26 Mai 2018

Karawane mit Portugiesen zum Flohmarkt

Ein Flohmarkt direkt unter der Schwebebahn, wow! Das lockte uns heute morgen natürlich mit der Schwebebahn zur Sonnborner Straße. Es fühlt sich eigenartig an, mit unserem Zug über den Köpfen der Leute daher zu schweben. Und anfangs noch eigenartiger, wenn einem beim Flanieren der Zug über dem Kopf hängt. Aber das legt sich nach einer Weile, weil man von dem riesigen Angebot so erschlagen ist, dass man die Bahn alle 5 Minuten fast ignoriert. Auf einem solch riesigen Flohmarkt bin ich ewig nicht mehr gewesen. Da es überall von Büchern, CDs und Fußball-Devotionalien wimmelte, nahm ich mir vor, jeden einzelnen Stand wenigstens kurz zu inspizieren. Und so wurden es Stunden, bis wir durch waren. Luca Thomi und König Ernestov gingen ebenfalls diesen beschwerlichen Weg, am Ende hatten wir Glück, dass uns zwei ältere Damen gerade einen Platz beim Italiener frei machten.
Mit meinen insgesamt 4 CDs für 10 Oere hatte ich echt ein Schnäppchen gemacht. Die Tatsache, dass ich daheim seit Monaten ausmiste und woanders genau so viel dazu kaufe, lasse ich jetzt mal außen vor. Ich kann ja nicht auf alles achten. Ich konnte sogar meinem ständigen Verfolger helfen, der mir irgendwann an jedem CD-Stand beim Durchblättern der Ware über die Schulter schaute. Als er zum ersten Mal sagte "Moment mal, kannst Du nochmal zwei zurück?", kamen wir ins freundschaftliche Gespräch und ich fand tatsächlich viele Ständer weiter die von ihm gesuchte Badfinger-CD, auf der "No Matter What" enthalten war.

Der Clou war jedoch der Stand mit dem neuen Buch zum Wuppertaler SV. Ein großformatiger Band mit den 25 legendärsten Spielen des WSV, das reizte mich sehr. Als mir der nette Verkäufer dann erzählte, dass er selbst der Autor ist und wegen Buchpreisbindung leider an die 19,50 gebunden ist, entwickelte sich ein Gespräch, wie es nur zwischen Herzblut-Fußballfans möglich ist.
"Woher kommst Du denn?"
"Aus der Nähe von Koblenz."
"Oh, TuS oder Rot-Weiß-Anhänger? Ich hab das Rheinlandpokalfinale gesehen!"
"Eigentlich keins von beiden. Mein Herz schlägt im Ruhrstadion."
"WAAAS?! Im schönsten Stadion Deutschlands? Hör mal, ich hab was für Dich!"

Er verschwindet hinter den Stand, zieht ein VFL-Trikot hervor, das Trikot von Björn Joppe.
Joppe, ein Wuppertaler Junge, kam nach der A-Jugend in die Bochumer Reserve, um 2001 nach fünf Jahren mit vereinzelten Einsätzen im Erstligakader, richtig in die Profimannschaft befördert zu werden. Hier spielte er zwei Saisons, kam aber über ein Reservistendasein nicht hinaus. Die mit ihm spielten, haben sich auf dem Trikot verewigt, Slawo Freier, der Gefahrenhorst, Christiansen, Colding und viele andere. Ob auch Darek mit dabei ist, oder Rein van Dujnhoven, werde ich zu Hause beim genauen Analysieren der Autogramme feststellen. Für den Freundschaftspreis von 20 Ocken überließ mir der nette Thomas Besche das Trikot und signierte mir auch das Buch. Falls ihr jemand fröhlich, aber falsch singen gehört habt, das kann ich gewesen sein.

Somit bestens ausgerüstet, machten wir uns auf den Weg zum Katzengold ins Luisenviertel, wo wir mit dem Rest der Crew speisten. Leider war draußen nicht genügend Platz, so dass die später gekommenen drinnen Platz nehmen mussten. Die Salate waren klasse. Meine Empfehlung. Solltet ihr mal in der Nähe sein, geht hin!

Da uns Shoppen nicht so wirklich antörnte, beschlossen Gerd und ich, den Nachmittag an der Wupper zu verbringen. Ausgestattet mit kalten Getränken und Lesestoff, schwebten wir bis zur Endstation Oberbarmen, wo die Wupper einseitig mit Wegen, Wiesen und Bänken ausgestattet wurde. Bei warmem Wetter füllten sich die Anlagen schnell und wir hatten Glück, dass ein freundlicher Mensch uns gestattete, neben ihm auf der Bank die beiden letzten Sitzplätze zu belegen. Wir kamen flugs ins Gespräch und es stellte sich schnell heraus, dass mein neuer Freund Portugiese ist und sich mit den vielen anders aussehenden Menschen auf den Wupperwiesen sehr schwer tut. Da er dies auf eine sehr anständige Art kommunizierte (und ich ihm freundlich meine gegenteilige Ansicht mitteilte), wurde das echt ein netter Nachmittag. Ich hab es bis jetzt noch nicht wirklich begriffen, was einen Ausländer dazu treibt, sich mit Ausländern schwer zu tun (außer mit katholischen). Very strange, indeed.

Für mich war der Nachmittag genau der gegenteilige Beweis, als ich zusehen konnte, wie hell- und dunkelhäutige, verschleierte und halbnackte, junge und alte Menschen mit und ohne Kinder oder Hund den Tag geniessen konnten, ohne sich an die Gurgel zu gehen. Da geht mir das Herz auf.

Zum Abendessen gingen wir gemeinsam vom Hotel aus in zehn Minuten zur Karawane, einem empfehlenswerten arabischen Restaurant in einer Elberfelder Seitenstraße. Zu siebt ließen wir uns eine Vorspeise mit 20 Tellern servieren, auf jedem Tellerchen was anderes. Jeder kostete von allem, und alles schmeckte gut, aber anders. Müsst ihr auch mal probieren. Die Hauptgerichte waren genauso lecker und auch erschwinglich. Am Ende dieses langen Tages reicht meine Rest-Energie nicht mehr für's Champions-League-Finale, sondern nur noch für diesen kleinen Bericht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen