10 Juli 2020

Brücken schlagen - Grenzen überwinden

Am Mittwoch war es endlich soweit: Zusammen mit unserer Dozentin Gabriele Keiser lud ich in der Druckerei KWN Heinrich Haus gGmbH unsere neuen Broschüren in mein altersschwaches Gefährt. Vorsorglich hatte ich die Rücksitze ausgebaut und den Luftdruck der Hinterreifen um 0,5 bar erhöht, was sich beides als sehr förderlich erwies. Gabi strahlte wie ein Putzeimer, als sie das erste Exemplar in den Händen hielt. Und ich war genauso glücklich, nun schon das zweite Druckerzeugnis in den Händen zu halten, zu dem ich einen Beitrag.verfassen durfte. Wer mir das vor fünf Jahren vorhergesagt hätte, den hätte ich entweder für bekloppt oder für besoffen gehalten.

Titelbild: Rheinquerung

Nach unserem letztjährigen Beitrag zum Kultursommer Rheinland-Pfalz mit dem Titel "Heimat findet man nicht im Duden" kam nun erstmalig eine Zusammenarbeit unseres Schreibkurses der VHS Andernach mit Leutesdorfer Autoren und Künstlern zusammen, für uns eine neue Erfahrung. Im Rückblick muss ich sagen: Der Weg dorthin war lang und teilweise holprig, aber es hat sich gelohnt. Die Broschüre ist mit 68 Seiten mehr als doppelt so dick wie die letztjährige und ich finde, der Inhalt kann sich sehen lassen.

Viele Erzählungen beleuchten das Titelthema von ganz verschiedenen Seiten. Die künstlerischen Beiträge sind genauso vielfältig und interessant. Gabriele Keiser hat so viel lektoriert, dass sie die ganze Broschüre wahrscheinlich im Schlaf auswendig vorlesen kann, und Markus Bäcker hat dem Ganzen wieder ein ansprechendes Layout gegeben. Das Werk enthält insgesamt 26 Bilder und 14 Textbeiträge von 22 verschiedenen Künstlern und Autoren.

Für mich persönlich war die Entwicklung der Broschüre ein guter Lernprozess. Als man meinen ersten vorgesehenen Beitrag höflich, aber bestimmt als unpassend für dieses Thema befand, schmollte mein innerer Narzist doch arg, was ich natürlich nach außen hin nicht zeigen wollte. Aber der kleine Schweinepriester in mir drin raunte mir anfangs schon zu: "WAAAS? Diese tolle Geschichte soll nicht gut genug sein?? Die ist doch superspitzenmäßig! Was bilden die sich hier eigentlich ein? Entweder die nehmen DIE Geschichte oder gar keine. SO!"

(c) public domain
Soso, die Geschichte passt nicht?!

Die innere Verarbeitung von Ablehnung war mein Thema. Natürlich subjektiv. Ob das wirkliche Ablehnung war oder nicht, interessierte erstmal gar nicht. Der innere Schweinepriester denkt auch nicht immer im sozial korrekten Rahmen. Der DENKT überhaupt nicht, der FÜHLT. Mein Lernprozess war es, möglichst schnell an den Punkt zu kommen, an dem ich sehe: Meine Geschichte ist gut, aber wirklich zu speziell für diese Broschüre. Und nein, da lehnt niemand MICH ab, sondern es geht wirklich nur darum, ob dieser Text gut in die Broschüre passt.

Eins habe ich daraus gelernt. Lass den Kerl intern ruhig mal drei Tage schmollen, den Raum geb ich ihm. Danach ist er gar nicht mehr so empfindlich und lässt auch die Realität langsam wieder an sich ran. Denn die ist in dem Fall auch sehr schön und ich freue mich riesig darüber, nun mit der Geschichte "Brücke ins Leben" dabei zu sein, die wirklich besser in diesen Kontext passt.


Das Interesse an unserer Arbeit ist mittlerweile ganz schön groß geworden. Ich fand es toll, am nächsten Tag zwei Exemplare auf den Weg nach Oklahoma und nach Kanada zu schicken, wo zwei liebe Menschen aus unserer großen weltweiten Familie hoffentlich viel Spaß damit haben werden.

Wenn wir die Broschüre im nächsten Monat der Öffentlichkeit präsentieren wollen, geht das coronabedingt leider nur in einem kleinen Rahmen. Ich bin mir aber sicher, dass wir bei weiteren Lockerungen auch Gelegenheiten haben werden, das Werk vor einem größeren Publikum zu präsentieren.


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