20 Juli 2019

Der Club der alten Männer

Ein Skatabend der besonderen Art war angesagt, und ich hatte mich lange darauf gefreut. Im naturbelassenen, wunderbaren Garten unseres Altkumpels Tezi fanden wir uns ein. Ein paar rasch aufgestellte Holzmöbel, ein baufälliger Schwenkgrill, und einige Flaschen Bier, Cola, Wasser reichten aus, um diesen Abend zu Etwas besonderem zu machen.
Drei alte Herren - der vierte knipst
So ist das, wenn alte Freunde zusammen kommen, über neue und alte Zeiten reden, gut essen und trinken - und das Skatspielen darüber ganz in Vergessenheit gerät. Irgendwann wird es zu dunkel, ohne Brille kann keiner von uns mehr die Karten erkennen, aber der Gesprächsstoff geht uns nicht aus. Für mich ist es sehr bewegend, zu sehen, wie jeder von uns in seinem Wesen noch der Alte geblieben ist und sich gleichzeitig durch viele prägende Erlebnisse verändert hat, jeder auf seine ganz eigene Art und Weise, jeder in seinem ganz individuellen Leben. Ich merke gerade beim Schreiben, wie schwierig es ist, diese Eindrücke in Worte zu fassen, es hört sich irgendwie paradox an.

Bewacht und beschützt werden wir den ganzen Abend vom Treibholzzauberer, der seine Fänge beschützend über uns hält.

Der Treibholzzauberer
"Weißt Du noch, wie Du mich damals aus dem See gefischt hat, als ich besoffen rüber schwimmen wollte?", "Wie lange bist du eigentlich jetzt in Rente?", "Diese Klöckners ist mindestens genauso eine Fehlbesetzung wie die AKK bei der Bundeswehr!", "Lebt dat Klärsche eigentlich noch?", "Wie, Du hast kein Abitur? Ich dachte immer, Du hättest das gemacht damals. Erzähl doch mal!", "Gehst Du eigentlich oft in den schönen Park bei Dir gegenüber?", "WIE SCHWER bist du? NÄÄ!", Wo ist Deine Mutter im Altenheim?" ...
Die Gespräche ziehen sich durch alle Zeiten und Themen. Und dabei spürt man einen Konsens von leben und leben lassen. Jeder lässt jeden seinen individuellen Weg durchs Leben gehen, auch wenn wir über manche Geschehnisse unterschiedliche Auffassungen haben und kontrovers diskutieren.

Und das alles in dieser tollen Umgebung, es ist wie eine kleine Zeitreise bis in die eigene Jugend und zurück, bis zu Alter und Tod. Irgendwann wurde es frisch, die Gedanken wurden müder, und ich machte mich ganz beseelt auf den Heimweg. Tom und Ernest setzte ich noch dahein ab, da ich ausnahmsweise nüchtern geblieben war. Ich bin froh, dass ich das Glück habe, solch schöne Begegnungen erleben zu dürfen.

10 Juli 2019

Das marinierte Kräutersteak

Nach dem gestrigen Eingewöhnungstag mit 3 Löffel Haferbrei und Kräuertee zum Frühstück und mittags ein paar vegane Flühlingslöllchen in der Größe einer Mikrobe und zwei vegane Sommerrollen.

Hier gibt's lecker Futter

Heute wieder ein reguläres Programm. Ein Brötchen zum Frühstück! Und ne Tasse Kaffee, die mir schmeckte wie lang keine mehr. Aber heute mittag die Krönung. Extra für mich hatte Kerstin's Bistro Aktuell als Tagesgericht das marinierte Kräutersteak mit Salat aufgelegt. 

Eins meiner Lieblingsgerichte. Die gute Antonella hatte einen Platz am Tisch in der Sonne für mich frei, und so wurde auch noch eine nette Unterhaltung daraus. Was will man mehr?

Das normale Denkvermögen kommt sukzessive zurück, die Füße berühren beim Gehen wieder den Boden. Und ab morgen nachmittag ist schon wieder Wochenende. Keine weiteren Fragen.

08 Juli 2019

Tage der Verpeiltheit

Gestern und heute sind von langsam wachsender Energie und von zunehmender Verpeiltheit gekennzeichnet.

(CC BY-SA 2.0)
Das bräuchte ich heute

Die dritte Sitzung mit dem IntriIrrigator brachte immer noch erstaunliches zu Tage. Das Bärenhungergefühl stellt sich immer noch nicht ein. Wahrscheinlich hat mein Körper noch genügend Reserven, die erstmal verbraten werden müssen. Heute morgen nach dem Abholen festgestellt, dass die in der Apotheke bestellten pflanzlichen Tropfen natürlich Allohol enthalten. Wie die meisten Tropfenmedikamente das so an sich haben. Ok, eine Freundin hat Anwendung dafür. Nach Rücksprache mit der kleinen Schwester das Gleiche als Kapseln bestellt, die heute ab 16 Uhr abgeholt werden können.

Heut mittag kam ich etwas unter Zeitdruck, weil ich nicht mehr wusste, ob ich für den heutigen Schreibkursabend eine Geschichte zugesagt hatte. Aber da mir eh danach war, irgendwas rum zu spinnen, holte ich die erfundene Geschichte aus Lübeck raus, da wollte ich sowieso noch was mit machen. Nachdem ich sie rundgemailt hatte, kamen erstaunte Reaktionen. Schreibkurs heute Abend? Hast Du Dich da nicht vertan? Natürlich, hab ich. Nächsten Montag! Aber an der Geschichte vom Eggman bin ich jetzt dran. Mal schauen, was am Ende raus kommt.
Ok, genug. Ich werd an der Geschichte eh noch was machen, dann kann ich sie ja nochmal rundschicken. Ich nehme mir vor, heute am besten nix Wichtiges mehr anzugehen. Hab überprüft, ob wir für morgen früh noch Haferbrei im Schrank haben, als erste barmherzige Nahrung nach 5 Tagen nur Brühe. Ja wir haben!


Alles wird gut!

06 Juli 2019

Tag 4 - Tag der Toren

Nach einer Nacht mit wenig Schlaf begrüßte mich heute in aller Frühe, kurz nach neun, im Bad mein Freund, der TerminaIrrigator. Er wollte mich vor dem Frühstück mal richtig verwöhnen, mit einem knappen Liter körperwarmen Wassers. Und es ist in der Tat erstaunlich, was sich auch nach 3 Tagen Fasten noch alles in uns verbirgt. Erstaunlich, aber nicht unbedingt schön.

Ähnliches wusste auch meine ebenfalls saftfastende Freundin, Frau (Nat)alligator, zu berichten, mit der ich mich zum Frühstück mit Rote-Beete- und Sauerkrautsaft verabredet hatte. So ein lieber Besuch am frühen Morgen baute mich direkt auf für den Tag. Als ich mittags dann meine Erledigungsrunde drehte, fiel der Einkauf erstaunlich klein aus. Eine Kiste stilles Wasser - fertig!
Anschließend besuchte ich noch die liebe Frau Fatmator, die mich wieder fürsorglich mit frisch gebügelten Hemden versorgte. Diesmal hatte sie noch zwei weitere Gaben für mich, die für zwei gute Freunde bestimmt waren. Nachdem ich dies mit den beiden (Carolitora und Uwinator) kommuniziert hatte, orderte ich schnell noch in der Apotheke 2 Fläschchen mit speziellen Pflanzentröpfchen, welche mir meine kleine Schwester, die gute Wilmatora, ihres Zeichens Heilpraktikerin, dringend ans Herz gelegt hatte, weil ich angeblich mit unterversorgtem Denkzentrum ständig irgendwelche Torheiten von mir gebe.

Ist natürlich alles Quatsch mit Soße, aber auf Fachleute höre ich ja manchmal, besonders wenn es liebe Freunde sind. Nun freue ich mich auf den morgigen Besuch, wenn die beiden Toren ihre Gaben abholen, die ich für sie eingepackt habe. Und wenn ich die Tröpfchen am Montag inhaliert habe, werde ich abends im Schreibkurs hoffentlich wieder korrekte Worte finden.

05 Juli 2019

Tag 3 mit Wellness und Müdigkeit

Das leichte Frösteln hält auch am dritten Tag noch an. Ich habe mir bewusst nicht viel vorgenommen für heute. Doch selbst zum einzigen Termin schaffe ich es, zu spät zu kommen und mir einen berechtigten Rüffel von Studio Monika einzuhandeln. Wie kann das sein?
Drei dienstliche Belange erreichten mich morgens, die ich trotz freiem Tag nicht ignorieren wollte. Drei Telefonate reichen nicht ganz aus, ich warte nur noch auf Rückrufe. Wann kommen die? Kurz bevor ich mich auf den Weg zur Fußpflege machen muss. Murphy scheint wieder unterwegs zu sein. Ich kann Studio Monika mit zwei unserer tollen Heimat-Broschüren besänftigen und gelobe Besserung für unser nächstes Date. Die Wellnesseinheit auf dem podologischen Stuhl genieße ich in vollen Zügen.

Die Tagesration
Nachdem in den letzten Tagen das Sextaner-Bläschen ein wenig zwickte, gönne ich mir auf dem Rückweg im dm ein Päckchen leckeren Nieren- und Blasentee. Zuhause freue ich mich aufs Mittagessen. Ein großes Glas Fitness-Cocktail und als Nachtisch stilles Wasser von Brohler. Was hab ich's doch gut! Obwohl, als ich die Tagesration auf den Tisch stelle, kommt es mir doch ein wenig spartanisch vor.

Mein Lieblingsbruder gibt mir nachmittags mit seinem Besuch moralische Unterstützung. Ich freue mich darauf, im Herbst mit ihm zusammen das "Worldwide Nachtsheim Research Centre" in meiner Hütte zu eröffnen.
Als ich nachschlage, stelle ich fest, dass es mir vor 4 Jahren ähnlich ging, beim ersten Saftfasten. Und so beschließe ich, den Abend langsam zu beenden und mich mit dem Buch in die Horizontale zu begeben. Morgen ist auch noch ein Tag. Ein Tag, den ich mit der ebenfalls fastenden Natalie um 10 Uhr gut gelaunt mit einem gemeinsamen Frühstück beginnen werde. Sauerkrautsaft.

04 Juli 2019

Zeit für den Fastenkasten - und für Murphy

Der gestrige Obsttag war mit 1 Mango, 6 Kiwis und 3 Bananen ein leckerer Einstand in das heute begonnene Saftfasten. Ein wirkliches Hungergefühl kam nicht auf, die seit Tagen andauernde Schlappheit war wohl eher dem Wetter geschuldet. Und dem Loslassen nach zwei Veranstaltungen in den letzten beiden Wochen. Ok, es wurde mir auch sehr bewusst, welche Auswirkungen ein fehlender Morgenkaffee auf mein Allgemeinbefinden hat - ich wurde den ganzen Tag über nicht richtig wach.

Der legendäre Fastenkasten
Außerdem hatte gestern der Morgen-Murphy wieder alle Hebel in Bewegung gesetzt. Da das unbeholfene Gefuchtel mit der Warmwasserspülung in der Badewanne doch etwas länger dauerte als geplant, musste ich die Krautplörre schon zügig inhalieren, um noch früh genug zur Arbeit zu kommen. Denn gestern morgen war, wie jede Woche, Teamsitzung um 8 angesagt.Und wer hat schon Lust, jedesmal mit vermeintlich lustigen Sprüchen in der Runde begrüßt zu werden, nur weil er es nicht geschafft hat, exakt pünktlich dort aufzulaufen.
Gestern war ich noch gut in der Zeit, es hätte alles noch klappen können. Wie dieser Murphy es genau dann schafft, alle Ampeln knapp vor mir auf Rot zu schalten, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Doch diesmal trieb er es besonders arg mit mir. Bei der einzigen grünen Ampel würgte der Troll vor mir das Auto ab, orgelte eine halbe Minute erfolglos am Anlasser, und als er endlich ansprang, war die Ampel wieder rot. Ganz ruhig bleiben, das fiel mir in meiner nahrungslosen Lethargie gar nicht so schwer. Kurz vor der Arbeitsstelle setzte Murphy aber im letzten Moment noch einen drauf und schob einen Lastzug mit gefühlten vierzig Anhängern im Schneckentempo vor mir über die Straße. Die ersten Schweißperlen tropften, dabei wollte ich mir keinen Stress antun während des Fastens.
Lecker Frühstück - man muss es nur wollen!
Als ich dann um zehn nach acht in unserer Büroetage stehe, muss ich registrieren, dass Murphy sich diesmal selbst übertroffen hat: Die Teamsitzung ist ausgefallen, aller Stress war umsonst. Dafür müsste man ihn eigentlich erschießen. Der Rest des Tages tuckerte so dahin, der Abend und die Nacht auch.

Heute dann der zweite Morgen ohne Kaffee - das wurde natürlich mehr als kompensiert vom erquicklichen Morgenprogramm. Eine kleine Behandlung mit dem Irrigator und dreiviertel Liter körperwarmen Wasser sind ein markanter Einstieg in den Tag. Das anschließende Frühstück bestand aus einem großen Glas des leckeren Sauerkrautsafts. Nach dem ersten Schluck konnte ich nicht mehr nachvollziehen, wie ich dieses Zeug bei meiner ersten Fastenwoche 2015 ohne Schüttelkrämpfe runtergewürgt habe. Mit stillem Wasser und Tee bekam ich den Rest des Arbeitstages einigermaßen über die Bühne. Und nun ist WOCHENENDE!