Unser heutiger Frischluftausflug brachte uns in ein kleines Rheinstädtchen, dass weder mein Bruder noch ich jemals besucht hatten. Wir hatten gehofft, dem nebligen Wetter entgehen zu können, denn irgendwo musste doch die für heute angesagte Sonne einmal den Hochnebel durchbrechen. Dachten wir jedenfalls.
Zuerst machten wir einen Abstecher vom Ortsrand ins Bachtal, das sich hinter dem Sportplatz weiter in die umliegenden Hänge zog. Als es zu matschig wurde, machten wir kehrt und suchten einen Parkplatz im Ort neben dem Bürgerhaus auf. Von hier aus konnte man gemütlich in Richtung des anderen Ortsausgangs laufen, parallel zur Bahnlinie. Dort ging es ein paar Meter bergauf, um dann über eine höherliegende Parallelstraße zurück zu wandern.
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Die Steigung ist auf dem Foto nicht annähernd zu erkennen
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Unterwegs dann ein Schild "Jüdischer Friedhof", dass in ein bergauf führendes Seitensträßchen wies. Ein kurzer Blick unter Brüdern, der Kleine fragte den Großen: "Traust Du Dir das noch zu?", der Große marschiert los, bergauf. Kurz vor der nächsten Gabelung fragte der Große eine Frau, die gerade im Garten vor dem Haus werkelte."Wie weit ist das noch bis zum jüdischen Friedhof?"
"Weit nicht, aber das ist da oben.". Sie zeigt mit dem Finger fast steil in die Luft.
"Sehen Sie, da, wo das Geländer ist!" Das Geländer ist ganz oben. Die beiden Brüder bedanken sich und gehen los. Wieder gabelt sich der Weg. Der Jüngere geht links hinauf, wo der Weg wesentlich flacher aussieht, der Ältere wählt rechts den direkten steilen Weg, der mit einem Holzgeländer gesichert ist. Wohlgemerkt auf der linken Seite, rechts geht es sehr viele Meter sehr steil hinab. Der Weg ist nicht eben, hat Gefälle von links nach rechts (Abgrund) und ist komplett mit nassen Blättern bedeckt. Und er ist sehr steil.
Oben angekommen, atmet er tief durch. Geschafft! Er betrachtet die hebräisch beschrifteten Grabsteine, der älteste lt. Info-Tafel von 1678. Minuten später kommt der kleine Bruder auf der anderen Seite des Friedhofs an. Der vermeintlich leichtere Weg hat ihn nach zwei Biegungen noch zweihundert Meter weiter steil den Berg hinauf und vom Friedhof weggeführt. Von dort aus ging es denn auf waghalsigen Querwegen wieder zum Friedhof. Wie das so geht, wenn man nicht auf den großen Bruder hört.
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Eine sehr exponierte Lage |
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Und hier geht's runter |
Der Blick von oben zum Rhein hinunter ist zum Glück durch Gestrüpp und Dunst nicht ganz so klar, so dass eine Höhenangstattacke ausbleibt, auch als beide den steilen rutschigen Weg wieder hinunterklettern. Als sie wieder am ersten Hinweisschild angekommen sind, von dem aus sie abgebogen sind, verspüren beide Brüder eine unbändige Lust, auf direktem Weg, aber gemütlich, zum Auto zurückzugehen und auf der Heimfahrt bei der Bäckerin des Vertrauens etwas zu knabbern mitzunehmen, denn der anschließende Kaffeklön ist nach diesem Akt genau das Richtige.