl ich die doppelte Martina-Geschichte meinem Bruderherz, und der staunt genauso wie ich über den unerklärlichen Zufall. Anscheinend ist uns der Gott des Zufalls wohl gesonnen, auch wenn er hier zwei Martinas bei der Gedankenübertragung verwechselt hat. Ich beschließe, die Gunst der Stunde auszunutzen und am Sonntag unbedingt Martina aus Kölle anzuschreiben.

Am Sonntag nach dem Frühstück, so gegen 13 Uhr, kommt eine Nachricht via Messenger an. Von Martina. Aus Kölle. Ja, genau die, die ich gleich erst fragen wollte.
"Hallo Manfred hoffe es geht dir gut? Mein Dad fragt mich gerade ob du mit einer Zahnärztin in Koblenz verwand bist???"
Und von ihr erfahre ich dann, dass ihr Opa aus Koblenz ist und noch vieles, vieles mehr über die Kölner Nachtsheims. HA! Danach brauche ich frische Luft. Da mein Brüderlein unterwegs ist, beschließe ich spontan, nach Wassenach zu fahren und mir dort ein wenig die Beine zu vertreten. Dort bin ich wohl zwanzig Jahre nicht mehr gewesen, früher waren wir ab und an zu Familienfeiern im Gasthaus Müller, dass weitläufigen Verwandten von uns gehörte. Ich parke vor der Klieburger Scheune, die ich mir ohnehin mal anschauen wollte, sonntags ist zum Brötchenverkauf aber nur bis 13 Uhr geöffnet. Als ich dann durch das Dorf schlendere, bestaune ich ein prächtiges Gebäude mit fremdländischen Inschriften, dass mir völlig unbekannt ist.

Buddhistischer Tempel mitten im Ort

Ein freundlicher Herr kommt des Weges, ungefähr in meinem Alter, und fragt mich, ob ich was suche und ob er mir helfen könne. Es entwickelt sich ein schönes und interessantes Gespräch, indem ich erfahre, dass Herr Koll der Eigentümer diese Hauses ist, dass dies ein buddhistischer Tempel ist, dass wir sowohl in Kell als auch in Kesselheim einige gemeinsame Bekannte/Verwandte/Freunde haben. Und außerdem ist er sich sicher, dass ich in Wassenach auch Verwandte hab, denn ich ähnele dem ehemaligen Ortsbürgermeister, als könne ich sein Bruder sein. Der wohne übrigens direkt die Straße hoch.

Nochmal Buddha

Er ist der ungefähr fünfte, der mir dies in den letzten Jahren erzählt. Zwei Freundinnen haben mich vor Jahren schon im Bus einer Kaffeefahrt freudig, aber überrascht begrüßt. "Was machst Du denn hier?". Um dann festzustellen, dass sie mit einem fremden Mann, besagtem Ortsbürgermeister sprachen.
Aber den jetzt aufzusuchen, ist irgendwie zu viel für diesen Sonntag. Erst die doppelte Martina, nun nach dem Erlebnis in Einig der zweite Ortsbürgermeister, ich verschiebe das lieber auf ein anderes Mal.

Zwei Tage später, Dienstags mittags, ruft mich nach langer Zeit Christoph an, ein netter Bekannter/Verwandter, der ebenfalls Familienforschung betreibt. Er hat herausgefunden, dass es über den Laacher Hof in Glees eine weitere verwandtschaftliche Verbindung zwischen uns gibt, und noch vieles mehr. Christoph ist ein sprudelndes Lexikon, der all seine 8.500 Verwandten auswendig kennt und auf Knopfdruck mit Geburtsdatum und 8 Generationen Vorfahren aufsagen kann. Und meine Verwandten noch dazu. Ich bin immer etwas neidisch auf dieses Gedächtnis und werde nie begreifen, wie er das schafft.
Da gerade mein Bruder für einen weiteren gemeinsamen Ausflug im Anmarsch ist, fällt schnell die Entscheidung: Mir fahre nôh Jeläs, dem Geburtsort unserer Oma! Und wir schauen uns den Hof unserer anderen Vorfahren an. Glees ist der Nachbarort von Wassenach, wo ich gestern alleine war.
Wir parken in irgendeinem Sträßchen am Ortsrand und spazieren rund um die kleine Kirche, schauen uns dann im Ort um und gehen auf's Geradewohl los, der Ort ist nur klein, irgendwann werden wir vor dem Laacher Hof stehen, den Christoph beschrieben hat. Durch eine Baustelle müssen wir einen kleine Umweg nehmen, stehen dann am Zisser Berg am Ortsrand und schauen zurück über den Ort. Vor dem letzten Haus bearbeitet jemand seinen Vorgarten. der sieht ganz nett aus, den frage ich einfach, ob er von hier ist und sich auskennt. Gesagt getan, er ist von hier, er kennt sich aus, er ist der Ortsbürgermeister! Und seine Familie kommt auch aus dem Laacher Hof , er ist also sowohl mit Christoph als auch mit uns verwandt.  HA! Und mit ein wenig Glück kennen wir jetzt auch das Elternhaus unserer Oma, dessen Besitzer (auch mit uns verwandt) leider nicht zu Hause war. Da werden wir nochmal hin müssen. Auf der Heimfahrt sind wir beide sehr in Gedanken versunken.

Heute, Mittwoch, zeige ich meinem Bruder, was ich in Wassenach gesehen habe, z.B. den buddhistischen Tempel. Und wir schauen uns an der Kirche und auf dem dahinter liegenden kleinen Friedhof um. Mit den beiden älteren Herrschaften auf der Bank im Friedhof kommen wir ins Gespräch. Über Gott und die Welt und Wassenach und über Agnes und Mathilde, unsere gemeinsamen Bekannten/Verwandten. Eine Beruhigung: Die Frau sagt, dass ich dem ehemaligen Ortsbürgermeister gar nicht ähnlich sehe. Wär ja auch zu komisch. Als der Mann die Metzgerei/Kneipe im Ort mit Namen erwähnt, fällt mir ein, dass meine Klassenkameradin Marita dort zu Hause ist, mit einem aus dieser Familie verheiratet ist. Prompt sagt er mir, in welcher Straße sie wohnt, aber der Straßenname sagt mir nichts. Irgendwann verabschieden wir uns freundlich und latschen weiter auf gut Glück durch den Ort, talwärts Richtung Brohltal. Bis wir an die Abbiegung zur Straße kommen, die er mir genannt hat. Ich überrede meinen Bruder, jetzt diese Straße lang zu gehen, und die ist ziemlich lang. Aber diesmal mit meiner Ansage "Es gibt keine Zufälle! Wenn wir jetzt durch die Straße bis zum Ortsende und wieder zurück gehen, werden wir die Marita sehen, das kann nicht anders sein. Die wird grad in dem Moment irgendwas rausbringen oder vor der Tür machen, wenn wir vorbei gehen!". Wir flanieren bis zum Ende - keine Marita. Ich weiß auch die Hausnummer nicht. Handy raus, telefonbuch.de - zack hab ich die Hausnummer. Aber ich werde nicht klingeln, will niemanden stören. Als wir auf dem Rückweg an besagter Hausnummer ankommen, steht gerade Marita vor der Tür. HA!
Ich wusste das. Echt jetzt. Bin nicht mal wirklich überrascht. Wir freuen uns, uns mal wieder zu sehen und versprechen uns, uns demnächst mal mit mehr Zeit zu treffen. Und genau das werden wir machen. Wahrscheinlich treffen wir vorher noch drei andere Ortsbürgermeister und weitere Martinas, aber das ist ok so. Während unserer Unterhaltung vor der Tür kommt übrigens unser Freund von der Friedhofsbank vorbei. Es ist Maritas Nachbar von gegenüber. Was für ein Zufall.

15 November 2020

Magical Mystery Tour - Gegendarstellung


Nachdem mein kleines Brüderlein sich per Kommentar über meine Berichterstattung zu unserer magisch-mysteriösen Tour vor etwa drei Wochen beschwert hatte, gebe ich ihm natürlich gerne die Gelegenheit, das Ganze aus seiner Sicht zu schildern. Der geneigte Leser wird sich sicher selbst sein Urteil bilden. Wenn er beide Berichte vergleicht, wird ihm die unvergleichliche sachliche Objektivität meines ersten Berichts .... - ok, lassen wir das, lesen Sie selbst, was der Kleine glaubt, erlebt zu haben.
Anzumerken lediglich, dass lil'bro auch noch die Tage 4 und 5 seiner Verwirrung beschrieben hat, während ich mich lediglich auf die Fakten der ersten Tage konzentriert habe.

Here we go:

Vor ein paar Tagen sah ich, dass mein großer Bruder einen Blogeintrag über ein paar sehr eigentümliche Geschehnisse während unserer Wanderungen in der Region geschrieben hatte. Dabei waren ihm ein paar Details entgangen oder vielleicht waren sie ihm auch nicht mehr erinnerlich. Hier nun die Wahrheit, und nichts als die reine Wahrheit über Phänomene der Heimatforschung.

Prolog
In den letzten Wochen habe ich mit meinem großen Bruder fast täglich, wenn das Wetter es zuließ, Spaziergänge unternommen. Dabei waren wir, ganz die neugierigen Ahnenforscher, natürlich in den Gefilden unserer Vorfahren unterwegs. Wir mussten dabei feststellen, dass sich bestimmte Regionen oder Orte auf perfide Weise gegen uns verschworen haben. Gebäude verschwinden plötzlich von der Landkarte um dann an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Orte tauschen und verändern über Nacht ihre Namen, dass es einem ganz wirr im Kopf wird.
Sehr mysteriös.

Tag I
Bei einem dieser Ausflüge, der uns zur "Schönen Aussicht" bei Kell führt, sehen wir unterwegs auf der anderen Seite des Brohltals die Umrisse von Oberniederlützingen. Hier beginnt der schwierige Teil der Mission, denn es gibt zunächst keine richtige Erklärung dafür, warum der eine Ort Ober- und der andere Niederlützingen heißt. Genauer: hieß. Wir schwanken zwischen einer Höhentheorie - der eine Ort liegt höher auf dem Berg als der andere - und der Flusslauftheorie - Niederlützingen liegt weiter flussabwärts am Brohlbach. "Fluss" ist hier eine maßlose Übertreibung, es ist wirklich nur ein Bach.
Dann wird es richtig kompliziert, denn im Zuge einer Gebietsreform wurden die beiden Orte, seit vielen Jahrhunderten eng verbunden, organisatorisch getrennt.
Niederlützingen, Heimat von einigen unserer Ahnen, hieß von nun an Lützing, genauer Brohl-Lützing, denn es war jetzt nur noch ein Teil der Doppelgemeinde Brohl-Lützing. Offenbar war das "Nieder" und das "en" am Schluss den Reformern zu viel geworden. Weg damit!
Den Oberlützingern erging es nicht viel besser. Sie wurden nun ein Ortsteil von Burgbrohl (wie Brohl nur mit Burg) aber beim Verhunzen des Ortsnamens war man etwas gnädiger, die Oberlützinger durften das 'en' am Ende behalten, dafür musste das 'Ober' am Anfang geopfert werden. Die Revolution frisst auch schon mal Ortsnamensenden statt Kinder. 
Und Google, das sollte man auch wissen, nennt einen der Orte nach wie vor Niederlützingen(!). 
Und erwähnt werden muss an dieser Stelle auch, dass Burgbrohl einen Ortsteil namens (hinsetzen, Luft holen) Niederoberweiler hat, der aus den beiden ehemals eigenständigen Orten Niederweiler und Oberweiler gebildet wurde. Wir erkennen: Verwirrung durch Umbenennung hat hier durchaus Methode.
Wir haben es also nun anstatt mit Niederlützingen mit Brohl-Lützing zu tun. Und aus Oberlützingen wurde Burgbrohl-Lützingen. Nicht zu verwechseln mit Brohl, unweit von Einig, im Maifeld, wo sich die Familie Einig(Oma!) auch schon niedergelassen hatten.
Und auch bitte nicht verwechseln mit den nahe gelegenen Ober-/Nieder- -zissen und -dürenbach, die der Volksmund "Zesse" und "Dermerich" nennt. Wenn man also durch das schöne Brohltal fährt, so sollte man sich immer bewusst sein, dass auf den Höhen, und nicht nur dort, ein heimtückisches Namens-Verwirrspiel lauert, das eine wahre Herausforderung werden kann.

Das mit der Höhe passt leider gar nicht, denn per Augenschein ist schon zu erkennen, dass die drei Höhenmeter keinen Ausschlag geben konnten. Also bleibt, in der erklärungssüchtigen Nachtsheim-Weltsicht, nur noch der Bachverlauf als das unwiderlegbare Argument der Namensgebung.


Imagine...
Ich fahre durch das Brohltal und möchte nach Niederlützingen, weiß aber nicht mehr, welcher von den beiden neuen Namen der richtige ist, denn es gibt kein Ober- und Nieder- mehr. Ich weiß nur, dass der Ortsteil, den ich besuchen möchte, ein Teil von irgendwas mit Brohl ist. Also Brohl oder Burgbrohl, nicht zu verwechseln mit Rheinbrohl auf der anderen Rheinseite. Während der Fahrt durchs Brohltal komme ich an einer Reklametafel vorbei, auf der "Brohler" steht. Damit ist jedoch kein Einwohner vom Brohl-Lützinger Ortsteil Brohl gemeint, sondern das Mineralwasser, das in eben jenem Brohl am Rhein, aber nicht in Rheinbrohl, auch am Rhein, abgefüllt wird.Und in Burgbrohl heißt das Mineralwasser ‚Rhodius‘, das ist mal einfach zu merken.
Ich gebe auf, meine Synapsen sind für heute hoffnungslos verknotet. Ich beschließe, den Ausflug nach Niederzissen umzuwidmen. Dort ist es eindeutig, Nieder- heißt Nieder- und Ober- heißt Oberzissen.
Vor mir fährt nun ein Laster mit einer mysteriösen Aufschrift, denn dort steht statt Burgbrohl "Brohlburg"(ein Andernacher Unternehmen).


Z
urück zum Ausflug zur Schönen Aussicht mit meinem Lieblingsbruder.

Wir diskutieren über Ober- und Niederlützingen und halten fest, dass der eine Ort, der von der Schönen Aussicht sichtbar ist, durch einen weithin sichtbaren weißen Turm überragt wird. Vermutlich ein alter Kirchturm oder sonst ein Teil eines jahrhundertealten Bauwerks, das wir unbedingt mal sehen müssen. Zukünftigen Nachtsheim-Ahnenforschern auf Brohltal'scher Perspektivsuche soll dieser Turm ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal sein. Ich beschließe, auf Wikipedia nachzuschauen, zu welchem Lützingen dieser Turm gehört und mir eine solide, einfache Eselsbrücke zu bauen, die ich nicht mehr vergessen kann. Abends spät, mit halb geschlossenen Augen, erzählen mir Google und Wikipedia etwas dazu und ich finde eine Eselsbrücke vom weißen Turm zum Obernieder-Rätsel. Am nächsten Morgen ist von dieser genialen Eselsbrücke nur noch ein nutzloses "Weißenthurm" geblieben. Was mich verzweifeln lässt, denn das ist ein Ort am Rhein.
Note to self: Wikipedia hacken und diesem arglistigen Namensterror ein Ende bereiten!


Tag II
Einen Tag später beschließen wir einstimmig, dass wir die andere Seite des Brohltals besuchen werden, um mit einem ausgedehnten Spaziergang zwischen dem einen und dem anderen -lützing(en), das Mysterium für immer und alle Zeiten zu lösen. Eine schöne Allee mit Obstbäumen zwischen den beiden Orten sollte ausreichend Strecke zum Wandern sein und uns in die Lage versetzen, die Geschichte und den Standort des weißen Turmes final zu klären. 
Wir fahren also nach Oberlützingen, das in Wirklichkeit Burgbrohl-Lützingen heißt, weil es im Flussverlauf weiter OBEN liegt. Ein erster Lichtstrahl im Dunkel des Nachtsheim'schen Erklärbär-Zoos. 
Dort gibt es aber dummerweise keinen Turm und in dem anderen Lützingen, das mal Niederlützingen hieß und jetzt nur noch Lützing heißt, Brohl-Lützing, um genau zu sein, ist von Lützingen aus auch keiner zu sehen. Die Bruderadleraugen suchen den Horizont ab, es stimmt - der weiße Turm in dem anderen Ort, der von der anderen Seite des Brohltales zu sehen war, ist WEG. VERSCHWUNDEN. Wir marschieren mutig los und fragen unterwegs eine nette Dame, die mit ihrem Hund vorbeispaziert, ob "das da" auf der anderen Seite des Brohltales Kell ist und sie bestätigt das mit einem leichten Stirnrunzeln. Ich glaube, im Weggehen auch den Ansatz eines bösartigen Grinsens erkannt zu haben. Ich merke, ich bin etwas verunsichert. 
Aber wir halten fest: auf der anderen Seite des Tales liegt Kell und von dort aus hatten wir am Vortag den weißen Turm gesehen. Das ist gut, zumindest hat das Zeit-Raum-Kontinuum noch Bestand. Wir sind doch nicht in Bi*l*f*ld. 
Aber, was den verflixten Turm angeht, den weißen, sind wir weiter völlig ratlos.
"Das Ding ist entweder über Nacht abgebaut worden oder steht ganz woanders" - der große Bruder ist entsetzt.
Auch wenn ich kein Freund von Verschwörungstheorien bin - so langsam wird es echt unheimlich. Wir beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen. Als wir den Ort erreichen, wo der Turm früher stand, sehen wir nur eine Kirchturmspitze, die nicht das gesuchte Objekt der Begierde ist. Meinem unentwegt murrenden Bruder zum Trotze, beschließe ich, weiter zu marschieren.
"Der ist weg, Jung! Weg!" - heißt es aus brüderlichem Munde, der jammernde Unterton signalisert aber sehr deutlich "Genug gelatscht, meine Füße tun weh!".
Aber ich gebe nicht auf.
Und plötzlich... da! Eine Spitze des weißen Turmes taucht auf, um eine Sekunde später wieder, mir nichts, Dir nichts, hinter einem Häuserdach zu verschwinden.
"Wir werden doch vera....t! Die haben eine Attrappe aufgebaut, als wir gestern von Kell aus rüber geschaut haben!" jammert das Bruderherz.
Ich denke nur 'Bielefeld reloaded' und stapfe weiter Richtung Potemkin. Es ist zum Mäusemelken, ab und an taucht eine weiße Turm-Spitze über den Häusern auf, um sich zehn Meter weiter wieder in Luft aufzulösen.
Manni ist mittlerweile ganz in der Verweigerungsphase - "Das bringt doch nix! Wir müssen den ganzen Weg noch zurücklatschen, denk dran! Und das alles wegen eines Turms, den es gar nicht gibt!".
Ich willige resigniert ein - wer widerspricht schon gerne großen Brüdern? Das hat schon vor 50 Jahren kein gutes Ende genommen und ich bin ja, über die Jahrzehnte, lernfähig geworden.
Auf dem Nachhauseweg nehme ich eine andere Route als beim Hinweg. Jetzt geht es auf direktem Wege runter an den Rhein, ohne nochmal mit dem verhexten Brohltal in Berührung zu kommen.
Und dann, am Ortsausgang von "Oberniederlützingen mit dem weißen Turm", da steht er: der Turm! Ein Wasserturm, in hässliches, weißes Plastik eingepackt. Er ist noch nicht mal besonders hoch, obendrauf sind noch ein paar Antennen. 
Die Niederungen der Heimat- und Ahnenforschung, ich habe sie gesehen.


Da steht er, der weiße Turm

Am Ortsausgang genießen wir noch den Blick zum Rhein von einem tollen Aussichtspunkt nahe der Strasse. Zurück geht es dann parallel zur B9, auf der Strecke die wohl mal die alte B9 war, nur erstmal in die falsche Richtung gen Bonn. In Bad Breisig schließlich finden wir Anschluss an die gute alte, neue B9, die uns zurück nach Andernach führt.
Zu Kaffee und Kuchen und diversen Diskussionen über Oberniederbrohllützingburgen und seine unheimlichen weißen Türme. 
Stay tuned...

Tag III
Heute geht es nach Oedingen, dass übrigens nicht Ödingen heißt sondern Oedingen. Mein Navi ist da sehr pingelig. Oedingen mit oe liegt oberhalb von Unkelbach und das liegt irgendwo nördlich von Remagen am Berg. Von da aus kommt man weiter nach Oedingen. Als wir dort hochfahren, habe ich bereits vergessen, warum wir überhaupt dort hin fahren wollten. Etwas anderes hat unsere Aufmerksamkeit erregt und lässt uns nicht mehr los. Eine Art Weltraumbeobachtungskugel in weiß, die hie und da entlang der Strecke in der Ferne sichtbar wird. Ich erinnere mich an einen Sommerausflug nach Bruchhausen auf der anderen Rheinseite. Als ich dort Richtung Rhein bergabwärts fuhr, wurde diese sonderbare Kugel in Form eines überdimensionalen, 100-eckigen weißen Tischtennisballes sichtbar. Ich wusste damals nicht, was es ist und wo es stand.

Jetzt hatten wir es vor Augen, manchmal, und wir wollen, ähnlich der gestrigen Lützingen Discovery Tour, der Sache auf den Grund zu gehen. Und, als ob ich es geahnt hätte, dieses merkwürdige Weltraum-Ei spielt mit uns und verschwindet von der Bildfläche, grad wie es lustig ist.
Von "Ah! Da hinten! Rechts!" bis "WTF ist denn das *** Ding jetzt schon wieder hin?" sind es meist nur Sekundenbruchteile.
Vorgewarnt von den Widrigkeiten der Odyssee vom Vortag, beschließen wir, strategisch vorzugehen. Das heißt, so lange dem Augenschein zu folgen, bis von dem Ei nix mehr zu sehen ist. Oder eben alles. Auf einem Parkplatz schließlich, in der Nähe von Wachtberg oder Berkum, kommt unsere Expedition zum Stillstand und Manni beschließt, das Problem mit Google Maps zu lösen. Während er fluchend darauf wartet, so etwas wie ein Netz zu bekommen, fällt mir siedend heiß ein, dass ich vor ein paar Jahren schon einmal mit Freund Hermann hier war. Und dass wir eine Stunde um den Block fuhren, um dieses blöde Ding zu finden, das sich vor unseren Augen aufzulösen schien. Wir fanden es damals nicht, gaben ziemlich frustriert auf und fuhren unter Absingen schmutziger Seemannslieder nach Hause.

Manni hadert mit dem Schicksal - "Wieder so ein gaaaanz schräges Ding! Die wollen uns nur reinlegen, vermutlich kann man 'es' unsichtbar machen. Und wir werden hier nur vorgeführt! Und jetzt, wo ich das Problem per Internet lösen möchte, kriege ich auf einmal kein Netz! Merkst Du was, Junge? Na, merkste was hier los ist?"
Am Ende fanden wir die Adresse doch noch per Internet, "es" stand gerade mal 700 Meter vom Parkplatz entfernt und wir waren an dem von hohen Zäunen umgebenen Gelände bereits vorbeigefahren. Kurzum: es war ziemlich peinlich.

Die weiße Kugel der Fraunhofer

In Wachtberg, das übrigens nicht Wartburg heißt, steht eine astrologische Messstation des Fraunhofer-Instituts(nur echt ohne e) und die dazugehörige Straße heißt folgerichtig auch Fraunhoferstraße.
Alles macht, vielleicht auch wegen des trüben Wetters, einen etwas verlassenen, fast schon gespenstischen Eindruck. Die militärisch anmutende Einzäunung und das massive Stahltor verstärken noch das ungute Gefühl.
Nach einer kurzen Begehung entlang der Zäune, bei dem die Kugel wieder mal verschwindet, beschließen wir, diese Abenteuerreise zu beenden und uns dem obligatorischen Kaffee und Kuchen zu widmen, der zu Hause auf uns wartet.
Abends fällt mir noch auf, dass es schon wieder diese sonderbaren 'Kleinigkeiten' gab, die dem unbedarften Reisenden gar nicht ins Auge fallen. Ich sage nur: Wartburg, Frauenhoferstraße, Ödingen.

Tag IV
Was war denn das bloß, was uns in den letzten Tagen so an der Nase herumgeführt hat?
Verschwindende weiße Türme und Astro-Eier?
Bi*l*f*ld  lässt grüßen?
Manni bittet mich um ein Photo von Oberniederbrohlburglützingen, von der Keller Seite aufgenommen, auf dem man den weißen Turm sehen kann. Ich finde zunächst keines, dann eines von vor drei Monaten. Darauf finde ich aber keinen weißen Turm, auf einem anderen Photo sind deren zwei.
Ich bekomme echte Panik und googele sicherheitshalber schon mal nach Gimp und Photoshop.
Schlussendlich hat das Schicksal ein Erbarmen, der zweite Turm ist doch kein Turm sondern bloß ein UFO, das zufällig, von der Welt unbeobachtet, an diesem schönen Sommertag auf der grünen Wiese vor Oberniederburglützbrohlingen gelandet war. Oder ein weißer Riesen - Traktor. Oder ein Zirkuszelt. Oder ein paar Riesen-Strohballen in weißer Plastikfolie.
Ich bin erleichtert und schicke das Photo rüber. Der Blogeintrag ist gerettet.

Tag V
Wir touren durch das Brohltal zwecks Verbesserung unserer sichtlich beeinträchtigten Orientierungssinne und stellen mit Entsetzen fest, dass Ober- und Niederzissen die Plätze getauscht haben. Jedenfalls passt die Realität nicht so ganz zur Landkarte im Kopf. Während der Fahrt wird auffällig laut geschwiegen und vermutlich wissen wir uns beide gerade nicht ganz eins mit den Mächten, die die Orte auf den Landkarten festlegen und ändern, ganz wie sie gerade Lust haben. Wenn wir unterwegs sind.
Irgendwann sehen wir den Rhein und dann schwenken die inneren Sensoren automagisch auf "Ortung von Kaffee und Kuchen" um, wir sind wieder versöhnt mit dem Universum.
Ich beschließe vorausschauend, den geplanten Ausflug nach Eulgem und Gamlen ein paar Wochen oder Monate zu verschieben, denn der innere Monk hat schon Eumeln und Gammeln und noch Schlimmeres draus gemacht. Auch Weißenthurm ist gerade keine Option.

Ich schließe die Augen und hoffe auf ein paar einfachere Eingebungen für die nächste Ortserkundung in der näheren Umgebung.
Aber, Karma is a bitch, und kennt kein Erbarmen mehr.
Vor meinem geistigen Auge verbinden sich Kalt, Küttig, Kollig, Keldung und Kehrig mit Kettig, Kärlich und Kattenes zu einer neuen Schiffs-Reiseroute durch die Untiefen einer verhexten Buchstabensuppe.
Auf einem Ortsschild steht 'Kennfus Ueß Dünfus Wirft Schuld Auw Wirfus' und jetzt reicht es mir. Ich verbitte mir und meinem irrlichternden Unterbewusstsein alle weiteren Wortspiele mit Ortsnamen und wende mich mit Inbrunst wieder der Ahnenforschung zu, wo die Nachterschens und die Nechtersheims und Nettesheims und sonstige "so ähnlich wie 'Nachtsheim'" - Familiennamen auf ihre Entwirrung warten.

Epilog
Heute haben wir übrigens von Eich aus die Fraunhofersche Astro-Disko-Kugel auf dem Wachtberg gesehen, die an der Fraunhoferstaße.
Wir waren uns zu 100% sicher, dass das eine Luftspiegelung gewesen sein muss, denn eigentlich ist es technisch unmöglich, dass man das kleine, hinterhältige Ding, das sich bei weniger als drei Kilometern Entfernung vor einem versteckt, mit bloßem Auge aus dieser Entfernung noch sehen könnte. Es bleibt mysteriös...

Soll noch einer sagen, das Leben als ahnenforschender Privatier würde langweilig.

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Schlussbemerkung des blog-Betreibers (und älteren, erfahreneren Bruders):

Den Wahrheitsgehalt dieser Gegendarstellung sollte man sicherlich nicht als wichtigstes ..... ääähm ..... nee is klar, aber der Kleine schreibt einfach super gut.






14 November 2020

Einig in Einig

Na gut, wirklich einig waren wir uns nicht heute. Es war vielmehr so, dass mein kleines Brüderlein mir heute Mittag anbot, mich zu einer Spazierfahrt mit Wandereinlage mitzunehmen, das Ziel gab er vorher nicht bekannt. Da er mir spontan noch eine Stunde Augenpflege vor dem Trip genehmigte, war ich sofort einverstanden mit der Fahrt ins Blaue. Also irgendwie waren wir uns doch einig.

Auch über den Zwischenstopp bei der besten Bäckerin der Region gab es keine zwei Meinungen. Ein paar süße Köstlichkeiten, natürlich alle extra kalorienarm gebacken, sollten uns beim späteren Kaffeeklön zur Stärkung dienen. Und weiter ging die ruhige Fahrt, über Kretz, Kruft, Thür, bei Trimbs durchs Nettetal nach Polch, und von dort aus ahnte ich bereits, welches Ziel wir hatten.
Wie hieß unsere Oma aus Glees mit Mädchennamen? Einig
Wohin führte unser heutiger Weg? Nach Einig.
Wenn schon ein Dorf nach unserer Oma benannt wird, mussten wir uns das natürlich genauer anschauen. Zuerst machten wir uns auf den Weg auf den nächsten Hügel neben der Pumpstation, von wo aus man beim heutigen Wetter einen schönen Blick über den Ort bis auf die Hunsrückhöhen hatte. 

Bis auf den Hunsrück geht der 180° Panoramablick

Ein anschließender Rundgang durchs Dorf brachte uns am anderen Ende des Dorfes zum kleinen Friedhof, dessen Kreuz aus dem 19. Jahrhundert von zwei Bäume prächtig gesäumt wird.

Hier haben die Seelen Ruh'

Mein Brüderlein hatte bereits bei vorherigen Besuchen entdeckt, dass der kleine Flecken mit seinen 150 Einwohnern sehr idyllisch im beschaulichen Maifeld liegt. Eine schöne kleine Besonderheit wollte er mir heute näher zeigen: Die Tafeln mit den Hausnamen an den alten Häusern. Hier wie auch vielerorts in der Region wurden die Bewohner in früheren Zeiten nicht mit ihrem Familiennamen, sondern mit dem Hausnamen gerufen.. Da diese Eigenart in der heutigen Zeit immer seltener beibehalten wird, sollen die Schiefertäfelchen dazu beitragen, dass diese Tradition nicht komplett in Vergessenheit gerät.

Fawesch Ädeme
Haus Hummes





















Hier zwei Beispiele, das Haus Fawesch Ädeme und das Haus Hummes. Auf dem Rückweg vom Friedhof befragten wir einen freundlichen älteren Herrn, der im Hof des Hauses Durwens Pittesch stand. Er bestätigte unsere Vermutung, dass das wohl ursprünglich das Haus von Peter Durben gewesen sei. Als wir ihn fragten, wer denn diese ganze Aktion mit den Hausnamensschildern organisiert und durchgeführt hat, verwies er uns an die Gemeinde in Person des Ortsbürgermeisters Hans Münch, der auch direkt um die Ecke wohne. Gesagt getan, Herr Durben begleitete uns sogar noch bis zum Haus des Ortschefs. Dort öffnete uns die Hausherrin Frau Münch, eine freundliche ältere Dame, denn ihr Mann befand sich gerade auf einem Spaziergang durch sein Revier. Frau Münch konnte uns sehr gut Auskunft geben, denn sie selbst hatte an dem Projekt, dass ihr Mann initiiert hatte, auch ihre maßgeblichen Anteile.
Auch zeigte sie uns das handgeschrieben Schultagebuch des alten Lehrers, ein Sahnestück für jeden Ortschronisten. Der Ortschef selbst kam zwischendurch auf seiner Runde vorbei und auch er gab uns bereitwillig Auskunft über dieses tolle Projekt, was wir uns seit längerem auch sehr gut für unseren Heimatort vorstellen können.
Als wir uns von diesen freundlichen Menschen verabschiedeten, lies uns Frau Münch nicht ohne Wegzehrung von dannen ziehen und brachte uns selbstgebackene Nussecken an die Haustür, die unseren anschließenden Kaffeeschmaus vorzüglich bereicherten.


Frau Münch, vielen Dank nochmal für alles!
Die Nussecken waren köstlich.

25 Oktober 2020

Wege und Sichten - und magische Objekte

Es gibt wahrlich schöne und interessante Wege in unserer Gegend, für die man nicht weit fahren muss. In der vergangenen Woche konnte ich das tägliche "Tausend Schritte tun" zusammen mit meinem Bruderherz und auch einmal mit Kumpel Mike T-Bone gut umsetzen.

Der Rauscherpark in Plaidt machte den Auftakt, ne kleine Runde zum Einstieg sozusagen. Wie in Plaidt hatten wir auch sonst immer ein gutes Timing, genau die Regenpausen zu erwischen.

Die schöne Aussicht bis hinter die Burg Olbrück

Auch der Rundweg am Sportplatz in Kell, den wir am nächsten Tag in Angriff nahmen, ist immer wieder einen Ausflug wert. Die schöne Aussicht und von anderer Stelle aus der Blick übers Brohltal nach Lützing, sind schon was Besonderes. Den weißen Turm, den man von dort aus gegenüber zu sehen glaubt, wollten wir am nächsten Tag vor Ort finden, irgendwo auf der anderen Seite des Brohltals.

In der rechten Bildhälfte der vermeintliche weisse Turm

Auch um die immer wiederkehrende Unklarheit über die korrekte Lage, Benamung und Zuordnung von Nieder- und Oberlützingen endgültig zu klären, schauten wir uns tags darauf vor Ort um um und spazierten über die Chaussee von Ober- nach Niederlützingen. Dort angekommen, dachte sich mein Bruder etwas Seltsames aus, solche Anwandlungen hat er immer mal wieder.
Er behauptete, der historische weiße Turm, den er tags zuvor von Kell aus gesehen habe, stehe genau in Brohl-Lützing, wie Niederlützingen heute heißt. Diesen Turm, der alles überragt, hätten wir aber auf unserem Spazierweg von Oberlützingen aus bereits sehen müssen, aber: Fehlanzeige! Also musste er wohl woanders stehen. Aber der Kleine beharrte hartnäckig darauf, der Turm sei hier und ging eine Straße nach der anderen ab, ohne dass wir den Turm jemals sehen konnten. Am Ende unserer mehrstündigen Erkundungstour fand er dann einen kleinen Wasserturm, der mit Funkantennen aller Art bestückt war, und behauptete, dies sei das prächtige Objekt, dass wir tags zuvor von der anderen Seite des Tals aus gesehen hätten. Ja gut, was soll man da sagen? Ich weiß ja schließlich, was ich gesehen bzw. nicht gesehen habe, lassen wir ihm seine blühende Fantasie.

Blick zurück von der anderen Seite des Brohltals

Am nächsten Tag sollte sich für mich herausstellen, dass auch meine Wirklichkeit manchmal anders ist, als ich es eben noch sicher zu wissen glaubte. Wir beschlossen, unsere Frischlufttour nach Wachtberg zu verlegen und die Anfahrt hinter Remagen über Unkelbach und Oedingen zu nehmen. Zwei Orte, von denen man maximal einmal den Namen gehört hat, weil man jemanden kennt, der behauptet, dort zu wohnen. Schon bei der Durchfahrt stellten wir erstaunt fest, dass die beiden nie vorher gesehenen Örtchen aus mehr als zehn Häusern und drei Straßen bestehen, aus weit mehr.

Auf der Straße von Oedingen nach Wachtberg sahen wir sie dann, die große weiße Kugel, die den ganzen Ort überstrahlt. Wow, was sagt Dr. Google dazu?! Ja klar, das RADOM, die Radarkuppel der Fraunhofergesellschaft, welche hier von der Höhe aus die unendlichen Weiten des Universums beobachtet. Die wollten wir uns auf jeden Fall näher ansehen. Da das Teil aufgrund seiner Größe überhaupt nicht aus den Augen zu verlieren ist, konnten wir aufs Navi verzichten und rein auf Sicht navigieren. Jedenfalls bis wir im Ort waren - und plötzlich war das Ding nicht mehr zu sehen!
"Immer weiter geradeaus, wir sind doch genau drauf zu gefahren! Das muss noch kommen!"
Denkste, am Ortsausgangsschild ist noch immer nix zu sehen. So langsam verstehe ich, wie es meinem Bruder gestern beim Suchen des weißen Turms gegangen ist. Wir drehen, fahren zurück und biegen an der großen Ampel links ab. Da geht's runter ins Rheintal, abwärts. Nach ein paar hundert Metern halten wir an. Das kann nicht sein. das Ding liegt so hoch, dass man es von der anderen Seite des Orts aus bei der Anfahrt sehen konnte! Und wieder befrage ich Dr. Google, und der sagt, wir seien eben daran vorbei gefahren. Drehen, zurück durch den Ort, und plötzlich taucht das Ding über den Dächern wieder auf!

Im Hintergrund die KUGEL, wie sie hier genannt wird

An der Ampel schaue ich meinen Bruder am Steuer an und rufe "Da! Das gibt's doch gar nicht!"

Der schüttelt nur verständnislos den Kopf. Als er anfährt, schaue ich wieder nach vorne und - das Ding ist wieder weg! Spätestens jetzt wird uns beiden klar, dass das Universum irgendwelche magischen Spiele mit uns treibt. Wir akzeptieren es mit Demut, was bleibt uns auch anderes übrig? Wir geben die Straßenadresse ein, die Google uns liefert und stehen letztendlich vor dem eingezäunten Gelände des Instituts. Unser Spaziergang führt uns seitlich am Gelände vorbei, wo es mir sogar gelingt, die große Kuppel zu fotografieren. Während wir weitergehen, zeige ich meinem Bruder das Bild auf dem Handy. Als ich den Kopf wieder drehe, ist das Ding wieder weg. Mich überrascht nix mehr. Mein Bruder zeigt mir dann, dass es ungefähr fünfzig Meter schräg hinter uns wieder aufgetaucht ist.

Was zeigt uns das alles: Wahrheiten sind relativ! Wenn das Universum grad mal Lust hat, sie umzudrehen, kann man auch nix dagegen tun. Wir nehmen es hin und lassen uns anschließend Kaffee und Kuchen noch besser schmecken als wir das ohnehin schon immer tun.

12 Oktober 2020

Autorenstammtisch in der Destille

Nach unserer heutigen Kursstunde in der Andernacher VHS hatten wir die Ehre, unseren Autorenstammtisch in der Andernacher Destille zu eröffnen. Piet, der Gastwirt, verwöhnt uns von nun an regelmäßig mit Leckerem aus der Küche und einem vorzüglichen naturtrüben Apfelsaft in BIO-Qualität.

Der Club der jungen aufstrebenden Literaten 😉

In einem solche Wohlfühlklima präsentierte Carmen ihre gerade neu erstellte Stammtischaschenbecher-Ersatzskulptur, die besonders auf unser gemeinsames Hobby zugeschnitten ist. Auch wenn wir heute Abend nicht vollzählig waren, konnte man es bereits ahnen, dass in dieser Atmosphäre zukünftig die Ideen für unsere kreativsten Geschichten geboren werden. Und Miles Davis lächelt uns dabei zu. Hach!

11 Oktober 2020

Tolle Naturfotos aus der großen Nachtsheim-Familie


Heut Abend habe ich über unsere Facebook-Gruppe "Wir heißen alle Nachtsheim" Corinne Nachtsheim-Duval kennengelernt, eine Französin, deren Familie vor ca. 200 Jahren von Lahnstein aus den Weg ins Elsass angetreten hat. Sie ist ausgebildete Musiklehrerin und widmet sich seit ein paar Jahren ihrer Leidenschaft, dem Fotografieren.


Ihr Spezialgebiet: Die Biodiversität, also die biologische Vielfalt.


Zum Einen kann sich jeder Interessierte auf ihrer Homepage davon überzeugen, dass sie tolle Bilder macht, zum Anderen find ich es spannend, jemand mit diesem Fokus kennen zu lernen. Denn die Biodiversität ist in meiner Wohnstadt Andernach seit Jahren ein großes Thema, und wird eingebettet in essbare Stadt, Permakultur, Geysir etc. weiter entwickelt.


Tja, die Nachtsheims sind eine sehr vielfältige Spezies, und ich bin froh, immer wieder neue Familienmitglieder kennen zu lernen.

08 Oktober 2020

Unverpackter Abschied - auch von Murphy?

Der Abschiedstag - gleichzeitig mit etwas Wehmut, aber auch mit Vorfreude auf daheim verbunden. Glücklicherweise hatte Fabienne heute Morgen Zeit, mit mir im Hotel zu frühstücken. Das Buffet im also-Hotel ist auch sehr nach ihrem Geschmack. Nicht übertrieben oder pompös, aber gut sortiert, frisch und alles in BIO-Qualität. Heute morgen gönnten wir uns Rührei mit und ohne Speck, und auch mein Cornflakes-Müsli-Mix mit vielen frischen Früchten reingeschnippelt war wieder klasse. Das ist einfach in der Preisklasse konkurrenzlos.

Abschiedsstimmung in den Gesichtern

Anschließend chauffierte mich Fabi netterweise zum Geldautomat, denn die Volksbank und auch die Sparad-Bank sind diesbezüglich gegenüber Sparkasse und anderen hoffnungslos im Hintertreffen. Ich finde in der ganzen Stadt gefühlte 3 Geldautomaten, an denen ich mit meiner Volksbankkarte ohne Gebühren abheben kann. Die verbliebene Zeit nutzten wir zum Besuch des unverpackt-Ladens, der auch drinnen einen kleinen Café-Bereich hat. Bei Tee, Kaffee, Espresso und Rhabarberschorle spielte Fabi dann freiwillig den Testhörer für eine ältere Mike-Neuhaus-Geschichte, mit dieser kleinen Privatlesung konnte ich ein wenig in Übung bleiben.

Dann ging es schnell, Verabschiedung von Fabi, Kofferpacken im Hotel, Verabschiedung vom Hotelier, der entgegen meiner ausdrücklichen Anordnung doch noch im Hotel arbeitete, Taxi zum Bahnhof - und gespannte Erwartung, wie es dort weitergeht.

Sollte Ricarda weiterhin recht behalten mit ihrer gewagten These, dass der Bahn-Murphy sich bei seiner letzten Aktion derart verausgabt hatte, dass er mich weiter jetzt in Ruhe lässt? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Am Bahnhof erwartete mich auf Gleis 1 eine wohlbekannte Botschaft:

IC nach Passau: +5

Da die beiden vorherigen Züge bereits beide mit +10 angekündigt waren, konnte die +5 für meinen IC nur ausgewürfelt sein. Das bereitete mir aufgrund langjähriger Bahnerfahrung keinerlei Kopfschmerzen. Allerdings geschahen in den nächsten Minuten weitere seltsame Dinge:
Den ebenfalls verspätet gemeldeten RE7 verlegte man per Ansage kurz vor seiner Ankunft von hier auf Gleis 3. Es folgte ein Massensprint die Treppen runter und am gegenüberliegenden Bahnsteig wieder hoch. Es stellte sich allerdings dann heraus, dass die Formulierung der Ansage "Auf Gleis 3 fährt nun ein:" nicht zwingend wörtlich zu nehmen ist.
Dafür wurde jetzt hier für 15:20 die RB nach Bonn angekündigt, die nirgends zu sehen war. Und sie blieb auch unsichtbar, wenig später zeigte ein +5 auf der Anzeige, wie das zu verstehen ist.
Nun sprang unser IC Passau ganz nach vorne in der Ankunftsliste. Mittlerweile hatte auch er auf +10 aufgeholt. Das wir zu diesem Zeitpunkt bereits 12 Minuten über die Zeit waren, sei nur am Rande erwähnt. Wahrscheinlich als Ausgleich für diese kleine Diskrepanz verkündete die Ansage nun, dass die Wagen in umgekehrter Reihenfolge einfahren werden. Da mein reservierter Sitzplatz ziemlich in der Mitte des Zugs war, hatte ich nur wenige Meter zu gehen. Um mich herum wuselten dafür die 1.Klasse-Passagiere von einem Ende des Bahnsteigs zum anderen, die Reservierungen vom anderen Zug-Ende genau entgegengesetzt. Was auch immer die Lokführer dazu treibt, 5 Minuten vor Ankunft im Bahnhof auf freier Strecke den Zug zu wenden und verkehrt herum in den Bahnhof zu einzufahren, wird wahrscheinlich eins der letzten ungelösten Rätsel der Menschheit bleiben.

Aber die Hauptsache ist: Der Zug kommt! Und er kam. Mit einer Viertelstunde Verspätung. Mein reservierter Platz war inmitten einer 3-köpfigen Familie, welche den 4er mit Tisch komplett in Beschlag genommen hatte. Aber gegenüber war alles frei, nichts reserviert, und so segelte ich glückselig in Richtung Heimat, in Koblenz erwartete mich bereits der RE5 bis nach Andernach. Home, sweet home!

Als dann noch mein kleinster Bruder auftauchte und sich opferte, mit mir zusammen ein leckeres buntes Gemüse-Backblech aus dem zu schnippeln, was der Gertrudenhof heute frisch geliefert hatte, war der Tag perfekt. Müd und satt, auch ohne Arbeit matt. Ich habe mir vorgenommen, morgen schon einmal meinen Kalender daraufhin zu überprüfen, ob sich nicht demnächst eine Woche förmlich anbietet, die nächste Reise zu machen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

07 Oktober 2020

Tavuk Şiş, Tuffi und die Reise der Ringelblumensalbe

Gestern und heute war das Wetter so grau, nass und kühl, dass es sich wie eine Decke aus Müdigkeit über ganz Wuppertal legte. Gestern mittag drehte ich nur eine kleine Runde und wurde dabei nass bis auf die Knochen. Umso angenehmer die anschließende heißem Dusche und das schöne Lunzjen gut eingemummelt im Hotelbett. Zum Glück meldete sich Fabi noch und wir wir machten uns abends auf, um im Café Moritz zwei nette Stunden zu verbringen.

Heute hatte ich mir einen längeren Spaziergang zum Werth vorgenommen. Ich wartete schlauerweise ab, bis der Dauerregen nachmittags aufhörte und machte mich dann auf den Weg, um unterwegs im Urfam eine kleine Rast mit einem Mittagessen zu verbinden. Nach etwa zweihundert Metern Fußweg fing es leicht an zu nieseln, fünf Minuten später regnete es Katzen und Hunde. Kein Wunder, ich war ja ohne Schirm unterwegs ---> Murphy. Daher dehnte ich meine Rast im netten türkischen Lokal etwas länger aus. Ein leckeres Tavuk Şiş und ein Ayran machten mich so pappsatt, dass ich einen Espresso danach brauchte. Der war geschmacklich so ... tja ... äähmm .. ok, den nimmt man wirklich besser beim Italiener.

Der Regen, dessen Ende ich im trockenen Lokal abwarten wollte, hatte offensichtlich beschlossen, nie mehr aufzuhören und prasselte munter weiter auf die Straße vor dem Fenster. Auf dem Gang von hier zum Werth würde ich den Freischwimmer absolvieren können, das konnte ich knicken. In diesem Moment kam die Rettung. Fabi schrieb mir, dass ihr Video abgedreht sei und sie meine Hilfe beim Lesen der unleserlichen SD-Card gebrauchen könnte. Wir verabredeten, dass sie die SD-Card einsteckt und mich in zwanzig Minuten hier abholt. Meine trockene Heimfahrt zum Hotel war gesichert, dort würden wir am Notebook sehen, was sich mit dem Video machen lässt.

Ich wollte mich jedoch vom Regen nicht davon abbringen lassen, heute einen anderen verrückten Plan heute zu starten: Die liebe Irmgard hatte mir vor Wochen mit einer selbstgemachten Ringelblumensalbe eine große Freude bereitet, und diese Salbe wirkt echt klasse. Da Irmgard mit ihren fast 90 Lenzen nicht mehr so viel verreist wie früher, kam mir die Idee, ihre Salbe stellvertretend für sie mitzunehmen, wenn ich mal wieder unterwegs bin. Und heute an der Wupper machte ich den Anfang.

Tuffi und Irmgards Salbe

Vor einigen Wochen wurde eine neue Tuffi-Steinskulptur in die Wupper gesetzt, zur Erinnerung an die Jungelefantin vom Zirkus Althoff, die vor 70 Jahren einen Sturz aus der Schwebebahn in die Wupper gut überstanden hatte. Das passierte ziemlich genau an dieser Stelle, ein paar Meter hinter dem türkischen Lokal an der Wupper. Und so kam dieses Erinnerungsfoto zustande, dass ich im Regen vom Parkplatz aus machte.

Eine halbe Stunde später saßen wir im trockenen Hotelzimmer und mussten feststellen, dass diese Card wohl auf keinem Rechner der Welt mehr lesbar ist. Mist! Wir wollten uns davon den Tag nicht vermiesen lassen und zur Elisenhöhe zu fahren, wo wir die Zeit bis zu ihrem Tanztraining im schönen Café verbringen konnten. Als wir beschlossen, mit dem Auto dorthin zu fahren, hörte der Regen augenblicklich auf, er hatte wohl eingesehen, dass er uns nichts mehr anhaben konnte. Und wieder sind wir bei diesem Herrn Murphy und seinen Gesetzen angelangt. Hätten wir uns dafür entschieden, den Weg hinauf zu Fuß zu gehen, hätte man uns anschließend auswringen können, jede Wette!

So wurde es schön, wir hatten einen interessanten Kaffeeklön und Fabi gönnte sich eine Kleinigkeit zur Stärkung vor dem Training. Ich stelle immer wieder fest, wie gut mir das Zusammensein mit dieser selbstbewussten, jungen Frau tut.

Espresso auf der Elise

Als sie mich wieder im Hotel abgesetzt hatte, entnahm ich den im Foyer ausgelegten Flyern, dass es heute Abend ruhig bleiben würde im Speiseraum. Vom Foyer aus hatte ich in den letzten Tagen mehrfach die Gelegenheit, dem ebenfalls hier einquartierten Song Lua Trio beim Proben zu lauschen. Eine wirklich schöne Mischung aus vietnamesischen und westlichen Klängen, die mich in Teilen auch an die Obertonmusik erinnerte. Die Sängerin Khanh Nguyen ist übrigens gebürtige Koblenzerin. Heute Abend haben die drei den ersten Gig ihrer Oktober-Tour in der Düsseldorfer Jazz-Schmiede, weitere Auftritte folgen in den nächsten Tagen in der Region, u.a. am 15.10. in der Färberei in Wuppertal. Ich wünsche den Dreien viel Erfolg und den Zuhörern viel Freude.

05 Oktober 2020

Spirituelle Zufälle und Cigköftem

Ein verspätetes Frühstück - ich hatte richtig verpennt - verschaffte mir im Frühstücksraum die zufällige Begegnung mit einer netten rothaarigen Gästin, deren unverkennbarer "rhoi-hessischer" Akzent mir als Dialekt-Experten natürlich sofort ins Auge Ohr fiel.hatte.
"Irgendwas in der Nähe von Monnem mit einem Schuss Kalllsrue!" diagnostizierte ich messerscharf.
Sie stellte sich dann als gebürtige Leipzigerin vor, die in Speyer ein Café betreibt. Na gut.

Es ergab sich eine angeregte Unterhaltung über vermeintliche Zufälle, diverse Formen von Heilung, Hörstürze und Tinnitüsse, und am Ende kannte jeder von uns auch die halbe Krankengeschichte des Anderen, wie das bei zwei mittteilungsfreudigen Menschen nun mal so ist. Beim Verlassen des Speisesaals, aus dem die gute Dany uns dankenswerterweise nicht hinauskomplimentierte, hatte ich dann noch Gelegenheit, Diana unsere beiden Broschüren vom Schreibkurs aufzunötigen. Als ich später von meiner kleinen Runde zurück kehrte, waren D+D, Dany und Diana, noch im Foyer in einem angeregten Gespräch. Ich gesellte mich dazu - und schwupp-die-wupper wurde es wieder eine sehr interessante Unterhaltung über spirituelle Themen. Ich bin eigentlich gar nicht sooo spirituell, aber wenn ich andauernd solche Menschen treffe, werde ich es noch.

Allagut, wir verabschiedeten Diana so herzlich, wie es unter coronaren Bedingungen möglich ist. Nach solch langen und anstrengenden Gesprächen war eine kleine Erholungsphase im Hotelzimmer mit Lesen und Augenpflege genau das Richtige für mich.

Der Abendspaziergang führte mich dann zum veganen Cigköftem in der Karlsstraße. Cigköftem bedeutet wörtlich "Alles Fleisch" und ist eine komplett vegane Besonderheit, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Da mein Magen seit dem Frühstück nix Vernünftiges mehr bekommen hatte, war ich mir nicht ganz sicher, ob so eine vegane Kleinigkeit ausreicht, um satt zu werden. Hauptsache, was Warmes. Im Cigköftem gibt es diese gleichnamige Spezialität in vielen Variationen. Ich orderte die Variante "Wrap". Als die türkische Bedienung mich fragte "groß oder klein?", hätte ich als großer schwerer Kerl mich geschämt, die Babyportion zu wählen und antwortete "Großer Kerl - großer Wrap", was der Frau ein wissendes Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich schnappte mir einen Becher  Ayran aus dem Selbstbedienungskühlschrank und erwartete am Tisch gespannt, was sie mir bringen würde, denn ich hatte von diesem Gericht nur gelesen, es aber noch nie gesehen geschweige denn gegessen.

Alles Fleisch?  Von wegen! Alles lecker!

Auf einem Tablett brachte sie mir kurz darauf eine mit Papier umwickelte vegane Teigrolle von der Größe eines Baumstamms, kalt. Da ich befürchtete, mich mit der Frage, ob sie mir das warmmachen könne, mich als kompletten Nullchecker lächerlich zu machen, nickte ich ihr freundlich zu, bedankte mich und begab mich ans Werk. Ist ja nur vegan, kann ja sooo sättigend nicht sein. Von wegen! Das Zeug war köstlich, schweinescharf und hätte für zwei Mahlzeiten gereicht. Ich hatte das Gefühl, die türkische Familie an einem anderen Tisch schaut sich sehr genau an, ob dieser Kerl sich nicht maßlos überschätzt hat mit der großen Portion. Aber da musste ich sie enttäuschen. Bis auf den letzten Krümel verputzte ich den Baumstamm.

Ich kann ihn nur weiterempfehlen, aber in klein!

Und Leute, noch was: Wenn ihr mal in Speyer seid, dann besucht unbedingt Diana in ihrem kleinen Café: Cupcake-Fee und richtet ihr einen schönen Gruß von mir aus!

04 Oktober 2020

Dürüm im Dörnen: Urfam Ocakbasi

Zu meiner völligen Überraschung teilte mir heute morgen eine Regierungsdepesche über twitter mit, dass es freilaufenden Rentnern seit dem 01.04.2020 untersagt ist, nach zwei Ruhetagen sofort wieder voll anzugreifen. Diese Regelung wird strengstens überwacht und Verstöße werden mit hoher Geldstrafe und einwöchiger Zwangsernährung mit Gemüse und Obst bestraft. Und das kann ja wirklich keiner wollen!

Also gönnte ich mir heute ein spätes ausgiebiges Frühstück und begann anschließend im Hotelzimmer, die letzten Episoden meines Roman-Protagonisten Mike Neuhaus zu überarbeiten und zu ergänzen. Und ja - die Muse treibt mich wieder, es geht weiter! Nachdem ich die Korrekturvorschläge der beiden letzten Schreibkurs-Abende eingepflegt hatte, nahm ich mir die Inspektion der ausgearbeiteten Geschichte von Dagmar vor, deren Anfang mich vor Wochen so fasziniert hatte. Und wow, sie hat eine schöne und berührende Geschichte daraus gesponnen!

Da kleinere Bewegungseinheiten auch während des dritten Ruhetags explizit erlaubt sind (natürlich nur zur Erlangung von fester Nahrung), machte ich nachmittags meine "Urfam-Ocakbasi-Unterdörnen"-Runde, um mir in dem netten türkischen Speiselokal an der Wupper einen Tavuk Sis Dürüm Wrap und dazu einen Ayram zu gönnen. Auf den anschließenden Mokka, den man mir anstatt Espresso anbot, verzichtete ich allerdings. Denn erstens wollte ich nicht heut Nacht quer im Bett stehen, und zweitens hatte ich so eine Ahnung, dass der nette Hotelier heute Spätschicht schieben könnte und mich vielleicht mit einem leckeren Espresso glücklich machen würde.

Bunt mag der Junior seine Uni
Aufgegessen - die Sonne kommt raus!

Satt und zufrieden machte ich mich auf den Heimweg langs der Wupper mit mehrfachem Seitenwechsel, vorbei an der Junior-Uni und dem dahinter befindlichen Unverpackt-Laden, um mich gut gestärkt wieder Mike Neuhaus widmen zu können. Als ich am späteren Nachmittag den Getränkekühlschrank im Foyer aufsuchte, strahlte der Hotelier mir von hinter der Rezeption entgegen und fragte mich, ob ich Lust auf einen Espresso hätte. 

"Joah, wenn Du mich so fragst..."
"Einen doppelten?"
"JAAAA!"

Lieber Frank, wenn Du das liest, dann fühl Dich als der Beste!

So habe ich nun wieder den Pep, unseren Mike noch etwas erleben zu lassen und den wunderbaren Tag entspannt ausklingen zu lassen.

03 Oktober 2020

Feiertag auf der Elise - mit Regen und Rübli

Da für freilaufende Rentner seit dem 1.April 2020 die gesetzliche Regelung gilt, Ruhetage stets im Doppelpack nehmen zu müssen, musste ich heute meinen enormen Bewegungsdrang sehr zügeln und mich nach dem ausgiebigen Frühstück nochmal zur Augenpflege auf das Hotelzimmer zurück ziehen.
Zum Glück hatte sich für heute Nachmittag lieber Besuch angekündigt. In diesem besonderen Fall und wegen des heutigen Feiertags ist eine kleine Bewegungseinheit ausnahmsweise erlaubt.

Elisenpark im Regen

Doch da es mittlerweile ziemlich unangenehm regnete, gönnten wir uns zuerst eine größere Stärkung im gemütlichen Café Elise. Bei Rübli-Kuchen, Mohnstreusel, Kaffee und Tee hatten wir uns viel zu erzählen.

Ein glückliches Paar

Rübli und Mohn - uns zur Frohn

Als sich das Café später zunehmend mit Gästen füllte, hatte der Regen glücklicherweise so weit nachgelassen, dass wir noch die Besichtigung des nebenan gelegenen botanischen Gartens in Angriff nahmen. Wir bewunderten Mammutbäume und Bananenstauden und inspizierten am Ende ausgiebig die Heilkräuterabteilung. Dieser Kräutergarten ist medizinisch strukturiert aufgebaut, man findet hier einen Knurzwurz gegen Verdauungsstörungen, an einer anderen Ecke kann man(n) seine Prostata-Beschwerden lindern, wenn man(n) an Birkenrinde riecht oder Kürbiskerne knabbert.

Viele mir bis dato völlig unbekannte Pflanzen mit seltsamen Name sind an jeder Ecke zu finden, auch bei Herbstwetter eine schöne Tour, die sich lohnt.

... wie gesagt, seltsame Namen ...                             

Meine Freunde setzten mich am Ende unseres Ausflugs wieder am Hotel ab, wo ich nach dem Schreiben dieser Zeilen endlich meinem Mike-Neuhaus-Roman ein paar Seiten mehr Beachtung schenken werde.

02 Oktober 2020

Ruhetag mit Sonne und Liebe

Ein entspannter Wuppertag, größtenteils im Hotel, hat mir sehr gut getan. Zwei Spaziergänge durch Barmen und Elberfeld ließen sich prima mit Erledigungen kombinieren, zwischendurch gab's im Hotel einen leckeren doppelten Espresso beim Smalltalk, hach!

Pina Bausch lässt grüßen

Unterwegs bin ich auf interessante Haus- und Mauerbeschriftungen gestoßen, die einen Teil dessen ausmachen, was mich an dieser Stadt so reizt.

Wenn Elke Lasker-Schüler das sagt .....
Meine blau-weißen Jungs konnte ich heute Abend nur im Live-Ticker unterstützen. Zu einem Sieg hat es leider nicht gereicht, aber immerhin bleiben sie weiter ungeschlagen im tiefen Westen.

01 Oktober 2020

Vorweg in den Vorwerkpark

Der heutige Tag war geprägt von Regen und Müdigkeit. Umso schöner, dass mich Fabi nach dem Frühstück dazu animierte, den Vorwerkpark zu besichtigen. Noch hinter dem Toelle-Turm im Berghang gelegen, fanden wir ein wunderbares Kleinod, wenn auch bei suboptimalem Wetter. Zunächst wurde die Müdigkeit durch viel frische Luft etwas reduziert. Im Lauf unseres Spaziergangs wurde klar, dass die Anlage gar nicht so groß ist, wie sie auf dem Plan erscheint. Aber: Man macht nicht viele Längenmeter, dafür umso mehr Höhenmeter. Von oben hat man schöne Ausblicke über das grüne zerklüftete Tal.

Erster Blick von oben

Wir schafften es, bis hinunter in Murmelbachtal mehrere der angelegten Fischteiche zu besichtigen, die auch als Badeteiche genutzt wurden. Wir besichtigten den Wasserfall, aus dem aus ungeklärten Gründen grad kein Wasser aus dem oberen Rohr fiel.

Der Wasserfall

Auf dem Weg zurück (hoch!) musste der alte Herr schon ein wenig langsam machen. Dafür hatte er auch Zeit, die tollen vermoosten Stämmchen und die herbstliche Vegetation zu bewundern, die im Sommer mit vielen blühenden Rhododendron sicherlich noch viel attraktiver ist.

Jung und alt - es war kalt!

Die Familie Vorwerk hat diesen Privatpark vor einigen Jahren den Wuppertaler Bürgern geöffnet, und nach dem Tod von Max-Jörg Vorwerk kümmern sich die Adolf-Vorwerk-Stiftung und eine Förderverein darum diesen Park und andere Grünanlagen als Refugium für die Wuppertaler zu erhalten.
Fabi hatte viel Spass an den Farnen, die überall zu finden waren. Dieser Park ist sicher einen Besuch wert, den ich mir auch nochmal bei besserem Wetter vornehme.

Kurz nach Mittag zurück im Hotelzimmer gönnte ich mir eine kleine mehrstündige Pause mit geschlossenen Augen, dazu ist man als freilaufender Rentner seit Neuestem gesetzlich verpflichtet!




Blick von unten

Gleich wird mich Fabi einsammeln und wir werden den Abend beim Araber in der Karawane ausklingen lassen. Dort hatte ich vor zwei Jahren schon einmal bei unserer ver.di-tour mit den Kolleg*Innen gespeist und habe es in sehr schmackhafter Erinnerung. Und auch heute Abend hat es sich gelohnt.

und drinnen
Draußen










Das Kokos-Curry mit Pilzen und Gemüse war ein Gedicht - Fabis Gesellschaft ist sowieso klasse - Herz was willst Du mehr?

Und so geht auch der zweite Tag an der Wupper schön zu Ende. Ich weiß schon, wieso ich immer wieder hierhin zurück komme.