05 März 2019

Über den Umgang mit "Deutsche Bahn"

Es begann planmäßig. Punkt 09:43 startete der RE80 in Lübeck, der Zug war nur dünn belegt, wir hatten Platz ohne Ende und konnten uns gemütlich hinflegeln. "Toll!" wird der unerfahrene Reisende jetzt sagen, "wenn die Reise so losgeht, dann kann doch nix mehr schief gehen."
IRRTUM! als bahnerfahrener Mensch weiß ich, dass genau das stets den Beginn einer Verkettung unglücklicher Umstände darstellt. Ankunft in HH auf Gleis 5 mit nur zwei Minuten Verspätung. Im bahneigenen Sprech heißt das "pünktlich!"
Unser IC2217 steht bereits auf Gleis 11 bereit. Die Rolltreppe hinauf funktioniert, so dass wir mit unseren schweren Koffern bequem hinauf gleiten. Bei Gleis 11 ist der Weg zum Aufzug mit rot-weissem Trassierband abgesperrt. Baustelle. Ok, jetzt geht's los!
Wir wuchten unser Gepäck die lange Treppe hinunter und landen unten vor Wagen 9. Wir haben in Wagen 8 reserviert. Ich weiß, das sind jetzt die kleinen Spielchen, harmlos, höchstens ein wenig nervig. Kein Mensch kennt die Richtig der Zugreihung, für 1 Wagen macht es keinen Sinn, den nächsten Wagenstandsanzeiger aufzusuchen. Also geh ich zum nächstliegenden Wagen, denn: Egal, wohin ich zuerst gehe, es wird Wagen 10 sein. Und so ist es. Ich wunder mich zwar immer wieder, wie die das hinkriegen, die Wagen so schnell zu tauschen, aber ich muss es ja auch nicht verstehen. In früheren Reisen hab ich es schon mal ausgetestet, bin zuerst ein paar Schritte in die eine Richtung, dann schnell umgekehrt und in die andere Richtung zum nächsten Wagen gelaufen. Immer landet man auf der falschen Seite. So auch diesmal, aber das kenn ich ja, dass regt mich nicht mehr auf.
In Wagen 8 sind unsere reservierten Fensterplätze wundersamerweise frei. Unser Zug fährt pünktlich los, der Zugführer begrüßt uns in seiner Ansage auf Kölsch, soll es das etwa schon gewesen sein? Pünktliche Ankunft daheim? NIEMALS!
Kurz vor unserem ersten Halt in Bremen dann die Durchsage. Wegen einer technischen Störung muss unser Zug in Bremen untersucht werden. Wir sollen mit einer kleinen Verzögerung rechnen. Eine halbe Stunde später verlassen wir Bremen, ohne technische Untersuchungen am Zug wahrgenommen zu haben. Und ohne Ansage.
Die kommt fünf Minuten später. Es habe sich eine Verzögerung von rund 30 Minuten ergeben. Ach!
Mit meinem bahnerfahrenen  Sitznachbarn tausche ich mich darüber aus, ob es am Ende mehr als eine Stunde wird, denn dann kann man 25% des Fahrpreises erstattet bekommen, wenn man einen mehrseitigen Antrag ausfüllt. Diesen Antrag muss man sich aber erst im Zielbahnhof am Schalter abholen (wo dann alle ausgestiegenen Fahrgäste Schlange stehen) oder von einem Zugbegleiter anfordern, den man garantiert für den Rest der Fahrt nicht mehr zu sehen bekommt.
Nächster Stopp Osnabrück. Nächste Durchsage. "Verehrte Fahrgäste, aufgrund von ...... verlängert sich unser Aufenthalt um einige Minuten. Wir bitten um ihr Verständnis." Mit knapp 45 Minuten Verspätung legen wir wieder ab. Dass wir den Zugbegleiter nicht mehr zu sehen bekommen, ist zu verschmerzen. Aber kurz vor zwei bekomm ich langsam Hunger. Ich nehme an, den rollenden Kantinenfuzzy werden wir nun auch nicht mehr sehen. Aber sei's drum, wir werden ankommen. Vielleicht sogar heute noch.

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