05 Oktober 2020

Spirituelle Zufälle und Cigköftem

Ein verspätetes Frühstück - ich hatte richtig verpennt - verschaffte mir im Frühstücksraum die zufällige Begegnung mit einer netten rothaarigen Gästin, deren unverkennbarer "rhoi-hessischer" Akzent mir als Dialekt-Experten natürlich sofort ins Auge Ohr fiel.hatte.
"Irgendwas in der Nähe von Monnem mit einem Schuss Kalllsrue!" diagnostizierte ich messerscharf.
Sie stellte sich dann als gebürtige Leipzigerin vor, die in Speyer ein Café betreibt. Na gut.

Es ergab sich eine angeregte Unterhaltung über vermeintliche Zufälle, diverse Formen von Heilung, Hörstürze und Tinnitüsse, und am Ende kannte jeder von uns auch die halbe Krankengeschichte des Anderen, wie das bei zwei mittteilungsfreudigen Menschen nun mal so ist. Beim Verlassen des Speisesaals, aus dem die gute Dany uns dankenswerterweise nicht hinauskomplimentierte, hatte ich dann noch Gelegenheit, Diana unsere beiden Broschüren vom Schreibkurs aufzunötigen. Als ich später von meiner kleinen Runde zurück kehrte, waren D+D, Dany und Diana, noch im Foyer in einem angeregten Gespräch. Ich gesellte mich dazu - und schwupp-die-wupper wurde es wieder eine sehr interessante Unterhaltung über spirituelle Themen. Ich bin eigentlich gar nicht sooo spirituell, aber wenn ich andauernd solche Menschen treffe, werde ich es noch.

Allagut, wir verabschiedeten Diana so herzlich, wie es unter coronaren Bedingungen möglich ist. Nach solch langen und anstrengenden Gesprächen war eine kleine Erholungsphase im Hotelzimmer mit Lesen und Augenpflege genau das Richtige für mich.

Der Abendspaziergang führte mich dann zum veganen Cigköftem in der Karlsstraße. Cigköftem bedeutet wörtlich "Alles Fleisch" und ist eine komplett vegane Besonderheit, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Da mein Magen seit dem Frühstück nix Vernünftiges mehr bekommen hatte, war ich mir nicht ganz sicher, ob so eine vegane Kleinigkeit ausreicht, um satt zu werden. Hauptsache, was Warmes. Im Cigköftem gibt es diese gleichnamige Spezialität in vielen Variationen. Ich orderte die Variante "Wrap". Als die türkische Bedienung mich fragte "groß oder klein?", hätte ich als großer schwerer Kerl mich geschämt, die Babyportion zu wählen und antwortete "Großer Kerl - großer Wrap", was der Frau ein wissendes Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich schnappte mir einen Becher  Ayran aus dem Selbstbedienungskühlschrank und erwartete am Tisch gespannt, was sie mir bringen würde, denn ich hatte von diesem Gericht nur gelesen, es aber noch nie gesehen geschweige denn gegessen.

Alles Fleisch?  Von wegen! Alles lecker!

Auf einem Tablett brachte sie mir kurz darauf eine mit Papier umwickelte vegane Teigrolle von der Größe eines Baumstamms, kalt. Da ich befürchtete, mich mit der Frage, ob sie mir das warmmachen könne, mich als kompletten Nullchecker lächerlich zu machen, nickte ich ihr freundlich zu, bedankte mich und begab mich ans Werk. Ist ja nur vegan, kann ja sooo sättigend nicht sein. Von wegen! Das Zeug war köstlich, schweinescharf und hätte für zwei Mahlzeiten gereicht. Ich hatte das Gefühl, die türkische Familie an einem anderen Tisch schaut sich sehr genau an, ob dieser Kerl sich nicht maßlos überschätzt hat mit der großen Portion. Aber da musste ich sie enttäuschen. Bis auf den letzten Krümel verputzte ich den Baumstamm.

Ich kann ihn nur weiterempfehlen, aber in klein!

Und Leute, noch was: Wenn ihr mal in Speyer seid, dann besucht unbedingt Diana in ihrem kleinen Café: Cupcake-Fee und richtet ihr einen schönen Gruß von mir aus!

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