28 Mai 2022

Der Markt, der Park und manches Andere

Harvey war nicht gut drauf heute Morgen, so wie in meistens den letzten Tagen. Ständig meint er, rumbrüllen zu müssen, obwohl ich ihm weiß Gott keinen Anlass dafür gegeben habe. Da ich kurz nach dem Aufwachen für solcherlei Geräuschkulisse gar nicht gut zu haben bin, ließ ich ihn links liegen und bereitete mir ein kleines, leckeres Spätstück zu und las dabei die Zeitung statt mich mit ihm zu befassen. Danach nahm ich ihn auch mit zu Walli auf den Wochenmarkt, was ihm offensichtlich nicht so gut schmeckte, er plärrte weiter und  ich ließ ihn plärren. Eingedeckt mit kräftigem Coppa und etwas Fleisch für die Pfanne machte ich auf dem Heimweg noch den Abstecher zum COVID-Test, der wieder genauso negativ ausfiel wie Harveys Stimmung.

Wieder daheim genehmigte ich mir ein Stündchen im Sessel, natürlich mit Harvey lautstarker Dauerbegleitung. Aber das Fokussieren auf mein aktuelles Buch mit den Fußballgeschichten brachte mir doch ein paar entspanntere Minuten. Als dann die Nachricht meines kleinen Lieblingsbruders eintraf, der heute von der See zurückkam und seinen Besuch ankündigte, schwanden Harveys Chancen, mich in den Wahnsinn zu treiben., auf ein Mindestmaß zurück. Als sich kurz darauf auch noch das gute Ännchen für sechs Uhr zur Stippvisite ankündigte, war endgültig Licht im Tunnel.

Ich freute ich sehr, meinen Bruder nach drei Wochen wieder in den Arm nehmen zu können und wir unternahmen sofort einen Spaziergang durch den schönen Rauscherpark. Der Schäfer begrüßte uns hocherfreut und hatte zur Feier das Tages sogar seinen 2.Gehilfen vom Gestrüpp befreit, hinter dem er sich wochenlang verbarrikadiert hatte. Endlich sind wieder alle drei auf einem Bild zu sehen, ebenso wie das Böckchen, dass den Felsen hinunterklettert.

Die Burgquelle

v.l.n.r. der Schäfer, Herr Uiuiui
(sitzend), Herr Schabangst (stehend)












Von dort aus besuchten wir dann noch die Quelle auf dem Weg Richtung Burg Wernerseck und machten uns dann auf den Rückweg. Eine kleine Eingewöhnungsrunde sozusagen. Klein, aber fein.

Eine Stunde später saß dann Ännchen mit mir am Küchentisch und wir besprachen den aktuellen Stand der Harvey-Situation. die Pläne für ein Hochzeitsgeschenk und die Träume von meinem Romanprotagonisten Mike Neuhaus. Ännchen war ganz angetan von meinen bisher ausformulierten Traumepisoden, was mir natürlich sehr gut tat. Und zur Krönung hatte sie dann auch noch den bisher besten Vorschlag für den Buchtitel:

Fliegen Lernen
Von Gestrandeten und Gelandeten

Und während ich das alles niedergeschrieben hab, hat sich Harvey völlig in den Hintergrund verzogen. Besser geht's doch kaum, oder?

27 Mai 2022

Wind und Wolken

Seitdem mein Freund Harvey sich in den letzten Tagen mächtig ins Zeug legt, sinkt mein Energielevel spürbar ab. Da ich mich aber trotzdem*1 bewegen WILL, schlug ich heute unserer Galeristin Carmen vor, zusammen wenigstens ein kleines Ründchen zu drehen, wenn sie um 15 Uhr die Galerie schließt. Da auch Carmina Artificiosa ausgesprochen spontan ist, sagte sie zu und wir fuhren auf den Krahnenberg, wo wir bei windigem, aber schönem Wetter mit blauem Himmel, weißen Wolken und tollen Aussichten eine Stunde über das Plateau spazierten. Unterwegs trafen wir noch Markus und Tanja, zwei ehemalige Kolleg*Innen und genossen am Ende die Sicht von der Kanzel.

VfL on Tour
Am Horizont Mitte rechts der Karmelenberg




Am Horizont Mitte rechts Hummerich und Korret


Mitte hinten Weitersburg

Als wir in der Ferne Weiters-burg erkannten, haben wir natürlich Dagmar zugewunken. Aber sie war wohl gerade im Garten oder zum Einkaufen, so dass sie unsere Grüße nicht beantworten konnte. Dann halt beim nächsten Mal. Irgendwas ergibt sich immer (Zitat Mike Neuhaus)

Mitte vorn Carmen

So wurde es bei anschließendem Kaffeesnack auf Balkonia auch mit Harveys lautstarker Untermalung ein Tag mit vielen positiven Eindrücken.

*1 trotzdem ist das wichtigste Wort im Leben eines VFL-Fans.

24 Mai 2022

Ein Tag der schönen Begegnungen

Als der Morgen mit einer sehr lauten Begrüßung durch Harvey Tinnitoso begann, hatte ich arge Zweifel daran, dass es ein guter Tag werden könnte. Aber spätestens um Viertel vor Eins, also kurz nach dem Frühstück, begann die Veränderung. Da stand ich nämlich bei meiner lieben Ex-Kollegin, Tippspielleiterin, ver.di-tours-Organisatorin und vor allem Freundin Lady Colonia im Büro, um meine Tippschulden der abgelaufenen Saison zu begleichen, Ich will gar nicht drumherum reden, es war eine gebrauchte Tipp-Saison. Korrekt ausgedrückt: Obwohl meine blau-weißen Jungs von der Castroper mir soviel Freude machten, tippte ich so unsagbar schlecht, dass ich Letzter in der Tipp-Rangliste wurde. Von 23. Aber das Wiedersehen mit der Lady war umso schöner. Einige offene Bürotüren vorher hatte ich bereits einen netten Plausch mit der Sommersprosse.

Ich verließ danach beschwingt das Rathaus, um rechtzeitig das Mariechen vor seiner Arbeitsstelle zum verabredeten Mittagspausen-Spaziergang abzuholen. Ich wartete draußen auf einer Bank auf die Goldmarie und jetzt kommt der Teil mit den kausalen Zusammenhängen: Um 13 Uhr waren wir verabredet. Punkt 13:01, kurz bevor sie rauskam, begann es zu regnen. Der Himmel zeigte immer mehr dunkle Wolken, der Regen wurde stärker. Spontan, wie wir nun mal sind, beschlossen wir, um die Ecke bei Kerstins Bistro nach einem freien überdachten Platz draußen zu schauen. Was soll ich sagen: auf einem freien Tisch stand das RESERVIERT-Schild. Sicherheitshalber fragte ich bei Olga nach: "Echt reserviert?". Antwort: "Ja, für Euch!" Wir nahmen Platz, bestellten uns nur was zu trinken (--> kurz nach dem Frühstück) und freuten uns über unser Glück. Kurz darauf brachte Olga uns die Getränke - und es hörte auf zu regnen! Da mir sowas nicht zum ersten Mal passiert, bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher, dass das kein purer Zufall ist. Wenn bei Kerstin nichts frei gewesen wäre und wir hätten weitergehen müssen, hätte es auch weiter geregnet. Das SOLL so sein! Wieso? Fragt mich nicht, ich weiß es nicht. Ist aber auch egal, denn so hatten wir eine interessante Mittagspause mit vielen Gesprächsthemen. Mit Hilfe des Kommunikators im Handy konnte ich sogar das Meiste verstehen. Mariechen vermachte mir noch ein schönes Buch des Autors, den ich gerade mit Begeisterung verschlinge. Am Ende blieb noch ne Viertelstunde, um eine Runde im Sonnenschein um den Block zu drehen. Und genau auf dieser Blockrunde treffe ich meinen alten Schulfreund Hermi, den ich seit 1975 immer nur in der Presse bewundern konnte. Vielleicht war das Wetterspiel deshalb so eingerichtet, damit wir genau um diese Zeit unterwegs den Hermi treffen. Nach 47 Jahren. Kann man sich nicht ausdenken, sowas.

Segler aller Länder vereinigt Euch!

Nachdem ich mich von Mariechen verabschiedet hatte, stand mein nächster Termin an: Friseurtermin bei Sabrina. Im Salon Pretty Hair verpasste sie mir eine schöne halbe Wellness-Stunde und damit auch einen Sommer-schnitt meiner Wahl, wie sie das schon so oft getan hat in den letzten Jahren. Die Ohren sind jetzt so frei geschnitten, dass ich weniger Probleme mit den Hörgeräten habe, weil die Haare nicht mehr am Mikrofon der Geräte kitzeln.

Und weiter ging der Wellness-Tag mit einem Besuch in Markus' Praxis in der Leutesdorfer Marienburg. Heute mit einer Doppelpackung Massage und Cranio. Sobald ich bei Markus auf der Bank liege, kann ich total abschalten. Während der gezielten Nacken-Rückenmassage schaltete Harvey auf der linken Seite ein gutes Stück zurück und wurde zu einem sanften Säuseln. Als danach in der cranio-sacralen Behandlung meine Beine wieder gefühlte acht Meter lang wurden, ging es mir gut, so dass ich überhaupt nicht spürte, wie die Zeit verging. Machen wir bald wieder.

Diesen Tag musste einfach ich heute Abend mit einem leckeren Tomaten-Mozzarella-Basilikum-Teller auf frisch getoastetem Legionärs-Vollkornbrot mit naturtrübem Olivenöl und Balsamico Crema abrunden. Hach!

17 Mai 2022

Sommerreifen, T-Bone, und der VFL

Nachdem ich in den letzten Tagen nur auf Wegen gewandelt war, die ich schon mehrfach hier beschrieben hatte, gab es heute mal wieder Abwechslung pur. Ok, auszuschlafen habe ich mir mittlerweile zur Gewohnheit gemacht und die will ich auch beibehalten. Nach dem gemütlichen Spätstück und ausgiebiger Zeitungslektüre hatte ich nur eine Stunde Zeit für ein paar Erledigungen im Haushalt und die Beantwortung einiger Nachrichten auf dem Handy. Denn um 14 Uhr war der vereinbarte Temrin in der Autowerkstat meines Vertrauens. So langsam wird es doch Zeit für die Sommerreifen.

Mein Freund und Kupferstecher Mike T-Bone holte mich dort ab und wir drehten ganz in der Nähe der Werkstatt ein schönes Ründchen in Feld und Wiesen. Es grünt und blüht in vielen Farben, riecht in vielen Düften und wir fanden ein wirklich beschauliches Pfädchen.

The incredible Mike T-Bone

Der Weg durchs Grün


Es gab viel zu bestaunen, Pflanzen zu erraten und viel zu beriechen. An einem kleinen Hügel mit Kreuz und Bank machten wir kehrt, nicht ohne vorher ein Erinnerungsfoto geschossen zu haben.

Ich, Harvey und das Kreuz

Auf dem Rückweg zum Parkplatz diskutierten wir fachmännisch aus, welcher Baum dies und welche Getreidesorte das ist, Auswahl gab es reichlich, jedenfalls viel mehr als Ahnung auf unserer Seite vorhanden war. Zurück am Auto beschlossen wir, die Runde nach der anderen Seite des Parkplatzes zu verlängern und und noch für ne Weile an den Rhein zu gehen. Und für das Folgende Erlebnis der  dritten Art muss ich etwas vorausschicken:

Wie jeder von Euch weiß, bin ich Anhänger und Mitglied des geilsten deutschen Fußballvereins überhaupt, des VFL Bochum. Und obwohl das komplett unverständlich ist, hat dieser Verein in unserer gesamten Region nur ein paar handverlesene Anhänger. Und nun kommt wieder das Ding mit den Zufällen:

Vor etwa drei Jahren spielte mir das Universum meine frühere Lieblingskollegin samt ihres Mannes in die Fänge, der, wie könnte es anders sein, ebenfalls Anhänger dieses Vereins ist.

Voriges Jahr im April steht wegen meines gemeldeten Wasserschadens ein Mann von den Stadtwerken vor meiner Tür. Nach der Überprüfung macht er im Rausgehen eine Bemerkung über meine VFL-Fußmatte. Beim Nachfragen stellt sich heraus, dass seine Frau, Marina, glühender VFL-Fan ist. In Andernach! Seitdem bin ich mit ihr in Kontakt.

Voriges Jahr im August bei unserer Lesung in der Permakultur outete sich einer der Gäste, den ich noch nie gesehen habe, als Anhänger MEINES Vereins. Juuhuubiilee!

Vor ein paar Tagen, als ich nach dem Einkaufen gerade ins Auto gestiegen war und die Scheibe runtergekurbelt hatte, kam jemand auf mich zu und begrüßte mich freudig, Ich erkannte ihn nicht, erklärte ihm aber sofort, dass ich aufgrund meiner aktuelle Gehörschädigung kein Wort verstehe von dem, was er sagte. Oje, er bedauerte das gestenreich, wünschte mir freundlichst sowas wie gute Besserung und ging mit seiner Frau weiter.
Eine Stunde später drehte ich meine Abendrunde in den Rheinanlagen. Wer kam mir entgegen? Der gleiche freundliche Mensch mit seiner Frau, die ebenfalls noch frische Luft und Bewegung suchten. Er sprach mich langsam und deutlich an und meinte: "Ich glaube, du hast mich vorhin nicht erkannt, oder?" Ich musste zugeben, dass mir zwar das Gesicht irgendwie bekannt vorkam, aber dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wer er ist. Als er mir seine Familiennamen sagte, erinnerte ich mich sofort, wer er ist. Der VFL-Fan Frank, mit dem wir 2010 zusammen nach Bochum gefahren sind, um unseren Verein gemeinsam anzufeuern. Die Wiedersehensfreude war auch meinerseits groß. Er wohnt um die Ecke und kommt mich demnächst besuchen.

Zurück zu heute: Wir gingen vom Parkplatz als noch das Stück zum Rhein hinunter, als uns ein Mann begegnete, der einen Kinderwagen schob. Als wir aneinander vorbeigingen, schaute er mich mit erkennendem und gleichzeitig fragendem Blick an, schaute auf mein Fan-Cappy mit dem VFL-Logo und sagte etwas, das ich nicht verstand, aber eindeutig mit "Hör mal, wir kennen uns doch?!" interpretierte. Und diesmal erkannte ich ihn zuerst: Jens, VFL-Fan, mit dem wir ebenfalls vor vielen Jahren zusammen im Bochumer Ruhrstadion waren. Er erkannte mich, hatte aber meinen Namen vergessen. Und ich freute mich, dass ich endlich mal nicht der einzige Vergesser war. Vor allen Dingen freute ich mich über das Wiedersehen. Wir verabschiedeten uns, um uns zehn Minuten später am Rhein wiederzusehen, als Jens mit seinem Sohnemann an unserer Bank anhielt, auf der wir unsere verdiente Rast am Rhein machten. So ergab sich doch noch die Gelegenheit zum Smalltalk, wenn auch getrübt durch Harvey Tinnitoso und meine verkackten Ohren. Auch wir vereinbarten, in Kontakt zu bleiben und werden uns schreiben und hoffentlich irgendwann mal wieder zusammen zum VFL fahren. Und ich werde in den nächsten Tagen raussuchen, wann wir mit Jens im Stadion waren. Oder, Jens, weißt du es noch?

Was steckt hinter all diesen Begegnungen? Mir scheint fast, dass das Universum mir die Menschen schickt. Und wenn ich sie nicht sofort erkenne, schickt es sie mir solange immer wieder, bis es klick gemacht hat. Wenn es so sein sollte: Ich fänd es gut! Und ich bin gespannt, wer als Nächstes kommt.

Nach dieser erfreulichen Begegnung überbrückten wir die Zeit mit einer Kaffeepause auf Balkonia in Pillonia und mit leckerem Gebäck aus Miesenheim. Freund Mike half mir anschließend noch mit seiner Bewertung meiner ersten Titelvorschläge für meinen geplanten Mike-Neuhaus-Roman, als die Nachricht von der Autowerkstatt kam: "In 20 Minuten fertig!". Mike setzte mich dort ab und ich fuhr mit schönen Sommerreifen wieder nach Hause. Nach einem leckeren Gemüseblech sitze ich nun hier und schreibe diesen blog-Bericht. Denn solche Tage muss man festhalten!