15 September 2020

Familientag mit Master

Es ist vollbracht!

Obwohl ich heute aufgrund des Hotelzeitplans bereits zur unchristlichen Zeit aufstehen musste, um gegen halb neun noch Kaffee und Frühstück zu bekommen, wurde es ein schöner Tag. Nach dem Frühstück gönnte ich mir noch ein paar Stündchen Auszeit.
Als mich dann um halb drei Fabis freudige Nachricht auf dem Tablet erreichte, begann der aktive Teil des Tages. Ich bin stolz auf diese junge Frau, die mit ihrer heutigen Abgabe der Masterthesis ihr Studium sozusagen abgeschlossen hat.
Ich hatte ihre Arbeit auch im Vorfeld zum Lesen bekommen, aber schon die erste Seite nach dem Inhaltsverzeichnis zauberte mir kreuzförmige Sperrschranken in mein beschränktes Hirn und ich gab auf.
Heute feierten wir diesen Tag auf unsere eigene Weise: Nach dem ausgiebigen Begrüßungsklön machten wir uns auf den Fußweg in den Hardtpark zum Café Elise. Im dortigen Biergarten ließen wir es uns bei Flamm- und Pfannkuchen, Radler und Rhabarberschorle einfach nur gut gehen.

So sieht "gut gehen" aus ...

Ein schöner, langer Rundgang durch den botanischen Garten führte uns an allerlei Bäumen, Sträuchern, Blumen und Kräutern vorbei. Vor allem der Kräutergarten ist ein toller Genuss. Auch im September nimmt man noch viele verschiedene Gerüche wahrnehmen. Nach der vielen Bewegung mussten wir uns natürlich nochmal im Biergarten mit Wasser und Espresso Macchiato für den Heimweg stärken.


... und so der botanische Garten!

Fabi machte sich dann abends auf den Weg zum verabredeten Cocktail mit einer Freundin, während ich nochmal Mineralwasser einkaufte und anschließend im Foyer des Hotels einen leckeren Espresso vom Inhaber kredenzt bekam. In der Sitzecke ergab sich ein interessantes Gespräch mit einer netten Mitgästin, in dessen Verlauf ich ihr mit unseren beiden Broschüren eine Freude machen konnte.

Und nun sitze ich in meinem kleinen, aber feinen und sauberen Hotelzimmer mit Balkon und schreibe mit Spass diese Zeilen.

So schön können stressfreie Tage sein!

14 September 2020

Die Rückkehr des Bahn-Murphy

Und ich dachte schon, der Bahn-Murphy wäre komplett zu Ricarda gewechselt. Ich hatte das schon gefeiert, nachdem ich kürzlich problemlos nach Wuppertal und zurück gekommen war, während Ricarda ein Malheur erlebte, wie man es bis dato nur von mir kannte.

Ok, mit der Direktverbindung Koblenz-Wuppertal hatte ich es meinem treuen Begleiter richtig schwer gemacht, aber ich hatte ihn auch ein klein wenig vermisst. So ganz ohne Überraschungen war die Fahrt auch ziemlich langweilig. Aber dass er nun so zuschlägt, zeigte mir einmal mehr, dass ich diesen Mächten ziemlich hilflos ausgeliefert bin.

Begonnen hatte es damit, dass ich mich entschlossen hatte, von Andernach aus mit der Regionalbahn nach Koblenz zu fahren. Eine Stunde vorher, damit auch gar nichts schief gehen konnte. Beim Betreten des Bahnsteigs lachte mich die Anzeigetafel mit dem Hinweis an, dass der IC nach Stuttgart ausfällt. Punkt. Hinweise für Reisende: Fehlanzeige. Das fotografierte ich und schickte es meiner Freundin Petra mit dem Kommentar: "Wie gut, dass ich nicht nach Stuttgart fahre!"

Stuttgart? Pah!

Bis Koblenz verlief alles reibungslos. Ich dachte, dass es gut ist, dass von nun an auch mal die Anderen Murphys Bekanntschaft machen, nicht immer nur ich. Wer fährt denn auch nach Stuttgart? Pah! Ich stieg aus, schwebte mit meinem Geraffel die funktionierende(!) Rolltreppe hinunter, fasste an meine linke Hosentasche, um mein Handy zu zucken - und fand kein Handy! In Sekundenschnelle flitzte ich die andere Treppe wieder hoch, und sah die Rücklichter der Regionalbahn Richtung Meenz entschwinden. Mit entschwunden: Mein Handy!

In diesem Moment wurde mir ganz schmerzlich bewusst, wie abhängig ich mich von diesem seelenlosen Stück Technik fühlte. Am Infoschalter der DB wurde mir genauso schmerzlich klar gemacht, dass ich bei der Deutschen Bahn gelandet war. Wie sich herausstellte, lag mein Handy in einem Zug der MITTELRHEINBAHN, nicht der DB. Daher erklärte mir die Dame am Schalter, dass sie nichts für mich tun könne, da solle ich online bei der Mittelrheinbahn eine Verlustmeldung machen oder dieses Unternehmen anrufen soll. JA WOMIT DENN??

Raus auf den Vorplatz, das Tablet aus dem Rucksack gepuhlt, und per Messenger mein Brüderlein gebeten, dort anzurufen. Leider bekomme ich keine Empfangsbestätigung. Wieder rein in den Bahnhof, dort steht ein Münztelefon. EIN MÜNZTELEFON! Ob ich überhaupt noch weiß, wie ich das bedienen soll? Ich versuch's, werfe 70 Ct. ein, um ein Ortsgespräch mit meinem Kumpel Mike T-Bone zu führen, dessen Festnetznummer ich noch auswendig weiß. Als ich die Nummer wähle, zeigt mir das Display, dass es gerne eine Telefonkarten oder Münzen hatte, bevor gewählt wird. Ok, meine 70 ct. hatte es wieder ausgeworfen. Einzige Münzfernsprecher, der keine Münzen annimmt? Das hat mir grad noch gefehlt! Nächster Versuch, diesmal scheint er das Bargeld anzunehmen. Zum Glück ist Mike daheim und hebt an. Als ich ihm in Kurzform mein Dilemma schilderte und ihn bitte, bei dieser Privatbahn anzurufen, schreit der Apparat schon wieder nach Geld. Ich hab nur noch ein 2-Euro-Stück und werfe es ihm in den gierigen Schlund. Mike sagt zu, sich um das Handy zu kümmern und ich eile zu meinem ICE, der natürlich pünktlich ablegt. Wahrscheinlich der einzige heute. Lediglich die Reihenfolge der Wagen ist heute umgekehrt wie vorgesehen, aber ein kurzer Gleissprint mit vollem Gepäck gehört ja zu unseren leichtesten Übungen.

Jetzt kommt Entspannung auf. Mein reservierter Fensterplatz am 4er mit Tisch ist frei. Das junge Pärchen gegenüber sieht sympathisch aus. Nachdem ich mein Gepäck verstaut habe, zücke ich das Tablet, das WLAN im ICE klappt auch gut, man könnte sich fast schon in Sicherheit wiegen. Da, eine Messenger-Nachricht von meinem Brüderchen, er holt mein Handy um 15 Uhr in Bingen ab! Gott sei Dank! Und auf meine Bitte hin unterrichtet er auch Freund T-Bone, dass der Fall gelöst ist.

Juu - huu - bii - lee!

Der Tag scheint gerettet. Aber als der Zug nach kurzer Zeit immer langsamer wird, ahne ich, was jetzt kommt. Die Durchsage erzählt, dass wir einen kleinen, unplanmäßigen Stopp einlegen, und zwar in Andernach. In ANDERNACH! 

Wieder daheim

Kann mir bitte mal jemand erklären, wieso ich eine Stunde früher in Andernach einsteige, damit nur nichts schief gehen kann, und dann eine gute Stunde später wieder da am Bahnhof stehe? Wahrscheinlich damit ich Gelegenheit bekomme, mein Handy im Zug zu vergessen, oder?! Aus der kurzen Pause wird eine längere, die Türen werden zu Rauchpausen geöffnet. Ich komme mit dem Pärchen ins Gespräch, vermache ihnen ein Exemplar unserer neuen Broschüre, und die schauen ganz interessiert.
"Wo ist denn Deine Geschichte?"
Das Mädel blättert alles durch, schaut dann im Inhaltsverzeichnis.
"Die hier ist meine!"
"Ach, Manfred Nachtsheim? Bist Du das?" fragt er.
"Ja klar, das bin ich. Wieso?"
"Bist Du mit den Nachtsheims in Brieden verwandt?"
"Weiss ich nicht auswendig, aber es gibt Nachtsheim-Clans an der Mosel, von denen vielleicht."
"Ich hab da lange gelebt, da gibt es alteingesessene Nachtsheims, die kennt da jeder!"
Es folgt eine kurze familiengeschichtliche Einführung meinerseits, die bei ihm für Staunen sorgt. Und ich denke wieder mal "So klein ist die Welt!"

Der Zugführer erklärt nun nach und nach über Lautsprecher, dass vor uns, genau gesagt in Sinzig, ein anderer IC brachliegt, a) weil die Lok einen Schaden hat, den man b) möglichst schnell repariert, der sich aber c) nicht mehr reparieren lässt. Nach einer guten Dreiviertelstunde verlassen wir Andernach mit der Durchsage, dass wir einen weiteren unplanmäßigen Halt einlegen werden, und zwar in Sinzig, um die gestrandeten Passagiere des defekten ICs aufzunehmen. Auf den einen Halt kommt es jetzt auch nicht mehr an, denke ich.

Als der Zug in Sinzig hält, kommen viele Menschen rein, die alle einen Sitzplatz mit Abstand suchen. Da unser Zug nur schwach belegt war, ist es für die ersten Gestrandeten auch kein Problem. Aber es werden mehr, immer mehr. Nach einer Weile macht der Zugführer darauf aufmerksam, dass dies nur der Zug für die Fernreisenden ist und dass alle, die auf die Regionalbahn nach Kölle warten, wieder aussteigen und auf die nächste Regionalbahn warten müssen. Dieser Zug sei so überfüllt, dass er nicht eher losfahre, bis die alle wieder draußen sind. Die nächste Völkerwanderung setzt sich in Bewegung, auch meine 2 Begleiter verabschieden sich, denn auch sie wollen nur bis Kölle.
Einen Sitz weiter gegenüber hat sich ein älterer Herr (ja, noch älter als ich!) niedergelassen, der mit Reisegepäck für 8 Wochen unterwegs ist und das gut verteilt im Wagen deponiert. Er schaut öfters zu mir rüber, wirkt sehr unruhig, steht immer wieder auf. Als er in Kölle auch zum Ausgang geht, befürchte ich schon, dass er seine Baseballkappe am Haken vergessen hat, dann registriere ich, dass auch unter dem Sitz noch Taschen stehen. Auf dem Bahnsteig sehe ich ihn, wie er sich schnell eine Fluppe anmacht und dran so intensiv zieht, als wolle er sie mit 3 Zügen wegziehen.

Bis Wuppertal passiert nix mehr. Da die Schwebebahn derzeit nur am Wochenende fährt, gönne ich mir eine Taxe nach Unterbarmen. Der freundliche türkischstämmige Taxifahrer kennt das also-Hotel und bringt mich sicher ans Ziel. Mein Lieblingshotelier begrüßt mich freundlich. 

also soll alles gut werden

Und jetzt weiß ich endgültig: Alles wird gut!

Ok, eine kleine Ergänzung muss noch sein: Nachdem ich gestern alles ausgepackt und ein Stündchen Augenpflege bei offener Balkontür zum Waldhang hin eingelegt hatte, fühlte ich mich wieder stark genug für einen kleinen Spaziergang zum nahe gelegenen Netto-Markt, um mich mit einem Nudelsalat, Mineralwasser und Knabbernüssen zu versorgen. Als sich dort kein Einkaufwagen mit dem Chip entriegeln ließen, befürchtete ich schon, dass nun auch Einkaufswagen zum ÖPNV-Blockade-Bereich meines Murphys zählten. Das ärgerte mich in dem Moment maximal, so dass ich diesem Riegel mit kurzem manuellem Handanlegen zeigen musste, wer hier die Zügel in der Hand hat.
Nach dem Einkauf kam ich fröhlich wieder im Hotel an, wuppte meinen Rucksack locker leicht die 2 Etagen hoch, öffnete meine unverschlossene Zimmertür (hier klaut keiner!) und sah einen mir unbekannten Herrn sowohl mit meinem Notebook hantieren als auch mit meinem Handy telefonieren.

Kurz bevor ich diesem Einbrecher Manieren beibringen wollte (ja, genau wie dem Einkaufswagen!), fiel mir auf, dass sich mein Handy ja auf dem Weg von Bingen nach Koblenz im Auto meines Bruders befand. und überhaupt, das Notebook war schwarz statt rot, hatte er das auf die Schnelle umlackiert? Da dieser Mensch auch keine Fluchtversuche unternahm, sondern mich freundlich, aber bestimmt ansah, als wollte er sagen "Was machen Sie denn in meinem Zimmer?", sah ich erstmal von meinem Vorhaben des körperlichen Verweises ab. Ich war irritiert. Und dann begriff ich es.
Oh mein Gott, wie peinlich! Und ich fand die Geschichten immer tragisch, aber auch lustig, in denen ältere Menschen ihren Einkauf in die falsche Wohnung oder ins falsche Haus schleppen. "Wenn ich mal soweit bin ..." hab ich immer angedacht, aber nicht weiter gedacht. Jetzt bin ich soweit! Mit einer gestammelten Entschuldigung "Oh, ich muss mich wohl im Zimmer vertan haben!" und seiner Antwort "Sieht so aus!" schlich ich mich von dannen und betrat das Zimmer hinter der benachbarten Tür. Oh Mann!

11 September 2020

Mon royal petit déjeuner


Und das schon um halb acht - mitten in der Nacht! Jeder kann sich vorstellen, wie verknautscht ich um viertel nach acht bei meiner lieben (Ex-)Kollegin vor der Tür stand. Besagte Frau Wichtig hatte mich überredet, am heutigen dezentralen Betriebsausflug nicht nur in der gemischten Gruppe zu starten (7 Frauen und ich als Hahn im Korb), sondern auch noch den Chauffeur zu spielen.
Pünktlich um halb neun fuhren wir am Treffpunkt an der Tanke vor, wo wir bereits vom Rest erwartet wurden. Es war nicht ganz der Rest, die erste Kollegin war uns hier schon verlustig gegangen, sie sollte später zu uns stoßen. Ok, 2 Mädels waren schnell eingeladen und ab ging die wilde Fahrt ins Maifeld.

Frau Wichtig hatte uns für neun Uhr zum Frühstück in der Bauernschmause in Polch angemeldet. Den zweiten Wagen steuerte die Kollegin aus der Augst, die sich hier sozusagen auf ausländischem Territorium bewegte, und so bildeten wir eine Kleinkolonne, ich voran und sie hinterher.
Pünktlich und ohne Zwischenfälle standen wir in Polch an der Bauernschmause, wo wir feststellten, dass zwei weitere Kleingruppen auf die gleiche Idee gekommen waren, so wurde es ein freudiges "Hallo!" Der große gedeckte Tisch, an dem wir Platz nahmen, entschädigte bereits für Vieles. Und als ich nach dem ersten Schluck Kaffee begann, das gemütliche Ambiente mit offenen Augen zu betrachten, dachte ich "Wie schön!".

Frühstück in der Bauernschmause

Wir hatten reichlich Auswahl und ebenso viel Platz, und das genossen wir sehr ausgiebig. Mit sechs Damen am Tisch kann man sich auch vorstellen, dass es keinen Mangel an interessanten Gesprächen hab. Als wir gegen halb zwölf zur nächsten Etappe antraten, waren wir alle gesättigt bis zum Anschlag.

Im bewährten Kolonnenmodus erreichten wir stressfrei das beschauliche Monreal, wo uns Carola 15 Jahre nach ihrem letzten Besuch fehlerfrei den Weg zum Parkplatz am Friedhof zeigte. Nach ein paar Minuten Fußweg erwartete Herr Geisbüsch uns zusammen mit der vermissten Kollegin in der Ortsmitte zur Führung durch das idyllische Örtchen, und die war allererste Sahne. Z.B. die Herleitung des Ortsnamens aus aus dem französischen "Mon royale" hatte ich überhaupt nicht erwartet.

Sehr viel Interessantes zur bewegten Geschichte des Ortes und einiger Gebäude und Brücken machten uns schnell klar, dass das Leben hier über Jahrhunderte hinweg alles anderes als beschaulich war.

Blick auf die Philippsburg
Blick auf die Löwenburg

Die Herrschaft derer von Virneburg, welche beide Burgen errichteten, die pausenlose Abwechslung von plündernden Soldaten und kleineren Naturkatastrophen waren die Ursache dafür, dass das Örtchen mehrfach zerstört war und stets wieder aufgebaut wurde. 
Über Jahrhunderte prägten die Woll- und Leinenweber das Bild des wohlhabenden Ortes, heute ist nur noch ein einziger Webstuhl aus diesen glorreichen Zeiten erhalten. Mehrfache Strukturwandel haben nur noch die Optik der Häuser überleben lassen, die zum großen Teil aus dem 18./19. Jahrhundert stammen. Ein ganz altes Haus hat überlebt, das noch aus dem 13. Jahrhundert stammt.

Ein Brückchen über die Eltz

Sieben auf einen Streich


Nach dieser Exkursion beendeten wir den schönen Ausflug mit einem leckeren Getränk im Biergarten des alten Pfarrhauses. Liebe Frau Wichtig, liebe Kolleginnen, Ihr habt mir einen sehr schönen Tag beschert, DANKE!

02 September 2020

Identitäre Verstrahlung

Gestern durfte ich meinem Briefkastens erstmals ein gelbes Faltblatt entnehmen, mit dem die sogenannte Identitäre Bewegung nun auch in Andernach auf sich aufmerksam machen will.

Ziemlicher Plumpaquatsch

Meine anfängliche Hoffnung, dass mich nur einer persönlich damit ärgern will, wurde ein paar Stunden später jäh zerstört, als mein Nachbar diese Pamphlet ebenfalls aus seinem Briefkasten zog. Da mein Nachbar und Freund ein sehr ordentlicher Mensch ist, entsorgte er den Flyer sofort sachgerecht in der blauen Papiertonne.
Fast war ich geneigt, den Verfassern in einer email zu raten, das Ding zukünftig direkt in blau zu drucken, damit die Zuordnung zur richtigen Tonne einfacher ist. Aber ich war einfach zu neugierig darauf, welche Ziele und Forderungen diese Bewegung hat und welche Werte, welche Identität und welche 3000-jährige Kulturgeschichte sie aktiv und patriotisch verteidigen will, um ihre Worte zu benutzen. 

Forderungen und Ziele:
1.Bild: Brandenburger Tor mit Banner "Sichere Grenzen - sichere Zukunft!
1.Überschrift: HEIMATLIEBE UND PATRIOTISMUS als Normalzustand
2.Bild: Blonde Frau mit Blumenkranz im Haar
2.Überschrift: VERTEIDIGUNG DES EIGENEN und der Vielfalt der Völker
3.Bild: Viele Frauen mit Kopftuch, alles im Halbdunkel
3.Überschrift: Stopp des GROSSEN AUSTAUSCHES

Weiterhin melden sich 3 junge AKTIVISTEN zu Wort, alle 25 Jahre alt, und die heißen natürlich Melanie. Robert und Volker. Klar, Roman, Fatma und Boubacar sind zwar auch hier geboren, aber die sind passen nun gar nicht in dieses ideologische Geschwurbel.

Nach kurzem Überfliegen dieses patriotischen Manifests gab mir besonders die ethnologische Richtschnur Rätsel auf. Mit einem ähnlichen Ansatz war 1933 schon einmal ein kleiner Puppenspieler an die Macht bekommen, um die halbe Welt in Tod und Verwüstung zu treiben. Er nannte diese wichtige rassische Abstammung damals nicht ethnologisch, sondern arisch. Wenn ich mir unsere Geschichte betrachte und mir anschaue, welche Heere, Händler, Flüchtlinge und Besatzungen aller Couleur in den letzten 3.000 Jahren durch Mitteleuropa gezogen sind und ihre nachweislichen ethnologischen und genetischen Spuren in uns hinterlassen haben, finde ich beim besten Willen keinen Ansatz, hier eine patriotische einzigartige Identität zu finden.

Ich habe kürzlich von einer Idee gelesen, die mir auf Anhieb supergut und sinnvoll erscheint:
Man sollte allen, die etwas von unserer einzigartigen Rasse von sich geben, egal wie auch immer sie es verklausulieren und egal, ob sie zu den identitären Reichsverschwörern oder den AFNPD-Patrioten mit Reichskriegsflagge oder sonst einem rechten Haufen angehören, einen verpflichtenden DNA-Test vorschreiben und sie zwingen, sich ihre eigene ethnologische Zusammensetzung betrachten zu müssen.

Als Familienforscher, der sich auch der DNA-Analyse als Hilfsmittel bedient, weiß ich, dass jeder hier lebende Mensch einen komplett anderen Mischmasch von Genen in sich trägt.
Und der heißt nicht:
75% Teutsch
20% Nordisch
  5% sonstwas

Sondern bei mir (Familie seit vielen Generationen hier ansässig):
34,7% Brite und Ire
27,5% Nord- und West-Europäer
28,3% Balkanbewohner
  5,1% Aschkenasischr Jude
  4.4% Sarde

Bei einer (deutschen) Freundin:
36,0% Skandinavierein
33,5% Engländerin
  7,2% Nord- und West-Europäerin
23,3% Osteuropäerin

Bei einem (deutschen) Neffen 3.Grades:
44,4% Skandinavier
  2,3% Finne
21,9% Italiener
  9,1% Griechisch und Süditalienisch
  7,8% Iberer
14,5% Balkanbewohner

Und so könnte ich noch weitere "reinrassige" eigene Verwandte und Freunde aufführen, die asiatische, afrikanische und andere Anteile im Erbgut haben. Und das Erbgut lügt nicht. Daher bleibt mir zukünftig mit eurem nationalistischen Gedankengut bitte vom Hals, denn es entbehrt jeder vernünftigen Grundlage.