Ich kenne Angelika seit 2007, aus einer ambulanten Gesprächstherapiegruppe. Sie war ein "Meenzer Meedsche" aus Mombach, das es in erster Ehe in den Westerwald verschlagen hatte. Wir freundeten uns schnell an und unternahmen in den nächsten Jahren einiges zusammen. Im September 2009 schipperten wir gemeinsam über die Donau bis nach Budapest und zurück. Eine sehr schöne Reise.
Angelika und Annette |
Und im März 2010 besuchten wir gemeinsam die Leipziger Buchmesse.
Mädlerpassage in Leipzig |
Beides waren Angelikas Ideen, als gelernte Bibliothekarin besuchte sie 2009 in Wien die Stadtbibliothek und auf der Buchmesse gab es auch viele tolle Sachen zu sehen und zu hören.
Hier startet die Donaufahrt und hier die Reise nach Leipzig.
Später heiratete Angelika dann ins Westfälische und unsere Begegnungen wurden seltener. Aber immer, wenn sie hier in der Gegend war, wo ihre beiden erwachsenen Töchter lebten, trafen wir uns und es war, als wenn keine Zeit dazwischen vergangen wäre. Zudem nutzten wir beide die modernen Kommunikationsmedien und schrieben uns Geburtstagsgrüße oder was sonst so anlag. Ihre Erkrankung war schwerer geworden, sie konnte schon jahrelang nur noch mit Beatmungsgerät den Alltag meistern. Nie hat sie dabei die positive Grundhaltung verloren. Ich gebe zu, das häufige reflexhafte helle Gickeln war auch manchmal nervig, und das konnte ich ihr auch sagen. Heute vermisse ich es.
Anfang Juni hatte Angelika mir geschrieben, dass sie Mitte Juni für zwei Tage in Andernach sei und gefragt, ob ich daheim wäre und wir uns treffen könnten. Sie sei auf dem Weg in die Intensivstation und hoffe, dort schnell eine Spenderlunge zu bekommen, denn das war das Einzige, was ihr bei ihrer Krankheit Lungenhochdruck noch helfen konnte. Sie wolle sich nur vorher 'verabschieden'. Ich habe ihr abgesagt und um Verständnis gebeten, weil es mir selbst seit Anfang des Jahres nicht gut geht. Sie hatte Verständnis und wir haben uns darauf geeinigt, dass wir uns wieder treffen, wenn sie eine neue Lunge und ich neue Ohren hab.
Am Montag, dem 13.Juni, schickte sie mir Bilder aus Andernach von der SkyLounge und vom Merowingerhof und schrieb, dass sie den Aufenthalt genossen hat.
Am 25.06. schrieb mir ihre Tochter Jenny, dass es der Mama sehr, sehr schlecht geht und dass sie in dem Zustand keine OP bekommen kann. Jetzt bleibt nur noch die Hoffnung, dass sie sich wieder fängt. Ich habe ihr daraufhin eine Mutmach-Sprachnachricht geschickt, auf die sie auch reagierte.
Am 29.06. schrieb Angelika dann: Hallo meine Lieben, ich stehe auf Platz 4 der Transplantationsliste. Bekomme also bald eine wunderschöne neue Lunge 🎉
Ich hab mich sowas von gefreut, dass sie doch noch die Kurve gekriegt hat.
Am nächsten Morgen, dem besagten 30.06., saß ich mit meinem Bruder am Frühstückstisch. Kurz vor neun klingelte mein Handy. Angelika. Sie wusste, dass ich wegen meines Hörsturzes nicht telefonieren kann, weil ich am Telefon nix verstehe. So bat ich meinen Bruder, das Gespräch anzunehmen. Es brauchte 3 Versuche, bis die Leitung stand und mein Bruder sie einigermaßen verstehen konnte. Er erzählte mir danach: Sie wollte sich nur nochmal bei mir melden, weil die Ärzte jetzt nichts mehr machen. Es geht zu Ende. Das zog uns beiden die Beine weg.
Kurz vor Mittag kam die Nachricht von Jenny: Hallo ihr Lieben, unsere Mama ist eben friedlich eingeschlafen und ist jetzt bei unserer Omi❤️
Heute schreibe ich ihr zum Gedenken diesen blog-Beitrag. Liebe Angelika, ich bin traurig, dass du nicht mehr hier bist und gleichzeitig froh, dass du nicht länger leiden musst. Wir werden uns wiedersehen.
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