26 Februar 2020

Cold town - winter in the city...

..sangen einst die Jungs von Lovin' Spoonful, oder so ähnlich. Nach den Krokusfarben gestern brachte mich der erste Blick aus dem Hotelfenster heute morgen dazu, mich wieder rumzudrehen und weiter zu träumen. Alles zugeschneit, kann doch gar nicht sein.


Joh mai, iss denn scho' Woihnochten?

Als eine halbe Stunde später nach einer Handvoll kaltem Wasser im Gesicht immer noch dieses weiße Puder vom Himmel fiel, musste ich jedoch die Realität anerkennen. Sofort dachte ich darüber nach, warum die sich am Tag meiner Heimfahrt wieder so was einfallen lassen. Aber gut, ich bin ja bahnerprobt und habe nach Jahrzehnten die nötige Gelassenheit entwickelt. Wenig später falle ich mit Fabi über das leckere Frühstücksbuffet im Hotel her, und wir beschließen damit eine schöne Zeit hier.


Nach kurzem Packen verabschieden wir voneinander uns und ich ziehe meinen Rollkoffer durch die Schnee- und Matschdecke bis zur nahen Schwebebahnstation. Der dortige Aufzug hat seine Funktion eingestellt. Also schleppe ich meinen Rollkoffer samt Rucksack rumpelnd die Treppen hoch. Geht doch! Hier macht mich die Anzeige darauf aufmerksam, dass heute alle Schwebebahnen Verspätung haben. Geschenkt. Ich hab Zeitpuffer eingeplant und gerade hat meine BahnApp mir gezeigt, dass mein ICE auch 10 Minuten Verspätung hat. Gemütlich tuckern wir zum Wuppertaler Hauptbahnhof.


Hier steigert sich die Verspätungsanzeige für meinen Zug langsam aber sicher in Richtung der Halbstundengrenze. Das heißt, dass ich den Anschlusszug in Kölle verpasste. Aber vielleicht haben bei dem Wetter ja alle Züge Verspätung. Vielleicht? Meiner hat keine, sagt die BahnApp, der ist angeblich pünktlich auf die Minute.


Bahn'sche Mathe-Regeln

Kurz bevor mein ICE endlich kommt, beweist die Bahn mal wieder einen sehr eigenen Humor:
Nach verstrichenen 23 Minuten springt die Anzeige von 15 auf 20 Minuten Verspätung, ohne dass ein Zug auch nur in Reichweite wäre.


Ich beschließe, dem Umsteigelabyrinth in Köln zu entsagen, wo wahrscheinlich alle anderen Züge Verspätung haben und keiner auf dem Gleis abfährt, das im Fahrplan angegeben ist. Da mein ICE bis Godesberg fährt, bleibe ich einfach bis Bonn Hbf sitzen, dort ist der Umstieg überschaubarer, weil es nur wenige Gleise gibt.
Bis Köln sitze ich neben einer Frau, die auf dem Weg von Hannover nach London ist. Mit der Bahn! Und sie glaubt ernsthaft, beim Umstieg in Kölle mit 46 Minuten genügend Puffer zu haben. "Machen sie mir keine Angst" ist ihre Reaktion auf mein "HA!". 10 Minuten vor Köln beginnt der Zug sukzessive bis in den Gänsemarsch zurück zu schalten. Wir haben genügend Zeit, die rechtsrheinische Landschaft zu bewundern, mittlerweile sind wir unter der Schneefallgrenze angekommen, alles grünt so grün. Der Frau neben mir fehlt jedoch die Muse dazu. Ich wünsche ihr viel Glück, als sie weitere 10 Minuten später ihr Geraffels packt und schon mal zum Ausgang geht. Gleich wird Handlungsschnellheit gefragt sein, wenn sie nicht heut Nacht irgendwo bei Brüssel stranden will, wo ihr folgender planmäßiger Umstieg stattfinden soll. Auch ihr hat die BahnApp gesagt, ihr Anschlusszug nach Brüssel sei pünktlich. Und er würde auf dem gleichen Gleis abfahren, auf dem wir ankommen. Schon zwei pünktliche Züge an diesem Tag! Nochmal "HA!" Als wir in Kölle ankommen, sehe ich sie noch auf den Bahnsteig sprinten, wende mich aber dann ab, denn dieses Drama muss ich nicht live erleben.


Ich bleibe im Zug sitzen und als wir wieder ablegen, suche ich in der BahnApp nach Anschlusszügen ab Bonn Hbf. Wir haben mittlerweile so viel Verspätung, dass ich komplett umdisponieren muss. Wann kommen wir denn überhaupt in Bonn an? Beim Blick in das ausliegende Fahrplanheft muss ich feststellen, dass dieser Zug von Berlin-Gesundbrunnen bis nach Bad Godesberg fährt, aber nicht in Bonn Hbf. hält. HÄ?! Und dies nur bis zum 31.Januar 2020. Ab dem 01.Februar fährt er lt. Bordheft von Dortmund nach Düsseldorf. Hilfe, bin ich im falschen Zug? Wir fahren jedoch eindeutig Richtung Süden, also nicht nach Düsseldorf. Einen durcheilenden Bahnbediensteten frage ich, ob wir in Bonn Hbf halten. Seine Antwort ist, er denkt schon, dass wir dort halten.


Um 12:07 wird angezeigt, dass wir um 11:57 wieder in Köln sind,
und das kurz nachdem wir Köln verlassen haben.
Die Bahn als Erfinder der Zeitreisen.

Wir haben bereits eine dreiviertel Stunde Verspätung, als die Anzeige im ICE uns signalisiert, dass der nächste Halt auf dem Weg nach Berlin(!) in Köln Hbf sei, und zwar vor zehn Minuten. Die Anzeige ist scheinbar schon auf dem Rückweg, während wir noch mit dem immer langsamer werdenden Zug Richtung Bad Godesberg zuckeln. Nun beginnt ein seltsames wiederkehrendes Geräusch mich zu irritieren. Alle 15 Sekunden ertönt für ca. 3 Sekunden ein Laut wie eine Mischung aus einem mongolischen Blashorn und dem Wehklagen eines sterbenden Esels. Selbst wenn man gar keine Ahnung von Technik hat, weiß man sofort: Hier stimmt was nicht! Als der Zug dann endlich in Bonn Hbf hält, bin ich doch erleichtert. Leider bleiben alle Türen geschlossen. Anstatt dessen erfolgt eine neue Ansage: "Liebe Fahrgäste, Der Zug hält außerplanmäßig in Bonn Hauptbahnhof. Sie können hier nicht aussteigen. Der Zug fährt in wenigen Minuten weiter nach Bonn-Bad Godesberg".

Die meisten Mitreisenden trauen diesem Zug mit seinen komischen Stimmen nicht mehr und drücken auf die Türöffner. Doch es gibt kein Entkommen. Der Zug röchelt kurz und ruckelt dann wieder langsam los in Richtung Süden. Als ich endlich aussteige, ist meine geplante Ankunft in Andernach bereits 10 Minuten vorüber - und ich stehe in Bad Godesberg. "Dieser Zug endet hier!"

Aber von hier aus bringt mich wenig später eine saubere, leere und pünktliche Regionalbahn nach Hause. Es wird auch vorher angezeigt, dass die hinteren Wagen in Remagen abgekoppelt werden und nur die vorderen Wagen bis nach Mainz weiterfahren. Wie viele Wagen abgekoppelt werden, schreibt man lieber nicht dabei, das bleibt der Phantasie des Bahnreisenden überlassen. Das wäre ja sonst auch zu einfach. Ich setze mich vorsichtshalber in den 2. (von 6 oder 7) Wagen und komme so gut gelaunt und unbeschädigt in Andernach an. Zwar mit einer Stunde Verspätung, aber bei strahlendem Sonnenschein.

Ich bin froh, wieder daheim zu sein - und weiß auch sicher: Ich werde wiederkommen und den Hardtpark bei schönerem Wetter erkunden. Und ich werde wieder im also-Hotel an der Hardt buchen, genau mein Geschmack.


25 Februar 2020

Abschluss auf der Elise

Schweben über der Wupper
Der letzte Tag in Wuppertal wurde ein schöner. Nach dem Frühstück vom BIO-Buffet, wie es im also-Hotel Standard ist, drehte ich mein kleines Einkaufsründchen längs der Wupper und schaute auf dem Rückweg nochmal im buchladen rein, der mich so frappierend an das kleine Andernacher Antiquariat erinnerte.

Zurück im Hotel gönnte ich mir noch ein halbes Stündchen Augenpflege mit Buch. Am Ende hatte ich etwa zwanzig Seiten gelesen und wurde gegen halb zwei wieder wach. Kurz nachdem ich mich mit Fabi zum Ausflug auf die Hardt verabredet hatte, riefen auch Ricarda und Fabian von unterwegs an und wir vereinbarten, spontan wie wir nun mal sind, einen Kaffeeklön auf der Elisenhöhe.
Als ich im Empfang auf Fabi wartete, spendierte mir der nette Hotelier einen Espresso, der mir die nötige Power für den anschließenden zwanzigminütigen Fußweg hoch in den Hardtpark gab.

Bei blauem Himmel mit ein paar weißen Wattebällchen machte uns auch die Kälte nichts aus. Oben angekommen, warfen wir zuerst einen Blick in die Krokuswiesen des Botanischen Gartens, direkt neben dem Elisenturm. Ein freundlicher Gärtner beantwortete unsere Fragen, alles war so schön.

Im Café Elise
Dann begann der Regen. Wir machten uns schnell ins Café Elise, wo auch Rici und Fabian fast zur gleichen Zeit ankamen. Das Speisen- und Getränkeangebot im Café war sehr vielfältig, bei Linsensuppe, Flammkuchen, Waffeln und Kuchen, Kaffee und Espresso, Wasser und Fritz-Limo ließen wir es uns gut gehen. Dann wurde es eine schöne Plauderstunde mit lieben Menschen in schönem Ambiente. Der Regen hatte aufgehört, kurz nachdem wir im Café saßen - und setzte wieder ein, als aus einem Plauderstündchen dann doch mehr als zwei geworden waren und wir schnell den Rückweg antreten mussten, damit Fabi noch rechtzeitig zum Tanztraining kam. Unsere Dortmunder Freunde setzten uns netterweise mit dem Auto in Unterbarmen ab. Nun sitze ich im Hotelzimmer und freue mich auf das morgige Abschiedsfrühstück mit Fabi.

Diese Tage in Wuppertal waren mal wieder der absolute Beweis für die These, dass es sehr wichtig ist, viel Zeit mit Menschen zu verbringen, die einem gut tun.

24 Februar 2020

Kleine Runde um den Block

Die heutige Verabredung  in Dortmund mit meiner Freundin Elke und ihrem Lebensgefährten haben wir auf ein andermal verschoben, weil 18:30 dort sein und um 20:30 wieder abhauen, um noch mit IC und der Schwebebahn die letzte Etappe ins Hotel nehmen zu können, das wäre dann doch in Stress ausgeartet. Und so verlebte ich mit Fabi einen schönen Tag in Wuppertal.

Drinnen vergisst man die Zeit
Nach einem kurzen Fußweg vom Hotel aus standen wir in einem richtigen Buchladen, wie es sie heute noch selten gibt. Das Buch mit den 111 Orten, die man in Wuppertal gesehen haben muss, fand ich auf Anhieb nicht, dafür aber viele andere interessante Sachen, auch im angegliederten Antiquariat. Nachdem ich kürzlich die "Populärmusik aus Vittula" mit Begeisterung verschlungen hatte, konnte ich natürlich an einem weiteren Werk von Mikael Niemi nicht vorübergehen. Zum guten Schluss zeigte mir die nette Inhaberin Jutta Lücke auch noch die Stelle im Regal, an der unübersehbar platziert das eigentlich gesuchte Wuppertal-Buch stand. Reizüberflutung muss es sein, die immer in Buchläden zu solchen Ergebnissen führt. Man will ein Buch kaufen und kommt mit zwei anderen wieder raus.

Von dort aus schwebten wir am späten Vormittag zur Ohligsmühle und machten im Café Frebert's am Laurentiusplatz Station. Als Fabi mir dort von dem Wuppertal-Buch erzählte, an dem SIE mitgearbeitet hat, suchten wir natürlich erstmal die nahen Buchläden nach diesem Buch ab, leider vergeblich.
Darüber wurde es Mittag. Mittagszeit = Hungerzeit. Im mangi mangi gab's, wie schon beim letzten Besuch, leckere vegetarische Kost und wir hatten uns viel zu erzählen. Der anschließende Fußmarsch auf den Hügel zeigte uns ein heute leider geschlossenes Hutmacher's in der Utopiastadt.
der neue kultur kinder garten an der Trasse
Weiter ging's per pedes über die Nordbahntrasse zum nahegelegenen Bahnhof blo, wo wir bei Espresso macchiato doppio herzerfrischend kontrovers den Ursache und Auswirkung verschiedener gesellschaftspolitischer Probleme diskutierten. Und plötzlich zeigte die Uhr an, dass wir uns flott auf den Rückweg machen müssen, damit Fabi noch eine Viertelstunde Zeit hat, um vor dem Training ihr Auftrittskostüm umzunähen. Schnell noch zum Rossmann in Elberfeld gelatscht, der leider an Rosenmontag nachmittags geschlossen hat, dafür in einem 1-Euro-Laden tief in den City-Arkaden Nadel und Faden erstanden, und ab in die Schwebebahn, die wir grade so erwischten.

Und nun sitze ich gemütlich entspannt im Hotelzimmer und lasse den Tag Revue passieren.

23 Februar 2020

Wir wuppe(r)n die Wedau

Der heutige Tag beginnt seltsam schön. Nach einer ruhigen Nacht bin ich heut morgen so verpeilt, dass ich zu lang schlafe, zu gemütlich frühstücken und dabei völlig vergesse, dass die Schwebebahn sonntags nur alle 10 Minuten fährt. Als ich an der Schwebebahnstation die Anzeige sehe "Nächster Zug in 7 Minuten", wird mir sofort klar, dass ich umdisponieren muss.
Denn die BahnApp zeigt mir an, dass mein gebuchter Zug vom Hauptbahnhof nach D'dorf heute pünktlich ablegt. Wahrscheinlich der einzige pünktliche Zug heute. Den krieg ich nicht mehr. Dafür sagt die BahnApp, dass ein weiterer Zug nach D'dorf 10 Minuten später ablegt, genau passend für mich. Als ich spontan beschließe, mir keinen Stress zu machen und einfach diesen Zug zu nehmen, gibt die Bahn auf und schlägt meinen ursprünglich gebuchten Zug ebenfalls eine kleine Verspätung zu. Wegen Oberleitungsschaden. Ha!
Und so wartet mein gebuchter Zug bereits am Wuppertaler Hbf. auf mich, die Durchsage erklärt mir, dass wir heute zwei Haltestellen auslassen müssen und pünktlich in D'dorf ankommen. Ich hab gewonnen!

In Düsseldorf wartet der Anschlusszug ebenfalls schon auf mich. Zwar auf einem anderen Gleis als vorgesehen, aber dafür hat man ja die BahnApp. Es sind genügend Plätze frei, alles ist gut.
Kurz vor der Abfahrt dann eine kleine Durchsage: "Wegen eines umgestürzten Krans auf der Strecke müssen wir eine andere Route nehmen. Nächster Stopp ist Duisburg um 12 Uhr!". Ne halbe Stunde Verspätung also. Wenn mir nix Schlimmeres passiert im Leben, werde ich irgendwann glücklich sterben. Ich informiere Fabi, die schon mit Dennis auf dem Weg zum Duisburger Bahnhof ist, um mich dort abzuholen. Fabi sagt "Kein Problem" und ich habe gleich viel Zeit zum Lesen. In einem Anflug von Selbstzufriedenheit zeige ich der Bahn den gedanklichen Stinkefinger. Ein Fehler, ein großer Fehler!
Sofort kommt die Durchsage, das der umgestürzte Kran leider alle Gleise blockiert und das von nun an der komplette Schienenverkehr zwischen D'dorf und Duisburg eingestellt ist. Leider kann die Bahn uns nicht sagen, wann bzw. ob überhaupt es weitergeht. Gestrandet!

Was tun? Im Zug warten, bis was passiert? Dann sitze ich am Sankt Nimmerleinstag noch in diesem Zug. Oder eher auf dem Bahnhof, weil irgendwann die Durchsage kommt: "Dieser Zug endet hier. Wir bitten alle Fahrgäste, unverzüglich auszusteigen!"
Oder Fabis telefonisches Angebot annehmen, mich mit dem Auto in D'dorf abzuholen? Das macht dem Mädel Arbeit und der umgestürzte Kran wird eigenmächtig von den Gleisen springen, sobald ich in Fabis Auto sitze.
Ich nehme Fabis Angebot an, weil mir das als die einzige Möglichkeit erscheint, D'dorf heute überhaupt wieder verlassen zu können. Eine knappe halbe Stunde später laden Fabi und Dennis mich vor dem D'dorfer Hbf. ins Auto und wir fahren gemeinsam zum Duisburger Innenhafen, dem Ziel unserer heutigen Tagesträume. Wegen des Kackwetters haben wir beschlossen, den Landschaftspark Duisburg-Nord an einem schöneren Tag zu besichtigen.


Schau mir in die Augen, Kleines!
Der Alte schlürft Mongonade

Bei meinem Premierenbesuch in Duisburg verbringen wir einen schönen Nachmittag in drei verschiedenen Lokalitäten, dem Wirtshaus am Innenhafen, dem LoLu in der Altstadt und zur Krönung im Mongo wiederum am Innenhafen. Zwischen Flammkuchen, Espresso Macchiato, Ingwertee, Sweet Chicken, Ingwer-Zitronenkraut-Limo und Espresso lässt sich der Tag gut genießen, lassen sich interessante Gespräche führen.


Der Garten der Erinnerungen

Dazwischen unternehmen wir ausgiebige Spaziergänge, bei denen uns das Duisburger Wetter alle Gehirnwindungen durchspült und -pustet. Der Garten der Erinnerungen ist ein rätselhaftes Objekt direkt am Innenhafen. Die Ruinen sollen an das erinnern, was hier früher stand: Getreidespeicher, Lagerhallen und Kontorgebäude. Bunt geschmückt mit Luftballons und Bändern, hinterlässt das in mir einen irgendwie traurigen Eindruck.


Innenhafen am Abend

Am frühen Abend verlassen wir den Hafen und ich fahre mit Fabi sicher wieder zurück nach Wuppertal, Bahn-Experimente hatte ich heute genug.


22 Februar 2020

Skatrunde in der verbotenen Stadt

Das heutige Frühstück fiel sehr kurz aus. Eine Tasse Kaffee und ein Croissant, das musste reichen, um die Zeit bis zum Spätstück zu überbrücken, zu dem mich Ricarda und Fabian in die schwatzgelbe Stadt eingeladen hatten. Belohnt wurde ich mit pünktlichen, leeren Zügen und einem freudigen Wiedersehen, als wir uns am Bahnhof in die Arme fielen. Die beiden hatten richtig aufgetischt mit Wurst- und Käse-Leckereien vom Markt und selbstgebackenem Brot.
Bei der anschließenden Kartenrunde mit einem mir völlig unbekannten Spiel namens Wizzard bekam ich allerdings die Grenzen der Gastfreundschaft zu spüren. Die beiden Wizzard-Erfahrenen servierten mich sowas von gründlich ab, dass ich nicht den Hauch einer Chance hatte. Ich habe den Verdacht, dass extra zu diesem Zweck die Spielregeln "leicht angepasst" wurden. Es gab Joker, mit denen man eine Farbe trumpfen darf, um sofort im Anschluss just diese Farbe aufzuspielen, es gab höchste Trümpfe, die man beim Trumpf-Aufspiel aber einfach behalten kann, und Narrenkarten, von denen ich bis jetzt nicht weiß, warum die mir immer im letzten Stich das Spiel versauten. Im letzten Spiel sollte ich mit 18 Karten gleichzeitig auf der Hand starten. Kurzum, es entzog sich jeder Kartenspiellogik und ich musste am Ende bitterlich weinen.

18 - 20 - nur nicht passen!

Um mich wieder halbwegs auf Vordermann zu bringen, drehten wir eine schöne Runde im nahe gelegenen Hoesch-Park und stärkten uns anschließend, mit Sauerstoff dynamisch aufgeladen, beim Kaffee. Die beiden hatten mir als Trost für die erlittene Schmach tatsächlich eine Dortmunder Nussecke besorgt. Und was soll ich sagen, die schmeckte total lecker! Kaum vorstellbar, aber so war's. Und so fiel denn meine Rache bei der anschließenden Skatrunde sehr moderat aus, nachdem die beiden mich so besänftigt hatten. Aber es war schön, ein Spiel zu spielen, dass den Gesetzen der menschlichen Logik entspricht.


Leckerschmecker

Die Krönung war unser anschließendes Happy Meal, dass wir zu dritt in der Küche im Rekordtempo superlecker zubereiteten (ok, ich machte die Salatsauce und gab fachmännische Tipps zur Schmelztemperatur vom Ziegenkäse). Boah, war das lecker - und schnell gemacht!
So gesättigt brachten die beiden mich zum Bahnhof, und von da ab lief auch alles nach Plan - bis auf eine viertelstündige Verspätung des IC, aber mein Gott, was ist eine Viertelstunde bei der Bahn?!

Oder wie ich es früher mal als Graffiti an einer Klowand gelesen hatte:
"Was ist schon Marion gegen die unendlichen Weiten des Universums?"

21 Februar 2020

Jetzt geht's loooos - oder auch nicht

Wenn man bewusst die Reisezeit so wählt, dass genügend Puffer eingeplant ist, um morgens auszuschlafen, gemütlich zu frühstücken, den Koffer zu packen und mit dem IC um 10:56 auf einem reservierten Sitzplatz am Fenster dem närrischen Treiben zu entfliehen, dann passiert was zwangsläufig dies:
So sieht's aus
Übrigens der einzige Zug, der heute ausgefallen ist. Naja, der freundliche Schalterbeamte, den ich vorsichtshalber nach Alternativen frage (bevor ich wegen Schwarzfahrens verhaftet werde), druckt mir meine Alternativroute sogar aus. Halbe Stunde später mit dem RE5 bis Bonn, und dann sogar mit dem ICE weiter bis Wuppertal.
Geht doch. Mit 5 Minuten Verspätung rollt ein leerer sauberer Regionalzug ein.
In Breisig eine erste Durchsage: Wegen verkürztem Bahnsteig bleiben die letzten 3 Zugtüren geschlossen. Hää?! Ich will nicht in Sinzig aussteigen und ich sitze in einem vorderen Wagen. Wegen anderer Fahrgäste denken die sich sowas normalerweise nicht aus, das passiert immer nur mir. In Sinzig dann nochmal die exakt gleiche Durchsage. Haben die nicht aufgepasst? Wenn die schon Bahnsteige zurückbauen, um mich aufzuhalten, dann doch die, an denen ich auch aussteigen! Ich verstehe die Bahn nicht mehr. Vielleicht habe ich ja Glück und der Umstieg in Bonn klappt reibungslos? Ich bin gespannt.

Es hat funktioniert! Mit nur noch 3 Minuten Verspätung in Bonn angekommen, und der ICE fährt tatsächlich auf dem geplanten Gleis 2 ab. Wahnsinn! Und in den vorderen Wagen sind noch Plätze frei. Unglaublich! Es war allerdings gut, dass ich einen Bahnbediensteten zur Sicherheit nochmal gefragt habe, wo ich mich denn am besten hinstellen soll. Ich stand mittig auf einer Baustelle und der Gute schickte mich 50 Meter weiter ans entfernte Gleißende. Und selbst da fuhr der riesige Zug noch ein paar Meter dran vorbei. Ich glaube, die haben die Bahnsteig-Stücke, die sie in Breisig und Sinzig abgebaut haben, hier in Bonn an Gleis 2 angebaut, weil der Rest vom Gleis durch die Baustelle nur schwer benutzbar ist. War das der Trick? Ich habe nun wieder Hoffnung geschöpft, Wuppertal noch vor Einbruch der Dämmerung zu erreichen.

Und es hat funktioniert. Wuppertal Hbf, pünktlich! Keine faulen Tricks, keine versteckten Mängel. Mit der Schwebebahn 3 Stationen weiter geflogen, und nun bin ich glücklich im Hotel meines Herzens angekommen, wurde super freundlich begrüßt und konnte mich an einem first-class Espresso laben. Auch für einen längeren Smalltalk mit dem netten Mensch an der Rezeption blieb Zeit. Und nachdem ich alles im Zimmer ausgepackt hab, mach ich mich gleich wieder auf den Weg, um in Barmen liebe Menschen zu treffen.

Genau das Richtige für uns
Zwei gehen über die Wupper
Die Wiedersehensfreude war groß, obwohl wir uns erst vor Kurzem gesehen haben. Als ich an der Station "Alter Markt" aus der Schwebebahn stieg, erwartete Fabi mich bereits. Im Café Moritz gab es leckere Kleinigkeiten, anschließend spazierten wir noch ein wenig durch Barmen, besichtigten den kleinen Engels-Park (Es ist Engels-Jahr in Wuppertal) und gönnten uns bei der Besichtigung des neuen Unverpackt-Ladens eine Espresso-Pause. Den Weg zurück zum Hotel machten wir zu Fuß, und nun bin ich froh, auf meinem Zimmer zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen.