11 September 2019

Rückkehr in die verdammte Stadt

Der heutige Tag war für mich eine Mutprobe, die ich mir selbst ausgesucht hatte. Da der Regionalverkehr ja irgendwie mit dem Unternehmen "Deutsche Bahn" verbandelt ist, kann man sich ja anhand meiner zahlreichen Tatsachenberichte aus den letzten Jahrzehnten vorstellen, dass DIE sich für mich wieder etwas Besonderes ausdenken würden. Um meine Freunde zu besuchen, war ich jedoch drauf angewiesen, diesen Weg zu gehen. Mit Bahn und Bus würde ich klar kommen, schließlich war ich jahrelang kampferprobt. Aber nun ausgerechnet in die verbotene (schwatzgelbe)  Stadt zu fahren, das war ein Risiko, das man gar nicht hoch genug bewerten kann.

SchwebeDahn -> RegionalDahn -> Dus -> DortmVerDammte Stadt

Viermal D an einem Tag, das konnte doch nicht gut gehen, oder? Ich wagte es, was tut man nicht alles für Freunde, besonders wenn es so nette FreundInnen sind!

Bis zum Hauptbahnhof der schwatzgelben Stadt lief alles vieles zu glatt. Ok, ein Fahrkartenautomat in Wuppertal verkaufte mir ein 24-Std-Ticket für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für schlappe 7,10 €, weil er behauptete, besagte Stadt gehöre zur Tarifzone A3 - und die kostet nunmasl 7,10 € als Tagesticket. Aber auf solche Mätzchen falle ich ja nicht mehr rein, ich ließ das noch schnell im Reisezentrum der DB checken und auf ein wirklich gültiges Ticket im Wert von 25 Ocken abändern. Jaja, das wäre teuer geworden. Aber nicht mit mir.

Im Bahnhof der verbotenen Stadt angekommen fand ich auch sofort die Haltestelle für den Bus nach Kirchlinde. Leider steckte ich im Aushang kein Fahrplan, sondern ein handgeschriebener Zettel, dass die Linie derzeit am Ausgang Nordstadt an der Haltestelle des Nachtexpress 11 Station macht. Die Befragung einer Passantin ergab, dass dieser Ausgang am anderen Ende der Stadt des riesigen Bahnhofs zu finden ist.
"Und wo dort genau?"
"Wo dat Kino ist!"
Ja danke, sagt mir alles. Also einmal quer durch den elenden Bahnhof, am anderen Ausgang 3 Bushaltestellen für 15 Linien, aber weder für meine noch für den Nachtexpress 11. Weitere Befragungen erbrachten "Ja die nächste da vorn!" -rübergehn- "Nee, datt muss die dahinten sein!" -zurückgehn- und ähnliche Späße. Dann entdecke ich etwas weiter einen großen Platz mit vielen Bushaltestellen - allesamt für Flixbus.

NE11 anne Musikschule

Vor mir plötzlich ein Mensch mit fragendem Blick und hilfloser Miene. Ich rufe ihm zu "460?". Er antwortet "Jaaa!". Wir suchen zusammen weiter, befragen weitere Menschen an den falschen Bushaltestellen. Und endlich sagt einer, der sich sehr wissend anhört: "Datt is da voorne, anne Musikschule!" und zeigt auf die gegenüberliegende Seite einer vorbeilaufenden breiten Hauptstraße.
Als wir drüben angelangt sind und das Schild mit NE11 sehen und auf der Rückseite des Aushangs den Fahrplan der 460, lächeln wir uns glücklich an. Es macht auch nichts, dass der Bus gerade weg ist und wir knapp 20 Minuten warten müssen, wir wissen, wir haben diese Klippe gemeistert. Chaka!


Ich hab mir die Linie ausgesucht, die an der Konradstraße hält, von wo ich nach ein paar Minuten Fußweg die Wohnung meiner Freundin erreiche. Zum Glück hängen in den modernen Bussen große Displays, auf denen man immer gut erkennen kann, wo man ist und wie die nächsten Haltestellen heißen. Nur in diesem Wagen ist ein Diplay mit gleichbleibender Dauerbeschriftung angebracht.

Ja, ein Dienstwagen ist es,
und der hält auch ab und zu

Die Ansagen der Haltestellen über Lautsprecher sind zwar teilweise zu hören, aber denen traue ich jetzt natürlich nicht mehr. Ich beobachte die Schilder an den Haltestellen und schaffe es so, an der Konradstraße rechtzeitig aus dem Bus zu kommen.
Als mir der folgende Fußweg zwischen Schulen, Turnhallen und Kindergärten irgendwie komisch vorkommt, frage ich lieber bei einer Hundehalterin nach, die mich auch prompt auf eine Abkürzung hinweist. "Sie müssen eigentlich nur die Treppen da vorne hoch, dann kommense direkt an die Bockenfelder Straße. Und dann nach links, dann sindse praktisch schon da."

Komisch, ich hätte geschworen, dass ich da oben rechts muss. Gut, dass ich gefragt hab. Ich komme an die Bockenfelder Straße, spaziere nach links - und merke einige hundert Meter später an den Hausnummern, dass ich nach rechts gemusst hätte. Also Kommando zurück - und fünf Minuten später stand ich vor meiner strahlenden Freundin Elke, die sich schon anfing, Sorgen zu machen.

Alte Freunde

Bei Kaffee und Waffeln hatten wir uns viel zu erzählen, die Zeit rauschte dahin und wir verabredeten fest, dass Elke und ihr Freund mich bald mal daheim besuchen kommen. Und dann stand ich schon wieder am Bus, diesmal an der Haltestelle direkt vor ihrer Tür. Als ich im Bus zurück zum Bahnhof saß (es war ein anderer als auf der Hinfahrt), bemerkte ich nach etwa zehn Minuten Fahrt, dass das große Display zwar die Haltestellen anzeigte, aber zehn Minuten lang die gleichen, obwohl wir bereits mehrere Stops eingelegt hatten. Sofort zückte ich das Handy, um auch dieses Beweisstück festzuhalten (das glaubt einem ja sonst keiner!), sprang das Display um und zeigte fortan die richtigen Haltestellen an. Das interpretierte ich als Zeichen, dass DIE aufgegeben haben und ich von nun an wahrscheinlich keine Probleme mehr zu erwarten habe. DIE haben wohl gemerkt, dass sie mich mit sowas nicht klein kriegen. Und so war es auch. Ok, die Ansagen der Haltestelle waren irgendwie ausgewürfelt, aber den Bahnhof konnte ich auch ohne Ansage erkennen und das genügte.

Winkma bei Flayva

Mittlerweile hatte sich die liebe Isabell gemeldet, die überraschend doch früh genug Zeit hatte, und wir trafen uns am Bahnhof. Nun schmiss auch ich meinen Plan über den Haufen, im Hellen wieder zurück zu sein, und genoss unser Treffen im Flayva, wo wir ein trockenes ruhiges Plätzchen mit Tee, Limonade und Dinkel-Nudelsalat gefunden hatten. Nachdem wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand gebracht hatten, hatte Isabell, die mit dem Herzen noch bei uns im Schreibkurs ist, eine, wie ich finde, gute Idee, wie wir sie zukünftig wieder näher an uns heranbringen können. Ich werde das bei nächster Gelegenheit im Kurs ansprechen.
Anschließend brachte mich Isabell zum Bahnhof, wo von nun an alles reibungslos funktionierte. DIE hatten echt aufgegeben.



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