Als unsere kleine Reisegruppe sich heute Nacht um kurz nach 6 vor dem Bahnhof traf, waren wir alle voller Vorfreude auf die bevorstehende Hamburg-Tour. Alle waren pünktlich und gut gelaunt.
Unsere Leisereiterin führte uns zum Bahnsteig, es gab keine Verspätung sang eine. Perfekt! - würde jetzt der bahnunerfahrene Reisenden denken.
Doch als der Wagenstandsanzeiger uns an das Ende des Bahnsteigs lotste, ahnte ich bereits, was gleich passieren wird. In der Tat rauschte unser Wagen 6 an uns vorbei und hielt fast am anderen Ende des Bahnsteigs. Wir eilten zurück und hechteten im letzten Moment bei Wagen 13 rein, kurz bevor der Zug wieder abfuhr.
Als wir uns drinnen schwer beladen durch erste Klasse, Bistrowagen und viele Wagen der zweiten Klasse kämpften, trafen wir auch den Zugbegleiter.
"Falsche Wagenreihung? Kann ich mir nicht vorstellen. Der fährt immer so!".
Wir beschlossen, uns davon nicht irritieren zu lassen und packten unser Frühstücksbuffet aus. WIR kennen ja die kausalen Zusammenhänge, nach denen das Unternehmen Deutsche Bahn arbeitet.
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Frühstück im Zug |
Das
kausale Prinzip besagt, dass die Wagenreihung nur dann umgekehrt ist, wenn man einen Platz am Anfang oder am Ende des Zugs gebucht hat. Steht man irgendwo in der Mitte, wo es egal ist, ob man 1 Wagen nach links oder rechts laufen muss, wird NIEMALS der Zug gedreht. Und wenn man, wie heute, um halb sieben im Zug frühstücken will, wird man den Kollegen mit dem Kaffeewagen vor 10 NIE zu sehen bekommen. Den Weg in den Bistrowagen kann man sich auch sparen, die Kaffeemaschine wird defekt sein.
Heute besagte diese Prinzip, dass wir beim Halt in Essen an der dortigen Anzeige lesen mussten, dass unser Zug heute nicht in Hamburg Hbf. hält, was uns im Zug über Lautsprecher ungefähr eine Stunde später auch mitgeteilt wurde. Immerhin. Also hieß es: in Harburg umsteigen. Als der Knecht mit dem Kaffee auch um 10 noch nicht aufgetaucht war, verfiel ich in einen Sekundenschlaf, und das mehrfach.
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Sigi muss natürlich mit dem Finger drauf zeigen! |
Nun ja, ich musste gestern Abend kurz vor Mitternacht noch ein paar Sachen packen, drei eMails beantworten, eine defekte Kaffeemaschine austauschen (klar geht die genau gestern Abend kaputt!), und mir ein paar Gedanken machen, was ich heut morgen auf keinen Fall vergessen darf. Durch diese ungeplante Verquickung unglücklicher Umstände wurde es 1 Uhr, bis ich in einen unruhigen Schlaf fiel, der vom Höllenwecker um halb fünf gnadenlos beendet wurde. Und wenn man dann bis 10 Uhr keinen Kaffee bekommt, gehen die Lebensgeister automatisch auf Sparflamme.
Eine Viertelstunde vor unserer Ankunft in Harburg stand dann der Kaffeemann vor uns, als wenn nichts gewesen wäre. Ich kaufte ihm demonstrativ keinen Tropfen seiner miesen Plörre ab, war ich doch längst mit dem Zusammenpacken meiner Habseligkeiten beschäftigt. Mit mir nicht!
In Harburg geschah dann außer einem spontanen Gleiswechsel unserer Metronome nichts Besonderes. Mit der Metronome zum Hauptbahnhof, mit der U-Bahn zu den Landungsbrücken und dann ein kleiner Fußmarsch durch hügeliges Gelände bis ins Hotel. Ich freute mich nur noch auf eine Stunde Augenpflege im Hotelbett, aber leider waren unsere Zimmer erst ab 15 Uhr bezugsfertig.
Wir nutzten die freie Zeit und fuhren mit der Hafenfähre nach Övelgönne und spazierten durch den Elbstrand zur
Strandperle, und die ist echt klasse.
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Blick zur Strandperle |
In die Sonne setzen, klasse Lachsbrötchen, Rhabarberschorle und Cappucino entschädigten für Alles. Die Betreiber haben sich echt was einfallen lassen. Wiederverwendbare Pfandbecher aus recycletem Kunststoff für Getränke, Säfte von regionalen BIO-Erzeugergemeinschaften, das hat nicht nur geschmeckt, sondern war auch sehr sinnvoll. Geht doch, wenn man will!
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Blick zum Elbstrand |
Als wir dann mit der Fähre zurück zum Hotel fuhren, gab es nur noch eins. Koffer aufs Zimmer, aufs Bett legen und die Äuglein schließen. Später hatte unsere vortreffliche Leisereiterin einen Tisch im
Nom reserviert, einem vietnamesischen Restaurant direkt gegenüber vom Hotel am Zeughausplatz. Frankie und ich probierten uns fleißig durch die Karte. Vorspeisenplatte, Basilikum-Ente, vietnamesisches Bananen-Eis, dazu Chanh Da, Rhabarberschorle und vietnamesischen Espresso, der als Eiskaffee serviert wurde, mit handgerührter Kondensmilch von einer supernetten Bedienung. Das war kaum zu toppen. Während das Jungvolk sich anschließend noch zur Reeperbahn aufmachte, musste ich dem langen Tag endgültig Tribut zollen und sitze nun bei Espresso Macchiato und Rhabarberschorle in der Hotelbar und schreibe diese Zeilen. Da die Mehrzahl das morgige gemeinsame Frühstück auf 8 Uhr, also mitten in die Nacht gelegt hat, werde ich mich auch bald zur Ruhe begeben müssen.
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