14 Juli 2024

Viel Schlaf, gute Leute und eine Philosophier-Runde

Wenn man Samstagmorgen in aller Frühe aufsteht, mit dem Kleinen LieblingsBruder (KLB) genüsslich frühstückt und nachmittags sowohl mit der guten Ex-Kollegin Lisbeth als auch später mit dem Ex-Kollegen Silberhelm schöne Frischluftrunden durch die Stadt und am Rhein dreht, muss es einem gut gehen, dagegen kann man sich gar nicht wehren, oder?

Unterwegs sah ich ein sehr wahres Schild vor der Buchhandlung meines Vertrauens, wo ich mir den zweiten Band der historischen Andernacher Geschichte um Fräulein Liebe zulegte. Eine Ecke weiter ein historischer Stein an einem Eckhaus, der vom Baujahr 1693 und den Initialen R.R. des Bauherrn verkündete.

Nach diesem ausgefüllten Tag gönnte ich mir heute eine lange Runde Schlaf. Die regelmäßigen Leserinnen und Leser dieses blogs kennen ja mittlerweile das Rentner-Ausschlaf-Gesetz (RAG), dem ich heute strikt Folge leistete. Belohnt wurde ich mit einem mittäglichen Spätstück auf Balkonia unter diesem blau-weißen Himmel.

Als ich später überlegte, wo ich denn heute meine Runde drehen will, kam mir die geniale Idee, alte Freunde zu besuchen. Theo hatte mich vorige Woche auf dem Geburtstag von Ernest International bereits gerügt, weil ich mich so selten blicken lasse. Und was war das schön heute!

Unser Spaziergang am Rhein erinnerte mich sehr an unsere jugendlichen Runden mit der Clique. Einer sagte: "Komm, wir gehen philosophieren!" und zack waren wir zu viert unterwegs im und rund ums Dorf. Dass neben dem Philosophieren auch Theos Lehrstunden im Fach Guerillieren dazu gehörten, ließen wir in unserer heutigen, altersgemäßen Verfassung als Erinnerung liegen. Aber die Gespräche über Persönliches, über Gott und die Welt waren heute fast wie früher.

Eine sehr schöne Begegnung mit einem alten Bekannten rundete das Ganze ab. Dieter ist mittlerweile trotz seines Alters noch nebenbei als Aufseher tätig und kontrolliert die Fußgänger und Radfahrer, die sich illegal über die Baustelle Leinpfad bewegen wollen. Mit uns war er gnädig und wir bekamen eine Ausnahmegenehmigung.

Dieter (Aufseher)                    -                      Ich                -                 Theo (Philosoph)

Nachdem uns auch die gute Hanne vom Balkon aus zugewinkt hatte, machten wir uns auf den Rückweg zu Theos Terrasse. An diesem schattigen, lauschigen Plätzchen war zu spüren, dass wir beide uns auch nach mehr als 60 Jahren immer noch sehr viel zu sagen haben. Ein tolles Gefühl. Als sich dann auch Steffi dazugesellte, gab es zum Abschluss noch eine kleine Terrassen-Lesung und ich nahm das gute Gefühl mit auf den Heimweg.

Ein Rindersteak von Walli mit Ofengemüse als Beilage passten hervorragend zu diesem Wochenende. HACH!

11 Juli 2024

Prokrastination und Stress - ein schlimmes Duo

Wenn man Dinge zu lange vor sich herschiebt und das mit System macht, nennt man das bekanntlich Prokrastination. Und das ist eine meiner Superkräfte.
In einem abenteuerlichen Husarenritt verbrachte ich den ganzen gestrigen Tag mit verzweifelten Versuchen, eine komplizierte Abrechnung auf den letzten Drücker doch noch fertig zu kriegen. Abends gegen acht machte dann der Kopf dicht, kein weiteres Denken mehr möglich. Aber ich war schon erstaunlich weit gekommen und hatte die wundervolle Idee, zur Entspannung und zum Luftholen meine täglich Frischluftrunde in den Rheinanlagen zu drehen.
Es wirkte. Eine gute Stunde später saß ich am Küchentisch und ließ es mir bei Hummus Tahini, Focaccia Rosmarino und einem bleifreien Gin Tonic gut gehen. Mit einem etwas aufgeladenen Energietank dauerten die anschließenden Restberechnungen noch eine ganze Weile, bis ich Teil 1 meiner Aufgabe als fertige Ausdrucke in die Kuverts steckte. Ok, es war zwei Uhr darüber geworden, aber mir ging's gut.
Unglücklicherweise faszinierte mich mein aktueller Einschlaf-Roman derart, dass ich nicht wie geplant nach drei Seiten einschlief, sondern noch eine ganze Stunde weiterlas. Sei's drum.

Mein herzallerliebster kleiner Bruder hatte sich angeboten, mich um 9 Uhr(!!!) zum Frühstück zu besuchen und mich anschließend bei den nächsten notwendigen Arbeiten zu unterstützen, was eine Riesenerleichterung war. Als er mich mittags wieder zu Hause absetzte, konnte ich in den nächsten zwei Stunden alles Wichtige erledigen und tief durchatmen. So blieb mir Zeit genug, stressfrei für das gute Ännchen ein schönes Blech Ofengemüse herzurichten, dessen erste Portionen wir nach ihrem Feierabend genüsslich verspeisten. HACH! Als sich die Freundin nach einem schönen Vorabendklön verabschiedete, erinnerte ich mich daran, was mir gestern gut tat, und drehte auch heute meine Abendrunde am Rhein.

Der Vorabendhimmel begrüßte mich freundlich

Wie schon gestern übten auch heute die Freiwilligen Feuerwehren von Andernach und Bendorf gemeinsam auf dem Rhein. Respekt, Kameraden!

Und nach einer Stunde Spazieren, Sitzen, Schauen, Lesen verabschiedete sich die Abendsonne mit einem glänzenden Auftritt von mir.

Ein Becher Heidelbeer-Soja mit crunchigem Granola bildete einen schönen lukullischen Abschluss des Tages. Mit der Vorfreude auf morgen verabschiede ich mich, nicht ohne noch ein Foto nachzureichen, dass Maria bei der montäglichen wilden Geburtstagsfete auf dem Balkon unseres Altkumpels Ernest International aufgenommen hatte.

Klare Sache: 6:1 für Kesselheim

09 Juli 2024

Vom Marder bis zu Hedwig bei über 30 Grad

Ein Tag mit sehr sommerlichen Temperaturen war angekündigt - und ausnahmsweise bewahrheitete sich die Vorhersage heute einmal. Im angenehm kühlen Schlafzimmer ließ es sich bis mittags am besten aushalten. Wie man das halt so macht als freilaufender Rentner.

Immerhin hatte ich noch die Nachwirkungen der gestrigen Geburtstagsfete beim Altkumpel Ernest International zu verkraften. Das steckt man in meinem Alter auch nicht mehr so einfach weg.

Die nachmittägliche kleine Erledigungsrunde begann erfreulich, als mit Fatma darlegte, dass sie doch noch Überlebenschancen für meine älteste Jeans sieht, ohne mir ein Vermögen für die Flickarbeiten abzunehmen. So ist sie nun mal, die Gute.

Der Schock kam dann beim Besuch im "umdenken"-Laden der Perspektive. Es gibt derzeit keine freilaufenden, glücklichen Eier aus der Permakultur! Der Grund: Ein verdammter Marder hat in einem hinterhältigen nächtlichen Anschlag die gesamte Hühnerpopulation grausam um die Ecke gebracht. Eignen sich Marder eigentlich auch für ein kleines Pfannengericht?

Zum Glück waren freilaufende Eier aus einer anderen Population verfügbar, so dass ich mir bald wieder ein Frühstücksei genehmigen kann.

Nach dem Schock hatte ich noch eine Stunde zum Runterkommen, die ich mit Lesen und Dösen gut ausfüllen konnte, bevor ich meine Dienstags-Wellness unter Natalies heilenden Händen genießen durfte. HACH!

Was noch fehlte, war meine Frischluftrunde. Trotz Temperaturen über 30° wollte ich die nicht ausfallen lassen. Kurzentschlossen fuhr ich in meine alte Heimat, parkte am Friedhof und erfreute meine Oldies mit einer Gießkanne voll Wasser und einem kurzen gedanklichen ZwieDrei-Gespräch. Von hier aus musste ich durch das ganze Dorf laufen, um am anderen Ende Hedwig einen Besuch abzustatten. Unterwegs bemerkte ich erstmals die Jahreszahl über einer Tür, Ein Rätsel, das gelöst werden will.

AD 1833 - aber keine Initialen

Auch das "Naabs Haus" schaute ich mir etwas genauer an, hatte doch hier einst mein Urgroßonkel gelebt. Als ich dann endlich im kleinen Sand klingelte, freute sich Hedwig über meine spontane Stippvisite und bat mich herein.
Mit ihr und weiteren Frauen hatte ich vor gut drei Wochen eine schöne Begegnung, die mit einer Friedhofslesung der Geschichte des "Naab" endete. Hedwig hatte ihre damalige Ansage wahrgemacht und mir über ihren Sohn einen handgeschriebenen Brief von 1946 zukommen lassen, der in ergreifender Weise die Flucht einer Familie aus Ostpreußen schilderte. Ich konnte die alte Schrift einigermaßen gut lesen und hatte den ganzen Brief transkribiert, den ich ihr samt meiner Interpretation heute zurückbrachte. Wir hatten eine interessante und schöne Unterhaltung und von ihrem Wohnzimmer aus einen wunderbaren Blick über den Rhein. Zum Abschied konnte ich sie zu diesem Selfie bewegen, das wir an der Haustür machten.

Nach einem schönen Beisammensein

Mein Rückweg führte mich über den Leinpfad, der zwar gerade als Radweg ausgebaut wird, für einen Fußgänger aber noch gut passierbar ist.
Dieser Besuch war eine gute Idee.

04 Juli 2024

Eine schöne (Uhr-)Zeit daheim

Nach den vielen Fußwegen und schönen Begegnungen rund um die Wupper genehmigte ich mir ein paar Tage Wellness mit wenig Bewegung. Fußpflege und Physio waren am Dienstag schon ein wunderbarer Anfang, der gestrige Spontanbesuch meiner lieben Großcousine Gisela setzte das nahtlos fort.
Ergänzt wurde das Ganze durch zwei genauso spontane "Naab"-Lesungen, die mich langsam wieder in Übung für unsere nächste öffentliche Lesung bringen, die am 31.Juli im Glashaus der Permakultur stattfindet.
Frankie the Taxman klärte gestern Nachmittag zudem alle lästigen Steuerfragen mit dem KLB und mir, was auch wieder ein Stück Erleichterung bedeutete. Und mit dem heutigen Skatabend mit Kartoffelsuppe beim Geburtstagskind in der Marienburg setzte sich die schöne Woche nahtlos fort.

Eine weitere Geschichte klärte sich vorgestern auf wundersame Weise. Aber von Anfang an: Vor etwa drei Wochen löste sich ein Teil des Schnappverschlusses vom Glieder-Armband meiner Titan-Uhr. Und das schon nach 25 Jahren täglichem Tragen! Aber alles ist vergänglich - und das meiste lässt sich reparieren. So ging ich also am nächsten Tag frohen Mutes zum Uhrengeschäft meines Vertrauens, wo mir schon so mancher kleine Schaden behoben wurde. Ich stand natürlich vor heruntergelassenen Rollläden und dem Hinweis: "Wir machen Urlaub". Wie sollte es auch anders sein. Aber am nächsten Montag öffnete man wieder, und ich machte mal wieder meine kleine Zeitreise. Denn als eine solche erscheint es mir stets, wenn ich das Geschäft betrete. Seit 125 Jahren existiert das kleine Familienunternehmen Thiesen schon - und die Inneneinrichtung erinnert sehr an frühere Zeiten. Ein schöner, angenehmer Anachronismus, auch heute noch in einem solchen Ambiente den Kunden zu empfangen.

2024

1959






Die Inhaberin nahm sich sehr sorgfältig meiner Uhr an, nahm die Maße der Armbandglieder, der Uhr und des defekten Verschlusses und schaute erstmal in den Schubladen der Verkaufstheke nach, ob sich für dieses Altertümchen noch etwas Passendes finden würde. Leider vergeblich. Am Ende eines guten, langen und freundlichen Beratungsgesprächs verblieben wir so, dass ich ihr die Uhr einfach vertrauensvoll überlasse und sie sich nach einer Möglichkeit umschaut, die Bestellung eines neuen, passenden Titan-Armbands für 55 Euronen evtl. vermeiden zu können. Ansonsten wäre es mir die Uhr auch wert, nahe am damaligen Neupreis von 129 DM ein neues Armband zu bestellen. Als kleines Dankeschön für die nette Beratung vermachte ich ihr ein Exemplar unserer letzten Kurzgeschichtensammlung und machte mich wieder auf den Weg.

Ich verbrachte eine weitere Woche ohne die gewohnte Armbanduhr, diesmal in Wuppertal, und erhielt nach meiner Rückkehr eine Nachricht auf dem AB. Das Geschäft in der Bahnhofstraße hatte sich gemeldet. Siehe da, man hatte einen passenden Verschluss aus Titan gefunden und bereits montiert. Für insgesamt 20 € bekam ich meine reparierte Uhr zurück und nicht nur das. Wahrscheinlich hatte die Inhaberin ebenfalls eine Zeitreise unternommen und mein Handgelenk nochmal genau vermessen. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass das Gliederarmband, das vorher ein wenig zu weit gewesen war, nun exakt passte. Irgendwie magic. Sowas kriegt man sonst nirgendwo.
Als ich sie darauf ansprach, lächelte sie und sagte, das wär doch auch Stoff für eine Kurzgeschichte. Eine ganze Geschichte hab ich zwar (noch) nicht hinbekommen, aber zumindest halte ich es hier im blog fest.

Heute Abend entdeckte ich eine weitere seltsame Sache. In der Post lagen einige neue payback-Coupons, darunter ein ganz besonderer. Wer erinnert sich nicht an Delmenhorst, das schöne Lied von Element of Crime. Im Refrain hieß es 

Hinter Huchting ist ein Graben 
Der in die Ochtum sich ergießt 
Und dann kommt gleich Getränke Hoffmann 
Sag Bescheid, wenn du mich liebst

Seitdem ist dieser fiktive Getränke Hoffmann legendär. Und nun hab ich einen Coupon dieses Geschäfts vor mir liegen! Das gibt's wirklich!!

Ich werde wohl bis zum 28.07.2024 eine Reise nach Delmenhorst unternehmen müssen. Wenn schon, denn schon.