13 April 2025

Ein Sonntag mit Rotem Hahn

Auf diesen Sonntag hatte ich mich gefreut. Ich war zum Spätstück bei einer lieben Freundin eingeladen, wenige Meter neben dem Zimmer, in dem ich vor mehr als 67 Jahren zur Welt gekommen war. Am Rosenmontag übrigens. Nach der schlafarmen Vollmondnacht brach ich beim vielfältigen Leckerschmaus alle meine Kaffeerekorde der letzten drei Jahre.
Und ehe wir uns versahen, waren drei Stunden vergangen, ohne dass uns das so vorgekommen wäre. Das ist oft so. Wenn es besonders schön ist, splittet sich die Zeit auf. Bei leckerem Essen und interessanter Unterhaltung mit guten Menschen scheint sie wohlig still zu stehen, im Rückblick danach sind die Stunden mit einem Wimpernschlag vergangen.

Zum Glück hatten wir uns beide sonst nichts vorgenommen, so dass ich das Angebot meiner Gastgeberin gerne annahm, eine Führung durch ein mir unbekanntes Gelände zu machen, in ihrer Heimat, dem Land der Roten Hähne.

Dort angekommen, starteten wir mit einem Foto vor dem Denkmal des Stifters dieser Anlagen, und direkt um die Ecke begrüßte uns dann diese mächtige Kirche mit ihren hohen Türmen.












Im Eingang zu diesem Prachtbau wurden sofort die Verhältnisse klargestellt.

Klare Verhältnisse

Im Innenraum dieser Kirche gab es dann so viel zu bestaunen, dass man damit problemlos ein Buch füllen könnte. Zum Glück hatte ich mit Hilde eine exzellente Erklärerin für fast alles, was es zu sehen gab. Ein paar wenige Beispiele seine hier aufgeführt.

Johannes tauft

Der, dessen Namen ich vergaß













Wie Johannes damals eifrig getauft hat, war mir noch aus dem gerade gelesenen Roman "Die Bibel nach Biff" in guter Erinnerung, was mir jedoch Hilde über die Geschichte dieses Buntglasfensters berichtete, war mir ganz neu. Ich glaube, der dargestellte Junge kam aus Oberwesel oder Bacharach.

Zum Abschluss noch dieser pompöse Hochaltar mittendrin, auf dem endlich einmal die ganze Kreuzigungsszene mit vielen Beteiligten dargestellt wird.

In dieser Szene sieht man beispielsweise alle drei Gekreuzigten.
v.l.n.r.: Gestas, Jesus, Dismas

Auch die zu zu Füßen der Gekreuzigten knienden und betenden Frauen sind verewigt, ebenso römische Soldaten.

Der Kerl mit der Lanze bereitete dem Leiden Jesu dann ein Ende, wenn ich mich recht an die Katechismusstunden meiner Kindheit erinnere. Was mit den beiden anderen Gekreuzigten geschah, hab ich entweder vergessen oder man hielt es für so unwichtig, dass es uns damals vielleicht gar nicht gelehrt wurde.


Als wir die Kirche beeindruckt verließen, ging es auf hügeligen , verschlungenen Pfaden durch die Frühlingslandschaft, an jeder Ecke des Parks erwartete uns die nächste Kapelle, Skulptur, Weihestätte und auch mehrere Kreuzwege.
Völlig überrascht war ich von der nächsten gezeigten Szene. War ich dich bisher im Glauben gewesen, dass unser Siegfried auf dem Andernacher Bollwerk den bösen Drachen erlegt hat, belehrte mich Hilde eines Besseren. Nicht Sigi, sondern Maria, die Mutter von Jesus, hat das Vieh platt gemacht, wie man hier sehr deutlich und farbenprächtig sehen kann.

Im Anschluss führte mich Hilde unterirdisch auf die andere Straßenseite zum Ölberg, wo uns ein Hinweisschild signalisierte, dass nun die heiligen Stätten vor uns liegen.

Hier geht's richtig los

Neben viele Darstellungen der Leiden und Aufopferungen von Maria, einem Haus Nazareth und einer nachgebauten Grotte von Lourdes gab es noch unzählige andere Skulpturen, die kunsthistorisch wohl von großer Bedeutung sind.

Hilde bewacht die schlafenden Apostel

Franziskus predigt den Tieren (außer den Fischen)

Dass Franz von Assisi die Sprache der Tiere verstehen und sprechen konnte, wusste ich noch. Dass dies auch seine Mitbrüder taten, war mir wiederum neu. Und das für mich Überraschendste war dann Hildes Erläuterung, dass der heilige Antonius nicht nur für das Wiederauffinden von verlorenen Gegenständen zuständig ist, sondern auch in dieser Anlage einen eigenen Teich hat, an dem er den Fischen predigte.
Und ziemlich zum Schluss der langen Runde fanden wir dann auch die Szene mit dem Judaskuss, die wir unterwegs vermisst hatten.

Wer steht da vor Antonius?
Der Mann aus Eich mit dem Kuss












Hier konnte ich wiederum mit dem Wissen glänzen, dass Judas aus Eich kam, was nur die wenigstens wissen werden. So vergingen auch hier Stunden in schöner Umgebung mit wenigen Strecke, aber viele n Höhenmetern. Danach tat uns eine kleine Rast auf einem ganz speziellen Bänkchen gut, wo wir vielen verschiedenen Vogelstimmen lauschten und Hilde mir die Legende vom Roten Hahn erzählte, bevor wir wieder zurück zum Parkplatz spazierten. 

Wieder waren Stunden schön und viel zu schnell vergangen. Auf einer kleinen Runde im Auto lernte ich noch die wichtigsten Häuser im Ort kennen, um hinterher im Heim meiner Gastgeberin mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen verwöhnt zu werden. Buchweizenkuchen mit Äpfeln, köstlich!
Ich freue mich jetzt schon auf den bereits fest geplanten nächsten Gegenbesuch. HACH!


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