22 Mai 2021

Unentdecktes Andernach

Am Donnerstag Abend hatte Markus mir telefonisch eine Leimrute ausgelegt, wahrscheinlich unbewusst. Er erzählte mir von einer alten Römerstraße zwischen Andernach und Mayen, die jenseits der heutigen Hauptverkehrsadern, der Bundes- und der Landesstraße gelegen habe. Die B256 führt mit einem Schlenker über Miesenheim und Plaidt Richtung Mayen, die L116 ist die Verlängerung des Rennwegs und führt an Eich und Nickenich vorbei entweder nach Kruft oder rund um den Laacher See.
Aber die damalige Hauptverkehrsader lag wohl irgendwo dazwischen. Am gleichen Abend suchte ich bereits bei Google Maps die passende Route heraus, und  am Freitag Mittag überredete ich meinen Kumpel Gerd dazu, einen kleinen Spaziergang ins unbekannte Land zu machen.

Der Hohlweg ins Märchenland

Tatsächlich fand sich der Einstieg in einen alten Hohlweg dort, wo er auch auf der Karte verzeichnet war, und bereits nach wenigen Metern hatten wir das Gefühl, ganz woanders gelandet zu sein. So unscheinbar dieser kleine Pfad auch ist, wirkt er ein wenig wie ein Weg durch den Märchenwald. Links und rechts steigen die steilen Böschungen immer weiter an, obwohl der Weg selbst auch permanent nach oben führt.
Die Vorstellung, dass hier vor 1.500 Jahren Mühlsteine auf Lastkarren von Mayen nach Andernach geschafft wurden, ist schon beeindruckend. Und der Weg zum alten Krahnen ist vom Beginn des Hohlwegs aus auch nicht mehr weit.
Mittendrin konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, einen ausgetreteten Steilweg seitlich in der Böschung hoch zu klettern, um in einem Sträßchen ohne Namen zu landen, jedenfalls ohne Straßenschild, das sich parallel zum darunter liegenden Hohlweg ebenfalls nach oben streckte. Auf diesem Weg blieben wir dann auch, denn diese Böschung wieder runter zu kraxeln, wäre einem Kamikazeflug gleichgekommen. Nach hundert Metern wurde aus der Straße ein autofreier kleiner Spazierweg - und wenige hundert Meter später vereinigte er sich wieder mit dem von rechts kommenden Hohlweg. Am Ende des Hohlwegs saßen zwei Jungs, die wohl gearde aus der Schule kamen, auf einer Holzbank, der gegenüber so etwas wie ein kleiner Bildstock im Hang stand.

Was mag es bedeuten?

Die Jungs waren so nett, uns zu erklären, dass wir, wenn wir hier weitergehen, irgendwann eine Straße überqueren und dann an einem Bach landen würden. Wir machten uns natürlich sofort auf den weiteren Weg und waren uns schnell einig, dass wir in diese Wohngegend noch nie im Leben einen Fuß gesetzt hatten. Kleine Sträßchen, wenig Verkehr, viel Grün, lediglich die Geräusche de nahen B9 waren störend. Unterwegs stand ein weiterer Bildstock, dem ersten sehr ähnlich, leider beide ohne jede Beschriftung, die eine Zuordnung hätte ermöglichen können. Und wir kamen tatsächlich am Bach an, registrierten anhand einiger weniger Straßenschilder grob, in welcher Ecke wir gelandet waren, und machten uns wieder auf den Rückweg. Ein schöner kleiner Spaziergang, den ich bestimmt nicht zum letzten Mal gemacht habe.

1 Kommentar:

  1. Das sieht ja interessant aus, nimm doch beim nächsten Mal Deinen kleinen Bruder mit :-)

    LG
    der Sternenmann

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