Liebe Freunde des guten Buchs, ich muss unbedingt was loswerden.
Ein unscheinbares Taschenbuch aus dem Jahr 2001 hat es mir damals schon angetan. Der Titel hatte mich neugierig gemacht, und ich konnte das Buch nicht mehr weglegen, nachdem ich einmal angefangen hatte, zu lesen.
»Als die sinnlose Rede vorbei ist, treten wir ans Grab. Den Kübel mit Sand ignorieren wir. Wir werden unseren Freund nicht mit Dreck bewerfen. Stattdessen legen wir alle
gleichzeitig, als hätten wir es wochenlang geübt, den Kopf zurück. Und dann spucken wir in hohem Bogen unsere Kirschkerne in das Grab. Der Pastor funkelt uns wütend an. Doch was weiß der schon.«
An seinem 40. Geburtstag steht Piet am Grab eines Freundes. Hier erinnert er sich an Prickel Pit und Schlaghosen, Miami Vice und Startbahn West, den ersten Kuss, die letzte Gehaltsabrechnung. Und Piet denkt an vier Jahrzehnte mit seinen besten Freunden: an die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande!
So steht es im Begleittext des Verlages, und Gernot Gricksch bringt es tatsächlich fertig, 40 Jahre einer ganz normalen Lebensgeschichte in diesem Büchlein unterzubringen. Es ist berührend, witzig, traurig, authentisch, alles zugleich. Wie im richtigen Leben. Und da ich selbst in eben dieser Zeit ein Leben gelebt habe, mit vielen Höhen und Tiefen, konnte ich auch in sehr vieles hinein versetzen. Das Ding hat mich damals geflasht, und in den Jahren danach ging es meinem Freundes- und Bekanntenkreis sehr ähnlich, da ich dieses Buch wirklich jedem, der nicht schnell genug das Thema wechselte, aufs Auge drückte.
Nun traf ich vor kurzem eine liebe Jugendfreundin aus meinem Heimatort eher zufällig beim Impfen wieder, und auch ihr musste ich das Buch aufnötigen, wobei ich mir sicher war, dass es ihr gefallen würde. Ihr ging es genauso, sie las es in einem Rutsch weg fand es richtig klasse, auch sie machte dabei eine Gedankenreise in die eigene Vergangenheit. Als sie mir das erzählte, fiel mir auf, dass ich selbst mich an kaum ein Detail aus dem Buch mehr erinnerte, es war zu lange her, dass ich es gelesen hatte. Lediglich meine Begeisterung für das Buch war immer geblieben. Und so tat ich das, was ich eigentlich niemals getan hatte, ich nahm mir das Büchlein ein zweites Mal zur Brust - und hatte genau so viel Spaß daran wie beim ersten Mal. Und das, obwohl ich mich beim Lesen nach und nach wieder an alles erinnerte und obwohl ich mich an das überraschende Ende nun bereits am Anfang wieder erinnerte.
Von der Freundin hörte ich dann, dass sie dieses Ende schon sehr früh geahnt hatte, wie bereits andere LeserInnen vorher. Ich bin wohl nicht gut im Ahnen.
Also - an dieser Stelle nochmal für alle, die diese berührende Geschichte noch nicht kennen:
LESEN!
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