06 Oktober 2024

Ein Tag in einem anderen Film

An Tagen wie diesen
fühlt man Unendlichkeit
An Tagen wie diesen
ist man Ewigkeit
und wünscht sich Endlichkeit.

In Abwandlung des alten Hosen-Songs passte es ziemlich genau auf den heutigen Tag. Nach all den schönen und interessanten Begegnungen und Eindrücken der letzten Tage war heute zwingend Ausschlaftag angesagt, Ganzlangschlaftag trifft es noch besser.

Nach dem Spätstück, also kurz vor der Kaffeezeit, fingen mein CI und mein Hörgerät gleichzeitig an zu spinnen und waren auch mit viel Gefummel nicht zur Rückkehr zum "normalen" Hören zu bewegen. Wobei mein "normales" Hören mit meinen Kunstohren ja schon ziemlich schräg ist. Sei's drum, dann hört es sich halt heute noch etwas anders an, dachte ich mir und verfolgte den Schluss der Zweitligakonferenz im bequemen Fernsehsessel. Das "Anders-Gefühl" hörte nicht auf. Am späten Nachmittag beschloss ich, nach Kaffee und Nussecke eine Frischluftrunde zu drehen, auf der ich mir vielleicht etwas Neues anschauen konnte. Dazu wählte ich zwei Orte in der Nähe aus, die ich beide kenne, deren direkten Verbindungsweg ich jedoch noch nie gegangen war.

Gesagt, getan. Ich parkte am Ortsrand und machte mich auf den Weg.

Dort hoch soll es gehen

Auf der ersten Anhöhe ein Blick zurück über die ganze Gegend.

Erster Blick zurück

Wie ich bereits wusste, wird zwischen den Orten heute noch viel vulkanisches Gestein abgebaut. und das war beiderseits des Wegs auch nicht zu übersehen.

Und weiter ging es mit dem Plan, zu erkunden, wo man beim nächsten Örtchen genau herauskommt. Zwischendurch kontrollierte ich mit dem Handy, ob ich mich noch auf dem richtigen Weg befand, weil mir heute alles irgendwie seltsam vorkam und die frische Luft mich bis hierhin noch nicht wieder zurück ins reale Leben geholt hatte. Auf der Anhöhe schaute ich mich mehrfach nach allen Seiten um, in der Hoffnung, meine Orientierung bestätigt zu finden.

Endlich entdeckte ich den Weg hinunter ins Nachbardorf.

Dessen Anblick stimmte jedoch nicht mit der Stelle überein, an der ich und Google Maps anzukommen glaubten. Ja, dann erst recht. Volle Kraft voraus.

Es war heute so diesig, dass der Satellitenempfang fürs Navi wahrscheinlich sehr ungenau war. Das wird es gewesen sein, dachte ich. Als ich jedoch vor dem Ortsanfang rechterhand den Friedhof entdeckte, wurde es sehr befremdlich. Denn den Friedhof dieses Ortes kannte ich - und der lag auf der anderen Seite des Orts. Da konnte ich gar nicht gelandet sein. Das konnte alles nur ein merkwürdiger Traum sein.

Einen Moment lang überlegte ich, ob ich umkehren soll. Hier stimmte doch was nicht! Wenn mir jetzt mein legendärer Urgroßonkel Naab entgegengekommen wäre, hätte es mich auch nicht mehr gewundert.

Erst als ich an dieser Wegbiegung zurückblickte, wurde mir klar:

Ich war wieder zurückgelaufen! Ein Blick auf Google Maps bestätigte: es gab keinen Rundweg, der mich hierhin hätte zurückführen können. Ich hatte mich wohl beim orientierenden Sichten der Ausblicke nach allen Seiten auf der Höhe versehentlich umorientiert und wieder auf den Weg zurück gemacht. Jetzt gab alles einen Sinn. Deshalb hatte das Lavawerk auch nach dem anderen Ort zu eine sehr ähnlich aussehendes Abbauwerk. Deshalb war mir der Friedhof so bekannt vorgekommen.

Tief durchatmen. Und zum langsamen Wiedereintauchen in die Realität eine kleine Runde im Örtchen drehen, bevor ich wieder heimfahre. An der Kreuzung im Ort schaute mich dann unverhofft dieses Basaltbild an.

Ich tippe mal, irgendein Heiliger trägt irgendwen Kleines über den Hades. Und der Kleine zeigt mir mit der Rechten fröhlich das Peace-Zeichen.

Schnell weiter. In der alten Gasse fand ich natürlich den Hof meines Großonkels nicht wieder, das passte irgendwie alles zu diesem seltsamen Tag. Aber zumindest fand ich den Hof seiner Nachfahren  und mein Schrittzähler war auch zufrieden. Nach soviel frischer Luft und Bewegung war Ende auch der Kopf wieder etwas klarer. Diese Dinge im blog niederzuschreiben hilft übrigens auch dabei, das surreale Gefühl wieder in die Schranken zu weisen.

Und ein Abendessen mit Wallis Rindersteak und einem bunten Batavia-Rucola-Mausuhr-Basilikum-Petersilie-Paprika-Oliven-Radieschen-Salat mit der Leindotter-Senf-Estragon-Limetten-Sauce hat mich endgültig wieder ins reale Leben zurückgeholt. HACH!

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