26 Januar 2021

Frau Kirch und die weißen Türme

Die letzten Tage vor dem Vollmond zeigen stets deutliche Tendenzen zu absonderlichen Ereignissen. Da mir das Universum auch ohne Vollmond des öfteren sogenannte "Zufälle" über den Weg spült, ging es heute eigentlich nur um die Frage "Was denn diesmal?"
Diesmal war es die Verdichtung aller heutigen Anrufe und Nachrichten auf den Zeitraum von 10:01 bis 10:29. Hab ich grade in den Protokollen nachgesehen. Der Anruf des Dachdeckers weckte mich als erster um 10:01 aus dem Schlaf. Da war schnell alles geklärt. Die weiteren 6 Anrufe oder Handynachrichten erreichten mich in der nächsten halben Stunde immer genau dann, wenn ich

-mir im Bad kaltes Wasser ins Gesicht spritzte

-draußen die Zeitung holte

-nebenan durchlüftete

-beim Frühstückstisch decken die Hände voll hatte

-auf dem Schacht saß

Als hätten sich heute alle abgesprochen, gleichzeitig meine Stressfestigkeit zu testen. Kurz vor Vollmond halt. Und zum wiederholten Mal bewährte sich meine Strategie, erstmal zu frühstücken und in die Zeitung zu sehen - und danach alles zu klären, eins nach dem andern. Geht doch.

Für die Durchführung unserer heutigen Frischluft-Betankung war ich mit meinem Lieblingsbrüderlein verbredet. Als der sich kurz nach halb drei meldete und wir endlich beide "ready to rumble" waren, mussten wir uns ein wenig sputen, um uns nicht am Ende in dunklen Feldwegen zu verirren.
Wir entscheiden uns spontan für einen Winterspaziergang von Kruft nach Fraukirch.

Bei teilweise eisigem Wind machten wir uns auf den Weg durch unbekanntes Terrain und entdeckten nach etwa der Hälfte des Wegs einen sehr alten Hof, der uns bis dato völlig unbekannt war, den Bahner Hof. Wie uns ein ortskundiges junges Päärchen erzählte, ist das Gehöft heute noch von einer Bauerngroßfamilie bewohnt, sozusagen ein Mehrgenerationenhof. Davor eine uralte kleine Kapelle, ein riesiges sehr alt aussehendes Hoftor, wow! Wir werden uns informieren, was es sonst noch alles mit diesem Hof auf sich hatte.

Der Bahner Hof

Nach einer Stunde erreichten wir dann Fraukirch, mittlerweile war die Sonne hinter den Wolken heraus gekrabbelt und machte sich auf ihre letzten Meter bis zum Untergang.

Fraukirch im Gegenlicht

Daher hielten wir uns auch nicht lange dort auf, um noch im Hellen zum Auto zurück zu kehren. Natürlich nicht, ohne dass mein Brüderlein gewagte Thesen über die Orte aufzustellen, die wir rundherum in einiger Entfernung ausmachen konnten. Den klar erkennbaren Ortsrand von Ochtendung deklarierte er kurzerhand zu "Welling oder Trimbs!" um, welche beide von Fraukirch aus hinter dem nächsten Hügel gar nicht zu sehen sind.
Auch auf dem Rückweg konnte ich ihn erstmal nicht davon überzeugen, dass es sich bei diesen Häusern um den Ortsanfang von Ochtendung handelt, fiel mir auf, dass ganz am Rand des Ortes ein weißer viereckiger Turm zu sehen war.

Und wieder ein weißer Turm

Und da ich ja seine Affinität zu vermeintlichen weißen Türmen mittlerweile kenne, habe ich ihn auf dieses Bauwerk hingewiesen. Sofort lenkte er ein und sagte, das müsse dann wohl Ochtendung sein. So konnten wir einvernehmlich und froh zum Auto zurück kehren und auf dem Heimweg noch in Miesenheim die besten Nussecken der Region besorgen, die es nur in der Bäckerei unseres Vertrauens gibt.
Als wir dann in meiner Küche im Warmen saßen, mussten wir doch den zwei Stunden zügigen Daherschreitens an der kalten Luft ein wenig Tribut zollen und nur der exzellente Kaffee verhinderte, dass uns die Äuglein im Sitzen zufallen. Ein schöner Tag.

2 Kommentare:

  1. Es ist ein Trauerspiel.

    Und es braucht, mal wieder, einen Bruder, der die Orientierung wiederherstellen kann. Ich werde an der Aufklärung des Falles arbeiten und wer bei Google Maps die Karte lesen kann, der findet auch gleich die rechte Perspektive, wenn er von Fraukirch aus westwärts (das ist da, wo die Sonne untergeht) schaut.

    Daran ändern auch zufällig in der Gegend aufgestellte weiße Türmchen nichts.

    Es gibt einen Widerruf, stay tuned!

    Sherlock Sternenmann

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    1. Oh Mann, die Sonne ging hinter dem Hof Fraukirch unter, da ungefähr ist Westen. Ochtendung lieget ehe südlich, und einer der vorgelagerten Höfe ist genau dort.

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