14 November 2020

Einig in Einig

Na gut, wirklich einig waren wir uns nicht heute. Es war vielmehr so, dass mein kleines Brüderlein mir heute Mittag anbot, mich zu einer Spazierfahrt mit Wandereinlage mitzunehmen, das Ziel gab er vorher nicht bekannt. Da er mir spontan noch eine Stunde Augenpflege vor dem Trip genehmigte, war ich sofort einverstanden mit der Fahrt ins Blaue. Also irgendwie waren wir uns doch einig.

Auch über den Zwischenstopp bei der besten Bäckerin der Region gab es keine zwei Meinungen. Ein paar süße Köstlichkeiten, natürlich alle extra kalorienarm gebacken, sollten uns beim späteren Kaffeeklön zur Stärkung dienen. Und weiter ging die ruhige Fahrt, über Kretz, Kruft, Thür, bei Trimbs durchs Nettetal nach Polch, und von dort aus ahnte ich bereits, welches Ziel wir hatten.
Wie hieß unsere Oma aus Glees mit Mädchennamen? Einig
Wohin führte unser heutiger Weg? Nach Einig.
Wenn schon ein Dorf nach unserer Oma benannt wird, mussten wir uns das natürlich genauer anschauen. Zuerst machten wir uns auf den Weg auf den nächsten Hügel neben der Pumpstation, von wo aus man beim heutigen Wetter einen schönen Blick über den Ort bis auf die Hunsrückhöhen hatte. 

Bis auf den Hunsrück geht der 180° Panoramablick

Ein anschließender Rundgang durchs Dorf brachte uns am anderen Ende des Dorfes zum kleinen Friedhof, dessen Kreuz aus dem 19. Jahrhundert von zwei Bäume prächtig gesäumt wird.

Hier haben die Seelen Ruh'

Mein Brüderlein hatte bereits bei vorherigen Besuchen entdeckt, dass der kleine Flecken mit seinen 150 Einwohnern sehr idyllisch im beschaulichen Maifeld liegt. Eine schöne kleine Besonderheit wollte er mir heute näher zeigen: Die Tafeln mit den Hausnamen an den alten Häusern. Hier wie auch vielerorts in der Region wurden die Bewohner in früheren Zeiten nicht mit ihrem Familiennamen, sondern mit dem Hausnamen gerufen.. Da diese Eigenart in der heutigen Zeit immer seltener beibehalten wird, sollen die Schiefertäfelchen dazu beitragen, dass diese Tradition nicht komplett in Vergessenheit gerät.

Fawesch Ädeme
Haus Hummes





















Hier zwei Beispiele, das Haus Fawesch Ädeme und das Haus Hummes. Auf dem Rückweg vom Friedhof befragten wir einen freundlichen älteren Herrn, der im Hof des Hauses Durwens Pittesch stand. Er bestätigte unsere Vermutung, dass das wohl ursprünglich das Haus von Peter Durben gewesen sei. Als wir ihn fragten, wer denn diese ganze Aktion mit den Hausnamensschildern organisiert und durchgeführt hat, verwies er uns an die Gemeinde in Person des Ortsbürgermeisters Hans Münch, der auch direkt um die Ecke wohne. Gesagt getan, Herr Durben begleitete uns sogar noch bis zum Haus des Ortschefs. Dort öffnete uns die Hausherrin Frau Münch, eine freundliche ältere Dame, denn ihr Mann befand sich gerade auf einem Spaziergang durch sein Revier. Frau Münch konnte uns sehr gut Auskunft geben, denn sie selbst hatte an dem Projekt, dass ihr Mann initiiert hatte, auch ihre maßgeblichen Anteile.
Auch zeigte sie uns das handgeschrieben Schultagebuch des alten Lehrers, ein Sahnestück für jeden Ortschronisten. Der Ortschef selbst kam zwischendurch auf seiner Runde vorbei und auch er gab uns bereitwillig Auskunft über dieses tolle Projekt, was wir uns seit längerem auch sehr gut für unseren Heimatort vorstellen können.
Als wir uns von diesen freundlichen Menschen verabschiedeten, lies uns Frau Münch nicht ohne Wegzehrung von dannen ziehen und brachte uns selbstgebackene Nussecken an die Haustür, die unseren anschließenden Kaffeeschmaus vorzüglich bereicherten.


Frau Münch, vielen Dank nochmal für alles!
Die Nussecken waren köstlich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen